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Wetterprognose: Ungewöhnliche Wetterentwicklung - geht der Hochsommer in die Verlängerung?

| M. Hoffmann

Wo bleibt der Herbst und ist das alles noch normal? Viele Anfragen dieser Art erreichten uns in den vergangenen Stunden zuhauf. Die Frage nach dem Herbst lässt sich leicht beantworten, denn dieser ist mit Temperaturen von +10 bis +15 Grad so schnell nicht zu erwarten. Ob das alles noch normal ist, hängt wiederum von der Ausgestaltung der kommenden Großwetterlage ab und da zeichnet sich eine ungewöhnliche Entwicklung ab.

Erhaltungsneigung - Geht der Hochsommer in die Verlängerung?
Erhaltungsneigung - Geht der Hochsommer in die Verlängerung?

Eine kleinräumige Störung rückt in den kommenden Tagen näher an Deutschland heran und integriert sich Anfang September in ein Hoch, welches über Mitteleuropa liegt. Die Definition eines Höhentiefs ist damit erfüllt. Nach den aktuellen Prognosen verlagert sich die Störung zunächst zwischen Schweden, der Ostsee und Finnland, wird jedoch zum 5. September wieder zurück auf den Atlantik katapultiert. Einmal hin und einmal zurück. Das Ganze vollzieht sich in einem gradientenschwachen Raum, sodass quasistationäre Vorgänge zu erwarten sind.

Unwetterartiger Niederschlag nicht auszuschließen
Details bleiben für den Moment noch abzuwarten und die Prognose-Modelle berechnen den Vorgang noch höchst unterschiedlich. Klar ist jedoch, dass die Hitze nach Norden zieht und die Temperaturen Anfang September mit +25 bis +30 Grad und örtlich von bis +35 Grad in den sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich hochtreibt. Der Störimpuls sorgt jedoch für eine Destabilisierung der Luftmassen und zugleich für die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen. Die Temperaturen erreichen bis zum 4. September mit Werten von +24 bis +28 Grad und über den östlichen Landesteilen mit bis +35 Grad weiterhin ein hochsommerliches Spektrum, doch schießen immer mehr Quellwolken in die Höhe und provozieren im Schwerpunkt über dem Westen und Süden teils unwetterartige Wetterereignisse. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September 2024

Zwar bleiben Details noch abzuwarten, doch zeigt sich über dem Süden und Westen ein erhöhtes Aufkommen Schauern und Gewittern - teils unwetterartig ausfallend
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Zwar bleiben Details noch abzuwarten, doch zeigt sich über dem Süden und Westen ein erhöhtes Aufkommen Schauern und Gewittern - teils unwetterartig ausfallend © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Erhaltungsneigung - dem Hoch gelingt die Regenerierung

Was vor rund sechs Tagen mit einer These zur Erhaltungsneigung begann, hat sich zwischenzeitlich in der Wetterprognose der Europäer gefestigt. Auch heute erkennt man keine Abkehr von einer sommerlichen Wetterentwicklung. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Hochdruckzone stabilisiert und verstärkt sich zunehmend
Die Erhaltungsneigung ist erfüllt, wenn sich eine stabile Wetterlage von einer Störung kurzzeitig beeinflussen, sich nachfolgend jedoch wieder aufbauen kann. Der Störimpuls über Skandinavien - und das lässt sich bereits aus den oben stehenden Wetterkarten entnehmen - wird durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn auf den Atlantik befördert und dreht sich zunächst im Bereich von England, Spanien und Portugal ein. Auf der anderen Seite stabilisiert sich die Hochdruckachse von Skandinavien bis über die Mittelmeerregion reichend.

Der Störung bleiben von diesem Punkt an nur noch wenige Entwicklungsoptionen. Eine davon berechnet die Vorhersage der Europäer, bei der sich ein Hochdruckkeil weiter in Richtung Island ausdehnt und die Störung noch weiter nach Westen befördert.

Vollständig gestörte Zirkulation
Somit sind auch die Bedingungen einer vollständig gestörten Zirkulation erfüllt. Eine Westwetterlage, oder eine Regenerierung der atlantische Frontalzone - samt Tiefdruckrinne - lässt sich beim besten Willen nicht erkennen und wird auch bis auf Weiteres so nicht möglich sein.

Und so bleibt die Dominanz des Hochdrucksystems über Deutschland noch bis mindestens dem 9. September bestehen, was die Temperaturen mit +24 bis +28 Grad und örtlich mit bis +32 Grad im sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich einpendeln lässt. Mit nennenswertem Niederschlag ist dann nicht mehr zu rechnen.

Die Erhaltungsneigung in Form eines Hochdruckblocks über Europa - der Sommer geht mit einer hochsommerlichen Temperaturentwicklung in die Verlängerung
Die Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die Erhaltungsneigung in Form eines Hochdruckblocks über Europa - der Sommer geht mit einer hochsommerlichen Temperaturentwicklung in die Verlängerung © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Hitzewelle wird verlängert, Wetterumschwung möglich

Es hat sich im Wettertrend der vergangenen Tage bereits abgezeichnet. Die Abschwächung der Hitze wurde von Tag zu Tag nach hinten verzögert. Was ursprünglich einmal zum 4. September hätte enden sollen, wird jetzt bis mindestens zum 9. September verlängert. Denn auch die Wettervorhersage der Amerikaner hat die Zufuhr kalter Luftmassen aus dem Programm genommen und schwenkt auf die Variante der Erhaltungsneigung ein.

Nach Störimpuls - neuerlicher Aufbau der Hochdruckzone
Die Regenerierung der Hochdruckzone wird favorisiert und erfüllt somit die Definition der Erhaltungsneigung. Anders, wie nach den Europäern, liegt die Hochdruckzone jedoch zentraler über Mitteleuropa und dehnt sich nicht so weit nach Norden in Richtung Skandinavien aus. Infolge daraus hat die atlantische Frontalzone zumindest die Möglichkeit, sich im Bereich vom östlichen Kanada über Grönland, Island und der Barentssee zu entwickeln, was nach dem 9. September zur Beeinflussung des Wetters über Deutschland führen kann.

Sommerwetter mit hochsommerlichem Ansatz
Bis die Störungen sich weiter nach Süden ausdehnen und möglicherweise zu einer Umstrukturierung der Großwetterlage führen können, dominiert das Hoch das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz und führt in einem gradientenschwachen Umfeld warme bis heiße Luftmassen nach Norden. Die Temperaturen pendeln sich bei einer schwachen Niederschlagsaktivität bis zum 9. September auf +24 bis +28 Grad ein und können unter bestimmten Voraussetzungen hochsommerliche +32 Grad ermöglichen.

Das Hoch stabilisiert sich bis zum 10. September über Mitteleuropa und sorgt mit einer Erhaltungsneigung für eine Verlängerung der hochsommerlichen Wetterlage
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Hoch stabilisiert sich bis zum 10. September über Mitteleuropa und sorgt mit einer Erhaltungsneigung für eine Verlängerung der hochsommerlichen Wetterlage © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: die Verlängerung des Hochsommers

Unsicherheiten sind in den Prognosen der Vorhersage-Modelle weiterhin vorhanden, doch schaut man genauer hin, so erfüllt sich das Muster einer Erhaltungsneigung von Tag zu Tag. Also ja, die Wahrscheinlichkeit, dass eine ungewöhnliche Temperaturanomalie von +4 bis +8 Grad und phasenweise von bis +10 Grad die erste September-Dekade dominiert, steigt weiter an. Erst darüber hinaus mehren sich Signale eines Wetterumschwungs - das jedoch bleibt abzuwarten. Zunächst muss die Sachlage mit dem Störimpuls vom Wochenende mit dem nachfolgenden Aufbau des Hochdrucksystems geklärt sein, dann sieht man weiter.

Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Dass Unsicherheiten vorhanden sind, zeigt sich auch in der Temperaturprognose der Kontrollläufe. Die Wetterprognosen der Amerikaner und die der Europäer bilden die wärmsten Varianten ab, während die Kontrollläufe im Zeitraum vom 5. bis 9. September auch kühlere Varianten ins Spiel bringen. Gleichwohl liegt die Temperaturanomalie im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert am 5. September zwischen +4 und +7 Grad und am 9. September zwischen +2 und +4 Grad. Bis zum 14. September ist die Anomalie mit +1 bis +3 Grad erneut rückläufig. Die Wahrscheinlichkeiten sind klar definiert.

Regenprognose:
Die Niederschlagsprognose ist vom 2. bis 5. September über Süd- und Westdeutschland mäßig erhöht und schwächt sich darüber hinaus - wie bereits über dem Osten und Norden - in den schwach bis leicht erhöhten Bereich ab. Also ja, das Hoch regeneriert sich, die Temperaturanomalie ist außergewöhnlich und die Niederschlagsaktivitäten nach dem 5. September als gering einzustufen. Schaun mer mal, wie lange sich die hochsommerliche Witterung noch behaupten kann.

Die Dominanz des Hochdrucksystems ist unverkennbar und auch für die zweite September-Dekade wird eine zunehmende Hochdruckaktivität simuliert
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Dominanz des Hochdrucksystems ist unverkennbar und auch für die zweite September-Dekade wird eine zunehmende Hochdruckaktivität simuliert © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
6. September +12 bis
+34 Grad
+22 bis
+25 Grad
10. September +12 bis
+31 Grad
+20 bis
+23 Grad
15. September +12 bis
+27 Grad
+19 bis
+21 Grad
Diagramm Temperaturen September 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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