So war der Winter 2019/2020 - Der zweitwärmste und schneeärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Der Totalausfall des Winters 2019/2020! Die Bilanz des Winters 2019/2020 war niederschmetternd. Nur ein Winter war noch wärmer, doch in Sachen Schneearmut und die Anzahl der Eistage stellte der Winter alles zuvor gewesene in den Schatten.
Die Hoffnung der Freunde des Winterwetters
stirbt zuletzt. Gab es in den letzten Jahren doch immer noch Zeiträume, oder Randfaktoren, wie bspw. den QBO-Ost oder ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe, was den Winter - zumindest Phasenweise - in Erscheinung treten ließ. Doch in der Wintersaison 2019/2020 waren diese Randfaktoren nicht zu erwarten und ließen bereits im Sommer 2019 ungünstige Konstellationen erahnen, die zudem von den Langfristmodellen gut abgebildet wurden, was sich letztlich auch so bewahrheite.
Der Totalausfall des Winters
Schon in den letzten Wintern war der fast immer währende Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada der Winterkiller
. Einmal in Gang gesetzt erhält sich dieses System meist von Dezember bis Januar und begann erst im Februar mit meridionalen Strömungsmustern zu kippen.
Zweitwärmster Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Mit aller Macht und Kontinuität gab es in der Wintersaison 2019/2020 eine unglaubliche Erhaltungsneigung, die es in diesem Ausmaß noch nicht gab. Von Dezember bis einschließlich Februar war die Grundströmung zonal geprägt. Unterbrochen wurden die zonalen Wetterlagen im Dezember und Januar von längeren - milden - Hochdruckphasen.
In Summe aber erreichte der Winter 2019/2020 eine Durchschnittstemperatur von +4,1 Grad und fiel im Vergleich zur Referenzperiode von 1961-1990 um +3,9 Grad viel zu warm aus. Gegenüber der Vergleichsperiode von 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +3,2 Grad.
Damit reiht sich der Winter 2019/2020 als zweitwärmster Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 hinter dem wärmsten Winter von 2006/2007 in die Wettergeschichte ein. Damals betrug die Abweichung im Übrigen +4,4 Grad.
Der ewige März-Winter
Im Laufe der Winter-Saison hatten wir diesen Begriff definiert. Der März hat eine durchschnittliche Temperatur von +3,5 Grad. Der Winter war mit seiner Durchschnittstemperatur von +4,1 Grad sogar noch wärmer.
Unterdurchschnittlich wenige Eis- und Frosttage
Normalerweise gib es im winterlichen Flächenmittel 22,7 Eistage (Dauerfrost) und 56,6 Frosttage (Tage die mit Frost beginnen oder Enden). Im Winter 2019/2020 gab es 1,92 Eistage und 31,9 Frosttage. Im Hinblick auf die Eistage wurde in dieser Wintersaison ein neuer Negativrekord aufgestellt (1973/1974: 2,4 Tage)
Saison | Eistage | Frosttage |
---|---|---|
Winter 2019/2020 | 1,92 (22,7) Tage | 31,9 (56,6) Tage |
Frühsommerlich warm
Die höchste Temperatur wurde am 16. Februar mit +21,5 Grad bei Müllheim im Südwesten von Deutschland registriert. Der kälteste Wert wurde am 6. Februar mit -14,7 Grad über Oberstdorf erreicht.
Monat | Temperatur | Temperatur-Abweichung |
---|---|---|
Dezember 2019 | +3,7 Grad | +2,9 Grad |
Januar 2020 | +3,3 Grad | +3,8 Grad |
Februar 2020 | +5,3 Grad | +4,9 Grad |
Dem Frühling näher als dem Winter
Erschreckend war auch die Bilanz der Wintertage. Egal ob im Dezember, Januar oder Februar - die Temperaturwerte erreichten selten ein winterliches Niveau. Dafür waren die Werte häufiger zweistellig und überschritten oftmals die +15 Grad Marke und waren damit dem Frühling näher als dem Winter.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +4,6 Grad |
Baden-Württemberg | +3,5 Grad |
Bayern | +3,7 Grad |
Hessen | +3,5 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +4,6 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +4,1 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +3,4 Grad |
Rheinland-Pfalz | +3,4 Grad |
Schleswig-Holstein | +4,4 Grad |
Saarland | +3,3 Grad |
Sachsen | +4,3 Grad |
Sachsen-Anhalt | +4,4 Grad |
Thüringen | +4,1 Grad |
Der Winter 2019/2020 war zu nass
Der Februar 2020 toppte mit eine Niederschlagssumme von 125 l/m² alles. Damit wurden 250 Prozent des Sollwertes von 49 l/m² übererfüllt. Dagegen waren der Dezember und der Januar zu trocken ausgefallen. Umso wichtiger waren nun die Niederschläge im Februar.
In Summe aber brachte es der Winter 2019/2020 auf eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 225 l/m². Damit wurde der Sollwert von 181 l/m² um 23 Prozent übererfüllt. Verantwortlich hierfür war natürlich die außergewöhnliche Tiefdruckautobahn
vom Februar.
Über dem Schwarzwald 810 l/m² an Niederschlag
Das Gebiet rund um den Schwarzwald ist bei Westwetterlagen prädestiniert für Stauniederschläge. Und so wundert es auch nicht, dass in diesem Winter dort mit 810 l/m² die meisten Niederschlagssummen registriert wurden. Zugleich wurden am 2. Februar über Baiersbronn mit 105,5 l/m² der meiste Niederschlag binnen 24 Stunden registriert. Relativ trocken zeigten sich erneut die östlich gelegenen Bundesländer wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo örtlich kaum 90 l/m² an Niederschlag zusammen kamen.
Monat | Niederschlag | Niederschlag-Abweichung |
---|---|---|
Dezember 2019 | 70 l/m² | - 17 Prozent |
Januar 2020 | 45 l/m² | -30 Prozent |
Februar 2020 | 125 l/m² | +250 Prozent |
Der schneeärmste Winter
Im Flächenschnitt gibt es im Winter an 34,9 Tagen eine Schneedecke zu bestaunen. Den Negativrekord stellte der Winter 2006/2007 mit rund 5,6 Tagen auf. In der Wintersaison gab es bislang 3,7 Tagen eine Schneedecke zu vermelden. Noch sind nicht alle Daten da, aber da tut sich auch nicht mehr viel. Insofern stellt der Winter 2019/2020 einen neuen Negativrekord auf.
Besonders dramatisch stellte sich die Situation in tieferen und mittleren Lagen dar. Bis Ende November gab es kaum Schnee und auch Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer hielten sich sehr in Grenzen. Erst zum 27. Februar gab es über dem Süden und der Mitte den ersten - nennenswerten - Schneefall, der für eine Schneedecke sorgte, die für 16 Stunden Bestand hatte. Nachfolgend gab es frühlingshaft milde Temperaturen zum Abschluss des meteorologischen Winters.
Aber auch die schneeverwöhnten Regionen, wie bspw. Oberstdorf, war Schnee in dieser Wintersaison Mangelware. An ganzen 54 Tagen (von 91 Tagen) lag dort kein Schnee!
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 115,6 % |
Baden-Württemberg | 118,0 % |
Bayern | 111,5 % |
Hessen | 126,5 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 121,9 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 131,8 % |
Nordrhein-Westfalen | 128,1 % |
Rheinland-Pfalz | 132,7 % |
Schleswig-Holstein | 156,6 % |
Saarland | 153,1 % |
Sachsen | 106,1 % |
Sachsen-Anhalt | 125,8 % |
Thüringen | 119,5 % |
Den meisten Sonnenschein gab es über dem Süden
Der Winter 2019/2020 brachte es auf ganze 185 Sonnenstunden und übertraf das Soll von 153 Stunden 32 Stunden. Den meisten Sonnenschein gab es mit 345 Stunden über dem Starnberger See, während über dem Norden die Sonnenausbeute mit rund 100 Stunden deutlich geringer ausfiel.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 110,4 % |
Baden-Württemberg | 148,2 % |
Bayern | 133,2 % |
Hessen | 113,6 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 96,8 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 94,5 % |
Nordrhein-Westfalen | 93,0 % |
Rheinland-Pfalz | 113,8 % |
Schleswig-Holstein | 83,6 % |
Saarland | 107,3 % |
Sachsen | 108,4 % |
Sachsen-Anhalt | 118,6 % |
Thüringen | 115,4 % |
Der neunte zu warme Winter in Folge
Diese Aneinanderreihung von zu warmen Wintern hat es so noch nicht gegeben. Die Regel lautet eigentlich: Einem warmen Winter folgt ein weiterer warmer Winter nach, der dritte aber wird meist normal oder auch zu kalt ausfallen können. Seltener gab es 4 oder 5 aufeinander folgend zu warme Winter. Nun sind es neun an der Zahl Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert mit einer Abweichung > 0 Grad).
Klimawandel: Die Winter werden immer wärmer
Rückblickend auf die letzten 20 Jahre waren die Winter im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1,3 Grad wärmer als üblich. Das ist enorm, bedeutet diese Abweichung doch, dass die Schneefallgrenze in den letzten 20 Jahren im Schnitt um 130 bis 200 Meter höher lag als das früher der Fall war.
Anders formuliert: gab es früher schon kaum winterliche Verhältnisse im Flachland, so sind diese in den letzten 20 Jahren noch weniger wahrscheinlich geworden und selbst die mittleren Lagen von 400 bis 700 Meter bleiben im Winter häufiger schneelos.
Ursachenforschung: woran hat es gelegen?
Wie im Sommer schon berichtet waren die Aussichten für einen normalen und kalten Winter schlecht. Warum das so ist, haben wir am 21. Januar einmal näher erläutert: Warum ist der Winter so warm?
Enorme Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe
Der Wind in Stratosphärenhöhe entlang des 65. Breitengrades liegt am Anfang des Winters bei +100 km/h, im Januar bei +144 km/h und im Februar bei +80 km/h. Der Winterverhinderer ist in dieser Saison klar der Polarwirbel gewesen, der nur Anfang Dezember schwächen - und damit die Hoffnungen der Freunde des Winterwetters
weckte. Doch diese Hoffnung währte nur kurz. Zu Weihnachten betrug die Windgeschwindigkeit +216 km/h, Mitte Januar +288 km/h und Ende Februar +216 km/h.
Das was sich in den oberen Luftschichten abspielt, setzt sich auch in den unteren Luftschichten durch und so befand sich der Polarwirbel von Anfang an in einer sehr guten Gesamtverfassung und hatte so gut wie keine Probleme mit seiner Stabilität. Zudem versorgte die Hochdruckbrücke zwischen Sibirien und Kanada den östliche Bereich von Kanada unentwegt mit Kaltluftmassen, die nachfolgend auf den Atlantik in Richtung Neufundland strömten und dort für die hohe Tiefdruckaktivität - und den damit zu warmen Winter 2019/2020 - verantwortlich war.
Wie wird der Winter 2020/2021?
Gemäß der Statistik und der Gesetzmäßigkeit wird der Winter 2020/21 erneut zu warm ausfallen können. Doch hält sich das Wetter weder an die Statistik, noch an Gesetzmäßigkeiten - das wäre auch zu schön!
Was aber anders sein wird, sind die zwei Randfaktoren des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe und der QBO-Ost, welche im kommenden Winter wieder zu erwarten sind. Zudem befindet sich die Sonne weiterhin in einem schwachen Gesamtzustand. Insofern wird das Wetter im Winter 2020/2021 in Sachen Schnee wieder interessanter werden
Den gesamten Rückblick - auch mit Bezug auf die einzelnen Bundesländer - können Sie beim DWD nachlesen.
Weitere Zahlen, Daten und Fakten finden Sie auf der Übersichtsseite zum Wetter Winter.
Auf der nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter Winter 2021/2022 entwickeln kann.