Ein Hauch von Winter - Schnee- und Graupelschauer bis auf das Flachland herab?
Eine Sturmtiefserie erreicht Deutschland und wirbelt die Großwetterlage ordentlich durcheinander. Was folgt, bleibt abzuwarten, doch gibt es vermehrte Hinweise auf ein sog. Downstream Development, was typisch bei einer Starkwindphase ist. Unter bestimmten Voraussetzungen lassen sich Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab nicht auszuschließen, doch wie wahrscheinlich ist ein Hauch von Winter?
Eine Sturmfront dehnt sich aktuell über Deutschland aus und wird bis Montagabend für einen stürmischen und turbulenten Wettercharakter sorgen können. Auch über tieferen Lagen werden Sturmböen möglich sein und da viele Bäume noch belaubt sind, sollte man sich von diesen fernhalten - es gilt entsprechende Warnhinweise zu beachten: Unwetterwarnung || (Warnlagenbericht) || Windprognose.
Sturmtiefserie über Deutschland
Der Wind bleibt im Zeitraum bis zum 9. November (Do.) ein Thema. Der Höhepunkt des Sturms ist von Sonntag bis Montagnachmittag zu erwarten (s. unten stehende Windprognose). Neben stürmischen Windböen über tieferen Lagen sind über exponierten Lagen schwere Sturmböen und über höheren Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee orkanartige Winde möglich. Zwar schwächt der Wind sich ab Dienstag ab, bleibt in seiner Struktur ruppig und kann in Schauernähe und über exponierten Lagen stürmisch auffrischen. Apropos Schauer, die können bis Donnerstag in unterschiedlichster Intensität und Dauer bestaunt werden. Die Temperaturen pendeln sich auf +8 bis +12 ein und können in den sonnigen Momenten auf bis +14 Grad ansteigen. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Wetterprognose der Europäer: Absinkende Schneefallgrenze
Die Sturmfront wird in der weiteren Wetterentwicklung einiges durcheinanderwirbeln können. Letztlich aber stellt sich die Frage - bleibt die zonal agierende Westwetterlage erhalten, oder kippt das System im Verlauf der zweiten November-Dekade in eine völlig andere Richtung? Die Wetterprognose der Europäer zeigte in den vergangenen Tagen interessante Ansätze und bestätigt heute eine Abwandlung eines sog. Downstream Developments, was den Winter bis auf die mittleren Lagen zum Thema werden lassen kann.
Störimpuls auf dem Atlantik
Noch während sich die atlantische Frontalzone am Aufbau einer stabilen Tiefdruckrinne zwischen Neufundland und Skandinavien versucht, dehnt sich bereits zum 10. November ein Hochdruckkeil des Azorenhochs nach Norden aus. Das war es dann mit der Tiefdruckrinne. Diese wird - zumindest nicht nach der Wetterprognose - so nicht zustande kommen. Stattdessen kapselt sich das Sturmfeld über Skandinavien ab und verliert rasch an Dynamik.
Trogansatz Mitteleuropa
Bedingt durch den fehlenden Energienachschub und blockierender Hochdrucksysteme über dem Atlantik und dem westlichen Russland fällt es dem Sturmtief schwer, sich von der Stelle zu bewegen und beginnt im Zeitraum vom 11. bis 14. November nach Süden auszutrogen. Das Downstream Development in vollendeter Form.
Kalte Luft polaren Ursprungs mit absinkender Schneefallgrenze über Deutschland
Keine Frage - die Wettervorhersage der Europäer berechnet heute nach dem Sturm ein Optimum der Trogwetterlage. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Sollte es aber so kommen, wie simuliert, so sinken die Temperaturen über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 14. November auf +2 bis +6 Grad ab und zeitweilige Schauer können bis auf die mittleren Lagen in Form von Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Mit entsprechender Schauerintensität können auch bis auf tiefere Lagen herab Graupelschauer möglich sein. Oberhalb etwa 600 bis 1.000 Meter kann sich der Winter festsetzen und in den Nächten ist mit Frost zu rechnen.
Die Schneeprognose zeigt eindrücklich, wie weit die Schneefallgrenze absinken und den Winter bis auf die höheren Mittleren Lagen bringen kann.
Wettertrend der Amerikaner: Noch ein Sturm, dann absinkende Schneefallgrenze
Der Wettertrend der Amerikaner berechnet eine ähnliche Wetterentwicklung, jedoch mit einem zeitlichen Versatz. Der Grund ist der Störimpuls, der zum Beginn der zweiten Novemberdekade in Form eines Hochdruckkeils auf dem Atlantik zunächst nicht zustande kommt. Stattdessen intensiviert sich die Tiefdruckrinne und entsendet ein weiteres - beeindruckendes - Sturmtief nach Europa.
Turbulentes Wetter mit erhöhtem potential unwetterartiger Starkwindereignisse
Der Sturmcluster erreicht zum 12. November Island und England und führt auf seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Norden. Die Temperaturen sind über Deutschland mit +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad ungewöhnliche hoch. Hoch ist auch die Windaktivität aus südwestlichen Richtungen, die zunächst über den exponierten Lagen für stürmische Windböen sorgen kann. Ab dem 13. November greift die Sturmfront auf Deutschland über und ermöglicht auch über tieferen Lagen stürmische Windböen.
Randtiefentwicklungen mit Extremwindereignissen
Grundsätzlich lassen sich bei einer solch hohen Wetterdynamik sog. Randtiefentwicklungen oder Schnellläufersysteme nicht ausschließen. Ein solches System wird nach der Prognose der Amerikaner für den 15. November simuliert, was über den südlichen Regionen für schwere Sturmböen hin zu orkanartigen Winden führen kann. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Das Potential hierfür ist jedenfalls vorhanden.
Downstream Development - Schnee bis auf das Flachland herab?
Der Störimpuls auf dem Atlantik erfolgt in Form eines Keils des Azorenhochs exakt in dem Moment, wenn der Sturmcluster vorübergezogen ist. Infolge daraus wird der Sturmcluster von seiner Tiefdruckrinne getrennt und trogt ab dem 15. November - über Deutschland - nach Süden aus.
Mit diesem Trogabsatz dreht die Grundströmung auf nördliche Richtungen und im Zusammenspiel mit dem Hoch werden kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland geführt. Die Temperaturen erreichen am 14. November noch +8 bis +12 Grad und gehen bis zum 17. November mit +2 bis +6 Grad auf ein nasskaltes Spektrum zurück. Die Schneefallgrenze sinkt auf 400 bis 800 Meter ab und da es sich um Höhenkälte handelt, können mit entsprechender Schauerintensität Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab bestaunt werden.
Kein Durchbruch des Winters
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man deutlich, dass es sich nicht um einen Winterdurchbruch handelt. Die Dynamik auf dem Atlantik ist geradezu atemberaubend
und das Hoch wird dem Anrennen der Frontalzone nicht viel entgegenzusetzen haben. Folglich wird die Wetteraktivität zum 17. November wieder an Fahrt aufnehmen und den abwechslungsreichen Wettercharakter bis in die letzte November-Dekade hinein verlängern können.
Auf den Punkt gebracht: Ein Hauch von Winter ist möglich
Gleich vorweg - einen Durchbruch des Winters berechnet keines der Vorhersage-Modelle. Vielmehr handelt es sich mit dem möglichen Downstream-Development vielmehr um einen für November-typischen Vorgang, bei dem die Temperaturen in den nasskalten Bereich absinken können. Nasskaltes Erkältungswetter trifft es besser. Für den Flachlandwinter müssen ganz andere Voraussetzungen gegeben sein. Was aber möglich ist, dass man den Winter ab den höheren mittleren Lagen mit der Ausbildung einer Schneedecke zu Gesicht bekommen kann.
Welches Wetter zu erwarten ist
Abgewartet werden muss die hohe Wetterdynamik samt des Sturmsystems, welches Deutschland in den kommenden Stunden und Tagen überquert. Erst dann wird klar sein, wie sich die Wettersysteme zueinander positionieren werden. Das erklärt auch, warum die Vorhersage-Modelle in ihren Vorhersagen der vergangenen Tage hin und her schwankten und das auch in den kommenden Stunden noch tun werden.
Schaut man sich die Temperaturentwicklung vom Mittelwert aller Kontrollläufe in 1.500 Meter Höhe an, so liegt keiner der Kontrollläufe in einem Bereich, der einen Durchbruch des Winters bis auf das Flachland ermöglichen kann. Das lässt sich also ausschließen. Vielmehr schwanken die Temperaturen in dieser Höhe zwischen +4 und +0 Grad. Der Winter wird sich - wenn überhaupt - im Bereich von 1.000 bis 1.700 Meter zeigen können. Anders betrachtet, bilden die Amerikaner und auch die Europäer heute die kältesten Lösungen ab - das wird sich in den kommenden Stunden noch ändern.
Die Gemeinsamkeiten zu den Kontrollläufen aber zeigt sich bis zum 16. November mit erhöhten Niederschlagssignalen in einer dynamischen Wetteraktivität. Nachfolgend gehen die Niederschlagssignale in den schwach erhöhten Bereich zurück und ermöglichen einen ruhigeren Wettercharakter. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
10. November | +5 bis +12 Grad |
+8 bis +10 Grad |
14. November | +3 bis +16 Grad |
+8 bis +10 Grad |
19. November | +1 bis +15 Grad |
+6 bis +8 Grad |