Winterprognose: Polarwirbelsplit oder Displacement - Was ist vom Winter noch zu erwarten?
Eine turbulente Wetterentwicklung bahnt sich in der kommenden Woche an. Nachfolgend stellt sich die Großwetterlage erneut um und ein Störimpuls sorgt in Form eines Hochdrucksystems für einen sich destabilisierenden Polarwirbel. Ob sich daraus eine winterliche Wetterentwicklung ergeben kann, hängt letztlich von der Hochdruckposition ab.
Nach einem ruhigen und verbreitet winterlichen Wochenende stellt sich die Großwetterlage im Verlauf der neuen Woche grundlegend um. Die atlantische Frontalzone dehnt sich bereits am Sonntag über Deutschland aus und überquert von Montag bis Mittwoch mit voller Wucht Deutschland von West nach Ost. So können auch über tieferen Lagen stürmische Windböen zu erwarten sein. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen und über den Küstenregionen und den höheren Lagen sind orkanartige Winde nicht auszuschließen. Der Wind führt aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden, sodass die Temperaturen bis zum Mittwoch mit +10 bis +15 Grad und örtlich mit bis +17 Grad in den frühlingshaft warmen Bereich ansteigen können.
Starkes Tauwetter bis auf höhere Lagen
Die Kombination aus stürmischen Winden, milden Luftmassen und Regen sorgt für eine ordentliche Durchmischung, was bis auf höhere Lagen zu starkem Tauwetter führt. Mit ansteigenden Flusspegeln ist zu rechnen und örtliche Überflutungen sind nicht auszuschließen. Nachfolgend dehnt sich eine Hochdruckzone über Deutschland aus. Die Niederschlagsaktivität klingt ab und die Sonnenscheindauer nimmt zu, sofern sich die Nebelfelder rechtzeitig auflösen können. Die Temperaturen gehen mit +8 bis +14 Grad etwas zurück, bleiben jedoch für die Jahreszeit viel zu hoch.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Displacement des Polarwirbels
Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe, welches seinen Höhepunkt mittlerweile überschritten hat, wirbelt die Prognosen der Vorhersagemodelle etwas durcheinander. Die Amerikaner hatten in den vergangenen Tagen eine Variante berechnet, bei der mithilfe eines Hochdrucksystems über Skandinavien sich eine Ostwetterlage hätte einstellen können. Schneefall und Winterwetter wäre mit einem Kaltlufttropfen möglich gewesen. Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen aber waren die Amerikaner ein stets zu kalter Ausreißer. Möglich ja, wahrscheinlich nein.
Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, dass nach einem Major-Warming genau genommen zwei Entwicklungsvarianten für den Polarwirbel infrage kommen. Entweder ein Polarwirbelsplit, oder ein Displacement (Verschiebung). Heute Abend nehmen die Amerikaner Abstand von einem Polarwirbelsplit und neigen zu einem Displacement. Das Hoch keilt Ende Januar weit nach Norden auf und erstreckt sich von Portugal, über Frankreich, England und Skandinavien, bis über die Barents- und Karasee.
Infolge des massiven Hochdruckeinschubes, verschiebt sich der aktive Teil des Polarwirbels im Bereich zwischen Alaska, Kanada, Grönland und Island.
Kein Winterwetter über Deutschland
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen inmitten der Hochdruckzone. So ist auch im Februar mit einem weiterhin ruhigen Wettercharakter zurechnen. Die zähen Nebelfelder der Nacht können sich auch tagsüber behaupten und regional für trübe Stimmung sorgen. Ist das der Fall, so schwanken die Temperaturen meist um den Gefrierpunkt. Löst sich der Nebel hingegen auf, so ist mit einem verbreitet sonnigem und trockenem Wetter zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich auf +4 bis +8 Grad ein. Für den Winter bleibt bei dieser Variante kein Spielraum.
Hat der Winter noch eine Chance?
Mit dem Februar beginnt allmählich der Spätwinter. Und so häufen sich die Fragen, ob denn der Winter überhaupt noch eine Chance hat. Die Wetterprognose der Europäer von heute Abend bestätigt das Displacement des Polarwirbels bis Ende Januar. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen inmitten einer Warmluftzufuhr aus südwestlichen Richtungen. Unwinterlicher kann eine Wetterlage nicht berechnet.
Warum? Ganz einfach, der Polarwirbel dreht sich über Kanada ein und führt ein Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa. Kurz vor Mitteleuropa aber blockiert die Hochdruckzone alles ab und so stabilisiert sich eine Großwetterlage, bei der Deutschland in der Anströmung warmer Luftmassen aus südwestlichen Richtungen liegt. Temperaturen von +8 bis +12 Grad und örtlich von bis +14 Grad wären möglich und damit deutlich näher am Frühling, als am Winter dran.
Was aber passiert, wenn der Hochdruckkeil etwas westlicher in den Polarwirbel hinein vorstößt? Wir haben uns diese Varianten heute Abend einmal in den Kontrollläufen näher angeschaut.
Egal welche Varianten man in Betracht zieht, beide sollten einen negativen NAO- und AO-Index-Wert zur Folge haben. Vereinfacht ausgedrückt beschreibt der NAO-Index das Verhältnis zwischen dem Azorenhoch und Islandtief, während der AO-Index die Stabilität des Polarwirbels widerspiegelt. Zum aktuellen Stand sind beide Indexwerte deutlich positiv bewertet. Während sich der AO-Index-Wert bis Februar neutralisiert, bleibt der NAO-Index deutlich positiv.
Auf den Punkt gebracht: Der Winter ist noch nicht vorbei
Ja, der Winter ist noch nicht vorbei. Doch die Berechnungen beider Vorhersagemodelle zeigen eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein Displacement des Polarwirbels. Die Randfaktoren stützen mit einem neutralen AO- und positiven NAO-Index diese Entwicklung. Der Rückschluss auf eine wenig winterliche und mehr nasskalte Wetterentwicklung liegt nahe, was im Wesentlichen den Wettertrend der Kontrollläufe der vergangenen Tage bestätigt. Schaun mer mal.