Die Folgen des Klimawandels - Werden Großwetterlagen beständiger und extremer?
Das Wetter ist in den letzten Jahren extremer geworden und besonders fällt das seit dem Jahre 2018 auf. Hitze und Dürre mit nachfolgend unwetterartigen Starkniederschlägen. Eine beständige Westwindwetterlage hat es schon lange nicht mehr gegeben. Sind das die Folgen des Klimawandels und was bedeutet das für die Zukunft? Wir haben uns darüber ein paar Gedanken gemacht.
Zonal verlaufende Grundströmung. So nennt sich die Westwetterlage, die meist von einem Islandtief oder von einem Tiefdruckzentrum über Skandinavien steuern lässt. Häufiger treten diese in den Übergangsphasen der Jahreszeiten auf. Doch seit 2018 sind Westwetterlagen nur noch in den Wintermonaten in Erscheinung getreten und sind im letzten Winter fast ganz ausgeblieben. Das, was einmal normal
war, gibt es so nicht mehr. Mag sein, dass das nur eine vorübergehende Phase ist, es kann aber auch gut sein, dass das Ausbleiben der Westwetterlage mithilfe des Klimawandels zu einer Gesetzmäßigkeit wird.
Das Westwetter, der meridionale Verlauf und die gestörte Zirkulation
Eine Westwetterlage besticht durch eine warme Vorderseitenanströmung und kühles Rückseitenwetter, dass in der Übergangsphase mit turbulenten und unwetterartigen Wetterereignissen auf sich aufmerksam machen kann. Hat sich die Westwetterlage einmal etabliert, hält diese sich meist für einen Zeitraum von 7 bis 14 Tage. Und das geschieht in regelmäßiger Abwechslung mit Hochdrucksystemen. Aus diesem Grund gilt/galt das Wetter über Mitteleuropa - und insbesondere über Deutschland - als gemäßigt und abwechslungsreich.
Die nicht normalen Wetterlagen
Normal
gibt es im eigentlichen Sinne nicht, da sich die Normalität aus einem Durchschnitt ableitet. Früher überwogen die Westwetterlagen und mit früher meinen wir die Jahre vor 2000. Nach und nach schlichen sich - zunächst vereinzelt - dann aber in zunehmenden Maße andere Großwetterlagen dazwischen und traten in den letzten 4 Jahren vermehrt und länger andauernd in Erscheinung.
Die gestörte Zirkulation
Diese bezeichnen wir gerne als eine Wetterlage, bei der die Zonalisierung keine Chance hat und die Grundströmung über Europa aus der entgegengesetzten - und damit aus östlichen - Richtung kommt. Das ist nur dann möglich, wenn sich Deutschland am Rande eines Hochdrucksystems über Skandinavien befindet. Gewinnt das Hoch über Skandinavien an Stabilität, so hält es sich für einen längeren Zeitraum. Der Wind ist im Sommer trocken und warm, manchmal auch heiß. Im Winter haben die Ostwetterlagen den Hochwinter zur Folge - knackig kalt und wenig Schnee. Eine Abwandlung ist die Omegawetterlage, bzw. das Hoch über Mitteleuropa, sofern es dem Hoch über Skandinavien gelingt, eine Achse nach Süden auszubilden. Vermehrt kommt diese Wetterlage in den Sommermonaten zustande.
Die meridionale Wetterlage
Kommen wir nun zu der Großwetterlage, die das Wetter über Deutschland seit nunmehr knapp 17 Monaten nahezu ununterbrochen dominiert. Meridional bedeutet eine Grundströmung, die von Nord nach Süd, oder von Süd nach Nord verlaufen kann. Je nachdem auf welcher Seite sich Deutschland befindet, sind zu kühle, als auch deutlich zu warme und in bestimmten Fällen extrem heiße Phasen möglich. Schaut man sich die letzten 24 Monate an, so war nur ein Monat normal
, zwei zu kalt und 21 Monate waren deutlich zu warm. Der Durchschnitt der letzten 24 Monate war um +1,9 Grad wärmer, als der vieljährige Mittelwert von 1961 und 1990. Ein Normal
gibt es nicht!
Zunehmend meridionale Großwetterlagen
Blickt man auf die letzten Jahre und insbesondere auf die Jahre nach 2018 zurück, so häufen sich meridionale Grundströmungen. Woran liegt das und welche Folgen kann das für das zukünftige Wetter über Deutschland haben?
Eisschwund in der Arktis
Gleich vorweg - es handelt sich hierbei um eine Beobachtung der letzten Jahre mit einer daraus folgenden These für die Zukunft. Es bildet somit eine Möglichkeit ab, die so kommen kann, aber nicht muss. Was an dieser These dran ist, lässt sich erst rückblickend sagen.
Ein wichtiges Kernelement der zukünftigen Wetterlagen ist das schwindende Eisschild der Arktis. Permanent liegt die Ausdehnung der Eismassen in den letzten Jahren unter dem vieljährigen Durchschnittswert von 1981 und 2010. Die Ausdehnung liegt sogar unter dem, was die Schwankungsbreite abbildet. Anders formuliert handelt es sich hierbei um einen markanten Vorgang, der in Zeiten der Klimaerhitzung weiterhin Bestand haben und weiter fortschreiten wird.
Der Jetstream verschiebt sich
Wie kann das Eisschild der Arktis Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland haben? Stark vereinfacht ausgedrückt sehr viel. Eis hat eine stärkere Abstrahlung zur Folge, als es Landmassen haben. Dadurch kühlt sich die Luft stärker ab, als das ohne Eis der Fall wäre. Anders formuliert: Mehr Eis, mehr kalte Luft und je weiter sich das Eis und die kalten Luftmassen nach Süden ausdehnen, desto stärker werden die Temperaturgegensätze, was wiederum Einfluss auf das Starkwindband - den Jetstream - hat. Zieht sich das Eis der Arktis zurück, folgt das Starkwindband nach - es verschiebt sich nach Norden und von Süden rückt hoher Luftdruck nach.
Infolge der weniger extremen Temperaturgegensätze schwindet das Starkwindband, es schwächt sich ab, beginnt zu mäandrieren (verschlungen) und daraus entstehen möglicherweise die nun vermehrt auftretenden meridionalen Wetterlagen.
Und irgendwann schwingt sich das System ein
Die meridionalen Wetterlagen sind im Übrigen für das zu kühle Wetter im April und Mai verantwortlich - überwogen, aber haben seit 2018 die warmen bis extrem heißen Varianten der Süd-Nord-Strömung. Man kann sich die meridionalen Wetterlagen auch als Amplituden einer Schwingung vorstellen bei der Deutschland mal in die kühle und mal in die warme Anströmung der Luftmassen gerät.
Auf den Punkt gebracht
Kommen wir nun zu unserer These. Durch das sich zurückbildende Eisschild der Arktis schwinden die Temperaturgegensätze und damit die Turbulenzen. Momentan befindet sich das System in einer Übergangsphase. Doch was sich in den letzten Jahren hat schon beobachten lassen ist, dass die Großwetterlagen zunehmend beständiger werden. Ein Rhythmus von sich abwechselnde Wetterlagen im Zeitraum von 7 bis 14 Tage - wie das früher der Fall war - zeigt sich zunehmend seltener.
Ein sich einschwingendes System
Blickt man nun in die Zukunft, so kann man davon ausgehen, dass durch die fehlende Dynamik sich ein Schema einpendelt. Die Schwingung stabilisiert und festigt sich. Infolge daraus wird man mit extrem beständigen Wetterlagen rechnen können, die entweder von tiefem (viel Regen und Unwetter) oder hohem Luftdruck (Trockenheit, Hitze, Dürre) dominiert sind. Anders ausgedrückt: Das System schwingt sich ein und kann über Monate hinweg das Wetter über Mitteleuropa bestimmen. Schwindet das Eis der Arktis und schwächt sich der Golfstrom komplett ab, ist gar keine Dynamik mehr vorhanden und mit dauerhaft präsenten Großwetterlagen wäre zu rechnen. Dauerhaft warm und trocken oder dauerhaft regen und kühl. Beides ist wenig erstrebenswert und bislang Bauernregeln verlieren weiter an Gültigkeit. Was denken Sie über diese These - wir freuen uns über ihre Rückmeldung an team@wetterprognose-wettervorhersage.de.