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Was ist dran am Mythos der Eisheiligen?

| M. Hoffmann

Die Eisheiligen sind eine Wettersingularität, die mit dem 11. Mai beginnen und dem 15. Mai enden. Doch was ist an den Eisheiligen tatsächlich dran und wie häufig treten diese in Erscheinung und hat sich in den Zeiten des Klimawandels etwas am Ablauf geändert?

Was ist dran am Mythos der Eisheiligen?
Was ist dran am Mythos der Eisheiligen?

Kaltes Wetter. Die Eisheiligen sind definiert als ein kühler Abschnitt im Mai, der häufiger zum Ende der ersten bis zum Ende der zweiten Maidekade auftreten kann. Verantwortlich hierfür ist zumeist der instabile Polarwirbel, der in diesem Zeitraum mit seinem Final Warming (winterlichem Finale) seine letzten Lebenszeichen sendet. Nach dieser Kältephase - bei der noch einmal Frost auftreten kann - geht der Temperaturcharakter in Richtung Vollfrühling und im Juni in den sommerlichen Bereich über.

Die Eisheiligen

Ursprünglich befand sich der Zeitraum der Eisheiligen zwischen dem 21. und 25. Mai, durch eine Kalenderreform im Jahre 1582 hat sich der Zeitraum auf den 11. bis 15. Mai (Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die kalte Sophia) verschoben. Da sich das Wetter aber nicht immer an exakte Zeiträume hält, erstreckt sich im eigentlichen Sinne der Zeitraum der Eisheiligen zwischen dem 8. und 18. Mai (Mehr Daten und Fakten zum Wetter Mai).

Der Mythos

Die Eisheiligen sind berühmt und auch berüchtigt, doch sollte man den Zeitraum - allein durch die Kalenderreform - nicht für bare Münze nehmen. Uns interessiert es aber trotzdem. Wie oft trafen die Eisheiligen und den letzten 100 Jahren zu und wie haben sich dazu die letzten 30 Jahre verhalten - gibt es einen Einfluss des Klimawandels?

Die Rahmenbedingungen

Untersucht haben wir den Zeitraum von 1921 bis 2020. Wenn die Temperaturen sich im Zeitraum vom 8. bis 18. Mai der +10 Grad-Marke an drei aufeinanderfolgenden Tagen angenähert oder unterschritten haben, wurde das als Eisheilige definiert.

Wie oft gab es in den vergangenen 100 Jahren die Eisheiligen?
Zeitraum zutreffend nicht zutreffend
1921 - 2020 39 61

Kein klares Signal für eine Singularität

Im Grunde kann man im Mai, der vom Frühling in den Vollfrühling und nachfolgend in den Sommer übergeht, von drei Kategorien sprechen: kalt, mild und warm. Im Verhältnis zueinander jeweils 33 Prozent. Insofern entsprechen 39 Prozent lediglich einem leichten Überhang für die Eisheiligen, eine höhere Wahrscheinlichkeit von 61 Prozent spricht gegen eine Wettersingularität der Eisheiligen. Deutlicher wird das in der folgenden Grafik

Die Wahrscheinlichkeit für Eisheilige liegt bei 39 Prozent
Die Wahrscheinlichkeit für Eisheilige liegt bei 39 Prozent

Klimawandel - Eisheilige seltener?

Doch wir leben in Zeiten der Klimaerhitzung und da stellt sich die Frage, wie sich das Verhältnis zueinander verschoben hat. Traten die Eisheilige vor 1991 häufiger in Erscheinung und wie sah das Verhältnis in den vergangenen 30 Jahren aus - lässt sich ein Trend erkennen?

Das Ergebnis ist klar und eindeutig. Die Klimaerhitzung hatte bislang keinen wesentlichen Effekt auf die Erfüllung der Eisheiligen. Die Wahrscheinlichkeit lag in den Jahren von 1921 bis 1990 bei 40 Prozent und ist in den vergangenen 30 Jahren um 4 Prozent auf 36 Prozent zurückgegangen. Das lässt keinen direkten Rückschluss zu.

Hat der Klimawandel einen Einfluss auf die Eisheiligen?
Zeitraum zutreffend nicht zutreffend
1921 - 1990 28 42
1991 - 2020 11 19

Wahrscheinlichkeit für Frost im Mai

Nun kann man die Eisheilige auch auf andere Art definieren - wann trat Frost auf und wie lange hielt dieser an. Die letzten 100 Jahre geben Aufschluss darauf. Als Eisheilige zutreffend wurde bewertet, wenn die Tiefstwerte im Zeitraum vom 8. bis 18. Mai unter +3 Grad abgesunken sind.

In den vergangenen 100 Jahren kam es in 23 Prozent der Fälle vor, dass das Potential für Nacht- oder Bodenfrost gegeben war. In 77 Prozent der Fälle nicht.

Wie oft gab es in den vergangenen 100 Jahren die Eisheiligen mit einer erhöhten Neigung zu Frost?
Zeitraum zutreffend nicht zutreffend
1921 - 2020 23 77

In den vergangenen 30 Jahren gab es sechsmal Werte von unter +3 Grad, was einen prozentualen Anteil von 20 Prozent ergibt. In den Jahren zuvor lag die Wahrscheinlichkeit bei 25 Prozent nur marginal höher - auch hier zeigt sich ein geringes Ausmaß der Klimaerwärmung auf die Eisheiligen.

Hat der Klimawandel Auswirkung auf die Frostwahrscheinlichkeit der Eisheilige?
Zeitraum Frost erhöht Kein Frost
1921 - 1990 17 53
1991 - 2020 6 24
Die Wahrscheinlichkeit für Frost zu den Eisheiligen lag in den letzten 100 Jahren bei 23 Prozent
Die Wahrscheinlichkeit für Frost zu den Eisheiligen lag in den vergangenen 100 Jahren bei 23 Prozent

Eine zufällige Wettererscheinung

Die Eisheilige sind zufällig und keine Singularität. Eine Wahrscheinlichkeit von 36 bis 39 Prozent ist nicht schlecht, aber für eine Singularität dann doch zu wenig. Vielmehr ist es so, dass Kaltluftausbrüche im Mai generell möglich sind und direkt, oder indirekt mit dem schwächelnden Polarwirbel zusammenhängen. Das trifft in einem Jahr zu und im anderen Jahr wiederum nicht. Eine klare Regel kann nicht abgeleitet werden. Insofern sind die Eisheilige in Form einer wiederkehrenden Wettersingularität ein Mythos!

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