Winterprognose: Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe und die möglichen Auswirkungen auf das Wetter
Wie ist der Winter 2023/24 zu seiner Halbzeit klimatologisch einzuordnen? Welches Wetter wird bis Ende Januar zu erwarten sein und wie steht es um den Winter im Februar? Und was ist mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe? Wir haben uns das heute Abend einmal näher angeschaut.

Halbzeitbilanz. Der Winter Anfang Dezember, dann eine durchgreifende Milderung mit viel Regen und Hochwasser über Weihnachten. Ein milder Jahreswechsel mit nachfolgender Abkühlung und einem Hauch von Winter. Zu seiner Halbzeit hat der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +2,92 Grad und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,51 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,31 Grad).
Die Anzahl der Eistage liegt bei 7,63 Tage (normal: 22,7 Tage - gesamt), Frosttage gab es an 17,8 Tagen (normal: 56,7 Tage - gesamt), Bodenfrosttage gab es an 22 Tagen (normal: 62,5 Tage - gesamt) und Tage mit einer Schneedecke gab es an 9,5 Tagen (normal 34,9 Tage).
Jahreszeit - Ereignisse | Winter 2023/24 (15. Januar) | Vergleich 61/90 | Vergleich 91/20 |
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Eistage (Dauerfrost) |
7,63 Tage | 22,7 Tage | 16,3 Tage |
Frosttage (Nachtfrost) |
17,8 Tage | 56,7 Tage | 50,6 Tage |
Bodenfrost | 22,0 Tage | 62,5 Tage | 59,6 Tage |
Schneedecke | 9,5 Tage | 34,9 Tage | 23,7 Tage |
Der Winter hat noch etwas aufzuholen
Man erkennt schnell, dass der Winter 2023/24 im Vergleich zu - beiden - Klimamittelwerten noch etwas aufzuholen hat. Und da sich in der letzten Januar-Dekade bis Anfang Februar mit einer hohen Wahrscheinlichkeit keine winterliche Wetterlage mehr einstellen kann, bleiben dem meteorologischen Winter noch 29 Tage, die alles entscheidend sein können.
Der Januar deutlich zu warm
Gleichzeitig mit der Winterhalbzeit, erreicht auch der Januar seine Halbzeit. Die durchschnittliche Temperatur betrug bis zum 15. Januar +0,42 Grad und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +0,9 Grad etwas zu warm (91/92: -0,5 Grad).
Kumuliert man nun die Temperaturprognosen bis Ende Januar, so wird der zweite Wintermonat mit einer Temperaturanomalie von +1,6 bis +2,0 Grad dann doch im deutlich zu warmem Bereich liegen.
Aktuelle Entwicklung der Großwetterlage
Die aktuelle Entwicklung der Großwetterlage ist und bleibt aus Sicht der Freunde des Winterwetters
ernüchternd. Die abendlichen Prognosen bestätigen den Wettertrend von heute Nachmittag und lassen bis zum Februar keine winterliche Wetterentwicklung zu. Darin stimmen die Vorhersage-Modelle weitgehend überein.

Warming in Stratosphärenhöhe
Das Warming in Stratosphärenhöhe wird heute Abend für den 18. Januar kräftiger simuliert. Die Windgeschwindigkeiten erreichen aktuell noch +36 km/h und sinken bis zum 17. Januar auf -7,2 km/h ab. Definitionsgemäß ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe.
Doch nachhaltig ist der Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe nicht. Vielmehr kommt es einem Zucken
gleich. Bereits zum 19. Januar nimmt die Windgeschwindigkeit wieder zu und erreicht zum 23. Januar +108 km/h. Fraglich ist also, ob die Windumkehr in Stratosphärenhöhe überhaupt Auswirkungen auf die unteren Schichten des Polarwirbels hat.

Mögliche Auswirkungen eines Major-Warmings
Mit Windumkehr beginnt sich die obere Schicht des Polarwirbels in eine andere Richtung zu drehen, wie es die unteren Schichten machen. Was folgt, ist eine negative Beschleunigung des wetterverantwortlichen Polarwirbels und es bleibt abzuwarten, wie stark dieser Störimpuls sein wird.
In der Theorie machen sich die Auswirkungen der Windumkehr rund 4 bis 7 Tage später in den unteren Schichten bemerkbar. Wir haben uns einmal die Kontrollläufe im Zeitraum vom 24. bis 28. Januar hinsichtlich markanter Veränderungen näher angeschaut.
Polarwirbel zunehmend instabil
Tatsächlich lässt sich die Zunahme an instabilen Berechnungen des Polarwirbels beobachten. Möglich also, dass der Impuls ausreichend sein wird.Winter oder nicht Winter? Doch auch wenn ein Major-Warming samt Schwächung des Polarwirbels eintritt, so ist das noch lange nicht mit Winterwetter gleichzusetzen. Auf der nachfolgenden Seite haben wir die Major-Warmings der Vergangenheit mit den Auswirkungen auf den Polarwirbel und auf das Wetter über Deutschland aufgelistet. Schnell wird klar, dass ein Major-Warming auch für eine ungewöhnlich warme Wetterentwicklung verantwortlich sein kann - Was ist ein Major-Warming?.

Auf den Punkt gebracht: Der Winter ist noch nicht vorbei
Keine Frage, die kommenden Tage werden im Hinblick auf eine Unwetterlage äußerst spannend und manche Regionen werden eine richtige Schneepackung
abbekommen. Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter und zum Samstag zeigt sich häufiger die Sonne. Möglicherweise präsentieren sich am Samstag weite Teile von Deutschland als Winterwunderland. Abwarten.
Darüber hinaus kommt die Milderung. Daran führt kein Weg vorbei und vieles spricht dafür, dass die Milderung bis in den Februar hinein anhaltend sein kann. Daran hat sich heute Abend nicht geändert und die Mitteltemperatur beträgt nach den Kontrollläufen Anfang Februar +6 Grad. Das weit vom Winter und sehr weit vom Hochwinter entfernt.
Doch abseits des Grundrauschens tut sich was. Die Spreizung in den Kontrollläufen nimmt Ende Januar und Anfang Februar zu, was auch am Major-Warming in Stratosphärenhöhe liegen mag. Schaun mer mal, was daraus wird.