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Wetteraussichten - zwischen Extremwetter und Spätsommer

| M. Hoffmann

Über weite Teile von Ost- und Südosteuropa stellt sich in den kommenden Tagen eine Extremwetterlage mit teils katastrophalem Ausmaß ein. Deutschland wird von diesem Extremwetter lediglich gestreift. Nachfolgend gibt es für die Wetterentwicklung zwei Optionen. Entweder setzt sich ein Skandinavienhoch mit einem spätsommerlichen Wettercharakter durch, oder aber der Störimpuls sorgt für weiteren - teils unwetterartigen - Dauerniederschlag.

Kräftiger Dauerregen sorgt über Teilen von Ost- und Südosteuropa für Extremwetter der besonderen Art © Martin Bloch
Kräftiger Dauerregen sorgt über Teilen von Ost- und Südosteuropa für Extremwetter der besonderen Art © Martin Bloch

Ein kleinräumig agierendes Tiefdrucksystem trogt bis zum Wochenende über Deutschland in Richtung der Mittelmeerregion nach Süden aus. Dieser Prozess vollzieht sich in einem gradientenschwachen Umfeld und belässt das Potential von unwetterartigem Starkniederschlag über dem Süden und Osten von Deutschland auf einem hohen Niveau.

Unwetterartiger Dauerregen möglich
Wir haben einmal in der nachfolgenden Übersicht die Regenprognosen der Vorhersage-Modelle gegenübergestellt. Im Schwerpunkt südlich der Donau, sowie entlang des Bayerischen Waldes und über dem östlichen Sachsen und Brandenburg können bis einschließlich Sonntag Regensummen von 20 bis 60 l/m² und örtlich von bis 80 l/m² erwartet werden. Ausreißer ist die Wettervorhersage der Amerikaner, welche südlich der Linie vom Bodensee und Berlin Regensummen von 80 bis 120 l/m² und nach Südosten von bis 200 l/m² simulieren. Abwarten ist angesagt, das Potential von Extremwetter bleibt auf einem hohen Niveau. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September 2024

Unwetterartiger Dauerniederschlag über Teilen von Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen
Die Niederschlagsprognose der Vorhersage-Modelle: Unwetterartiger Dauerniederschlag über Teilen von Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen © wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Spätsommer macht sich bemerkbar - Störimpuls sorgt jedoch für weiteren Niederschlag

Störimpulse werden deshalb so benannt, da es sich im eigentlichen Sinne nicht um autark, sondern um eingebettete Systeme handelt. Sie stören die eigentliche Entwicklung der Großwetterlage - manches Mal nur kurz, ein anderes Mal nachhaltig.

Schneefall und Winterwetter über den Alpen
So kleinräumig der Störimpuls auch ist, er hat doch ein enorm hohes Energiepotential und sollte auch nur annähern die Regensummen über Teilen von Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen zusammenkommen, so werden katastrophale Bedingungen vorherrschen. Diese Regensummen, welche innerhalb von 96 Stunden simuliert werden, sind einfach zu viel.

Der Niederschlag und die Dynamik sorgt für eine Abkühlung der Luftmassen, was südlich der Donau die Temperaturen am Donnerstag zwischen +6 und +12 Grad einpendeln lässt. Die Schneefallgrenze sinkt vorübergehend auf und teils unter die 1.000 Meter-Grenze ab. Neuschneemengen von 20 bis 40 cm und mancherorts auch deutlich mehr (Schneeprognose), werden für winterliche Wetterverhältnisse sorgen können. Also ja, in vielerlei Hinsicht eine Extremwetterlage.

Noch mehr Regen
Während der Störimpuls abregnet, saugt er sich über der Mittelmeerregion weiter mit feucht-warmen Luftmassen voll. Zeitgleich schließt sich über Skandinavien eine Hochdruckzone um den Störimpuls herum und kapselt diesen als Höhentief vollständig ein. Da sich Hochdrucksystem im Uhrzeigersinn drehen, wird der Störimpuls von der östlichen Mittelmeerregion nach Deutschland geführt. Der Regen kommt von Osten zurück und sorgt bis zum 20. September für einen anhaltend unbeständigen Wettercharakter.

Das Potential für den Spätsommer ist mit der Hochdruckzone über Skandinavien gegeben, wäre da eben nicht der Störimpuls. Nachfolgend haben wir einmal die Niederschlagsprognose für Europa in die Übersicht mit aufgenommen, um den Schwerpunkt der Niederschläge einmal zu verdeutlichen.

Extremwetter über weite Teile von Europa
Die Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Extremwetter über weite Teile von Europa © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Zwischen Spätsommer und unbeständigem Wetter

Der Störimpuls verhält sich nach der Wettervorhersage der Amerikaner anders und driftet mehr über Südosteuropa und Osteuropa ab. Das gibt dem Hoch über Skandinavien einen größeren Spielraum, um sich über Mitteleuropa auszudehnen, was zu einer Blockade des Störimpulses führen kann.

Hochdruckzone baut sich auf
Im Zeitraum vom 15. bis 17. September schließt sich die Hochdruckzone um den Störimpuls und erstreckt sich von den Azoren - über Skandinavien - bis weit nach Russland. Der Störimpuls dreht am 16. September noch über der Adria seine Runden und driftet bis zum 19. September weiter nach Südosten und Osten ab. Währenddessen etabliert sich über Skandinavien ein autark agierender Hochdruckkern und entzieht dem Kontinentalhoch seine Energie.

Störanfälliges Spätsommerwetter
Das Hoch über Skandinavien wird zunehmend kräftiger und dominiert das Wetter bis zum 25. September über weite Teile von Europa. Durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn werden jedoch immer wieder labil geschichtete und feuchte Luftmassen vom Störimpuls nach Westen geführt. Der Sonnenschein ist üppig, doch lassen sich über Süddeutschland vorüberziehende Wolkenfelder und ein paar Regenspritzer nicht ausschließen. Großartige Niederschlagsmengen sind jedoch nicht mehr zu erwarten. Die Temperaturen erreichen mit +18 bis +24 Grad spätsommerliche Werte.

Eine spätsommerliche Wetterentwicklung ist mit Abschwächung des Störimpulses möglich
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine spätsommerliche Wetterentwicklung ist mit Abschwächung des Störimpulses möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Spätsommermonsun oder Spätsommerwetter?

Auch nach 120 Stunden bleibt das Resümee bestehen. Das Extremwetterereignis vollzieht sich auf kleinstem Raum und so können sich noch Veränderungen in der Niederschlagsprognose ergeben. Einerlei - die Wetterentwicklung ist und bleibt außergewöhnlich und wird im Schwerpunkt über Ost- und Südosteuropa katastrophale Auswirkungen haben. Im Hinblick auf das Extremwetter ist es auch von entscheidender Bedeutung, ob sich nachfolgend das Wetter beruhigt und eine Hochdruckzone den Spätsommer nach Mitteleuropa führt, oder ob sich der Störimpuls weiter an den feuchten Luftmassen über der Mittelmeerregion bedienen und so für weiteren - kräftigen - Regen sorgen kann.

Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Die Kontrollläufe bestätigen vom 11. bis 14. September ein mäßig erhöhtes Niederschlagsaufkommen. Überwiegend handelt es sich jedoch um keine außergewöhnlichen Niederschlagsmengen. Aber auch über den äußersten Südosten - am Beispiel von Berchtesgaden - folgen die Kontrollläufe den extremen Niederschlagsmengen der Prognose-Modelle nicht. Sowohl die Amerikaner, als auch die Europäer bilden die - mit Abstand - nassesten Varianten ab. Nach wie vor ist abwarten angesagt.

Die Temperaturprognose:
Die Temperaturen sacken in der Höhe weiter ab und erreichen mit knapp +0 Grad am 14. September in 1.500 Meter Höhe einen vorläufigen Tiefpunkt. Über tiefere Lagen schwanken die Temperaturen zwischen +10 und +15 Grad und können in den sonnigen Momenten bis +17 Grad möglich machen. Nachfolgend steigt das Temperaturniveau rasch an und pendelt sich vom 18. bis 26. September im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert auf eine Anomalie von +1 bis +3 Grad ein. Die Niederschlagssignale schwächen sich weiter ab und liegen nur noch im leicht erhöhten Bereich. Das spricht im Wesentlichen für eine spätsommerliche - wenn auch nicht ganz ungestörte - Hochdruckentwicklung. Schaun mer mal.

Nach den Unwettern zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine spätsommerliche Hochdruckentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nach den Unwettern zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine spätsommerliche Hochdruckentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. September +6 bis
+24 Grad
+12 bis
+17 Grad
20. September +14 bis
+26 Grad
+17 bis
+20 Grad
25. September +13 bis
+26 Grad
+18 bis
+20 Grad
Diagramm Temperaturen September 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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