Wintertrend: Zwischen reaktiver Frontalzone und einer winterlichen Vorweihnachtszeit
Nach Durchzug eines Schnellläufers stabilisiert sich die Wetterlage Anfang Dezember. Doch innerhalb des Polarwirbels werden Veränderungen in Gang gesetzt, welche das Wetter ab dem 6. Dezember sowohl in die milde und wilde, als auch in die zunehmend winterliche Richtung kippen lassen könnten.
Ein kleinräumiger Schnellläufer zieht in den kommenden 16 Stunden über Deutschland hinweg und sorgt neben starker Bewölkung auch für zeitweiligen Niederschlag, welcher im Schwerpunkt über der Nordhälfte von Deutschland niedergeht und sich in der Nacht auf Donnerstag über den Süden und Osten ausdehnen kann. Der Wind frischt stark böig auf und kann über exponierten Lagen zu schweren Sturmböen führen (Windprognose). Die Temperaturen streben heute noch in Richtung der +10 Grad-Marke und sinken am Donnerstag auf +4 bis +8 Grad ab. Mit abklingendem Niederschlag erreicht die Schneefallgrenze die mittleren Lagen.
Mit Hochdruck in eine Inversionswetterlage
Am Donnerstagnachmittag zieht die Randtiefentwicklung nach Osten ab und von Westen mehren sich die sonnigen Auflockerungen. Die zunehmende Sonnenscheindauer ist einer Hochdruckzone zu verdanken, welche sich über Mitteleuropa ausdehnt und das Wetter bis zum 1. Dezember über Deutschland dominiert. Teils mit zähen Nebel- und Hochnebelfeldern, teils aber auch mit ganztägigem Sonnenschein. Die Temperaturen verweilen bei Dauernebel zwischen +0 und +5 Grad und steigen mit dem Sonnenschein auf bis +10 Grad an. Ab dem 2. Dezember ziehen schwache Störungen in das Hoch ein und sorgen mit etwas Niederschlag für einen wechselhaften Wettercharakter. Da die Durchmischung fehlt, kann der Niederschlag in der Nacht auf den 3. Dezember (Di.) teils bis auf mittlere Lagen in Schnee übergehen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Gelingt die Reaktivierung der atlantischen Frontalzone?
Die Ansätze einer Westwetterlage in Form einer Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien sind in den oben stehenden Wetterkarten deutlich zu erkennen. Doch läuft der Prozess nicht reibungslos, und sowohl über dem Süden als auch über dem Osten drängen Hochdrucksysteme in den Polarwirbel vor und stören den Ablauf.
In der Wetterprognose der Europäer wird die Hochdruckzone über Mitteleuropa stärker berechnet und dehnt sich bis zum 5. Dezember weiter in Richtung Skandinavien aus. Das blockiert die sich auf dem Atlantik formierenden Tiefdrucksysteme, und Deutschland liegt zunächst im Einflussbereich einer Ostanströmung der Luftmassen, was die Temperaturen bis zum 5. Dezember mit +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich einpendeln lässt. In den Nächten ist mit leichtem Frost zu rechnen.
Hochdruckzone intensiviert sich weiter
Im Zeitraum vom 6. bis 7. Dezember intensiviert sich die Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien weiter und drückt einen Teil des Polarwirbels weit in Richtung Kanada und Grönland. Dieser Vorgang löst auf dem Atlantik eine höhere Tiefdruckdynamik aus, die in Richtung Mitteleuropa strebt und Deutschland zum 6. Dezember ebenfalls erfassen kann. Der Wind und die Niederschlagsaktivität nehmen zu, und bei weiterhin nasskalten Werten von +4 bis +8 Grad sinkt die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen ab.
Keine Westwetterlage
Entscheidend aber wird nach der Vorhersage der Europäer das Hoch über Skandinavien, welches sich vom 5. bis 7. Dezember weiter nach Norden verlagert und so zu einem Kippmoment der Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels führen kann. Das zeigt sich auch im zweiten Cluster des Polarwirbels, der sich weit über dem russischen Bereich ausdehnt und von der Karasee bis Japan reichen kann. Eine reine Westwetterlage ist mit dieser Konstellation nicht möglich - Winterwetter ist jedoch bis zum 7. Dezember auch nicht zu erwarten.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter vor Weihnachten
Der Ansatz einer Westwetterlage ist auch nach der Prognose der Amerikaner unschwer zu erkennen, und tatsächlich intensiviert sich bis zum 5. Dezember die Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien, was die Tiefdruckdynamik über Mitteleuropa mit Wind, Regen und vielen Wolken spürbar erhöht. Doch bevor sich die Grundströmung auf westliche Richtungen einstellen kann, regt sich plötzlich das Azorenhoch und beginnt damit die Wetterentwicklung in der Vorweihnachtszeit komplett auf den Kopf zu stellen.
Nordwestwetterlage bringt den Winter bis auf die mittleren Lagen
Während die atlantische Frontalzone sich zu regenerieren versucht, wölbt sich das Azorenhoch nach Norden auf und lässt die Grundströmung über Deutschland, der Schweiz und Österreich auf nordwestliche Richtungen kippen. Die Frontensysteme ziehen mit einer ordentlichen Dynamik von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg und lassen die Temperaturen bis zum 9. November auf +0 bis +5 Grad zurückgehen. Die Schneefallgrenze sinkt auf 400 bis 600 Meter ab. Darüber hinaus wird es zunehmend winterlich.
Nordwetterlage sorgt für winterliche Wetterbedingungen bis auf das Flachland herab
Im Zeitraum vom 10. bis 13. Dezember verstärkt sich das Azorenhoch, dehnt sich jedoch nicht weiter nach Norden aus. Auf der anderen Seite strebt über dem westlichen Russland ein Hochdruckkeil weit in Richtung der Karasee vor und lässt in Kombination mit dem Azorenhoch das Strömungsmuster vollständig meridionalisieren.
Im Verbund mit dem Trog über Mitteleuropa dreht der Wind über Deutschland auf nördliche Richtungen und führt kalte Luftmassen arktischen Ursprungs bis an die Alpen. Die Temperaturen nähern sich auch über den tieferen Lagen allmählich der Null-Grad-Marke, und der Niederschlag geht bis auf das Flachland in Schnee über. Oberhalb von 200 und 400 Metern stellt sich eine winterliche Wetterlage ein. Die Westwetterlage endet, bevor sie richtig begonnen hat.
Auf den Punkt gebracht: Westwetterlage oder Winterwetter?
Da stehen sie sich die beiden Extreme gegenüber, wobei die Westwetterlage das eigentlich normale
abbilden sollte, doch aufgrund der seit 2016 schwachen Durchsetzungskraft zwischenzeitlich eine Besonderheit darstellt. Einerlei, und es bleibt dabei: Der 6. Dezember bestätigt sich als Lostag, welcher für das Wetter in der Vorweihnachtszeit von entscheidender Bedeutung sein kann.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Der Wettertrend der Amerikaner bildet interessanterweise das ab, was die Kontrollläufe seit einigen Tagen berechnen: eine Mischung aus West mit Kippmuster auf Nordwest. Und so ist die Vorhersage der Amerikaner gut in den unteren Bereich des Mittelwerts aller Kontrollläufe eingebettet. Aber der Reihe nach.
Die Temperaturen schießen vom 30. November bis 2. Dezember mit einer Anomalie von bis zu +7 Grad regelrecht in die Höhe. Da es sich jedoch um eine Inversionswetterlage handelt, werden sich die Temperaturen in 1.400 Metern Höhe mit +4 bis +8 Grad kaum von denen über tieferen Lagen unterscheiden. Außer, es ist Dauernebel im Spiel; dann sind schwankende Werte um den Gefrierpunkt möglich. In diesem Zeitraum ist nicht mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen.
Vom 3. bis 8. Dezember sinkt das Temperaturniveau weiter ab, bleibt mit einer Anomalie von +1 bis +3 Grad für die Jahreszeit zu warm, was letztlich auf eine nasskalte Witterung hinauslaufen wird. Ab dem 8. Dezember aber gehen die Werte noch ein weiteres Stück zurück und erreichen in der Höhe von 1.400 Metern Werte von -2 bis -4 Grad. Für den Flachlandwinter wären -5 bis -7 Grad und für den Winter über dem mittleren Lagenbereich von -3 bis -5 Grad ausreichend. Mit anderen Worten formuliert: Es reicht nicht für Winterwetter – eine nasskalte Witterung mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen bleibt im Moment das Maß der Dinge. Entscheidend wird jedoch sein, was das Hoch über dem Atlantik macht, und da ist durchaus die eine oder andere Überraschung zu erwarten. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
3. Dezember | +2 bis +11 Grad |
+6 bis +8 Grad |
7. Dezember | +1 bis +11 Grad |
+6 bis +8 Grad |
12. Dezember | -5 bis +10 Grad |
+2 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr
Wir beobachten bereits seit ein paar Tagen die Rahmenbedingungen, welche für oder gegen eine winterliche Wetterentwicklung in der Vorweihnachtszeit sprechen. Entscheidend wird sein, ob der atlantischen Frontalzone die Regenerierung gelingt oder ob der Polarwirbel durch Hochdruckeinschübe an unterschiedlichsten Stellen eine instabile Entwicklung erfahren wird.
AO-Index wird negativ
Der AO-Index spiegelt – vereinfacht ausgedrückt – den Zustand des Polarwirbels wider. Ist der AO-Index-Wert positiv, so ist der Polarwirbel frei von Störungen. Ist der Wert hingegen negativ, so ist von einer instabilen Entwicklung des Polarwirbels auszugehen.
Anfang Dezember wird der AO-Index leicht positiv bewertet, sinkt jedoch in der Vorweihnachtszeit in den negativen Bereich ab. Im Vergleich zu gestern hat es eine deutliche Korrektur nach unten gegeben, was eine instabile Entwicklung des Polarwirbels nach dem 6. Dezember wahrscheinlicher macht. Wir haben das mithilfe verschiedener Kontrollläufe nachfolgend verdeutlicht, wie sich ein negativer AO-Index auf den Polarwirbel auswirken kann.
Der Winter kommt mit negativem NAO-Index
Wir haben auf den oben stehenden Wetterkarten bewusst die unwinterlichen Varianten herausgesucht, da ein negativer AO-Index nicht zwangsläufig zu winterlichen Wetterbedingungen führt. Er verbessert diese lediglich.
Ein zweiter Randfaktor sorgt da schon für deutlich mehr Klarheit. Denn sollte der NAO-Index in die negative Richtung abrutschen, so hätte das mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine gestörte Zirkulation zur Folge, bei der sich mit einem Blockadehoch über dem Atlantik, oder einem Hoch zwischen Kanada und Grönland ein meridionaler Nord-Süd-Verlauf der Grundströmung einstellen kann.
Der NAO-Index wird in der ersten Dezemberdekade fast durchweg positiv bewertet, sinkt jedoch in der Vorweihnachtszeit in den neutralen bis leicht negativen Bereich ab. Nachfolgend die Varianten in den Kontrollläufen, welche einen negativen NAO- und AO-Index berechnen.
Zusammenfassung
Beide Randfaktoren stützen eine zunächst nasskalte und unbeständige Witterung im Dezember. Der Spielraum für eine winterliche Wetterentwicklung bleibt in der Vorweihnachtszeit erhalten. Das stützt auch der Mittelwert aller Kontrollläufe, bei dem eine winterliche Witterung ab den mittleren Lagen zum Beginn der zweiten Dezemberdekade wahrscheinlicher wird (nasskalt über tieferen Lagen).
Interessant ist heute Abend zu beobachten, dass die Amerikaner dem Vollwinter bis auf tiefere Lagen herab in der Zeit vor Weihnachten nicht abgeneigt sind und im Grunde die These eines negativen NAO- und AO-Indexes stützen.
Die Europäer agieren zwar zögerlich, wollen von einer Westwetterlage jedoch auch nichts mehr wissen (was so auch zu erwarten war). In Summe lässt sich festhalten, dass eine nasskalte Witterung nach wie vor das Maß der Dinge ist, jedoch wird es innerhalb des Polarwirbels zu Verwerfungen kommen, bei denen letztlich winterliche Wetterentwicklungen nicht auszuschließen sind.