So war das Wetter im Sommer 2021: Deutlich zu warm, zu nass mit ausgeglichener Sonnenscheinbilanz

Meridional geprägtes Strömungsmuster. Das war die vorherrschende Großwetterlage. Und wie bei meridionalen Wetterlagen üblich, sorgt entweder eine Süd-Nord-Strömung für deutlich zu warmes Wetter oder eine Nord-Süd-Strömung für erfrischende Temperaturen.
Hitze
Nach einem zu kühlem April und Mai (meridional Nord-Süd) schwenkte die Grundströmung im Juni auf meridional Süd-Nord und sorgte somit für die erste Hitzewelle des Jahres.
Extremwetter
Die Temperaturen erreichten mit +36,6 Grad über Berlin und Baruth am 19. Juni die höchsten Temperaturen des gesamten Sommers. Temperaturen von mehr als +35 Grad sind als Wüstentage zu definieren und es bestand bei einigen die Befürchtung, dass der Sommer 2021 nahtlos an die teils katastrophalen Hitzesommer der Jahre 2018, 2019 und 2020 anknüpfen wird, schließlich waren diese Sommer ebenfalls von einer meridionalen Großwetterlage geprägt.
Doch wie in einem Beitrag von uns einmal erwähnt, gibt es in Jahren nach dem Durchgang des Sonnenfleckminimums eine Auffälligkeit - häufiger war das Wetter in diesen Sommern zu nass und wechselhaft. In Zeiten des Klimawandels hat das einen zu warmen, aber durchwachsenen Sommer zur Folge: Schwache Sonnenaktivität - durchschnittlicher Sommer?
Zweimal zu warm, einmal durchschnittlich
Die Temperaturen erreichten im Juni an überdurchschnittlich vielen Tagen sommerliche bis hochsommerliche Werte, was den Juni am Ende mit einem Temperaturüberschuss von +3,55 Grad (61/90) als den drittwärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 in die Wettergeschichte eingehen ließ (91/20: +2,55 Grad).
Ende Juni sorgten dann unwetterartige Wetterereignisse für Abkühlung und einen durchwachsenen Start in den Juli, der durch eine Vielzahl von Unwettern geprägt war und mit einem Höhepunkt zwischen dem 14. und 15. Juli zu den verehrenden Sturzfluten über Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu einer Katastrophe führte (Hochwasser über West- und Mitteleuropa 2021).
Aber auch das ist durch den Klimawandel und erst recht in Kombination mit meridionalen Wetterlagen möglich und so auch zu erwarten - wir haben das am 4. Juli 2021 einmal näher beschrieben: Die Folgen des Klimawandels - Werden Großwetterlagen beständiger und extremer?
Letztlich war das Wetter im Juli zwar durchwachsen, aber am Ende im Vergleich zum vieljährigen Klimawert von 1961 und 1990 um +1,43 Grad zu warm (91/20: +0,0 Grad).
Den Abschluss des meteorologischen Sommers bildet der August und der beständig unbeständige Wettercharakter aus dem Juli setzte sich im August fort. War der August bis zum Beginn der letzten Dekade noch um +0,7 Grad zu warm, so sorgte ein Störimpuls in der letzten Augustdekade für eine Abkühlung, die mancherorts schon an den Frühherbst erinnerte. Am Ende war das Wetter im August gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von -0,06 Grad normal (91/20: -1,4 Grad).
Die Temperaturen im Sommer 2021
Der höchste Wert wurde mit +36,6 Grad über Berlin am 19. Juni erreicht. Die tiefste Temperatur stammt mit +0,5 Grad vom 1. Juni und wurde über Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) erreicht.
Das wärmste Bundesland war mit einer durchschnittlichen Temperatur von +19,2 Grad Brandenburg und Berlin (Abweichung 61/90: +2,1 Grad). Etwas frischer war es mit +17,3 Grad über Thüringen (Abweichung 61/90: +1,6 Grad).
Ein zu warmer Sommer
Im Flächenmittel galt der Sommer bis zum 20. August als der fünftwärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fest. Bekannterweise wird die Abrechnung aber erst am Ende gemacht und mit einer durchschnittlichen Temperatur von +17,9 Grad liegt der Sommer außerhalb der Top 10 der heißesten Sommer.
Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 war der Sommer um +1,62 Grad deutlich zu warm. Im Vergleich zur wärmeren Periode von 1991 und 2020 lag die Abweichung bei +0,3 Grad im nur leicht zu warmen Bereich.
Vergleicht man den Sommer mit den anderen Sommern, so muss man gar nicht weit zurückblicken. Der Sommer 2017 war von den Temperaturen her ähnlich und der Sommer 2016 war etwas kühler als der diesjährige.
Monat | Temperatur | Temperatur-Abweichung (1961/1990) | Temperatur-Abweichung (1991/2020) |
---|---|---|---|
Juni 2021 | +18,95 Grad | +3,55 Grad | +2,55 Grad |
Juli 2021 | +18,37 Grad | +1,43 Grad | +0,0 Grad |
August 2021 | +16,46 Grad | -0,06 Grad | -1,4 Grad |
Sommer 2021 | +17,90 Grad | +1,62 Grad | +0,3 Grad |

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Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +2,1 Grad |
Baden-Württemberg | +1,3 Grad |
Bayern | +1,5 Grad |
Hessen | +1,4 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +2,2 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +1,8 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +1,4 Grad |
Rheinland-Pfalz | +1,3 Grad |
Schleswig-Holstein | +1,9 Grad |
Saarland | +1,1 Grad |
Sachsen | +1,7 Grad |
Sachsen-Anhalt | +2,0 Grad |
Thüringen | +1,6 Grad |
Überdurchschnittlich viele Hitze- und Sommertage
In Summe gab es 4,4 Hitzetage (Durchschnitt 61/90: 4,0 Tage) und an 31,6 Tagen gab es sommerliches Wetter mit mehr als +25 Grad (Durchschnitt 61/90: 22,8 Tage). Tropische Nächte gab es an 0,6 Nächten.
Saison | Hitzetage | Sommertage | Tropennächte |
---|---|---|---|
Sommer 2021 | 4,4 (4,0) Tage | 31,6 (22,8) Tage | 0,6 (0,6) Tage |
Der Regen: unwetterartig und in Summe ein zu nasser Sommer
In Erinnerung werden bleiben zwei Unwetterereignisse. Das eine Ende Juni, das zweite Mitte Juli. Ende Juni gab es über Ludwigsburg (Brandenburg; Uckermark) mit 198,7 l/m² den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden. Das verheerende Unwetter Mitte Juli brachte mit 153,5 l/m² über Köln (Nordrhein-Westfalen) vergleichsweise weniger Niederschlag, doch sind zwischen den Regionen die orografischen Bedingungen ganz andere. Während über dem Osten die Niederschläge ohne viel Tamtam abfließen konnten, sorgten diese Mitte Juli über Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für katastrophale Ausmaße.
Fast 1.000 l/m² an Regen
Die höchste Niederschlagsmenge über den gesamten Sommer gab es über der Obere Firstalm (Schlierseer Berge, Bayern) - dort konnten 952,3 l/m² an Regen gemessen werden. Überhaupt sind über Bayern viele Niederschlagsereignisse registriert worden, insbesondere über den Gebieten südlich der Donau und so verwundert es auch nicht, dass Bayern mit 408 l/m² die Hitliste der niederschlagsreichsten Bundesländer mit einem erheblichen Vorsprung anführt. Auf Platz 2 liegt rund 387 l/m² Baden-Württemberg.
In Summe brachten es der Juni, der Juli und der August auf eine Regensumme von 306 l/m², was im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um 29 Prozent zu nass ist. Normalerweise sind Regensummen von 239 l/m² zu erwarten. Schaut man in die Vergangenheit zurück, so muss man auch hier nicht lange suchen. Der Sommer 2017 hat sein Niederschlagssoll mit 310 l/m² um 35 Prozent übererfüllen können.
Monat | Regensumme | Niederschlag-Abweichung |
---|---|---|
Juni 2021 | 94,65 l/m² | 113 Prozent |
Juli 2021 | 108 l/m² | 138 Prozent |
August 2021 | 103 l/m² | 135 Prozent |
Sommer 2021 | 306 l/m² | 129 Prozent |

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Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 131,7 % |
Baden-Württemberg | 136,2 % |
Bayern | 136,9 % |
Hessen | 127,5 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 116,3 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 109,1 % |
Nordrhein-Westfalen | 125,9 % |
Rheinland-Pfalz | 136,7 % |
Schleswig-Holstein | 98,8 % |
Saarland | 135,8 % |
Sachsen | 151,7 % |
Sachsen-Anhalt | 129,8 % |
Thüringen | 151,4 % |
Ausgeglichene Sonnenscheinbilanz
Der Sommer 2021 brachte es auf ganze 612,5 Sonnenstunden und erreichte mit 99,4 Prozent nahezu den vieljährigen Sollwert. Anders formuliert gab es eine normale Sonnenscheindauer. Den meisten Sonnenschein gab es mit 791 Stunden über Arkona (Mecklenburg-Vorpommern). Abseits der Küsten von Mecklenburg-Vorpommern war Fürstenzell in Bayern mit 727 Sonnenstunden verwöhnt
worden.
Vergleichsweise wenig Sonnenschein gab es mit 452 Stunden über Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen).

© www.mtwetter.de
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 101,4 % |
Baden-Württemberg | 97,4 % |
Bayern | 103,9 % |
Hessen | 98,8 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 100,5 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 96,3 % |
Nordrhein-Westfalen | 97,0 % |
Rheinland-Pfalz | 99,9 % |
Schleswig-Holstein | 96,2 % |
Saarland | 94,7 % |
Sachsen | 103,2 % |
Sachsen-Anhalt | 98,7 % |
Thüringen | 95,0 % |
Ein zu warmer Sommer
Der Sommer 2021 war außergewöhnlich. Seine Struktur war mit einer meridionalen Wetterlage ungewöhnlich und brachte zahlreiche unwetterartige Wetterereignisse zum Vorschein, manche davon verheerend und katastrophal. Darunter auch ein Tornado, den wir in der Bilanz nicht unterschlagen wollen. Dieser trat am 16. August in der Stärke F2 nordöstlich von Emden in Erscheinung und führte an rund 50 Gebäuden zu teils erheblichen Schäden (YouTube-Doku). Ja, der Sommer wird einigen Menschen für längere Zeit in Erinnerung bleiben und hat es in einigen Ortschaften in die Geschichtschronik geschafft. In Summe war ein es zu warmer und zu nasser Sommer mit einer ausgeglichenen Sonnenscheinbilanz.
Klimawandel: Der Sommer wird wärmer
Rückblickend auf die letzten 20 Jahre sind die Sommer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,5 Grad wärmer geworden. Sucht man den letzten normalen
Sommer, so muss man 25 Jahre zurückblicken. Der letzte zu kalte Sommer war mit einer Abweichung von -0,47 Grad im Jahre 1993 registriert worden und liegt nun 28 Jahre zurück. Wenn man so will, waren die Sommer der letzten 28 Jahre zu warm.
Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter im Sommer 2024 entwickeln kann.