Wetterprognose: Umstrukturierungen innerhalb des Polarwirbels zeichnen sich ab
Die Großwetterlage stellt sich um und wird im Verlauf der kommenden Woche ab den mittleren Lagen für einen Hauch von Winter sorgen können. Nachfolgend zeigen sich innerhalb des Polarwirbels Umstrukturierungsmaßnahmen – wohin das führen kann, haben wir uns heute einmal näher angeschaut.
Gleich zwei Sturmfronten werden heute und auch am Samstag die Frisuren über Teilen von Deutschland durcheinanderwirbeln können. Schwere Sturmböen sind heute über exponierten Lagen und den Küstenregionen zu erwarten. Über höheren Lagen sind orkanartige Winde möglich. Am Samstag konzentriert sich der ruppige Wind mehr auf den äußersten Westen und Nordwesten (Windprognose). Der Wind kommt überwiegend aus südlichen Richtungen und lässt die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad ansteigen. Bei starker bis wechselnder Bewölkung kommt es zu zeitweiligem Niederschlag, dessen Schwerpunkt heute entlang eines breiten Streifens zwischen Münster und dem Bayerischen Wald verläuft. In der Nacht auf Samstag zieht ein Niederschlagsfeld von West nach Ost und sorgt tagsüber über dem Westen und Osten für gelegentliches Nass von oben.
Ein Hauch von Winter ab den mittleren Lagen
Ursprünglich hatten die Vorhersage-Modelle eine ab dem zweiten Advent winterliche Witterung - teils bis über die tieferen mittleren Lagen - simuliert. Doch wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass wenn dieser Cluster zum Samstag weiter westlich nach Süden austrogt, Deutschland auf der Vorderseitenanströmung verbleibt – und so ist es nach den jüngsten Berechnungen auch. Was daraus folgt, ist im Zeitraum vom zweiten Advent bis Donnerstag kommender Woche ein leicht wechselhafter Wettercharakter. Die Temperaturen sinken über dem Norden auf +2 bis +6 Grad ab und können nach Süden auf +0 bis +4 Grad zurückgehen. Zur Wochenmitte dreht der ruppige Wind von Nordost auf Ost und kann ab den mittleren Lagen für Dauerfrost sorgen. Der Niederschlag geht oberhalb etwa 500 bis 700 Meter in Schnee über, und es kann mancherorts mit einer winterlichen Witterung gerechnet werden. Darunter bleibt es nasskalt. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember 2024.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Statt Winterwetter - Sturm und Orkan
Bereits in der gestrigen Weihnachtsprognose hatten die Europäer einen ungewöhnlich heftigen Cluster mit einem Kerndruck von bis zu 940 hPa über Mitteleuropa simuliert. Zwar wurde der Cluster in den aktuellen Vorhersagen wieder verworfen (was auch erwartbar war), doch bleibt das Muster eines möglichen Stark- bis Extremwindereignisses erhalten.
Der Grund für diese ungewöhnlich heftige Entwicklung ist ein Zusammenspiel zwischen dem Azorenhoch, dem Polarhoch sowie einem Cluster des Polarwirbels über Grönland und über der Karasee. Sowohl die Hochdruckgebiete als auch die Cluster des Polarwirbels schließen sich bis zum 15. Dezember (dritter Advent) jeweils für sich genommen zusammen. Der hohe Luftdruck konzentriert sich im Bereich von Kanada und Grönland, während der Polarwirbel über der Karasee und Skandinavien seine Runden dreht.
Stark- und Extremwindereignisse
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Gradienten des sich weit nach Süden ausdehnenden Polarwirbels. Die Gradienten verdichten sich nach Süden und lösen zwischen England, Deutschland und Polen ein Starkwindband aus. Die Details sind im Moment eher zweitrangig, wichtiger ist das Gesamtkonstrukt der kommenden Wetterentwicklung, und diese ist nach den Europäern auf Krawall gebürstet
.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Instabiler Polarwirbel
Man erahnt es auf den obenstehenden Wetterkarten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Cluster des Polarwirbels weiter nach Osten rauscht und nachfolgend nach Süden austrogt. Im Grunde genommen eine hohe Aktivität des Polarwirbels, jedoch mit einer deutlichen Umgestaltung der Strukturen, was letztlich zu einer Destabilisierung des Polarwirbels in der Zeit vor Weihnachten führen kann. Mit anderen Worten formuliert, sind das die Vorbereitungen auf einen negativen AO-Index.
Der AO-Index wird seit einigen Tagen über den Zeitraum der Vorweihnachtszeit negativ simuliert. Und ja, auch die Amerikaner berechnen eine Destabilisierung des Polarwirbels bis zum 22. Dezember. Ein Polarhoch bildet sich aus und schlägt eine Brücke zwischen einem Hoch über Kanada und Sibirien. Eigentlich eine gute Grundlage für die Zonalisierung. Doch dehnt sich über Mitteleuropa ebenfalls ein Hoch weit nach Norden aus und nimmt zum 21. Dezember Kontakt zum Polarhoch auf.
Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
Der Polarwirbel erfährt gleich von drei Seiten einen Eingriff in seine Struktur. Von geordneten Verhältnissen kann nicht mehr die Rede sein. Doch ist das Hoch über Mitteleuropa im Hinblick auf weiße Weihnachten nicht die beste Voraussetzung. Zwar ist mit einer Inversionswetterlage Dauerfrost in Erwägung zu ziehen, doch fehlt es an Niederschlag.
Auf den Punkt gebracht: Polarwirbel strukturiert sich in der Zeit vor Weihnachten um
Der Wettertrend eines sich umstrukturierenden Polarwirbels lässt sich seit einigen Tagen beobachten. Ob das für Winterwetter reicht, bleibt allerdings noch abzuwarten. Möglich sind auch ungewöhnlich warme Entwicklungen.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe ist klar definiert und berechnet über dem Süden von Deutschland für den Zeitraum vom 8. bis 12. Dezember in 1.400 Meter Höhe Temperaturen von -4 bis -6 Grad. Für den Flachlandwinter sind -5 bis -7 Grad eine Grundvoraussetzung, während für die mittleren Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Über dem Norden werden Höhenwerte von -2 bis -4 Grad berechnet. Das unterstreicht einmal mehr die nasskalte Witterung der kommenden Woche, bei der sich der Winter ab den mittleren Lagen bemerkbar machen kann. Allzu viel sollte man sich davon jedoch nicht versprechen – außer das Tief zieht doch noch ein Stück weiter östlich, was momentan aber nicht anzunehmen ist.
Darüber hinaus pendeln sich die Höhenwerte bis zum 22. Dezember auf +0 bis -3 Grad ein. Der Winter zieht sich bis auf die höheren mittleren Lagen zurück und darunter herrscht eine nasskalte Witterung vor. Und noch etwas bestätigt sich – die nordwestliche Ausprägung der Grundströmung. Nachfolgend einmal in der Gegenüberstellung vom Mittelwert aller Kontrollläufe und dem Wettertrend der Europäer bis zum 20. Dezember. Nicht kalt, nicht warm - nasskalt. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. Dezember | -2 bis +6 Grad |
+1 bis +3 Grad |
16. Dezember | -2 bis +8 Grad |
+2 bis +4 Grad |
21. Dezember | -6 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Wie heute Nachmittag näher beschrieben, ist in der Zeit vor Weihnachten mit erheblichen Verwerfungen innerhalb des Polarwirbels zu rechnen. Wie diese aussehen werden, lässt sich im Moment nicht sagen. Der Rückschluss daraus ist aber klar: Die Vorhersagemodelle werden über ihre Prognosen der kommenden Tage wieder ein breites Spektrum an Möglichkeiten über der Zeit vor Weihnachten präsentieren. Mit anderen Worten formuliert, wird es nicht langweilig werden.
Der Blick auf die Randfaktoren
Der NAO-Index ist im Moment positiv ausgeprägt und sinkt mit dem zweiten Advent in den negativen Bereich (Trog über Mitteleuropa), bevor er sich zum 15. Dezember (dritter Advent) neutralisiert. Aufmerksame Gäste werden bemerken, dass der NAO-Index in den vergangenen Tagen nach dem 15. November positiv bewertet wurde – es hat sich also eine Korrektur ergeben. Ein neutraler NAO-Index steht entweder für eine Südwest- oder Nordwestwetterlage.
Negativer AO-Index - gestörter Polarwirbel
Der zweite Randfaktor beschreibt stark vereinfacht den Zustand des Polarwirbels. Der AO-Index ist im Moment negativ und bleibt das auch bis kurz vor Weihnachten. Eine nachhaltige Stabilisierung des Polarwirbels wird es so nicht geben können, und zusammen mit dem neutralen NAO-Index wird auch eine Westwetterlage zunehmend unwahrscheinlicher.
Warming über Stratosphärenhöhe
Kommen wir zum spannenden Teil: Der Stratosphärenwirbel, welcher in der Zeit vor Weihnachten bis Mitte Januar mit einem QBO-Ost mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Störung erleiden wird. Damit ist Winterwetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz keineswegs gesetzt, doch schwächt dieses Phänomen den Polarwirbel weiter ab, was die winterlichen Grundlagen mit einer meridional ausgerichteten Zirkulation (Nord-Süd; Süd-Nord) verbessert.
Und ja, das Warming wirkt. Im Ansatz lässt sich vor Weihnachten ein Major-Warming erkennen. Die Windgeschwindigkeiten betragen über Stratosphärenhöhe aktuell rund +170 km/h und sinken bis zum 20. Dezember auf +120 km/h ab. Noch weit entfernt von einer Windumkehr (negative Vorzeichen), und vor diesem Hintergrund bleibt es im Moment lediglich bei einem Ansatz, welcher in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden muss.
Zusammenfassung
Es tut sich was. Der Polarwirbel wird vor Weihnachten mehr oder minder kräftigen Störungen ausgesetzt. Die Vorhersage-Modelle - und das ist ein Indiz für die Veränderungen - reagieren teils unterschiedlich darauf.
Die Vorhersage der Amerikaner berechnet zum 20. Dezember einen negativen NAO- und AO-Index, einen gestörten Polarwirbel mitsamt Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs über Deutschland. Volltreffer im Hinblick auf weiße Weihnachten - ob es so kommt? Sicherlich nicht. Es zeigt aber, dass die Wetterentwicklungen in der Zeit vor Weihnachten an Dynamik zulegen und neben Stark- und Extremwindereignissen (wie sie die Europäer heute Abend bestätigen) auch winterliche Varianten hervorbringen können.