Wintertrend: Schwächelt der Polarwirbel im neuen Jahr?
Bis Weihnachten stellt sich über Deutschland eine unwetterträchtige Großwetterlage ein. Nachfolgend beruhigt sich das Wetter, bleibt aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bis Silvester unwinterlich. Ferner mehren sich die Signale eines schwächer werdenden Polarwirbels, was im neuen Jahr den Winter ins Spiel zurückbringen kann.
Turbulentes und in Teilen auch chaotisches Wetter ist bis zum 1. Weihnachtsfeiertag über Deutschland zu erwarten. Starkwindereignisse werden mit stürmischen Windböen bis auf tieferen Lagen herab insbesondere am Donnerstag und Freitag einiges durcheinanderbringen. Über den Küsten und den höheren Lagen sind orkanartige Winde nicht auszuschließen und da der Wind aus nordwestlichen Richtungen kommt, ist auch über eine Sturmflut zu diskutieren. Für weiße Weihnachten bleibt es zu warm, doch kann sich am Samstag eine Luftmassengrenze aufbauen und östlich einer Linie von Kiel und Dresden tatsächlich für die Ausbildung einer Nassschneedecke sorgen. Doch bis zur Bescherung ist der Schnee auch schon wieder weg.
Hochwasser und Überflutungen
Der Wind treibt nicht nur viele Wolken über Deutschland hinweg, sondern drückt auch Niederschlagsfelder gegen die Alpen. Allgemein ist bis einschließlich Heiligabend mit einem regnerischen Wettercharakter zu rechnen. Mancherorts ist ergiebiger Dauerregen möglich, was Flüsse über die Ufer treten lässt und so zu regionalen Überflutungen führen kann. Erst mit Beginn des 1. Weihnachtsfeiertages beruhigt sich das Wetter allmählich. Es empfiehlt sich, die folgenden Hinweise zu beachten: Windprognose || Warnlagenbericht || Unwetterwarnungen
Bis Silvester kein Winterwetter
Die Wetterprognose von heute Nachmittag bestätigt sich. Der winterliche Ansatz der Amerikaner wurde kassiert und die Vorhersage-Modelle schwenken bis Silvester auf die Variante der Europäer ein.
Milde Luft aus Südwest
Der Polarwirbel behält bis Silvester seine kräftige Struktur. Die atlantische Frontalzone tobt nach wie vor und die Tiefdruckrinne ist als intakt zu bewerten. Zudem kippt der Achsverlauf der Tiefdruckrinne ab. Die Grundströmung dreht zwischen Weihnachten und Silvester von West auf Südwest. Der Wind bleibt ruppig und führt mit +4 bis +8 Grad und phasenweise mit bis +12 Grad ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland.
Weiterhin unbeständig
Da es sich um eine tiefdruckdominierte Wetterlage handelt, ist bei überwiegend starker bis wechselnder Bewölkung mit wiederholtem Niederschlag zu rechnen. Hochwasser bleibt somit ein Thema.
Breites Entwicklungsspektrum im neuen Jahr
Schaut man sich einmal die Temperaturentwicklung in 1.500 Meter Höhe bis zum 4. Januar an, so zeigt sich ein Spektrum von +5 bis -10 Grad. Der Mittelwert bewegt sich zwischen -2 und -4 Grad. Der Winter könnte demnach oberhalb etwa 600 bis 900 Meter eine Rolle spielen - alles was darunter liegt, ist eine nasskalte Witterung vorherrschend. Soweit das Erwartbare für die ersten Tage im Januar.
Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so wird auch heute Abend das sich auf dem Atlantik nach Norden aufwölbende Hoch bestätigt. Ein Blockadehoch zum Start in das neue Jahr ist somit eine relevante Lösung, welches nachfolgend das Strömungsmuster meridionalisieren lassen kann.
In der Theorie ist neben einem Downstream-Development auch ein Arctic Outbreak denkbar. Ersteres berechnen heute Abend die Amerikaner, wobei ein Downstream Development eine rasch vorüberziehende Erscheinung ist und keinen nachhaltigen Durchbruch des Winters zur Folge hat. Interessant ist heute Abend dennoch, mit welcher Vehemenz in diesen Varianten das Hoch in den Polarwirbel vordringt. Wir haben diese Varianten einmal gegenübergestellt.
Die Randfaktoren
Wenn der Polarwirbel auf diese Art und Weise geschwächt wird, dann muss sich das in einem - zumindest neutralen - besser noch negativen AO-Index bemerkbar machen. Zum aktuellen Stand ist der AO-Index deutlich positiv besetzt und nimmt nach Weihnachten einen neutralen und zum Jahreswechsel leicht negativen Zustand an. Also ja, eine Schwächung des Polarwirbels ist in Betracht zu ziehen.
Der AO-Index ist aber nur ein Indikator. Ein viel wichtigerer ist der NAO-Index, welcher das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief beschreibt. Erst wenn dieser neutral oder negativ wird, lässt sich zusammen mit dem AO-Index über den Winter im Januar spekulieren. Und ja, der NAO-Index zieht in den aktuellen Simulationen nach und wird ab dem 1. Januar neutral und im Ansatz leicht negativ berechnet.
Der Stratosphärenwirbel
Noch ein Randfaktor, welcher den Polarwirbel schwächen kann, ist ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe. Bei einem Major-Warming schießen die Temperaturen in die Höhe und erzwingen im Kipppunkt eine Windumkehr. Ab diesem Moment wirkt die obere Schicht des Polarwirbels gegen die unteren Schichten und schwächen den Polarwirbel von oben herab ab. Das kann so weit gehen, dass der Polarwirbel frühzeitig in sich zusammenbricht und sich von diesem Zusammenbruch nicht mehr erholen kann.
Nach den aktuellen Prognosen zeichnet sich bis zum 5. Januar die Entwicklung eines kräftigen Minor-Warmings ab. Die Temperaturen steigen von -80 auf bis +0 Grad an. Die Windgeschwindigkeiten betragen aktuell noch +124 km/h und sinken bis zum 5. Januar auf +36 km/h ab. Es findet zwar keine Windumkehr, doch eine Schwächung des Stratosphärenwirbels statt.
In Summe berechnen die Randfaktoren noch kein Winterwetter im neuen Jahr. Sie sind jedoch ein Frühindikator für einen Wetterwechsel im neuen Jahr. Was daraus wird? Schaun mer mal.