So war das Wetter im Winter 2021/2022: Erheblich zu warm, leicht zu nass und kaum Schnee
Ungewöhnlich war auch der Winter 2021/2022. Es war der 11. Winter in Folge, der zu warm ausfiel. Es war zudem auch ein Winter, der in Sachen Schnee, Eis und Frost in tieferen und mittleren Lagen nahezu ein Totalausfall war. Und es gibt eine Ursache: die Klimaerhitzung.
Eigentlich waren die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen für einen Winter mit Schnee - ähnlich wie im letzten Jahr - nicht schlecht. Die Sonnenaktivität in einem Minimum, eine weitgehend gestörte Zirkulation mit einem auffälligen Hang zu meridionalen Wetterlagen und doch reichte es - nicht einmal im Ansatz - für eine winterliche Wetterlage, die ihrem Namen auch gerecht wird. Zudem gab es starke Signale, dass der Winter seine Schwierigkeiten bekommen wird (Warmer Herbst, kalter Winter? | Warmer September und die 2-Grad-Regel - was bedeutet das für den Winter?). Letzten Endes aber ist die Klimaerhitzung zu stark, als dass für den Winter günstige Parameter noch etwas nutzen. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass es sich in dieser Wintersaison um den 11. Winter in Folge handelt, der zu warm ausgefallen ist.
Daten und Fakten Wetter Winter 2021/2022
Temperatur
- Durchschnittstemperatur: +3,24 Grad
- Abweichung 1961 und 1990: +3,0 Grad
- Abweichung 1991 und 2020: +1,8 Grad
Regen
- Durchschnittliche Niederschlagsmenge:
203,7 l/m² - Sollwert: 180 l/m²
- Prozentuale Sollerfüllung: 115 Prozent
Sonne
- Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 165,9 Stunden
- Sollwert: 153 Stunden
- Prozentuale Sollerfüllung: 104 Prozent
Ungewöhnlich warmer Start und ein noch wärmeres Finale
Es ist schon eine Art Ironie, dass der Dezember, der noch als gemäßigter Wintermonat gilt, mit einer durchschnittlichen Temperatur von +2,6 Grad und einer Abweichung von +1,8 Grad (91/20: +0,8 Grad) noch der kälteste der drei Wintermonate war.
Der Januar hatte eine durchschnittliche Temperatur von +2,8 Grad und eine Abweichung von +3,3 Grad (91/20: +1,9 Grad) vorzuweisen. Den Vogel aber abgeschossen
hat mit einer durchschnittlichen Temperatur von +4,5 Grad und einer Abweichung von +4,1 Grad (91/20: +3,0 Grad) der Februar.
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Die Temperaturen im Winter 2021/2022
Die höchste Temperatur konnte mit dem Erreichen von +18,2 Grad am 4. Januar über Rheinfelden (Baden-Württemberg) registriert werden. Aber auch sonst gab es an diesem Tag und am 31.12. über vielen Regionen deutlich mehr als +15 Grad zu vermelden. Einige Regionen hatten auch neue Allzeitrekorde für diese Tage zu vermelden. Warum das so ungewöhnlich ist? Es ist eigentlich die Zeit, in der der Winter in den Hochwinter übergehen sollte. Stattdessen zeigte sich bis dahin eine Hochdruckdominanz und Tiefdrucksysteme hatten nur zum Beginn des Dezembers, kurz Vor- und über Weihnachten was zu melden. Stürmisch war die Zeit kurz vor dem Jahreswechsel, Ende Januar und dann noch einmal zum Ende der zweiten Februar-Dekade. Insbesondere das Starkwindereignis in der zweiten Februar-Dekade war in der Form bemerkenswert, da es das Ende einer 22-monatigen Abstinenz der Westwetterlage besiegelte.
Die tiefsten Werte fallen bekannterweise in den Hochwinter, der seine Zeit üblicherweise vom 6. Januar bis 15. Februar hat. Der niedrigste Wert abseits der Gebirgsregionen stammte aber mit -18,9 Grad vom 26.12. über Dippoldswalde-Reinberg (Sachsen).
Das wärmste Bundesland war mit einer durchschnittlichen Temperatur von +4,5 Grad Nordrhein-Westfalen (Abweichung 61/90: +2,7 Grad). Etwas frischer war es mit +2,1 Grad über Bayern (Abweichung 61/90: +3,1 Grad).
Ein erheblich warmer Winter
Im Flächenmittel erzielte der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +3,24 Grad und war im Vergleich zum vieljährigen Klimamittel von 1961 und 1990 um +3,0 Grad zu warm. Im Vergleich zur - wärmeren -Periode von 1991 und 2020 war der Winter 2021/2022 um +1,8 Grad zu warm - und das ist schon eine Hausnummer
.
Monat | Temperatur | Temperaturabweichung (1961/1990) |
Temperaturabweichung (1991/2020) |
---|---|---|---|
Dezember 2021 | +2,6 Grad | +1,8 Grad | +0,8 Grad |
Januar 2022 | +2,8 Grad | +3,3 Grad | +1,9 Grad |
Februar 2022 | +4,5 Grad | +4,1 Grad | +3,0 Grad |
Winter 2021/2022 | +3,24 Grad | +3,0 Grad | +1,8 Grad |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +3,2 Grad |
Baden-Württemberg | +2,7 Grad |
Bayern | +3,1 Grad |
Hessen | +3,0 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +3,1 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +3,2 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +2,7 Grad |
Rheinland-Pfalz | +2,7 Grad |
Schleswig-Holstein | +3,2 Grad |
Saarland | +2,5 Grad |
Sachsen | +3,1 Grad |
Sachsen-Anhalt | +3,4 Grad |
Thüringen | +3,2 Grad |
Die Merkmale
In Summe gab es an 51,2 Tagen Bodenfrost (Durchschnitt 61/90: 62,5 Tage), 38,8 Frosttage (61/90: 56,7 Tage) und nur an 4,5 Tagen gab es sog. Eistage oder anders formuliert Dauerfrost (61/90: 22,7 Tage)
Saison | Bodenfrost | Frost | Eistag |
---|---|---|---|
Winter 2021/2022 | 51,2 (62,5) Tage | 38,8 (56,7) Tage | 4,5 (22,7) Tage |
Ein etwas zu nasser Winter
Der Dezember und der Januar waren dank eines Hochdrucksystems noch zu trocken. Mit dem zunehmenden Einfluss der atlantische Frontalzone aber konnten sich die Niederschläge im Februar durchsetzen.
Der Regen
Den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden konnte mit 67,4 l/m² am 6. Februar über Vöhrenbach-Urach (Baden-Württemberg) gemeldet werden.
Der meiste Niederschlag im gesamten Winter wurde mit 716,9 l/m² über der Zugspitze (Bayern) registriert. Abseits der Hochgebirge konnte der Schwarzwald glänzen, wo Niederschlagssummen von bis zu 696 l/m² registriert wurden. Relativ trocken war es mit nur 63,7 l/m² über Königsborn (Sachsen-Anhalt).
Das nasseste
Bundesland war mit 276 l/m² das Saarland und das trockenste
war mit 119,3 l/m² Sachsen-Anhalt.
Am Ende erreichte der Winter eine Niederschlagssumme von 203,7 l/m² und erfüllte sein Niederschlagssoll zu 115 Prozent.
Ungewöhnlich wenig Schneetage
An gerade einmal 11,8 Tagen (normal 34,9 Tage) gab es im Flächenmittel eine Schneedecke zu bestaunen. Damit wurde der Sollwert
nur zu 33 Prozent erreicht. Das Flächenmittel aber täuscht. Hauptsächlich die höheren mittleren und höheren Lagen konnten mit einer Schneedecke glänzen, während es über dem Westen, dem Nordwesten und Südwesten ganze Landstriche gab, wo keine Schneetage registriert werden konnten.
Monat | Regensumme | Niederschlagsbweichung |
---|---|---|
Dezember 2021 | 62 l/m² | 88 Prozent |
Januar 2022 | 55,3 l/m² | 93,4 Prozent |
Februar 2022 | 84 l/m² | 183 Prozent |
Winter 2021/2022 | 203,7 | 115 Prozent |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 114,4 % |
Baden-Württemberg | 98,6 % |
Bayern | 103,6 % |
Hessen | 108,9 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 141,5 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 135,1 % |
Nordrhein-Westfalen | 113,3 % |
Rheinland-Pfalz | 105,7 % |
Schleswig-Holstein | 152,1 % |
Saarland | 112,6 % |
Sachsen | 109,5 % |
Sachsen-Anhalt | 100,4 % |
Thüringen | 119,0 % |
Die Sonne im Winter
Trotz unter dem Einfluss von Hochdrucksystemen konnte der Dezember und der Januar sein Soll der Sonnenscheindauer nicht erfüllen und waren leicht zu dunkel, was hauptsächlich an den dichten Nebelfeldern lag. Im Februar waren es dann die Wolkenfelder, welche den Sonnenschein eintrübten, doch in der letzten Februar-Dekade konnte die Sonne nochmals richtig loslegen und für ein Plus in der Sonnenscheindauer sorgen.
Der sonnigste Ort in diesem Winter war mit einer durchschnittlichen Anzahl an Sonnenstunden von 408 Stunden die Zugspitze (Bayern). Abseits der Gebirge konnte mit 305,5 Stunden über Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg) der meiste Sonnenschein registriert werden. Wenig Sonnenschein gab es mit gerade einmal 99,5 Stunden über Kronach (Bayern).
Auf die Bundesländer bezogen gab es mit 228,8 Stunden über Bayern den meisten Sonnenschein, während es mit 138,1 Stunden über Niedersachsen vergleichsweise dunkel blieb.
In Summe brachte es der Winter auf durchschnittlich 165,9 Sonnenstunden und erfüllte seinen Sollwert zu rund 104 Prozent.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 93,8 % |
Baden-Württemberg | 129,3 % |
Bayern | 109,3 % |
Hessen | 106,1 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 99,2 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 98,4 % |
Nordrhein-Westfalen | 92,3 % |
Rheinland-Pfalz | 111,1 % |
Schleswig-Holstein | 108,5 % |
Saarland | 113,9 % |
Sachsen | 91,9 % |
Sachsen-Anhalt | 96,7 % |
Thüringen | 91,4 % |
Der Winter 2021/2022 war für die tieferen und mittleren Lagen ein Totalausfall
Der Winter 2021/2022 war außergewöhnlich. Seine Struktur war mit einer anfänglichen meridionalen Wetterlage ungewöhnlich, bevor im Februar die Westwetterlage richtig loslegen konnte. Eigentlich erwartet man die Stürme im November und Dezember, während der Januar und der Februar eher die ruhigeren und die kälteren Wintermonate sind.
Klimawandel: Der Winter wird wärmer
In den letzten 11 Jahren waren 100 Prozent der Wintermonate im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 zu warm. Blickt man auf die letzten 20 Jahre, so waren die Winter in 20 Prozent zu kalt, 15 Prozent Normal und in 65 Prozent der Fälle deutlich zu warm.
Im Schnitt waren die letzten 20 Winter im Vergleich zu 1961 und 1990 um 1,34 Grad zu warm. Ein Flachlandwinter war früher schon selten, doch ist ein nachhaltiger Flachlandwinter in den letzten 20 Jahren noch weniger wahrscheinlich geworden und selbst die mittleren Lagen von 400 bis 700 Meter bleiben im Winter häufiger frei von Schnee.
Hier können Sie nachlesen, was vom Winter zu erwarten ist, wenn der Hebst zu warm ausfällt: Warmer Herbst, kalter Winter.
Auf der nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter im Frühling und Sommer 2022 entwickeln kann.