Wetteraussichten: Die absolut gestörte Zirkulation sorgt für eine chaotische Wetterentwicklung
Mit +30,4 Grad wurde am 2. Mai über Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) der erste Hochsommertag des Jahres registriert. Mit Sommerwetter ist nach einem Temperatursturz, der sich über das Wochenende vollzieht - vorerst nicht mehr zu rechnen. Hinzu kommen kräftige Schauer und Gewitter, welche regional unwetterartig ausfallen können. Handelt es sich dabei um eine vorüberziehende Störung, oder steckt da mit den Eisheiligen mehr dahinter?

Eine Schauer- und Gewitterfront dehnt sich im Moment von Süden nach Norden aus und wird in einem breiten Streifen zwischen dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen am Nachmittag und Abend für kräftige Schauer und Gewitter (Gewitterradar) sorgen können, welche mit Starkregen, Blitz- und Hagelschlag lokal unwetterartig ausfallen. Weiter nach Norden klingt die Niederschlagstätigkeit ab, und es bleibt verbreitet trocken und phasenweise auch sonnig. Die Temperaturen erreichen +17 bis +20 Grad und über dem Südwesten bis +24 Grad. In Schauernähe kühlt es bis auf +14 Grad ab.
Sonne-Wolken-Mix mit nennenswertem Regen über dem Süden
Ab Sonntag zieht sich die Störung über die Alpen zurück und regnet bis Mitte der Woche ab, was insbesondere über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern für nennenswerten Regen sorgen kann. Weiter nach Norden klingt der Niederschlag ab, und bei auflockernder Bewölkung zeigt sich häufiger die Sonne. Der Wind dreht auf nördliche Richtungen und lässt die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad einpendeln. Ist längerer Sonnenschein möglich, können über dem Westen bis +20 Grad erreicht werden. Regnet es hingegen länger andauernd, kühlt es bis auf +10 Grad ab. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Mai.

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Kaltlufttropfen und Störimpulse
Beachtlich ist die Hochdruckzone, welche sich im Verlauf der kommenden Woche nach Norden ausdehnt und den Polarwirbel weiter unter Druck setzt. Deutschland aber liegt – und das hat sich in den letzten Tagen immer wieder abgezeichnet – am östlichen Hochdruckgradienten. Damit gelangen mit einer nördlichen Grundströmung kühlere Luftmassen in Richtung Deutschland, prallen auf das viel zu warme Mittelmeer und lassen weitere Störimpulse entstehen, welche das Wetter auch in der zweiten Mai-Dekade dominieren können.
Gewaltige Hochdruckzone hat nicht alles unter Kontrolle
Die auf den obenstehenden Wetterkarten ersichtliche Hochdruckzone ist imposant. Nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells dehnt sie sich bis Mitte Mai weiter aus und kann sich unter bestimmten Voraussetzungen von Grönland bis über das westliche Russland und Europa erstrecken. Somit ist klar, dass es sich bei der kommenden Wetterlage um eine gradientenschwache Entwicklung handeln wird.
Eingelagerte Störimpulse
Der Kern des Hochdrucksystems liegt nach dieser Prognose westlich von Europa zwischen Island, England und Skandinavien. Deutschland, Österreich und die Schweiz verbleiben in einer nördlichen Grundströmung, was in der Höhe polare Luftmassen in Richtung der Mittelmeerregion führen kann. Das destabilisiert das Hoch, und so ist die Entwicklung von Höhentiefs (Kaltlufttropfen, Störimpulse) sehr wahrscheinlich.
Weiter zurückgehende Temperaturen, absinkende Schneefallgrenze und über dem Süden viel Regen
Wo sich diese Störimpulse positionieren werden, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass sich das Hoch nicht als allumfassend dominierendes Wettersystem etablieren kann und gegenüber den Störungen anfällig bleibt. Nach der aktuellen Vorhersage trifft einer dieser Kaltlufttropfen am 14. Mai auf Deutschland. Die Temperaturen erreichen am 13. Mai noch +17 bis +23 Grad und über dem Westen örtlich bis +25 Grad, sacken jedoch bis zum 15. Mai auf +12 bis +16 Grad ab. Die Schneefallgrenze sinkt mit entsprechender Niederschlagstätigkeit über den Alpen kurzzeitig unter die 1.500-Meter-Marke. Klart es in den Nächten auf, ist mit Frost zu rechnen.
Die Niederschlagsprognose bleibt für den Norden ernüchternd, was zu einer weiteren Verschärfung der Dürre führen kann. Die Niederschlagsfelder aber klatschen
gegen die Alpen und saugen die feuchtwarmen Luftmassen der Mittelmeerregion auf, was über dem südlichen Baden-Württemberg, Bayern, dem Alpenvorland und den Alpenregionen für teils unwetterartige Regensummen sorgen kann.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Omegahoch und Störimpulse
Die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells ist der der Europäer sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch in einem wesentlichen Punkt – der Positionierung des Hochdruckzentrums. Das hat teils kuriose Wetterentwicklungen zur Folge, bei denen Dauerregen und Sommer dicht beieinanderliegen.
Hoch zwischen England und Deutschland
Das Hoch positioniert sich bis zum 14. Mai östlicher. Zwar liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz auch nach dieser Prognose am östlichen Hochdruckgradienten – und damit in einer nördlichen Grundströmung –, doch überwiegt die Hochdruckdominanz, was die Temperaturen bei einem Sonne-Wolken-Schauer-Mix auf +16 bis +20 Grad und bei längerer Sonnenscheindauer auf bis zu +24 Grad ansteigen lassen kann.
Mittelmeertief provoziert unwetterartige Regensummen
Doch trotz der Nähe des Hochs zu Mitteleuropa kann es nicht verhindern, dass sich vom 12. bis 15. Mai am östlichen Hochdruckgradienten ein Störimpuls durchsetzt und sich zwischen Deutschland und der Mittelmeerregion eindreht. Insbesondere über Süddeutschland lassen sich in diesem Zeitraum teils unwetterartige Regensummen nicht ausschließen.
Ausbildung eines Omegahochs – Frühsommer und Sommerwetter
Bedingt durch die sich nach Süden durchsetzende Störung weicht der Hochdruckkern bis zum 15. Mai zwischen Island, England und Skandinavien aus. Dieser Hochdruckkern verlagert sich bis zum 19. Mai weiter in Richtung Skandinavien und dehnt sich dabei gleichermaßen nach Norden und Süden aus. Es folgt eine Omegablase (Ω) zwischen Skandinavien und Deutschland. Die Niederschlagstätigkeit klingt ab und die Temperaturen steigen bis zum 19. Mai mit +18 bis +24 Grad in den frühsommerlichen und mancherorts mit bis zu +26 Grad in den sommerlichen Bereich an.

Auf den Punkt gebracht: Die absolut gestörte Zirkulation
Die Vorhersage-Modelle bestätigen den Wettertrend der vergangenen Tage: Zum einen die vollständig bis absolut gestörte Zirkulation, welche der atlantischen Frontalzone keinen Spielraum bietet. Zum anderen die über dem Süden erhöhte und über dem Norden nur schwach ausgeprägte Niederschlagsentwicklung. Und zu guter Letzt die mäßige Temperaturentwicklung, welche mit einem Kaltlufttropfen auch unter dem vieljährigen Mittelwert liegen kann, sich jedoch mehrheitlich in einem für den Mai typischen Bereich einpendeln dürfte.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Alle drei Punkte werden von den Kontrollläufen bestätigt. Der Wetterumschwung, welcher sich bis Sonntag vollzogen hat, lässt den Temperaturmittelwert bis zum 9. Mai unter die +15-Grad-Marke absinken. Nachfolgend zeigt sich mit einem Mittelwert von +17 Grad ein durchweg positiver Temperaturtrend.
Die Regenprognose
In einem Punkt jedoch folgen die Kontrollläufe nicht den Prognose-Modellen: der Niederschlagsprognose, welche zwischen dem 3. und 4. Mai mäßig erhöht, nachfolgend jedoch nur schwach bis leicht erhöht ausfällt. Infolge dessen ist ein unbeständiger Wettercharakter zu erwarten, bei dem sich die Temperaturen in der zweiten Maidekade wieder in den frühlingshaften Bereich entwickeln können. Unter dem Strich allerdings wird sich die Dürresituation über dem Norden sowie über Teilen des Westens und Ostens weiter verschärfen können. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
9. Mai | +6 bis +20 Grad | +13 bis +15 Grad |
13. Mai | +9 bis +23 Grad | +16 bis +18 Grad |
18. Mai | +10 bis +27 Grad | +17 bis +19 Grad |
