Wintertrend bis Weihnachten - Frontalzone, schwächelnder Polarwirbel und die Chancen auf Winterwetter
Eine nasskalte Wetterwoche steht mit einem weiteren Rückgang der Temperaturen bevor. Doch werden zwischen Kanada und Grönland wichtige Impulse gesetzt, welche das Wetter in Deutschland vor, über und auch nach Weihnachten beeinflussen können. Welche Rolle dabei der Winter spielt? Wir haben uns die möglichen Konstellationen einmal näher angeschaut.
Nasskalt mit gelegentlich leichtem Niederschlag. Teils als Schnee, teils aber auch als Schneegriesel oder Sprühregen. Der Spätherbst setzt bis Mitte der Woche mit einer unangenehm böigen Nordostströmung Akzente. Die Temperaturen erreichen +0 bis +5 Grad, und oberhalb etwa 400 bis 700 Meter stellt sich Dauerfrost ein.
Gradientenschwaches Dezemberwetter
In der zweiten Wochenhälfte lässt der böige Nordostwind nach, und es stellt sich eine windschwache Wetterlage ein, bei der die Luftmassen zur Ruhe kommen und auskühlen können. Dichter Nebel breitet sich in den frostigen Nächten aus und löst sich am Tage nur zögerlich und mancherorts gar nicht mehr auf. Entsprechend unterschiedlich ist die Verteilung der Sonnenscheindauer. Die Temperaturen sinken in den Nächten abseits der Küstenregionen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf +0 bis -5 Grad ab. Über den Regionen mit einer Schneedecke können bei Aufklaren bis -8 Grad möglich sein. Tagsüber werden +0 bis +4 Grad zu erwarten sein. Bei Dauernebel schwanken die Werte um den Gefrierpunkt und ermöglichen entlang der Mittelgebirge sowie in Teilen von Baden-Württemberg und Bayern Dauerfrost. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Mittelfristig regeneriert sich die Frontalzone
Die Wetterprognose der Europäer belässt es dabei. Wie auf den obenstehenden Wetterkarten gut zu erkennen ist, dehnt sich das Hoch zwischen Kanada und Sibirien aus und zwingt den Polarwirbel zu einer Positionierung zwischen Kanada und Grönland. Da sich der Cluster des Polarwirbels gegen den Uhrzeigersinn dreht, werden im Verbund mit der Hochdruckzone die polaren Luftmassen bei Neufundland auf den warmen
Atlantik geblasen.
Durch die Temperaturgegensätze entstehen auf dem Atlantik kräftige Tiefdrucksysteme, welche durch ihre Rotationsbewegung in Richtung Mitteleuropa getrieben werden. Mit anderen Worten formuliert, ist die Frontalzone drauf und dran, sich nach Monaten der Abstinenz wieder zu regenerieren. Vorderseitig schiebt sie dabei die Hochdruckzone weiter nach Osten und läuft auf das Hochdruckkonstrukt auf.
Ungewöhnlich warmes Dezemberwetter
Über Deutschland, Österreich und der Schweiz kann sich bis zum 17. Dezember eine überwiegend hochdruckdominierte Wetterlage ergeben, teils mit zähem Nebel oder Hochnebel, teils aber auch mit viel Sonnenschein. Die Temperaturen erreichen am Tage +4 bis +8 Grad. Bei Dauernebel verweilen die Werte unter +4 Grad. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +12 Grad möglich sein. In den Nächten sinken die Werte auf +3 bis -1 Grad ab. Klart es auf, so orientieren sich die nächtlichen Tiefstwerte an der -5-Grad-Marke. Kein Winterwetter.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Instabiler Polarwirbel
Wer bei uns bereits eine Weile zu Gast ist, der kennt unsere These vom Oktober, bei der ein QBO-Ost in Stratosphärenhöhe zwischen Mitte Dezember und Januar einiges durcheinanderwirbeln kann. Ob es dann über Deutschland für Winterwetter bis auf das Flachland herab reicht, bleibt abzuwarten, doch bietet ein gestörter Polarwirbel eine deutlich bessere Grundlage für den Winter als eine stabile Westwetterlage.
Wobei – wenn Sie sich noch einmal die oben stehenden Wetterkarten der Europäer genauer anschauen, so rückt die aktuelle Prognose von einer absoluten Westwetterlage ab. Das Hochdruckkonstrukt zwischen Kanada und Sibirien kippt (worauf Freunde der weißen Weihnacht
achten sollten) und löst so eine höhere Wellenbewegung entlang der Polarfront aus. Gut möglich, dass die Prognosen einer sich regenerierenden Frontalzone bereits in den kommenden Stunden wieder verworfen werden.
Instabilität des Polarwirbels kann für Überraschungen sorgen
Der Wettertrend der Amerikaner hat sich von einer Zonalisierung nahezu komplett verabschiedet. Zwar stellt sich mit einer aktiv-dynamischen Wetterentwicklung zwischen dem 16. und 19. Dezember eine ebenfalls milde bis warme Südwestwetterlage ein, doch verläuft diese nicht unter Hochdruckeinfluss. So sind in diesem Zeitraum Starkwindereignisse und nennenswerte Niederschläge zu erwarten.
Während die Frontalzone vergeblich versucht, weitere Akzente zu setzen, dehnt sich das Hoch innerhalb des Polarwirbels nach Süden in Richtung Grönland aus und regt das Azorenhoch dazu an, sich nach Norden auszubreiten und so zu einer Blockadesituation auf dem Atlantik zu führen. Die Frontalzone bricht in sich zusammen, und die Zonalisierungsphase endet, bevor sie begonnen hat.
Meridional verlaufendes Strömungsmuster mit winterlichen Chancen
Abwarten ist angesagt. Die Amerikaner bestätigen lediglich die These der vergangenen Tage, dass eine Zonalisierung mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten ist. Entscheidend für den Winter ist die Positionierung der Hochdruckzone auf dem Atlantik. Warum? Ganz einfach – das Strömungsmuster meridionalisiert (Nord-Süd; Süd-Nord), und das Hoch wird einen Teil des Polarwirbels dazu zwingen, nach Süden auszutrogen. Im Hinblick auf Winterwetter vor Weihnachten ist es von großer Bedeutung, wo der Kaltluftzustrom niedergehen wird.
Geschieht das weiter westlich, so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf die warme Vorderseitenanströmung. Geht der Trog weiter östlich nieder, lässt sich über den Winter kurz vor und über Weihnachten spekulieren.
Nach dem aktuellen Wettertrend der Amerikaner würde Deutschland an Heiligabend in den Einflussbereich einer warmen Südwestanströmung gelangen, was die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und mit Sonnenschein auf bis zu +14 Grad in Richtung Frühling treiben kann.
Auf den Punkt gebracht: Bis Weihnachten - Großes Spektrum an Möglichkeiten
Abwarten lautet auch heute wieder die Devise. Das Spektrum über Weihnachten ist groß und es wird auf die Details ankommen. Die Möglichkeit einer Zonalisierung oder einer warmen Vorderseitenanströmung bildet lediglich das Resultat vom Zustand des Polarwirbels ab – und ja, der Zustand des Polarwirbels wird über das Weihnachtswetter entscheiden können.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Amerikaner und auch die Europäer bilden mit ihren Hauptläufen im Vergleich zu den Kontrollläufen die wärmsten Varianten ab. Verfolgt man den Temperaturtrend vom Mittelwert aller Kontrollläufe in 1.400 Meter Höhe, so liegt dieser am 14. Dezember zwischen +3 und +0 Grad, am 18. Dezember zwischen +1 und -2 Grad und am 24. Dezember zwischen -3 und -5 Grad.
Das Temperaturniveau sinkt bis Weihnachten ab. Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad notwendig, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Damit bestätigen die Kontrollläufe den Wettertrend der vergangenen Tage einer nasskalten Wetterentwicklung, bei der eine winterliche Wetterlage ab den mittleren Lagen optional wird. Schaun mer mal.Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. Dezember | +0 bis +9 Grad |
+2 bis +5 Grad |
19. Dezember | -1 bis +11 Grad |
+4 bis +6 Grad |
24. Dezember | -8 bis +10 Grad |
+1 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:45 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Sowohl die Amerikaner als auch die Europäer berechnen über ihre Mittelfrist definitiv keine winterliche Wetterentwicklung.
Der Grund ist die sich regenerieren wollende Frontalzone, welche im ersten Schwung für eine erhöhte Wetterdynamik zwischen Island und Skandinavien sorgen kann.
Was jedoch auffällig ist, dass die Frontalzone nicht stringent verläuft und der nachhaltige Aufbau einer Tiefdruckrinne so nicht gelingen wird. Mit anderen Worten formuliert, fehlt es dem Polarwirbel an Stabilität, um die Frontalzone in Gang zu setzen. Stattdessen sorgen Störungen für eine erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront.
Über Deutschland, Österreich und die Schweiz hat das den seit Tagen viel beschriebenen nasskalten Wettercharakter zur Folge, bei dem eine winterliche Witterung erst ab den höheren mittleren Lagen optional wird.
Keine Westwetterlage
Das gilt es für den Moment festzustellen, und insbesondere das europäische Wettermodell folgt damit der These, dass die Westwetterlage korrigiert bzw. aufgelöst wird. Interessant ist heute Abend zudem zu beobachten, dass sich das Blockadehoch über dem Atlantik allmählich als Favorit herauskristallisiert und so den Winter - zumindest in der Theorie - wieder zurück ins Spiel bringt.
Doch auch der Variante eines Blockadehochs sollte man im Moment noch mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen, da der NAO-Index diese Variante nicht stützt und ab dem 15. Dezember weiterhin positiv bleibt. Bei einem Blockadehoch müsste der NAO-Index neutral bis negativ bewertet werden.
Warming über Stratosphärenhöhe
Im Gegensatz zu den vergangenen 96 Stunden wurde das Warming über Stratosphärenhöhe im Zeitraum vom 20. bis 25. Dezember weiter intensiviert.
Die Windgeschwindigkeiten über Stratosphärenhöhe liegen aktuell bei +169 km/h und sinken bis zum 25. Dezember auf +106 km/h ab. Zum aktuellen Stand handelt es sich um ein kräftiges Minor-Warming – kein Major-Warming!
Zusammenfassung
Es bleibt dabei – Abwarten! Die Vorhersage-Modelle haben im Moment die Zonalisierung verworfen. Das kann sich morgen bereits wieder ändern, oder aber die Destabilisierung des Polarwirbels nimmt weiter an Fahrt auf und verbessert so die Chancen auf eine halbwegs winterliche Wetterentwicklung über und nach Weihnachten.
Fasst man den Mittelwert aller Kontrollläufe von heute Abend zusammen, so ändert sich am nasskalten Witterungstrend mit einem ab den mittleren Lagen optionalen Winter rein gar nichts. Kurzum – das Grundrauschen einer größeren Umstellung ist da – konkret ist das jedoch noch nicht!