Wetterprognose - Der Frühling bekommt einen Dämpfer verpasst
Zwar bewegt sich das Temperaturspektrum der kommenden Tage in einem frühlingshaft warmen Bereich, doch sollte man sich nicht an eine Anomalie von bis zu +10 Grad gewöhnen. Nach dem 20. Februar stellt sich die Großwetterlage allmählich um und das Temperaturspektrum passt sich einem Niveau an, welches für Ende Februar typisch ist.
Frühlingsluft weht heute über Deutschland hinweg und lässt die Temperaturen auf +12 bis +16 Grad und örtlich auf bis +18 Grad ansteigen. Unter ganz bestimmten Voraussetzungen lassen sich bis +20 Grad nicht ausschließen. Die Bewölkung nimmt im Tagesverlauf von Westen zu und nachfolgend setzt etwas Niederschlag ein, welcher in der Nacht den Osten und Südosten erreicht.
Ungewöhnlich warme Witterung setzt sich fort
Der Grund für die Zufuhr der ungewöhnlich warmen Luftmassen, ist die atlantische Frontalzone, welche auf ihrem Weg nach Osten blockiert wird und auf diese Art und Weise die Zufuhr warmer Luftmassen aufrechterhalten kann. So pendeln sich die Temperaturen in den kommenden Tagen auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +15 Grad ein. Scheint am Samstag noch verbreitet die Sonne, so nimmt die Bewölkung ab Sonntag zu und es stellt sich ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichem Niederschlag ein. Insbesondere am Sonntag und Montag kann die Bewölkung auch zu nennenswertem Regen führen. Mehr dazu: Wetter Februar 2024.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Displacement des Polarwirbels und ein Kaltlufttropfen
Man erkennt bereits auf den oben stehenden Wetterkarten den massiven Hochdruckblock über Russland, welcher den Polarwirbel im Bereich von Kanada, Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer eindrehen lässt. Der gesamte Polarwirbel wird durch dieses Hochdruckkonstrukt blockiert und dreht sich weiter ein. Was folgt, ist eine Pattsituation.
Ausbildung eines Kaltlufttropfens
Das Displacement des Polarwirbels ist im vollen Gang und erreicht zwischen dem 24. und 25. Februar einen vorläufigen Höhepunkt. Die Tiefdruckdynamik weiß nicht so recht, wohin mit der ganzen Energie und driftet mit einem Teil nach Norden ab, während ein zweiter Teil nach Süden austrogt.
Der nach Süden strebende Teil wird zum 26. Februar von einem Hochdruckkeil des Azorenhochs abgeschnürt und dreht agiert über Mitteleuropa fortan als wetteraktiver Kaltlufttropfen (Höhentief).
Schneefall? Möglich!
Erreichen die Temperaturen am 23. Februar mit +10 bis +14 Grad und örtlich mit bis +16 Grad noch frühlingshafte Werte, so sinken diese bis zum 25. Februar auf nasskalte +4 bis +8 Grad ab. Da es sich um Höhenkälte handelt, lassen sich Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab nicht ausschließen und ab den höheren mittleren Lagen kann es winterlich werden.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Clusterbildung des Polarwirbels über Europa?
Die Wetterprognose der Amerikaner geht in eine fast identische Richtung wie die Europäer. Der Polarwirbel zentralisiert sich im Bereich zwischen Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer und läuft voll auf das Blockadehoch über Russland auf. Das Displacement des Polarwirbels erreicht auch nach dieser Prognose zwischen dem 23. und 25. Februar seinen vorläufigen Höhepunkt.
Polarwirbel dehnt sich nach Süden aus
Was nach der Wetterprognose der Europäer jedoch nur angedeutet wird, vollzieht sich nach der Vorhersage der Amerikaner im vollen Spektrum.
Das Azorenhoch keilt westlicher nach Norden auf und strebt über Grönland in Richtung des europäischen Nordmeeres. Das hat eine vielfach größere Abspaltung des Teilwirbels zur Folge, sodass man nicht mehr von einem Kaltlufttropfen sprechen kann.
Kaltluftbecken
Die Definition eines Kaltluftbeckens oder Kaltluftsees trifft es besser und erstreckt sich zwischen dem 26. und 29. Februar im Bereich von Island, Skandinavien, England, Frankreich, die Schweiz, Österreich und Deutschland. Diese höhenkalte Luftmasse ist instabiler Struktur und wird bei nasskalten +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad für zeitweilige Schauer sorgen können, welche bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen können. Oberhalb etwa 500 bis 800 Meter lässt sich über Winterwetter spekulieren.
Auf den Punkt gebracht: Stellt ein Warming in Stratosphärenhöhe noch einmal alles auf den Kopf?
Das Wetter im Februar ist weiterhin auf Rekordkurs, daran würde selbst eine nasskalte Witterung nichts mehr ändern. Kumuliert man die aktuellen Prognosen, so wird die Anomalie am Ende zwischen +5,6 bis +5,9 Grad liegen können, was den bisherigen Rekord von 1990 mit einer Anomalie von +5,3 Grad in den Schatten stellen kann.
Was wahrscheinlich ist
Dass es aber zu einer Umstellung der Großwetterlage im Verlauf der letzten Februar-Dekade kommen wird, das steht schon seit geraumer Zeit fest. Bis es aber soweit ist, dominiert die warme Luftmasse das Wettergeschehen noch bis zum 24. Februar. Es zeichnet sich mit dem 22. Februar sogar ein weiterer Höhepunkt ab, bei der die Anomalie bis +8 Grad betragen kann.
Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau in der Prognose der Kontrollläufe ab und pendelt sich in einem nasskalten Bereich ein, was für die fortgeschrittene Winterzeit als normal
bewertet werden kann. Die Höhenwerte schwanken zwischen -3 und -5 Grad, was keinen Rückschluss auf einen möglichen Durchbruch des Winters bis auf tiefere Lagen herab zulässt. Die Schneefallgrenze würde in diesem Fall zwischen 700 und 900 Meter liegen.
Und so bestätigt sich die nasskalte Witterung mit optionalem Winterwetter ab den höheren mittleren Lagen heute erneut. Was man heute in den Prognose-Modellen im Vergleich zu den vergangenen Tagen beobachten kann, sind die teils komplett unterschiedlichen Interpretierungen der Großwetterlage von Lauf zu Lauf, was mit dem Warming in Stratosphärenhöhe zusammenhängen mag. Weitere Überraschungen
lassen sich in den kommenden Stunden - sowohl im Hinblick auf den Frühling, als auch auf den Winter - nicht ausschließen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
22. Februar | +1 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
26. Februar | +0 bis +12 Grad |
+4 bis +6 Grad |
2. März | +0 bis +14 Grad |
+6 bis +8 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr
Das Warming in Stratosphärenhöhe wirkt und macht dem Polarwirbel zu schaffen. Die spannende Frage, die sich aber stellt - wird das Warming zu einem Displacement des Polarwirbels, oder zu einem Polarwirbelsplit führen - und welche Rolle spielt der Winter und welche der Frühling?
Zunächst einmal zum Phänomen selbst - das hat seinen ersten Höhepunkt bereits überschritten und nähert sich zum 20. Februar seinem zweiten Höhepunkt. Und in diesem Zeitraum dreht der Wind in Stratosphärenhöhe kurzzeitig von West-Ost auf Ost-West und destabilisiert somit die unteren Schichten des Polarwirbels. Nachfolgend lässt sich keine Stabilisierung des Stratosphärenwirbels mehr erkennen.
Major-Warming mit Polarwirbelsplit?
Ein Polarwirbelsplit würde sich in einem deutlich negativen AO-Index widerspiegeln. Aktuell ist der AO-Index leicht negativ besetzt und steigt mit Beginn des zweiten Maximums des Major-Warmings in den positiven Bereich an und sinkt Ende Februar leicht ab. Ein Polarwirbelsplit ist zwar grundsätzlich nicht auszuschließen, doch im Moment weniger wahrscheinlich.
Blockadehoch auf dem Atlantik
Ein klares Signal für den Winter würde sich mit einem jeweils negativen AO- UND NAO-Index ergeben. Der NAO-Index spiegelt das Verhältnis zwischen Azorenhoch und Islandtief wider. Für Winterwetter über Deutschland wäre ein negativer NAO-Index in vielen Fällen eine Grundvoraussetzung. Ein stark negativer NAO-Index würde den Rückschluss auf ein Blockadehoch zwischen den Azoren und Grönland zulassen, mithilfe dessen die Grundströmung meridionalisiert und über Deutschland ein nördlich orientiertes Strömungsmuster etablieren kann. Der Winter hätte in diesem Fall gute Chancen, sich bis an die Alpen durchzusetzen.
Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index positiv bewertet und erreicht zum 20. Februar einen vorläufigen Höhepunkt. Nachfolgend orientiert sich der Index-Wert mehr an den neutralen Bereich, was entweder für eine Südwest- oder Nordwestwetterlage spricht - Der Winter spielt hierbei nur eine sekundäre Rolle.
Kein Winterwetter
Zieht man den Rückschluss aus dem Warming und der Entwicklung der Randfaktoren, so wird das mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf ein Displacement des Polarwirbels hinauslaufen.
Mit anderen Worten formuliert, wird sich über Russland eine gewaltige Hochdruckzone aufblähen und den Polarwirbel über dem Atlantik blockieren können. Das sind dann die nasskalt nordwestlichen bis mäßig warmen südwestlichen Wetterentwicklungen, was einen Durchbruch des Winters bis auf das Flachland herab zu einem Ding der Unmöglichkeit macht.
Ist noch mit Veränderungen zu rechnen?
Ja, das Major-Warming ist bislang nicht aktiv und wirkt erst mit voller Kraft zum Beginn der letzten Februar-Dekade und so ist mit weiteren Sprüngen in den Prognose-Modellen zu rechnen - wie es bspw. die Amerikaner und die Europäer heute Abend zeigen - Displacement des Polarwirbels mit Trogausbildung Mitteleuropa. Die über tieferen Lagen nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Schaun mer mal.