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Wetterprognose: Instabiler Polarwirbel - Show-Down zu Weihnachten?

| M. Hoffmann

Mit einer gewissen Spannung schaut man im Moment auf die Entwicklung innerhalb des Polarwirbels. Eine Hochdruckachse bildet sich zwischen Kanada und Sibirien aus und wird vom dritten bis vierten Advent für eine vergleichsweise warme Wetterentwicklung sorgen, bevor kurz vor Weihnachten die Wetterlage erneut kippt. Reicht es für Schnee und weiße Weihnachten?

Weiße Weihnachten 2024? Ganz auszuschließen lässt sich das nicht © Martin Bloch
Weiße Weihnachten 2024? Ganz auszuschließen lässt sich das nicht © Martin Bloch

Gradientenschwach präsentiert sich das Wetter noch bis einschließlich Freitag über Deutschland. Trüben heute noch dichte Wolken- und Hochnebelfelder, so sind es am Donnerstag und Freitag mehr die dichten Nebelfelder, welche für ein graues Stimmungsbild beim Wetter sorgen können. Doch in der Höhe frischt der Wind auf und dreht zum Freitag auf südöstliche Richtungen, was den Nebel zur Aufgabe zwingt und sich häufiger die Sonne durchsetzen kann. Die Temperaturen schwanken zwischen +0 und +4 Grad und können mit einer längeren Sonnenscheindauer mancherorts bis +6 Grad erreichen. In den Nächten sinken die Werte auf +2 bis -2 Grad ab.

Störungen erreichen Deutschland

Am dritten Adventswochenende erreichen die ersten Tiefdruckausläufer Deutschland. So nimmt die Bewölkung von Norden zu und von Samstag- bis Sonntagnachmittag überquert ein Niederschlagsband Deutschland von Nordwest nach Südost. Die Temperaturen steigen von Samstag mit +1 bis +5 Grad bis Sonntag auf +4 bis +8 Grad an. Anfänglich kann der Niederschlag noch als Schnee- oder Schneeregen niedergehen, geht jedoch rasch in den höheren mittleren Lagen in Regen über. Ist das Niederschlagsband durch, lockert die Bewölkung auf, und neben gelegentlichem Niederschlag ist – insbesondere über dem Süden – mit zeitweiligem Sonnenschein zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.

Deutschland liegt zunächst in einer gradientenschwache Wetterlage und im Verlauf der kommenden Woche zwischen den Fronten
Wetterprognose nach den Vorhersage-Modellen: Deutschland liegt zunächst in einer gradientenschwache Wetterlage und im Verlauf der kommenden Woche zwischen den Fronten © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage der Prognose-Modell bis zum vierten Advent

Die Spannung liegt im zeitlichen Ablauf, und der vierte Advent ist am 22. Dezember - somit unmittelbar vor Weihnachten. Schauen Sie sich bitte noch einmal die oben stehenden Wetterkarten an. Gut erkennbar ist die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien, welche den Polarwirbel in Richtung Kanada und Grönland zwingt und die kalten Luftmassen über Neufundland auf den Atlantik abfließen lässt. Die Folge hieraus ist der Versuch der atlantischen Frontalzone, sich zu regenerieren.

Doch mag die Regenerierung nicht so recht gelingen. Zwar setzt sich die Frontalzone über Skandinavien fest, doch gibt das Hoch ordentlich Kontra und drückt die Frontalzone weit nach Norden. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen mehr im Einflussbereich des Hochdrucksystems. Zudem zeigen sich in der Grundstruktur des Polarwirbels einige Ungereimtheiten, was eine nachhaltig agierende Frontalzone samt atlantischer Tiefdruckrinne infrage stellen lässt.

Zwischen dem dritten und vierten Advent zu warmes Wetter

Es nützt jedoch aus Sicht der Freunde des Winterwetters alles nichts. Die Konstellation ist für den Winter zunächst einmal alles andere als günstig und wird mit der erhöhten Wetteraktivität die Grundströmung vorübergehend auf südwestliche Richtungen drehen lassen. So liegt Deutschland noch bis zum 19. Dezember (Do.) im Einflussbereich der Hochdruckzone, wenngleich über dem Norden etwas Niederschlag nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Die Temperaturen schwanken zwischen +6 und +10 Grad und können mit einer maximalen Sonnenscheindauer bis +12 Grad möglich machen.

Bis zum vierten Advent (22. Dezember) nimmt die Bewölkung und die Niederschlagsaktivität wieder zu, und die Temperaturen gehen mit +4 bis +8 Grad etwas zurück - sind aber noch immer weit vom Winter entfernt.

Mit Winterwetter ist bis zum vierten Advent - und somit kurz vor Weihnachten - nicht zu rechnen
Die Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Prognosemodells: Mit Winterwetter ist bis zum vierten Advent - und somit kurz vor Weihnachten - nicht zu rechnen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Show-Down kurz vorm Fest - Weiße Weihnachten nicht ausgeschlossen

Klar ist, dass sich die Westwetterlage nicht so durchsetzen kann, wie sie es gerne möchte. Entsprechend hoch ist die Wellenbewegung entlang der Polarfront, welche vor und auch über die Weihnachtsfeiertage noch für die eine oder andere Überraschung sorgen kann.

Besonders deutlich zeigt sich das in der Weihnachtsprognose der Amerikaner. Zum 23. Dezember löst sich ein weiterer Cluster des Polarwirbel bei Island und driftet zum 24. Dezember (Heiligabend) zügig in Richtung Deutschland ab. Mit einen kräftigen Wind aus nordwestlichen Richtungen werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs bis an die Alpen geführt.

Eine winterliche Weihnachtszeit

Der Cluster dreht sich vom 25. bis 26. Dezember (erster und zweiter Weihnachtsfeiertag) über Mitteleuropa ein und sorgt für eine Intensivierung des Zustroms kalter Luftmassen aus nördlichen Richtungen. Erreichen die Temperaturen an Heiligabend noch -1 bis +4 Grad, so sinken die Werte bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf -2 bis +2 Grad ab.

Die Niederschläge gehen - dank der Höhenkälte - teils bis auf tiefere Lagen in Schnee oder Schneeregen über und oberhalb etwa 200 bis 500 Meter lässt sich nach dieser Vorhersage über weiße Weihnachten spekulieren.

Blockadehoch auf dem Atlantik, hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront, Arctic Outbreak über Deutschland - winterlicher Volltreffer, welcher weiße Weihnachten nicht ausschließen lässt
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Blockadehoch auf dem Atlantik, hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront, Arctic Outbreak über Deutschland - winterlicher Volltreffer, welcher weiße Weihnachten nicht ausschließen lässt © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Bis Weihnachten - Großes Spektrum an Möglichkeiten

Weiterhin ist Abwarten angesagt. Die Prognose der Amerikaner zeigt den Volltreffer einer weißen Weihnacht, welcher so mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht eintreffen wird. Darum geht es im Moment auch nicht - vielmehr geht es darum, ob der Grundströmung vor Weihnachten noch der Kippmoment gelingt.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Also ja, dass die Prognose der Amerikaner eine Korrektur erfahren ist das Erwartbare und bereits heute Nachmittag geschehen. Heute Nachmittag wird eine nasskalte Witterung favorisiert, bei der ein weißes Weihnachtsfest ab den mittleren Lagen optional bleibt. Gleiches berechnet im Übrigen die Wetterprognose der Europäer und auch die Mittelwert aller Kontrollläufen.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe in 1.400 Meter Höhe berechnet für den 19. Dezember ein Maximum von bis +6 Grad (!!!). Bis zum 20. Dezember erfolgt ein Temperatursturz auf Werte zwischen -2 und -4 Grad. Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad notwendig, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Somit bestätigen die Kontrollläufe, die Amerikaner und die Europäer den Wettertrend der vergangenen Tage einer nasskalten Wetterentwicklung, bei der eine winterliche Wetterlage ab den mittleren Lagen optional wird. Interessant aber ist der Trend hin zu einem meridionalen Verlauf mit Blockadehoch auf dem Atlantik. Schaun mer mal.

Nasskaltes Weihnachtswetter mit optionalem Schnee ab den mittleren Lagen ist nach wie vor ein Favorit
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell von heute Nachmittag, den Europäer und dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nasskaltes Weihnachtswetter mit optionalem Schnee ab den mittleren Lagen ist nach wie vor ein Favorit © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
17. Dezember +0 bis
+10 Grad
+4 bis
+7 Grad
21. Dezember -2 bis
+9 Grad
+2 bis
+4 Grad
26. Dezember -7 bis
+10 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr

Die Vorhersage-Modelle bestätigen heute Abend den milden und in Teilen auch wilden Wettertrend zwischen dem dritten und vierten Advent. Die Frontalzone versucht sich durchzusetzen, die Hochdruckzone hält dagegen.

Die Gradienten verdichten sich zueinander, und so nimmt das Potential von Starkwindereignissen - zumindest über dem Norden - bei einer gleichzeitig ansteigenden Niederschlagsneigung zu. Die Temperaturen sind mit +6 bis +10 Grad und über dem Nordwesten mit bis +12 Grad alles andere als winterlich.

Die Frontalzone versucht sich zwischen dem dritten und vierten Advent durchzusetzen
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Die Frontalzone versucht sich zwischen dem dritten und vierten Advent durchzusetzen © www.meteociel.fr

So klappt das mit Schnee zu Weihnachten

Die Frontalzone jedoch wird in ihrer Regenerierungsphase scheitern. Man erkennt das bereits auf den oben stehenden Wetterkarten zum einen an der nordwestlich ausgerichteten Grundachse und zum anderen an der Störung, welche in Mitteleuropa - kurz vor Weihnachten - nach Süden austrogt und dabei das Hoch zur Positionierung auf den Atlantik zwingt.

Die Großwetterlage kippt an Heiligabend

Zumindest, wenn es nach der Wetterprognose der Amerikaner geht. Die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien ist weiterhin aktiv und führt unentwegt kalte Luftmassen polaren Ursprungs über Neufundland. Das wiederum treibt die Frontalzone an, da sich jedoch das Hoch auf dem Atlantik positioniert, meridionalisiert die Grundströmung (Wellenbewegung entlang der Polarfront) und lässt die Tiefdruckdynamik - passend zur Bescherung - über Deutschland nach Süden austrogen.

Schneefall bis auf das Flachland herab?

Die Temperaturen sinken am 24. Dezember (Heiligabend) auf +4 bis +8 Grad, am ersten Weihnachtsfeiertag auf +5 (über dem Norden) bis -2 Grad (über dem Süden) und am zweiten Weihnachtstag auf +3 bis -3 Grad ab. Nein, eine weiße Weihnacht bleibt bis auf tiefere Lagen infrage zu stellen. Vielmehr bestätigt die Prognose der Amerikaner heute Abend die nasskalte Wetterentwicklung zum Fest, bei der die weiße Weihnacht ab den mittleren Lagen optional bleibt.

Die Großwetterlage kippt zu Weihnachten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Großwetterlage kippt zu Weihnachten © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Zusammenfassung

Es bleibt dabei – Abwarten! Auch heute Abend sind die Signale vielschichtig. Die Randfaktoren, wie der NAO- (positiv) und der AO-Index (negativ), lassen diverse Lösungen zu.

Ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe wird sich bis Weihnachten nicht zu einem Major-Warming weiterentwickeln können, was jetzt auch nicht sonderlich überrascht, da sich das doch seit ein paar Tagen bereits abgezeichnet hat. Und so bleibt letztlich nur der nasskalte Witterungstrend übrig, welcher sich mit Temperaturen über 1.400 Meter Höhe von -2 bis -4 Grad bestätigt. Der Winter bleibt somit ab den mittleren Lagen optional.

Eine nasskalte Witterung wird nach wie vor favorisiert
Eine nasskalte Witterung wird nach wie vor favorisiert © www.meteociel.fr

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