Arctic Outbreak - Ungewöhnliche Wetterentwicklung mit tiefwinterlich verschneite Landschaften bis auf tiefere Lagen herab?
Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprungs - über das Wochenende hinweg wird mithilfe eines Arctic Outbreak in der Höhe kalte Winterluft bis an die Alpen geführt. Die Schneefallgrenze sinkt ab und ab den mittleren Lagen kann mit winterlichen Wetterverhältnissen gerechnet werden. Gelingt es dem Winter gleich zu Beginn des meteorologischen Winters ein Zeichen zu setzen, oder ist handelt es sich lediglich um ein frühwinterliches Spektakulum?
Während die Bewölkung sich über dem Norden bereits verdichtet, ist entlang eines breiten Streifens zwischen dem Saarland und Berlin heute mit Sonnenschein zu rechnen. Weiter nach Süden trüben Wolken den Sonnenschein ein, doch ist dort nicht mit Niederschlag zu rechnen. Anders die Situation über den Küstenregionen, wo am Nachmittag ein paar Regentropfen beim Niedergang beobachtet werden können. Die Temperaturen erreichen +0 bis +6 Grad. Der Wind kommt schwach aus unterschiedlichen Richtungen und frischt über den Küsten von Nord- und Ostsee im Tagesverlauf stark böig bis stürmisch auf.
Der Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs
Der Wind und die von Norden aufziehenden Wolken gehören zu einem Tiefdruckkomplex über Skandinavien, welches über das Wochenende nach Süden austrogt und zu einem turbulenten Wettercharakter führen kann. Der Wind intensiviert sich am Donnerstag und Freitag aus nördlichen Richtungen kommend und kann über dem Landesinneren für kräftige und über exponierten Lagen für stürmische Windböen sorgen. Schwere Sturmböen hin zu orkanartige Winde sind über den höheren Lagen und den Küstenregionen möglich. Erst in der Nacht auf Samstag schwächt sich der Wind allmählich ab. Da der Wind aus nördlichen Richtungen kommt, ist eine Sturmflut nicht auszuschließen. Der Wind treibt immer wieder Wolken- und Niederschlagsfelder von Nord nach Süd. Die Temperaturen gehen bis Montag auf -2 bis +6 Grad zurück, wobei die höheren Werte dem Westen und die tieferen dem Osten zuzuordnen sind. Der Niederschlag geht teils bis auf tiefere Lagen in Schnee über und ab den mittleren Lagen - oberhalb etwa 300 bis 600 Meter kann ab Freitagnachmittag mit winterlichen Wetterbedingungen gerechnet werden. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Der Winter nähert sich den tieferen Lagen
Noch ein paar Worte zur oben stehenden Schneeprognose. Diese ist keineswegs 1:1 zu interpretieren. Sie zeigt jedoch auf hervorragende Art und Weise, wo der Schwerpunkt der Schneefallereignisse liegen wird. Erfahrungsgemäß ist in der Schneevorhersage stets das konservativste Modell zu wählen, was in diesem Fall die Prognose des deutschen Vorhersage-Modells ist. Ab den mittleren Lagen ist südlich einer Linie vom Schwarzwald bis über den östlichen Mittelgebirgsrand mit Schneefall zu rechnen. Deutlich mehr Schnee ist über den höheren Lagen des Schwarzwaldes, vom Alpenvorland und den Alpen zu rechnen. Das liegt unter anderem auch am nördlichen Wind, was die zahlreichen Schauer über diesen Regionen anstauen und so zu länger andauerndem Schneefall führen kann.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Tiefwinterliche Wetteraussichten
Die Wetterprognose der Europäer ist nicht nur hinsichtlich der zu erwartenden Schneemengen überaus positiv eingestellt, nein auch im Hinblick auf Winterwetter hatte das Modell in den vergangenen Stunden einiges zu bieten. Und das lässt aufhorchen!
Warum? Die Europäer gehören zum einen zu den konservativen Modellen. Selten aus dem Rahmen fallend, aber auch nicht immer ein Trendsetter. Zum anderen kommen die Europäer besser mit gestörten Zirkulationen zurecht und exakt eine solch gestörte Zirkulation wird heute simuliert.
Ungewöhnlich aktiver Kaltlufttropfen
Der Trog rauscht zum Wochenende nach Süden und erreicht zum Start in die neue Woche die östliche Mittelmeerregion. Dort angekommen, werden feucht-warme Luftmassen als Energieträger advehiert und es entsteht über der Ukraine ein Sturmtief mit einem Kerndruck von bis zu 960 hPa. Das ist außergewöhnlich.
Außergewöhnlich auch deshalb, da sich zur gleichen Zeit ein Hochdruckkeil von den Azoren aus über Skandinavien bis über die Karasee reichend zwischen dem Trog und dem Polarwirbel schiebt. Der Trog wird abgeschnürt und wabert fortan als Kaltlufttropfen umher - nicht schwachgradientig wie sonst üblich, sondern zunächst als abgekapseltes Sturmtief.
Der Winter über Deutschland
Bedingt durch die Drehbewegung der Hochdruckzone im Uhrzeigersinn, wird der Kaltlufttropfen von Osteuropa nach Mitteleuropa geführt und erreicht Deutschland, Österreich und die Schweiz Ende November und beginnt sich bis zum 2. Dezember über Deutschland einzudrehen.
Schnee, Eis und Dauerfrost
Die Temperaturen erreichen am 27. November +0 bis +6 Grad. Die Frostgrenze schwankt zwischen 500 und 700 Meter. Darüber hinaus wird es zunehmend winterlich. Bis zum 2. Dezember sinken die Temperaturen auf -6 bis +2 Grad ab. Die höheren Werte sind dem Norden zuzuordnen, was an der warmen
Nord- und Ostsee liegt. In den Nächten sinken die Werte auf -8 bis -2 Grad ab. Über Schnee und bei Aufklaren werden bis -14 Grad simuliert. Das erinnert an den November 2005 - der darauffolgende Winter war ein leicht zu kalter Winter!
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine vollständig gestörte Zirkulation bringt den Winter nach Deutschland
Die Amerikaner sind der Wetterprognose der Europäer bis zum 28. November ähnlich. Der Trog geht ab, reichert sich über der östlichen Mittelmeerregion mit Energie an und bringt mit einem Kerndruck von bis zu 970 hPa ein Sturmtief über der Ukraine zustande. Das Azorenhoch keilt in Richtung Skandinavien auf und trennt den Trog vom Polarwirbel. Über Deutschland stellt sich eine ab den mittleren Lagen winterliche Witterung ein.
Skandinavienhoch und ein Kaltlufttropfen aus Osten
Der Unterschied der Amerikaner lässt sich in der Entwicklung der Hochdruckzone ausmachen. Diese wandelt sich zum 28. November zu einem autarken Hochdrucksystem über Skandinavien, dessen Kerndruck bis zu 1040 hPa betragen kann. Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn und so wird der abgeschnürte Trog über der Ukraine - der fortan als Kaltlufttropfen zu definieren ist - nach Westen geführt. Zum 29. November erreicht der Kaltlufttropfen Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Temperaturen erreichen am 27. November -2 bis +6 Grad und gehen bis zum 30. November auf -5 bis +3 Grad zurück. Die höheren Werte sind über dem Westen und Nordwesten zu erwarten. Deutschland wintert zunehmend ein.
Vollständig gestörte Zirkulation - Skandinavienhoch wird unterwandert
Durch den Umstand, dass sich das Hoch in autarker Formation über Skandinavien niederlässt, verliert das Hoch seine Achse nach Süden. Zudem wird der Kaltlufttropfen am südlichen Hochdruckgradienten nach Westen geführt und nimmt Kontakt zur abgeschwächten Frontalzone auf dem Atlantik auf. Über Deutschland hat das einen strammen Ostwind zur Folge. Normalerweise kommt der Wind aus westlichen Richtungen und demzufolge kategorisiert man diese Großwetterlage als vollständig gestörte Zirkulation ein. Die Frontalzone kann Skandinavien nicht mehr erreichen und wird eine südlichere Zugbahn einschlagen müssen.
Hochwinter über Deutschland - Nikolaus mit dem Schlitten
Die östliche Grundströmung aber verhindert, dass die milde Atlantikluft Deutschland erreicht und so kühlen die Luftmassen bis zum 6. Dezember - Nikolaus - immer weiter aus. Die Tageshöchstwerte schwanken zwischen -8 und -2 Grad und sinken in den Nächten auf bis -12 Grad ab. Bei Aufklaren und über Schnee sind bis -18 Grad möglich. Einen besseren Start in den meteorologischen Winter können sich die Freunde des Winterwetters
nicht wünschen. Die Entwicklung der Großwetterlage ist zudem außergewöhnlich - insbesondere die Intensität der Systeme zueinander!
Auf den Punkt gebracht: Frühwinter, Winter, Vollwinter oder Hochwinter
Ein frühwinterliches Spektakel wird es zum Wochenende geben, bei der es ab den mittleren Lagen winterlich werden kann. Das ist für die Jahreszeit nichts Außergewöhnliches. Ungewöhnlich ist jedoch die Fortschreibung der Wettervorhersage mit einem Kaltlufttropfen, einer vollständig gestörten Zirkulation und einem eisigen Ostwind. Wenn das alles so kommt, wie berechnet, dann wandelt sich der Winter Anfang Dezember vom Frühwinter in den Hochwinter - die besten Voraussetzungen für weiße Weihnachten.
Die Schneeprognosen
Wie bereits weiter oben erwähnt, sind Niederschlags- und insbesondere Schneeprognosen mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Doch was ist mit der kommenden Entwicklung der Großwetterlage an potentiellem Schneefall möglich - Ist auch über dem Flachland eine winterliche Schneedecke in Betracht zu ziehen?
Vorsicht mit dem Flachlandwinter!
Was man auf der oben stehenden Schneeprognose erkennt, sind die fulminanten Unterschiede in der Ausbreitung einer möglichen Schneedecke. Nach der Schneevorhersage der Europäer wintert Deutschland bis zum 2. Dezember regelrecht ein. Nach den Amerikanern sind es eher die mittleren Lagen, die vom gelegentlichen Schneefall profitieren können. Mit anderen Worten formuliert, ist eine spannende Wetterentwicklung zu erwarten. Diese muss erst eintreten und sich entwickeln, erst dann lässt sich die Frage nach dem Flachlandwinter stellen und auch beantworten.
Welches Wetter zu erwarten ist
Wer uns kennt, der weiß - wird gehören zu den Freunden des Winterwetters
- und ja, mit einer solchen Wetterentwicklung kommt man schnell ins Schwärmen und vernachlässigt die Objektivität. Die Schwärmerei nimmt heute sogar noch zu, wenn man die Prognosen mit den Kontrollläufen vergleicht. So abwegig ist die Einwinterung ab den mittleren Lagen nicht mehr und die Kontrollläufe haben eine deutliche Korrektur zugunsten des Winters vorgenommen.
Objektiv und nüchtern betrachtet pendelt die Temperaturprognose der Kontrollläufe im Zeitraum vom 24. November bis 7. Dezember in 1.500 Meter Höhe auf -5 bis -7 Grad ein und kann am 29. November kurzzeitig auf bis -9 Grad absinken. Für den Flachlandwinter sind Anfang Dezember Höhenwerte von -7 bis -9 Grad notwendig. Ab den mittleren Lagen reichen -4 bis -7 Grad aus. Das spiegelt hervorragend das wider, was die Prognose-Modelle berechnen. Einwinterung ab den mittleren Lagen mit optionalem Flachlandwinter. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
28. November | -5 bis +7 Grad |
-1 bis +2 Grad |
2. Dezember | -7 bis +4 Grad |
-2 bis +2 Grad |
7. Dezember | -7 bis +7 Grad |
-2 bis +2 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:16 Uhr
Volltreffer für den Winter - die Amerikaner, die Europäer und auch die Deutschen berechnen zum Wochenende einen Arctic Outbreak, der zunächst über das östliche Europa nach Süden abgelenkt wird, sich dann aber in ein Kaltlufttropfen umwandelt und mithilfe eines Hochdrucksystems über Skandinavien nach Mitteleuropa geführt wird.
Mehr Winter geht nicht
Zumindest nicht für Ende November bzw. Anfang Dezember. Der Kaltlufttropfen verlagert sein Zentrum bis zum 30. November direkt über Deutschland. Bei zeitweiligem Schneefall sinken die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe auf bis -12 Grad ab. Über tieferen Lagen hat das Tageshöchstwerte von -6 bis +2 Grad zur Folge. Die höheren Werte über dem Westen und Norden, die tieferen über dem Süden und Osten.
Da es sich um labil geschichtete Höhenkaltluft handelt, ist mit zeitweiligem Schneefall zu rechnen. Zwischendurch sind aber auch längere sonnige Abschnitte möglich. In den Nächten sinken die Tiefstwerte auf -8 bis -1 Grad ab. Bei Aufklaren über Schnee können bis -16 Grad möglich sein.
Wie viel Schnee ist zu erwarten?
Zunächst einmal muss sich der Arctic Outbreak am Wochenende nach Süden entwickeln. Dieser Prozess löst Turbulenzen aus, denn wo eine Aktion, da auch eine Reaktion. Wie die Turbulenzen im Einzelnen aussehen können, bleibt abzuwarten und reichen von einer durchgreifenden Milderung bis zu einer Intensivierung der Kaltluftzufuhr. Die Milderung hat für den Moment eine deutlich geringere Eintreffwahrscheinlichkeit, bleibt aber grundsätzlich möglich. Es wäre für die Freunde des Winterwetters
nicht der erste Biss in die Tischkante.
Aber ja, Schneefall ist bis auf die tieferen Lagen herab möglich. Schneefall und Höhenkälte ist aber so eine Sache für sich, da kalte Luftmassen weniger Feuchtigkeit speichern können. Zudem spielen Hebungsvorgänge eine gewichtige Rolle und so ist von Dauerschneefall hin zu sonnigem und weitgehend trockenem - aber kaltem - Wetter alles möglich. Wir haben die Schneeprognosen beider Vorhersage-Modelle bis zum 2. Dezember einmal gegenübergestellt.
Links die Einwinterung bis auf tiefere Lagen herab, rechts die hauchdünne Schneedecke.
Zusammenfassung
Alle drei Vorhersage-Modelle bestätigten im Tagesverlauf die winterliche Wetterentwicklung. Die Amerikaner gehen sogar noch einen Schritt weiter und berechnen bis zum Ende der ersten Dezember-Dekade eine Entwicklung, welche den Winter - bis auf tiefere Lagen herab - erhalten kann. Tiefwinterliche Wetterverhältnisse über Deutschland. Das aber nur am Rande erwähnt. Zunächst muss der Arctic Outbreak erfolgen und dann der Kaltlufttropfen nach Mitteleuropa ziehen - dann sieht man weiter.
Die Kontrollläufe haben heute Abend eine leichte Korrektur zugunsten einer winterlichen Witterung vorgenommen. Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe liegen im Zeitraum vom 24. November bis 4. Dezember zwischen -5 und -9 Grad, was den Winter zwischen 400 und 600 Meter festigen kann. Phasenweise kann es auch über tieferen Lagen winterlich werden. Die Chancen stehen zwischen dem 28. und 30. November jedenfalls nicht schlecht. Freunde des Winterwetters
können optimistisch in die Zukunft blicken.