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Wettertrend: Das Wetter schlägt Kapriolen - Temperatursprung, Temperatursturz und Schneefall

| M. Hoffmann

Ein Hoch dehnt sich im Verlauf der kommenden Woche über Deutschland aus und sorgt für ein paar goldene Oktobertage. Zeitgleich kommt es über dem Atlantik zu einem massiven Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs, was die Wetterentwicklung über Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen vollständig auf den Kopf stellen kann. Wie wahrscheinlich ist zu Ende des Oktober Schneefall bis auf mittlere Lagen herab?

Ein nicht ganz ungetrübter goldener Oktober
Ein nicht ganz ungetrübter goldener Oktober

Zwei Störungen ziehen in den kommenden 48 Stunden über Deutschland hinweg und sorgen für unbeständiges und insbesondere heute noch windiges und stürmisches Herbstwetter (Windprognose || Warnlagenbericht). Der Niederschlag hält sich jedoch in Grenzen und wird am Montag hauptsächlich entlang eines breiten Streifens zwischen Köln und Nürnberg erwartet. Die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad und können zu Beginn der neuen Woche im Süden von Baden-Württemberg und Bayern bis zu +20 Grad steigen.

Ungewöhnlich warmes Oktoberwetter

Im weiteren Verlauf der Woche dehnt sich ein Hochdrucksystem von Süden Richtung Skandinavien aus und beginnt, das Wetter in Deutschland zu dominieren. Das Hoch blockiert die Tiefdrucksysteme über dem Atlantik, jedoch nur teilweise. Über den westlichen Landesteilen wird häufiger eingetrübter Sonnenschein erwartet, während sich im Osten der goldene Oktober durchsetzen wird. Mit nennenswertem Niederschlag ist zunächst nicht zu rechnen. Erst in der Nacht auf Freitag bringt eine Front im Westen nennenswerten Regen. Kräftiger Wind aus südlichen Richtungen führt ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad und bei entsprechender Sonnenscheindauer auf bis zu +24 Grad ansteigen lässt. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober 2024.

Eine Hochdruckzone schiebt sich im Verlauf der kommenden Woche von der Mittelmeerregion nach Deutschland und sorgt für warmes, zunehmend trockenes und sonniges Wetter
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Eine Hochdruckzone schiebt sich im Verlauf der kommenden Woche von der Mittelmeerregion nach Deutschland und sorgt für warmes, zunehmend trockenes und sonniges Wetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Das System heizt sich auf

Die Hochdruckblase – und das zeigt sich auf den oben stehenden Wetterkarten sehr deutlich – wird von einem Tiefdrucksystem zwischen Island und England bedrängt und droht nach Osten abzukippen. Schaut man genauer hin, erkennt man in der Wetterprognose der Europäer auf dem Atlantik eine Randtiefentwicklung, die von entscheidender Bedeutung für den weiteren Wetterverlauf sein wird.

Der goldene Oktober mit ungewöhnlicher Wärme

Diese kleine Randtiefentwicklung setzt auf dem Atlantik einen Impuls, welcher die Tiefdruckdynamik von England abzieht und weiter nach Süden ausdehnen lässt. Infolgedessen wird das Azorenhoch dazu gezwungen, sich auf der Vorderseite der Tiefdruckdynamik nach Norden auszudehnen und sich zum 20. Oktober über Mitteleuropa zu positionieren. So wird das Wetter zum kommenden Wochenende nur vorübergehend wechselhaft.

Bereits zum 20. Oktober dominiert die Hochdruckzone mit einer nachlassenden Niederschlagsaktivität und einer weiter zunehmenden Sonnenscheindauer das Wetter über Deutschland. Bis zum 22. Oktober intensiviert sich die Hochdruckzone und lässt einen Cluster der Frontalzone zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien auf das Hoch auflaufen.

Infolgedessen intensiviert sich das Hoch über Mitteleuropa und füllt sich von oben her mit warmen Luftmassen auf. Temperaturen von +16 bis +22 Grad sind möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass sich in diesem gradientenschwachen Wetterumfeld die nächtlichen Nebelfelder auflösen und die Sonne kräftig einheizen kann. Hält sich der Nebel länger, schwanken die Temperaturen um die +15 Grad-Marke.

Ungewöhnlich warmes Herbstwetter
Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ungewöhnlich warmes Herbstwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Temperatursprung und Temperatursturz

Die Wettervorhersage der Amerikaner stützt die Prognose der Europäer, und so ist bis zum 23. Oktober mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Hochdruckblase - samt goldenem Oktoberwetter - über Deutschland zu erwarten. Die Höchstwerte werden in einem Spektrum zwischen +16 und +22 Grad simuliert. Bei ungehindertem Sonnenschein können mancherorts bis +24 Grad erreicht werden. Bei anhaltendem Nebel liegen die Werte unter der +15 Grad-Marke.

Absturz in den Vollherbst - absinkende Schneefallgrenze?

Zugegeben, der erweiterte Wettertrend der Amerikaner ist ein Extrem, dessen Eintreffwahrscheinlichkeit infrage gestellt werden kann. Er bestätigt jedoch sehr deutlich: Eine Westwindwetterlage zonaler Struktur wird es so schnell nicht geben. Stattdessen triggern kräftige Wettersysteme immer wieder eine meridional verlaufende Struktur.

Die Hochdruckdominanz schwindet zum 25. Oktober. Das Azorenhoch zieht sich zurück und keilt auf dem Atlantik nach Norden aus. Dieser Impuls sorgt entlang der Polarfront für Unruhe und versetzt diesen in Schwingung. Zur gleichen Zeit dehnt sich von den Aleuten aus ein weiterer Hochdruckkeil in Richtung Polarregion aus und schwächt den Polarwirbel.

Clusterung des Polarwirbels

Das hat zur Folge, dass bis zum 29. Oktober der Polarwirbel in zwei Cluster aufgeteilt wird. Der eine dreht zwischen Kanada und Grönland, der zweite über der Karasee und Sibirien. Dazwischen verschiebt sich die Hochdruckachse und drängt sich mit seinem Keil zwischen dem westlichen Russland und Alaska dem Polarwirbel auf. Über Deutschland, der Schweiz und Österreich entsteht eine Lücke, in die Ausläufer des Clusters über Grönland vordringen können.

Infolge dessen kühlt das Wetter ab dem 25. Oktober ab. Die Niederschlagstätigkeit nimmt bei böigem Wind aus nordwestlichen Richtungen zu und sorgt mit Tageshöchstwerten von +5 bis +10 Grad für einen markanten Temperatursturz. Regnet es anhaltend, sinken die Werte unter die +5-Grad-Marke. Kommt die Sonne hervor, sind bis +12 Grad möglich.

Die Schneefallgrenze sinkt auf die höheren mittleren Lagen ab (≥ 700 Meter).

Erst ungewöhnlich warm, dann Temperatursturz mit ersten Schneeschauern bis auf tiefere Lagen herab
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Erst ungewöhnlich warm, dann Temperatursturz mit ersten Schneeschauern bis auf tiefere Lagen herab © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Großwetterlage stellt sich um

So ist es auch heute wieder. Im Verlauf der kommenden Woche dehnt sich ein Hochdrucksystem über Deutschland aus und lässt die Temperaturen kräftig ansteigen. Nach beiden Prognose-Modellen schwächt sich das Hoch zum Ende der Woche zwar etwas ab, doch mit der sich intensivierenden Frontalzone auf dem Atlantik schiebt sich der nächste Keil des Azorenhochs in Richtung Mitteleuropa und wird eine für die Jahreszeit zu hohe Temperaturentwicklung noch bis zum 22. Oktober erhalten können.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe stützen diesen Wettertrend mit einer Anomalie der Temperaturen von +3 bis +6 Grad und einem Maximum von bis zu +12 Grad zwischen dem 16. und 17. Oktober. Ab dem 22. Oktober ist der Temperaturtrend rückläufig, bleibt jedoch mit einer Anomalie von +1 bis +2 Grad für die Jahreszeit zu warm. Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen bildet - was auch nicht anders zu erwarten war - die Prognose der Amerikaner die mit Abstand kälteste Wetterentwicklung ab. Kühleres Wetter ja, doch Schneeschauer bis auf tiefere Lagen herab und winterliche Wetterbedingungen ab den höheren mittleren Lagen sind mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten.

In der Niederschlagsprognose hat sich in den vergangenen 24 Stunden wenig verändert. Vom 14. bis 28. Oktober sind nur schwache bis leicht erhöhte Niederschlagssignale zu erkennen. Nennenswert könnte der Niederschlag um den 18. und 23. Oktober herum ausfallen, sonst zeichnet sich eine weitgehend trockene Witterung ab. Bringt man das mit der Temperaturprognose in Einklang, so zeichnet sich auch heute wieder eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen goldenen Oktober ab. Schaun mer mal.

Die Südwestwetterlage kann weite Teile der zweiten Oktoberhälfte dominieren
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Südwestwetterlage kann weite Teile der zweiten Oktoberhälfte dominieren © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
19. Oktober +11 bis
+22 Grad
+15 bis
+17 Grad
23. Oktober +8 bis
+19 Grad
+12 bis
+14 Grad
28. Oktober +2 bis
+19 Grad
+10 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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