Supermildwinter 2023/24: Drittwärmster Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, deutlich zu nass mit leicht unterdurchschnittlichem Sonnenschein
Extrem zu warm war auch der Winter 2023/2024. welcher im Übrigen der 13. zu warme Winter in Folge war. Es war zudem auch ein Winter, der im Hinblick auf Schnee, Eis und Frost in tieferen und mittleren Lagen nahezu ein Totalausfall war. Und die Ursache hierfür ist klar definiert - die Klimaerhitzung.
Eigentlich waren die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen für einen Winter mit Schnee nicht schlecht. Eine absolut gestörte Zirkulation sorgte bis Mitte Dezember für eine negative Temperaturentwicklung und zudem sollte in diesem Winter ein Major-Warming in der Stratosphäre den Polarwirbel wieder einmal beeinträchtigen können. Doch was kurz vor Weihnachten passierte und das Wetter bis Februar beeinträchtigte, toppte vieles, was man an Wärme im Winter bisher kannte. Neue - ungewöhnliche - Rekorde waren die Folge.
Daten und Fakten Wetter Winter 2023/2024
Temperatur
- Durchschnittstemperatur: +4,0 Grad
- Abweichung 1961 und 1990: +3,8 Grad
- Abweichung 1991 und 2020: +2,6 Grad
Regen
- Durchschnittliche Niederschlagsmenge:
277 l/m² - Sollwert: 180 l/m²
- Prozentuale Sollerfüllung: 158 Prozent
Sonne
- Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 151,6 Stunden
- Sollwert: 153 Stunden
- Prozentuale Sollerfüllung: 94,4 Prozent
Ungewöhnlich kalter Start mit frühlingshaften Phasen
Der Dezember 2023 machte den Freunden des Winterwetters noch Hoffnung. Bereits Ende November setzte über weite Teile von Deutschland eine Frostperiode mit Schneefall ein, was über manchen Regionen eine ordentliche Schneedecke bescherte. Doch was folgte, waren bis und über Weihnachten hinaus ungewöhnlich hohe Temperaturen und kräftiger Niederschlag, welcher die Flüsse hat ansteigen lassen. Hochwasser und Überflutungen waren die Folge hieraus. Der Dezember brachte es auf eine durchschnittliche Temperatur von +4,05 Grad. Die Temperaturanomalie betrug gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 +3,22 Grad und gegenüber dem wärmeren von 1991 und 2020 +2,22 Grad.
Der Januar hatte ebenfalls eine kurze winterliche Wetterphase mit etwas Schneefall, welche mancherorts zur Ausbildung einer Schneedecke führte. Doch war diese Wetterentwicklung weit von dem entfernt, was man unter Hochwinter versteht und definiert. Der Januar erreichte eine durchschnittliche Temperatur von +1,5 Grad, was einer Anomalie gegenüber von 1961 und 1990 von +2,0 Grad und gegenüber 1991 und 2020 von +0,6 Grad entspricht.
Rekordwarmer Februar
Ein Extrem aber entwickelte sich im Februar 2024. Die Temperaturen schossen in die Höhe und kamen nicht mehr von diesem hohen Niveau herunter. Die Temperaturen erreichten am Ende +6,57 Grad, was gegenüber 1961 und 1990 einer Anomalie von +6,17 Grad und gegenüber 1991 und 2020 von +5,47 Grad entspricht. Damit war der Februar deutlich wärmer als ein typischer März und war nah an einem April dran. Ein rekordwarmer Monat, dessen Nachttemperaturen in Summe noch immer wärmer waren als die Tages- und Nachtwerte in einem normalen März zusammen. Der alte Rekord von 1990 mit einer Anomalie von +5,3 Grad wurde mehr als deutlich eingestellt.
Die Temperaturen im Winter 2023/2024
Die höchste Temperatur konnte mit dem Erreichen von +18,8 Grad am 16. Februar 2024 über Rosenheim (Bayern) registriert werden. Viele Abschnitte des Winters erinnerten mehr an den Frühling, als an den Winter.
Und so kam es, dass die Vegetation bereits am 26. Februar damit begonnen hatte auszutreiben, was normalerweise erst am 2. April der Fall ist.
Aber ja, Frost gab es auch und die tiefsten Werte wurden am 20. Januar mit -19,5 Grad über Leutkirch-Herlazhofen (Bayern) registriert.
Das wärmste Bundesland war mit einer durchschnittlichen Temperatur von +5,3 Grad Nordrhein-Westfalen (Abweichung 61/90: +3,4 Grad). Etwas frischer war es mit +3,4 Grad über Thüringen (Abweichung 61/90: +4,0 Grad).
Die Top 10 der wärmsten Winter
Position | Winter | Temperatur | Abweichung (61/90) |
---|---|---|---|
1 | 2006/07 | +4,4 Grad | +4,2 Grad |
2 | 2019/20 | +4,2 Grad | +4,0 Grad |
3 | 2023/24 | +4,0 Grad | +3,8 Grad |
4 | 1974/75 | +3,6 Grad | +3,4 Grad |
5 | 1989/90 | +3,6 Grad | +3,4 Grad |
6 | 2015/16 | +3,6 Grad | +3,4 Grad |
7 | 2013/14 | +3,3 Grad | +3,1 Grad |
8 | 2021/22 | +3,3 Grad | +3,1 Grad |
9 | 1988/89 | +3,1 Grad | +2,9 Grad |
10 | 2007/08 | 3,0 Grad | +2,8 Grad |
Drittwärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Im Flächenmittel erzielte der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +4,0 Grad und war im Vergleich zum vieljährigen Klimamittel von 1961 und 1990 um +3,8 Grad zu warm. Im Vergleich zur - wärmeren - Periode von 1991 und 2020 war der Winter 2023/2024 um +2,6 Grad zu warm - damit war der Winter ein extrem warmer Winter und somit ein Supermildwinter und erreichte in der Top 10 den dritten Platz. .
Monat | Temperatur | Temperaturabweichung (1961/1990) |
Temperaturabweichung (1991/2020) |
---|---|---|---|
Dezember 2023 | +4,05 Grad | +3,22 Grad | +2,22 Grad |
Januar 2024 | +1,5 Grad | +2,0 Grad | +0,6 Grad |
Februar 2024 | +6,57 Grad | +6,17 Grad | +5,47 Grad |
Winter 2023/2024 | +4,0 Grad | +3,8 Grad | +2,6 Grad |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +3,8 Grad |
Baden-Württemberg | +3,9 Grad |
Bayern | +4,2 Grad |
Hessen | +3,7 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +3,5 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +3,6 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +3,4 Grad |
Rheinland-Pfalz | +3,5 Grad |
Schleswig-Holstein | +3,1 Grad |
Saarland | +3,3 Grad |
Sachsen | +4,0 Grad |
Sachsen-Anhalt | +4,0 Grad |
Thüringen | +4,0 Grad |
Die Merkmale
In Summe gab es an 43,6 Tagen Bodenfrost (Durchschnitt 61/90: 62,5 Tage), 32,3 Frosttage (61/90: 56,7 Tage) und nur an 9,7 Tagen gab es sog. Eistage oder auf andere Art formuliert Dauerfrost (61/90: 22,7 Tage)
Jahreszeit - Ereignisse | Winter 2023/24 | Häufigkeit 61/90 | Häufigkeit 91/20 |
---|---|---|---|
Eistage (Dauerfrost) |
9,7 Tage | 22,7 Tage | 16,3 Tage |
Frosttage (Nachtfrost) |
32,2 Tage | 56,7 Tage | 50,6 Tage |
Bodenfrost | 43,6 Tage | 62,5 Tage | 59,6 Tage |
Schneedecke | 15,0 Tage | 34,9 Tage | 23,7 Tage |
Ein deutlich zu nasser Winter
Der Dezember konnte sein Soll zu 176 Prozent erfüllen, der Januar war mit 126 Prozent zu nass und der Februar sorgte mit 176 Prozent für einen deutlichen Überschuss. Zwar gab es regionale Unterschiede, doch war am Ende keines der Bundesländer zu trocken und mit den Niederschlagsereignissen seit November konnte die Dürre seit dem Jahr 2018 ausgeräumt und damit beglichen werden.
Der Regen
Den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden konnte mit 88,1 l/m² am 22. Dezember über Balderschwang (Bayern) vermeldet werden.
Der meiste Niederschlag im gesamten Winter wurde mit 832 l/m² über der Bernau-Goldbach (Baden-Württemberg) registriert. Vergleichsweise trocken war es mit nur 90,6 l/m² über Vogtsburg-Bischoffingen (Baden-Württemberg).
Das nasseste
Bundesland war mit 389 l/m² das Saarland und das trockenste
war mit 218 l/m² Sachsen-Anhalt.
Am Ende erreichte der Winter eine Niederschlagssumme von 277 l/m² und erfüllte sein Niederschlagssoll zu 158 Prozent.
Ungewöhnlich wenig Schneetage
An gerade einmal 15 Tagen (normal 34,9 Tage) gab es im Flächenmittel eine Schneedecke zu bestaunen. Damit wurde der Sollwert
nur zu 43 Prozent erreicht.
Monat | Regensumme | Niederschlagsabweichung |
---|---|---|
Dezember 2023 | 119,6 l/m² | 175,9 Prozent |
Januar 2024 | 75,3 l/m² | 125,5 Prozent |
Februar 2024 | 81,03 l/m² | 176,7 Prozent |
Winter 2023/2024 | 276,8 l/m² | 158 Prozent |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961–1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 180,7 % |
Baden-Württemberg | 121,9 % |
Bayern | 140,2 % |
Hessen | 139,5 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 173,8 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 194,4 % |
Nordrhein-Westfalen | 162,0 % |
Rheinland-Pfalz | 128,3 % |
Schleswig-Holstein | 167,2 % |
Saarland | 149,9 % |
Sachsen | 164,7 % |
Sachsen-Anhalt | 186,0 % |
Thüringen | 162,2 % |
Die Sonne im Winter
Die Sonnenscheindauer war im Dezember unterdurchschnittlich, im Januar über dem Durchschnitt und im Februar gegenüber dem Sollwert negativ besetzt. Es gab ein durchschnittliches Auf und Ab aus Sonne, Wolken und Nebel.
Der sonnigste Ort in diesem Winter war mit einer durchschnittlichen Anzahl an Sonnenstunden von 336,8 Stunden die Zugspitze (Bayern). Abseits der Gebirge konnte mit 281 Stunden über Wielenbach (Bayern) der meiste Sonnenschein registriert werden. Wenig Sonnenschein gab es mit gerade einmal 86,2 Stunden über Bremervörde (Bremen; Niedersachsen).
Auf die Bundesländer bezogen gab es mit 204 Stunden über Baden-Württemberg den meisten Sonnenschein, während es mit 105 Stunden über Schleswig-Holstein häufiger trüb blieb.
In Summe brachte es der Winter auf durchschnittlich 151,6 Sonnenstunden und erfüllte seinen Sollwert zu rund 94 Prozent und war damit leicht unterdurchschnittlich.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 87,4 % |
Baden-Württemberg | 115,1 % |
Bayern | 109,8 % |
Hessen | 102,6 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 82,0 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 76,9 % |
Nordrhein-Westfalen | 83,6 % |
Rheinland-Pfalz | 102,0 % |
Schleswig-Holstein | 74,5 % |
Saarland | 81,2 % |
Sachsen | 93,0 % |
Sachsen-Anhalt | 95,2 % |
Thüringen | 95,0 % |
Der Winter 2023/2024 war ein Totalausfall
Der Winter 2023/2024 war ein außergewöhnlicher Winter. Seine Struktur war mit einer anfänglich absolut gestörten Zirkulation herausragend, bevor zu Weihnachten die Westwetterlage sich durchsetze und den weiteren Verlauf auf den Kopf stellen konnte. Eigentlich erwartet man die Stürme im November und Dezember, während der Januar und der Februar eher die ruhigeren und die kälteren Wintermonate sind.
Klimaerhitzung: Der Winter wird wärmer
In den vergangenen 13 Jahren waren 100 Prozent der Wintermonate im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 zu warm. Blickt man auf die letzten 20 Jahre, so waren die Winter in 15 Prozent zu kalt, 15 Prozent normal und in 70 Prozent der Fälle deutlich zu warm. Auf andere Art formuliert gibt es Kinder im Alter von 13 Jahren, die noch keinen normalen
Winter erleben durften.
Im Schnitt waren die letzten 20 Winter im Vergleich zu 1961 und 1990 um 1,65 Grad zu warm. Ein Flachlandwinter war früher schon selten, doch ist ein nachhaltiger Flachlandwinter in den vergangenen 20 Jahren noch weniger wahrscheinlich geworden und selbst die mittleren Lagen von 500 bis 800 Meter bleiben im Winter häufiger frei von Schnee.
Und ja, anhand dieser einfachen und simplen Erkenntnis über die Klimaerhitzung zeigt, dass die Winter in den kommenden Jahren - nicht immer, aber mit einer zunehmenden Wahrscheinlichkeit - noch wärmer werden. So hart das für den einen oder anderen Freund des Winterwetters
auch klingen mag.
Auf der nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter im Frühling und Sommer 2024 entwickeln kann.