Die Frühlingsprognose: Extreme Umschwünge - Vom Frost und den ersten Hitzetagen
Mit dem März beginnt der meteorologische Frühling und endet mit dem Mai. Während es im März und April noch winterliche Kapriolen gibt, setzt der Mai bereits die ersten sommerlichen Akzente. Das ist der übliche Verlauf des Frühlings – doch hält sich der Frühling 2025 daran? Und wie sehen die Wettertrends der Langfristmodelle aus? Sind Rekordtemperaturen, Hochwasser, Unwetter und Trockenheit wie im vergangenen Jahr möglich?

Der Frühling macht sich in der letzten Februardekade bemerkbar, und es häufen sich die Anfragen, ob es sich um einen nachhaltigen Durchbruch des Frühlings handelt. Nach den aktuellen Berechnungen ist das wohl nicht der Fall, denn zum einen stabilisiert sich der Polarwirbel, und zum anderen schwächt sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa ab. Das ist keine Absage an den Frühling, doch die Entwicklung der Großwetterlage vom 26. Februar bis zum 3. März zeigt sich gestört. Sowohl eine nachhaltige Abkühlung als auch der Erhalt der frühlingshaften Wetterlage sind möglich. Wahrscheinlich ist eine Wetterentwicklung, die dazwischen liegt. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März
Reaktiver Polarwirbel
Entscheidend dafür, ob sich der Frühling über Deutschland, Österreich und die Schweiz nachhaltig durchsetzen kann, ist der Polarwirbel mit seinem Cluster zwischen Kanada und Grönland. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Gesamtzustand des Polarwirbels bis in die Stratosphäre. Dieser Zustand bestimmt, ob der Winter von März bis April immer wieder Akzente setzen kann oder nicht.

Klare Struktur des Polarwirbels
In den obenstehenden Wetterkarten sind zwei entscheidende Merkmale enthalten. Die Karten zeigen die Großwetterlage Anfang März – ja, das ist noch eine ganze Weile hin. Doch trotz der Unterschiede im Detail sind die Positionierung und der Zustand des Polarwirbels sowohl in der Prognose der Amerikaner als auch der Europäer sowie im Mittelwert aller Kontrollläufe nahezu identisch.
Polarwirbel über Kanada und Grönland
Der Cluster des Polarwirbels über Grönland ist in der Regel der Antreiber, der ein Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Europa entsendet. Ob die Tiefdrucksysteme jetzt auf ein Hoch auflaufen oder zu einer nachhaltigen Westwetterlage führen, ist erst einmal sekundär. Was sich jedoch festhalten lässt, ist, dass eine winterliche Wetterentwicklung bis auf das Flachland herab wenig wahrscheinlich ist. Wahrscheinlicher ist nasskaltes bis allenfalls frühlingshaftes Wetter – soweit, so gut.
Schaut man sich die Druckverteilungen (Clusteranalyse) an, so bestätigen diese die Berechnungen der Prognosemodelle. Derzeit gibt es drei Szenarien, und alle drei sind von einem positiven NAO-Index geprägt (Islandtief und Azorenhoch). Zwei der Varianten berechnen ein Blockadehoch über Mitteleuropa, eine davon den vollständigen Durchbruch der Frontalzone mit nachfolgender Nordwestwetterlage. Anders formuliert: Nach der Clusteranalyse liegt die Wahrscheinlichkeit für Frühlingswetter bei 66 Prozent und für eine nasskalte Witterung bei 33 Prozent. Wir haben die drei Varianten einmal gegenübergestellt.

Die Randfaktoren
Die oben stehenden Wetterkarten zeigen einen intakten Polarwirbel (positiver AO-Index) und auch ein gutes Verhältnis zwischen dem Islandtief und Azorenhoch (positiver NAO-Index). Und ja, aktuell ist es so, dass sowohl der NAO- als auch der AO-Index in seiner jeweiligen Einzelberechnung bis in den März hinein zwar einen negativen Trend aufweist, doch in Summe bleiben beide Randfaktoren positiv besetzt. Eine Ansage!
Zustand des Polarwirbels
Kommen wir zu einem gewichtigeren Randfaktor, der frühzeitig Auskunft über den Zustand des Polarwirbels im März und April liefern kann. Unter bestimmten Voraussetzungen ist das auch bis in den Mai möglich, dazu aber an anderer Stelle dann mehr. Wichtig ist der Zustand des Stratosphärenwirbels. Dreht dieser mit steigendem Sonnenstand unbeirrt seine Runden, so wird sich an der oben geschilderten Situation wenig verändern.
Reißt die Grundströmung von West nach Ost jedoch plötzlich ab und dreht auf Ost-West, dann rappelt’s im Karton. Denn ab diesem Moment drehen sich die oberen Luftschichten in eine andere Richtung als die unteren Schichten des Polarwirbels. Das ist nicht gut und kann im Extremfall zu einem verfrühten, kompletten Zusammenbruch des Polarwirbels führen. Und sollte sich der Polarwirbel von diesem Zusammenbruch nicht mehr erholen, so kann das eben auch Auswirkungen auf das Wetter im Mai haben.
Man unterscheidet zwischen drei Phasen: Minor-Warming (kommt häufig vor), Major-Warming (Windumkehr und kommt ab März gehäuft vor) und Final-Warming (kompletter Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels, kommt zwischen April und Mai vor).
Aktuell zeichnen sich die üblichen Minor-Warmings ab, welche den Stratosphärenwirbel zwar schwächen und die Winde von +234 km/h auf +73 km/h absinken lassen, doch bleiben die Winde positiv bewertet, und das bedeutet: keine Windumkehr. Also nein, mit einem frühzeitigen Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels ist so schnell nicht zu rechnen, was wiederum die oben stehende These einer nasskalten bis frühlingshaften Witterung stützt.

So wird das Wetter im Frühling 2025 nach den Langfristmodellen
Eine rasche Rückkehr des Winters ist also wenig wahrscheinlich, aber zum aktuellen Stand auch nicht ausgeschlossen. Das Frühlingswetter mit Temperaturen jenseits der +15 Grad-Marke zum Ende der Woche wird jedoch nicht lange anhalten und bereits zum 26. Februar einen Dämpfer erfahren. Wahrscheinlicher ist eine Wetterentwicklung, die in den ersten Märztagen zwischen einer nasskalten und einer frühlingshaften Tendenz schwankt.
März
Die Langfristmodelle – und das ist das Interessante – berechnen den März mit einer Anomalie von +1,5 bis +3,0 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert als deutlich zu warm. Da gibt es kaum Unterschiede. Der zweite – wichtige – Aspekt ist die Niederschlagsprognose, die nur nach der Langfristprognose der Europäer normal ausfallen soll. Die Amerikaner und die NASA simulieren den März hingegen deutlich zu trocken.
Zieht man den Rückschluss aus zu warm und zu trocken, so passt das mit der Clusteranalyse eines Blockings über Mitteleuropa gut zusammen.
April
Klares Statement der Amerikaner und der Europäer: Der April soll mit einer Anomalie von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend bis +3,0 Grad deutlich bis erheblich zu warm ausfallen können. Die NASA simuliert jedoch mit einer Anomalie von -0,5 bis +0,5 Grad einen normalen Temperaturverlauf im April.
Die Niederschlagsprognose ist nicht sonderlich auffällig und bewegt sich im Bereich des vieljährigen Sollwerts. Der April – und das ist typisch bei einem Zusammenbruch des Polarwirbels – ist noch keineswegs sicher in seiner Entwicklung. Geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, dann zu warm und wechselhaft.
Mai
Der Mai – und das ist gleich die erste Auffälligkeit – wird von den Amerikanern und der NASA zu nass simuliert. Die Europäer berechnen einen neutralen Verlauf. Nach dem Zusammenbruch des Polarwirbels werden Störimpulse aktiviert, die für abwechslungsreiches Frühlingswetter sorgen können.
Die Temperaturanomalie ist nach den Amerikanern und den Europäern mit +1,0 bis +2,0 Grad positiv ausgeprägt, während die NASA mit +0,0 bis +1,5 Grad auch einen normalen bis leicht zu warmen Temperaturverlauf ins Spiel bringt.
Der Frühling
In Summe lässt sich zum aktuellen Stand ein durchwachsenes Frühjahr feststellen, das zwar auch seine trocken bis sehr trockenen Phasen haben kann, jedoch deutet im Moment nichts auf eine ausgeprägte Dürrephase im Frühling hin. Klar ist auch, dass der Frühling mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu kalt ausfallen wird. Die Mehrheit berechnet zudem eine Temperaturanomalie, die sich im Frühling zwischen +1,0 und +2,0 Grad und im Trend bis 2,5 Grad bewegen kann. Soweit der Stand.