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Schwache Sonnenaktivität - durchschnittlicher Sommer?

| M. Hoffmann
Hat eine schwache Sonne einen Einfluss auf das Wetter im Sommer?

Welchen Einfluss hat die Sonnenaktivität auf das Wetter und wenn ja, wie hoch ist dieser? Kann die Sonnenaktivität darüber entscheiden, ob ein Sommer zu warm oder zu kalt ausfallen kann?

Schwache Sonne. Die Sonne hat einen Aktivitätszyklus, der über 11,1 Jahre andauert und in seinen Zyklen zwischen 9 bis 14 Jahren (Schwabe Zyklus) schwanken kann. Zudem sind die Zyklen unterschiedlich stark ausgeprägt. Aber auch die Aktivitätsspitzen schwanken enorm und zum aktuellen Stand befindet sich die Sonne in einem schwach ansteigenden Zyklus. Das Minimum von Dezember 2019 bis September 2020 durchschritten.

Hat die Sonne einen Einfluss auf die Großwetterlagen?

Ja, die Sonne hat definitiv einen Einfluss auf Großwetterlage, die Frage ist nur, ob das auch der Fall ist, wenn die Sonne weniger aktiv ist? Es lässt sich beobachten, dass mit einer schwachen Sonnenaktivität vermehrt meridionale Wetterlagen auftreten und die typischen Westwetterlagen weniger aktiv sind. Darüber hinaus stellt man eine Häufung von meridionalen Wetterlagen vom Frühjahr bis in den Herbst fest, die über Deutschland sowohl für kühle und abwechslungsreiche, als auch sehr warme bis heiße und sehr trockene Wetterlagen sorgten. Es gibt aber auch eine Vielzahl anderer Gründe, warum das so sein kann (schwächelnder Golfstrom, zurückgehende Eismasse in der Arktis, Klimaerhitzung).

Kommen meridionale Wetterlagen und gestörte Zirkulationsmuster bei einer schwachen Sonnenaktivität häufiger vor?
Kommen meridionale Wetterlagen und gestörte Zirkulationsmuster bei einer schwachen Sonnenaktivität häufiger vor?
© www.meteociel.fr

Warmer Sommer, kalter Sommer?

Die Sonnenaktivität nimmt aus einem Minimum heraus langsam wieder an Fahrt auf. Die Eigenschaft von meridionalen Großwetterlagen ist definiert durch eine Hochdruckposition, die mit einer Nord-Süd-Strömung über Deutschland, Österreich und der Schweiz sowohl für kühlere Wetterphasen (meist im Mai und auch im Juni) und mit einer Süd-Nord-Strömung auch für Hitzephasen sorgen kann (meist im April, Juli, August und September). Gut möglich, dass das Wetter im Sommer 2021 aus dieser These heraus deutlich zu warm und zu trocken ausfallen kann (Südströmung), es ergibt sich aber auch die Chance für einen normalen oder gar zu kühlen Sommer (Nordströmung).

Die Aktivität der Sonne hat nur wenig Einfluss auf die Temperaturen im Sommer

Ob die Wetterlagen bei einem Sonnenfleckminimum nun besonders häufig meridional ausgerichtet sind, muss an anderer Stelle bewiesen werden. Was uns interessiert ist, ob ein Sommer mit einer schwachen Sonnenaktivität zu kalt ausfallen kann?

In der nachfolgenden Aufstellung sieht man, dass die Sommer in den Jahren mit einem Sonnenfleckenminimum sowohl zu warm, als auch normal ausgefallen sind. Keiner davon war signifikant zu kalt. Anders formuliert hat die Sonnenaktivität im Moment des Minimums keinen signifikanten Einfluss auf die Temperaturen und auch bei der Niederschlagsaktivität lässt sich für den Sommer kein klares Muster ableiten. Im Gegenteil waren die Sommer mit einem Minimum doch stets die wärmeren.

Das kann ein Hinweis sein, warum der im Sonnenfleckminimum Sommer 2020 deutlich zu warm war, aber trotzdem - dank der meridionalen Wetterlagen - seine kühleren Phasen hatte.

Temperaturabweichungen Sommer zum Sonnenfleckenminimum in Abhängigkeit zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990
Sommer Tem­peratur Ab­weichung
1964 +16,95 Grad +0,65 Grad
1976 +17,62 Grad +1,36 Grad
1986 16,4 Grad +0,14 Grad
1996 16,26 Grad -0,01 Grad
2008 +17,43 Grad +1,16 Grad
2020 +18,18 Grad +1,9 Grad

Das Jahr nach dem Minimum - Ein zu kalter Sommer?

Interessant aber ist, dass im Jahr nach dem Minimum einer Sonnenaktivität so etwas wie eine Singularität feststellen lässt. Die Winter sind meridional geprägt (wie der Winter 2020/21) und das Muster zieht sich durch den Sommer durch. Anders formuliert: nimmt die Sonnenaktivität wieder zu, so war der Sommer nach dem Durchschreiten des Minimums häufig kühler aufgestellt.

Nicht signifikant, aber auffällig. Rechnet man die Klimaerhitzung dazu, so wurde dieser Effekt in den letzten drei Zyklen komplett aufgehoben. Zu stark wirkt sich das Phänomen der Klimaerwärmung aus, es zeigt aber, dass der Sommer 2021 ein Potential hat, etwas kühler und auch durchwachsener als seine Vorgänger auszufallen.

Mehr Niederschlag

Apropos durchwachsen. Schaut man sich die Niederschläge in den Sommern nach dem Sonnenfleckminimum ab, so waren die Sommer jeweils überproportional nass, bzw. in Zeiten des Klimawandels nur leicht zu trocken.

Temperaturabweichungen Sommer zum nach Durchschreiten des Sonnenfleckenminimums in Abhängigkeit zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990
Sommer Tem­peratur Ab­weichung Niederschlag
1965 +15,14 Grad -1,6 Grad +20 %
1977 +15,95 Grad -0,31 Grad +14 %
1987 +15,44 Grad -0,81 Grad +27 %
1997 +17,62 Grad +1,35 Grad +4 %
2009 +17,15 Grad +0,89 Grad -2 %

Keine kausalen Zusammenhänge

Der Sommer 2021 befindet sich exakt im ersten Jahr nach Durchgang des Minimums und sollte an der These irgendetwas dran sein, so sollte der Sommer 2021 zu warm, dafür aber deutlich durchwachsen ausfallen können (normale bis erhöhte Niederschlagsbilanz). Anders formuliert lassen sich aus den Beobachtungen keine kausalen Zusammenhänge, lediglich Auffälligkeiten ableiten. Am Ende des Sommers 2021 wird man schlauer sein.

Aktuelle Sonnenaktivität - Stand Juni 2021
Aktuelle Sonnenaktivität - Stand Juni 2021
© www.spaceweatherlive.com

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