So war der Winter 2020/2021 - Zu warm, aber endlich wieder Schnee!
Der Winter 2020/2021 war anders als die Winter zuvor und hatte selbst für das Flachland Schnee übrig. Zudem sorge der Winter im Februar noch für eine außergewöhnliche Entwicklung, die an vielen Wetterstationen zu neuen Negativrekorden führte.
Major-Warming, QBO-Ost, Polarwirbelsplit und eine schwache Sonnenaktivität. In Summe waren die Voraussetzungen für einen halbwegs vernünftigen Winter nicht schlecht, was schon frühzeitig auf einen anderen Verlauf des Winters hindeutete (18. Oktober: Wie wird der Winter? Die Rahmenbedingungen passen und so kann es mit dem Winter klappen.
Keine Zonalisierung
Das entscheidende aber an dem Verlauf des Winters war eine über weite Strecken präsente meridionale (Nord-Süd; Süd-Nord) oder gestörte Zirkulation (Ostwetterlagen). Eine Westwetterlage hatte nur kurze Phasen und konnte nicht in der Art überzeugen, wie in den Wintern zuvor.
Der Winter 2020/2021 war zu warm
Doch auch die optimalen Voraussetzungen konnten nicht verhindern, dass der Winter 2020/2021 am Ende eine durchschnittliche Temperatur von +1,83 Grad erreichte und im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,6 Grad zu warm ausfiel. Im Vergleich zur - wärmeren - Vergleichsperiode von 1991 und 2020 war der Winter um +0,4 Grad zu mild.
Mit ausschlaggebend war die ungewöhnlich warme Wetterentwicklung im Dezember und in Teilen im Januar. Das Problem bei meridionalen Wetterlagen ist, dass diese eben eine sehr warme Vorderseitenanströmung (Süd-Nord) oder eine kalte Rückseitenströmung (Nord-Süd) haben. Im Dezember war es die warme Süd-Nord-Strömung und im Januar nach einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe eine Mischung. Erst ein Arctic Outbreak im Februar brachte den Hochwinter nach Deutschland, bevor in der letzten Februar-Dekade der Frühling über Deutschland ausbrach.
Ungewöhnliche Hitzeentwicklung
Ende Februar
Noch etwas war in diesem Winter ungewöhnlich. Nach der hochwinterlichen Wetterphase wurden im Februar an sechs Tagen hintereinander +20 Grad und mehr gemessen, was einem frühsommerlichen Temperaturcharakter entspricht. Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aus dem Jahre 1881 noch nie. Die längste Zeitperiode mit mehr als +20 Grad betrugt drei Tage am Stück und wurde Ende Februar 2019 gemessen. Im Vergleich zu dem was üblich ist, eine ungewöhnliche Hitze
.
Unterdurchschnittlich wenige Eis- und Frosttage
Normalerweise gib es im winterlichen Flächenmittel 22,7 Eistage (Dauerfrost) und 56,6 Frosttage (Tage, die mit Frost beginnen oder enden). Im Winter 2020/2021 gab es 12,9 Eistage und 47,5 Frosttage. Bodenfrost wurde an 62,2 Tagen vermeldet.
Saison | Eistage | Frosttage |
---|---|---|
Winter 2020/2021 | 12,9 (22,7) Tage | 47,5 (56,6) Tage |
Frühsommerlich warm, hochwinterlich kalt
Die tiefste Temperatur wurde am 10. Februar mit -26,7 Grad über Mühlhausen-Görmar (Thüringen) registriert. Der wärmste Wert wurde mit +22,0 Grad am 25. Februar über Ohlsbach (Baden-Württemberg) gemessen (Rekord liegt bei +22,5 Grad), was zugleich unterstreicht, wie extrem der Februar 2021 war. Nimmt man die Temperaturspanne, so betrug diese 48,7 Grad - ungewöhnlich und außergewöhnlich.
Monat | Temperatur | Temperatur-Abweichung (1961/90) |
---|---|---|
Dezember 2020 | +3,0 Grad | +2,2 Grad |
Januar 2021 | +0,6 Grad | +1,1 Grad |
Februar 2021 | +1,8 Grad | +1,4 Grad |
In Zeiten des Klimawandels der Winter immer zu warm?
Nein, die Klimaerhitzung hat zwar in diesem Winter - selbst unter optimalen Rahmenbedingungen - den Winter am Ende deutlich zu warm ausfallen lassen, doch es zeigt sich, worin das Potential der kommenden Winter liegen wird. Solange die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada innerhalb des Polarwirbels nicht zustande kommt, hat der Winter seine Chancen. Doch es war - aus Sicht der Freunde des Winterwetters
- teils zermürbend, dass trotz der optimalen Voraussetzungen die Kälte häufig an Deutschland vorbeigeleitet wurde.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +1,4 Grad |
Baden-Württemberg | +1,8 Grad |
Bayern | +1,8 Grad |
Hessen | +1,5 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +1,6 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +1,5 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +1,5 Grad |
Rheinland-Pfalz | +1,9 Grad |
Schleswig-Holstein | +1,6 Grad |
Saarland | +1,9 Grad |
Sachsen | +1,5 Grad |
Sachsen-Anhalt | +1,4 Grad |
Thüringen | +1,4 Grad |
Der Winter 2020/2021 war in seiner Niederschlagbilanz ausgeglichen
Im Winter 2020/2021 wurden 186 l/m² Niederschlag registriert, was knapp über dem vieljährigen Mittelwert von 181 l/m² liegt und in Summe 106 Prozent des Sollwertes konnten erfüllt werden.
Über dem Schwarzwald 720 l/m² an Niederschlag
Auch in diesem Winter wurde mit 720 l/m² über Baiersbronn (Baden-Württemberg) in der Region Schwarzwald der meiste Niederschlag registriert. Im Vergleich dazu war es mit 73,9 l/m² über Walternienburg-Ronney (Sachsen-Anhalt) ungewöhnlich trocken. Den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden gab es mit 87,4 l/m² über Bernau-Goldbach (Baden-Württemberg) am 28. Januar zu vermelden.
Monat | Niederschlag | Niederschlag-Abweichung |
---|---|---|
Dezember 2020 | 57 l/m² | -17 Prozent |
Januar 2021 | 80,43 l/m² | +135,12 Prozent |
Februar 2021 | 48 l/m² | 100 Prozent |
Viel Schnee
Das außergewöhnliche aber waren die Schneemengen, die im Dezember, an Weihnachten, im Januar und im Februar zustande kamen. Zwar in der Fläche ungleichmäßig verteilt, doch konnte am 28. Januar über Utzenfeld (Baden-Württemberg) mit 78 cm die höchste Schneedecke abseits der Gebirge gemessen werden.
Grenzwetterlage mit katastrophalen Folgen
Vielen in Erinnerung aber wird der Februar 2021 bleiben, als eine Grenzwetterlage von Niedersachsen bis nach Sachsen für eine bis zu 50 cm dicke Schneedecke sorgte und im Verbund mit einem stürmischen Wind zu Schneeverwehungen führte. Teils mit katastrophalen Auswirkungen. Mehr dazu: Kräftiger Schneefall und arktische Kaltluft sorgte im Februar 2021 über Teile von Deutschland für neue Allzeitrekorde.
Im Flächenschnitt gibt es im Winter normalerweise an 34,9 Tagen eine Schneedecke zu bestaunen. Wurde im letzten Winter mit 3,7 Schneetagen ein neuer Negativrekord aufgestellt, so hat sich in dieser Wintersaison mit rund 28 Schneetagen die Situation deutlich gebessert. Aber nicht nur das, auch über dem Flachland gab es eine Schneedecke zu vermelden.
Nur Cuxhaven ohne Schnee
Mit Ausnahme von Cuxhaven (Niedersachsen) konnten an allen Messstationen mindestens ein Schneetag vermeldet werden. Die Hälfte der Messstationen konnte mehr wie 40 Schneetage vorweisen und nur ein kleiner Teil lag unterhalb von 10 Schneetagen.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 93,6 % |
Baden-Württemberg | 112,8 % |
Bayern | 95,9 % |
Hessen | 111,8 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 116,2 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 108,1 % |
Nordrhein-Westfalen | 106,4 % |
Rheinland-Pfalz | 123,8 % |
Schleswig-Holstein | 98,3 % |
Saarland | 130,7 % |
Sachsen | 98,7 % |
Sachsen-Anhalt | 105,4 % |
Thüringen | 115,0 % |
Den meisten Sonnenschein gab es über dem Süden
Der Winter 2020/2021 brachte es auf ganze 173,7 Sonnenstunden und übertraf das Soll von 153 Stunden um 20 Stunden (110 Prozent). Den meisten Sonnenschein gab es mit 398 Stunden über der Zugspitze (Bayern). Abseits der Gebirge war es über Wielenbach (Bayern) mit 286,2 Stunden am sonnigsten.
Vergleichsweise wenig Sonnenschein gab es mit 117 l/m² über dem Kleinen Feldberg (Taunus, Hessen)
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 111,0 % |
Baden-Württemberg | 111,0 % |
Bayern | 114,5 % |
Hessen | 120,0 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 99,5 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 108,3 % |
Nordrhein-Westfalen | 103,8 % |
Rheinland-Pfalz | 111,6 % |
Schleswig-Holstein | 107,2 % |
Saarland | 107,2 % |
Sachsen | 119,2 % |
Sachsen-Anhalt | 111,3 % |
Thüringen | 102,7 % |
Der zehnte zu warme Winter in Folge
Diese Aneinanderreihung von zu warmen Wintern hat es so noch nicht gegeben. Die Regel lautet eigentlich: Einem warmen Winter folgt ein weiterer warmer Winter nach, der Dritte aber wird meist normal oder auch zu kalt ausfallen können. Seltener gab es 4 oder 5 aufeinanderfolgend zu warme Winter. Nun sind es zehn an der Zahl im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung > 0 Grad.
Klimawandel: Die Winter werden immer wärmer
Rückblickend auf die letzten 20 Jahre waren die Winter im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,3 Grad wärmer als üblich. Das ist enorm, bedeutet diese Abweichung doch, dass die Schneefallgrenze in den letzten 20 Jahren im Schnitt um 130 bis 200 Meter höher lag als das früher der Fall war.
Anders formuliert: gab es früher schon kaum winterliche Verhältnisse über dem Flachland, so sind diese in den letzten 20 Jahren noch weniger wahrscheinlich geworden und selbst die mittleren Lagen von 400 bis 700 Meter bleiben im Winter häufiger schneelos. Damit das überhaupt noch möglich ist, bedarf es solcher besonderen Wetterlagen, wie es in dieser Saison der Fall war.
Wie wird der Winter 2021/2022?
Es wird sich zeigen, ob alte Gesetzmäßigkeiten mit der Klimaerhitzung außer Kraft gesetzt werden können. Theoretisch folgt einem gemäßigten oder zu kaltem Winter stets ein weiterer nach, doch in der kommenden Saison wird kein Major-Warming zu erwarten sein und auch ein QBO-Ost wird nicht unterstützend sein und so spricht bereits jetzt schon vieles für einen zu warmen Winter 2021/2022. Das aber ist eine These, die sich erst noch unter Beweis stellen lassen muss.
Auf der nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter Winter 2021/2022 entwickeln kann.