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So war das Wetter im Winter 2018/19: Ein Winter, der keiner war - Zu warm, zu nass und mehr Sonnenschein als üblich

| M. Hoffmann

Wann wird es endlich wieder Winter? Denn auch die Wintersaison 2018/19 war vor allem eines: zu warm und damit der 8. Winter in Folge, der gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm ausfiel.

Der Winter war über weite Strecken hinweg tiefdruckdominiert
Der Winter war über weite Strecken hinweg tiefdruckdominiert

Die Dürre aus dem Frühjahr und dem Sommer 2018 setzt sich auch im Herbst 2018 noch fort. Hervorgerufen wurde die Trockenperiode durch außergewöhnliche Hochdrucksysteme mit einer außergewöhnlichen Erhaltungsneigung. Es gab für den Winter somit nur zwei Möglichkeiten. Sollte sich die Erhaltungsneigung durchsetzen, so wäre mit länger andauernden Kaltluftphasen zu rechnen gewesen. Sollte sich aber das Ausgleichsverhalten durchsetzen können, so wäre mit einem Ende der Dürreperiode zu rechnen. Doch Tiefdrucksysteme im Winter bedeuten vor allem eines - milde Temperaturen!

Winter 2018/19 - Ein Paukenschlag!

Schon im Herbst zeichnete sich in den Prognosemodellen ab, dass der Dezember und der Januar zu nass ausfallen kann. Das Ausgleichsverhalten war somit eine ernstzunehmende Option. Zudem zeigte sich in der Statistik, dass nach einem zu warmen Sommer und Herbst häufig ein zu warmer Winter nachfolgt.

Und so kam es dann auch. Mit dem 1. Dezember setzte Niederschlag ein. Nach und nach etablierte sich eine westlich dominierte Grundströmung. Eine weitgehend nasskalte Witterung war bis weit in den Januar hinein die Folge. Erst ab der zweiten Februar-Dekade setzte sich ein Betonhoch durch und sorgte für einen trockenen und milden Wettercharakter. Verbreitet wurden in der letzten Februar-Dekade frühlingshaft milde Werte registriert und in manchen Regionen wurde die +20 Grad Marke überschritten - Willkommen in Zeiten des Klimawandels. Der Februar ist zudem der 11. Monat in Folge, welcher zu warm ausfiel.

Zu warm - viel zu warm!

Das Wetter im Dezember 2018 hatte mit einer durchschnittlichen Temperatur von +5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert einen Temperaturüberschuss von +3 Grad. Kurz vor Weihnachten gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer auf weiße Weihnachten, doch dieser wurde durch das berühmt berüchtigte Weihnachtstauwetter rasch zunichte gemacht.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe

Ein weiterer Hoffnungsschimmer für alle Freunde des Winterwetters zeichnete sich in der letzten Dezember-Dekade ab. Ein Phänomen Namens Plötzliche Stratosphärenerwärmung zeichnete sich ab. Und tatsächlich gelang das sog. Major-Warming inkl. einer Windumkehr in Stratosphärenhöhe von West-Ost nach Ost-West. Der Polarwirbel wurde dadurch massiv beeinträchtigt - doch nicht die für Mitteleuropa verantwortlichen Segmente des Polarwirbels.

Und so kam es - sehr zum Leidwesen der Winterfans - nur zu einem Displacements (Verschiebung) des Polarwirbels (s. Tabelle / Major Warming). Außergewöhnlich war die von Ende Dezember bis in das letzte Januar-Drittel hineinreichende Dauer der negativen Windrichtungen. Das Maximum wurde zum Beginn der zweiten Januar-Dekade mit -78 km/h erreicht - genutzt hat es für den Winter über Mitteleuropa dieses Mal nichts. Im Februar 2018 aber sorgte das Major Warming für einen zu kalten Februar und März und auch die nachfolgende Dürreperiode hängt mit der gestörten Zirkulation zusammen - das aber ist ein anderes Thema.

Und die Wärme setzte sich fort

Kein Wunder also, dass der Januar und Februar deutlich zu warm ausfielen. Der Januar schaffte es auf eine durchschnittliche Temperatur von +0,6 Grad und war gegenüber dem langjährigen Mittelwert um +1,1 Grad zu warm. Der Februar 2019 schaffte es mit einer durchschnittlichen Temperatur von +3,9 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert um +3,5 Grad zu warm auszufallen.

Alle drei Wintermonate zu warm - 8. zu warmer Winter in Folge

Alle drei Wintermonate schafften es auf eine durchschnittliche Temperatur von +2,8 Grad und waren gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961-1990 um +2,6 Grad zu warm. Gegenüber der Referenzperiode von 1981-2010 betrug die Abweichung +1,9 Grad. Damit gehört die Wintersaison 2018/19 zu dem wärmsten seit Beginn der Messungen aus dem Jahre 1881.

Eine viel zu warme Wintersaison 2018/19
Eine viel zu warme Wintersaison 2018/19

West, Nordwest - Hochdruck!

Der Dezember war von einer Westwetterlage dominiert. Starke Winde und viel Niederschlag sorgten für einen Abwechslungsreichen Wettercharakter. Temperaturen von über +10 Grad waren sehr häufig registriert worden. Doch der Februar toppte nochmals alles. An mehreren - aufeinander folgenden - Tagen stiegen die Temperaturen mit Hilde des Hochdrucksystems über die +15 Grad Marke an und am 26. Februar wurde mit +21,3 Grad in Kaiserslautern die höchste Temperatur im Winter 2018/19 registriert. Dem Frühling somit deutlich näher als dem Winter.

Der kälteste Tag wurde am 21. Januar mit -18,6 Grad in Deutschneudorf-Brüderwiese (Erzgebirge) gemessen und im Januar gab es - Dank einer Nordwestwetterlage - einige Tage mit Dauerfrost. Ganz abhanden gekommen war der Winter dann doch nicht.

Ein nasser Winter mit viel Schnee über den Alpen

Trotz des trockenen Februars erreichte die Niederschlagsmenge im Winter stolze 210 l/m² und übertraf den Sollwert von 181 l/m² um 17 Prozent. Das ist nach einer so langen Dürreperiode keine Selbstverständlichkeit! In tieferen Lagen gab es den Schnee nur selten zu sehen - über dem Norden und dem Westen von Deutschland konnte sich in manchen Regionen überhaupt keine Schneedecke ausbilden.

Anders die Situation am Alpenrand und den östlichen Mittelgebirgen. Dauerschneefall sorgte bis zum 13. Januar für Schneehöhen von bis zu 240 cm (Bad Reichenhall). In manchen Regionen musste zudem der Katastrophenalarm ausgerufen werden. So gehört der Alpenraum auch zu den niederschlagsreichsten Gebieten des Winters. Auf der Zugspitze wurden 974,8 l/m² an Niederschlag registriert und in Ruhpolding-Seehaus fielen von Dezember bis Februar Niederschlagssummen von rund 1.000 l/m²!

Im krassen Gegensatz dazu die Gebiete rund um das Thüringer Becken, wo stellenweise weniger als 75 l/m² zusammen kamen.

Zunehmend sonniger

Der Dezember 2018 war mit Hilfe der Westwetterlage ein Dunkelmonat. Doch ab Januar nahm die Sonnenscheindauer zu und der Februar toppte erneut alles. Nach den aktuellen Zahlen ist es der sonnenscheinreichste Februarmonat seit Beginn der Aufzeichnungen aus dem Jahre 1951.

In Summe gab es 200 Sonnenstunden und der Sollwert wurde um 29 Prozent übertroffen. Besonders viel Sonnenschein gab es mit bis zu 280 Sonnenstunden vom Hochrhein bis ins Allgäu. An zahlreichen Messstationen wurden neue Rekorde aufgestellt. An anderen Stellen wurden aber kaum mehr als 140 Stunden registriert.

Den gesamten Rückblick - auch mit Bezug auf die einzelnen Bundesländer - können Sie beim DWD nachlesen.

Keine Winter mehr?

Wir haben über die Wintersaison viele - besorgniserregende - Emails erhalten mit immer der gleichen Frage: Gibt es in Zukunft keine Winter mehr? Und ja, diese Frage ist berechtigt und anders formuliert gibt es Kinder, die mittlerweile acht Jahre alt sind und noch keinen - normalen - Winter erlebt haben.

Womit das zusammenhängt? Anfang Dezember nimmt der Polarwirbel eine für das Winterwetter über Mitteleuropa zunehmend ungünstige Position ein. Zwischen Alaska und Sibirien entsteht eine Hochdruckbrücke und pumpt regelrecht die Kaltluftmassen in Richtung Kanada. Damit sind die Karten relativ rasch ausgeteilt und klar definiert. Denn strömt die kalte Luft über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, so entstehen auf dem Atlantik kräftige Tiefdrucksysteme und das bedeutet über Mitteleuropa milde und nicht selten zu nasse Winter.

Rückblickend auf die letzten 20 Jahre waren die Winter im Schnitt um +1,2 Grad zu warm. Das bedeutet aber auch, dass ein Flachlandwinter zunehmend unwahrscheinlicher wird. Denn eine Veränderung um +1,2 Grad bedeutet, dass die Schneefallgrenze um 120 bis 150 Meter ansteigt. Selbst die mittleren Lagen ab 500 Meter bekamen den Schnee immer seltener zu sehen.

Das Strömungsmuster muss sich verändern

Die Ansätze in diesem Winter waren gut, doch reichten auch die optimalen Bedingungen nicht für einen Winter aus. Bleibt das nun auch für die Zukunft so - kein Winter mehr wie er früher einmal war? Rein statistisch gesehen zeigten sich kältere Winterphasen nach Durchschreiten des Sonnenaktivitätsminimums. Das bedeutet, dass die kommenden Winter wieder interessanter ausfallen können. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Ein normaler oder gar zu kalter Winter ist längst überfällig.

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gab es im Zeitraum von 1997 bis 2002 fünf aufeinander folgende zu warme Winter. Meist wechseln sich warme und zu kalte Winter in Zyklen von zwei bis drei Jahren regelmäßig ab. Das zeigt, wie außergewöhnlich die Warmperiode seit 2011 ist.

Unsere Einschätzung für das Wetter Winter 2019/2020?

Man muss den Verlauf des Jahres abwarten und zum aktuellen Stand (März) lässt sich nicht mehr als ein Bauchgefühl festhalten. Die Ansätze zu einem veränderten Strömungsmusters innerhalb des Polarwirbels sind da und auch das Azorenhoch wölbt sich häufiger mal in Richtung Norden auf. Das sind grundsätzlich andere Verhaltensmuster, wenngleich sie in diesem Jahr - durch ungünstige Positionen - zu einem zu warmen Winter geführt haben. Mit Durchschreiten der Sonnenaktivitätsminimums aber nimmt die Wahrscheinlichkeit anderer Strömungsmuster zu und könnten kältere (normale) Winter wieder ermöglichen. Ähnlich wie das in den Jahren von 2008 bis 2013 der Fall war. Man wird sehen.

Hier erfahren Sie, wie sich das Wetter im Winter 2019/20 entwickeln kann.

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