Wettertrend: Eine Destabilisierung des Polarwirbels steht bevor
Der Hochsommer macht sich über dem Südwesten nochmals bemerkbar, während es über dem Nordosten herbstlich frisch werden kann. Verantwortlich hierfür ist eine Luftmassengrenze. Während die Luftmassengrenze sich in der neuen Woche auflöst, dringt ein Hoch über Kanada in Richtung des Polarwirbels vor. Infolge daraus destabilisiert sich Polarwirbel und kann das Wetter im Verlauf der zweiten Oktober-Dekade auf den Kopf stellen.

Luftmassengrenze - so nennt man das Konstrukt, welches das Wetter über Deutschland noch bis Montag beeinflussen wird. Von Norden strömen kühle Luftmassen nach Süden, während von Süden sommerlich warme nach Norden geführt werden. Etwa entlang einer Linie von Köln und dem Bayerischen Wald prallen die unterschiedlich temperierten Luftmassen aufeinander. Nördlich davon sind Temperaturen von +16 bis +21 Grad und über Teile von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Brandenburg bekommt man mit Tageshöchstwerte von bis +10 Grad einen Vorgeschmack auf den Herbst. Komplettiert wird der herbstliche Wettercharakter von einem böigen Wind und zeitweilige Schauer, welche entlang der Luftmassengrenze länger andauernd ausfallen können.
Der Sommer über dem Süden
Weiter nach Süden bekommt man von alldem wenig mit. Unter Hochdruckeinfluss zeigt sich nach Nebelauflösung häufiger die Sonne und mit Niederschlag ist bei schwachen Windbewegungen nicht zu rechnen. Die Temperaturen erreichen meist +18 bis +24 Grad und können über Baden-Württemberg und Bayern bis +28 Grad möglich machen. Ganz über dem Südwesten lassen sich am Montag hochsommerliche +30 Grad nicht ausschließen. Zur Wochenmitte dreht die Grundströmung - auch über dem Norden, was die Temperaturen dort in Richtung der +20 Grad-Marke treibt, während es über dem Süden auf bis +15 Grad abkühlen kann. Verantwortlich für die Temperaturveränderungen ist ein Wetterwechsel, der von Skandinavien aus initialisiert und gesteuert wird. Die Niederschlagstätigkeit nimmt allgemein zu und wird am Donnerstag auch über dem Süden für Abwechslung sorgen können. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober 2023.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Der Polarwirbel in Unruhe
Die Wetterprognose der Europäer bestätigt heute im Verlauf der zweiten Oktober-Dekade einen unruhigen Polarwirbel. Das ist für die Jahreszeit ein normaler und erwartbarer Vorgang. Ungewöhnlich ist die Verzögerung.
Hochdruckeinschübe und Ansatz zum Polarwirbelsplit
Ein instabiler Polarwirbel hat entlang seiner Polarfront eine höhere Wellenbewegung zur Folge. Einerseits gelangen warme Luftmassen nach Norden, andererseits werden polare Luftmassen nach Süden geführt. Entscheidend wird sein, auf welcher Seite der meridional geführten Grundströmung Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen wird.
Bis zum 13. Oktober zentralisiert sich der Polarwirbel im Bereich der Barents- und Karasee und erstreckt sich bis über die Aleuten. Auf der anderen Seite dehnt sich zwischen Alaska und Grönland ein Hochdruckrücken aus. Im Winter hätte das ein Displacement
des Polarwirbels zur Folge. Im Herbst aber ist alles im steten und raschen Wandel, da sich alles noch in der Entstehung befindet. Bereits bis Mitte Oktober strebt ein Hochdruckkeil von Kanada aus in den Polarwirbel vor und zentralisiert sich zwischen Kanada und Sibirien mit einem Kerndruck von bis zu 1040 hPa.
Die Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland
Nach der aktuellen Wettervorhersage der Europäer bildet sich noch eine weitere Hochdruckachse nach Süden aus und kontaktiert bis Mitte Oktober das Azorenhoch. Die atlantische Frontalzone wird durch den Hochdruckkeil blockiert und die Grundströmung meridionalisiert (Nord-Süd, Süd-Nord).
Da der Hochdruckkeil zwischen England und Island nach Norden strebt, liegt Mitteleuropa am östlichen Hochdruckgradienten. Zeitgleich dehnt sich ein Cluster des Polarwirbels von der Barentssee aus nach Süden aus und leitet über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Nordwetterlage ein.
Dem Frühherbst einen Schritt näher
Die Niederschlagstätigkeit nimmt ab dem 13. Oktober zu und mit einem böigen Wind orientieren sich die Temperaturen am 14. Oktober mit +17 bis +23 Grad und über dem Süden bis +25 Grad noch im spätsommerlichen Bereich. Bis zum 16. Oktober sinken die Werte mit +14 bis +18 Grad in den frühherbstlichen Bereich ab. Sollte sich die meridionale Grundströmung aber tatsächlich so einstellen können, wie simuliert, dann wäre zum Ende der zweiten Oktober-Dekade der Vollherbst nicht mehr weit entfernt.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der goldene Oktober ist nicht vom Tisch
Weiter oben haben wir bereits beschrieben, wie wichtig die Positionierung der Wettersysteme zueinander ist. Der Wettertrend der Amerikaner zeigt heute eindrücklich, was passiert, sollte sich das Hoch weiter östlich positionieren.
Tiefdruckrinne Island - Skandinavien
Im Zeitraum vom 10. bis 18. Oktober etabliert sich nach der Prognose des amerikanischen Wettermodells zwischen Island und Skandinavien eine Tiefdruckrinne. Die südlichen Ausläufer der Tiefdrucksysteme streifen den Norden von Deutschland und sorgen nördlich einer Linie von Nordrhein-Westfalen und Sachsen für wiederholte Niederschlagsereignisse. Weiter nach Süden sind zwar auch Schauer zu erwarten, doch schwächt sich die Niederschlagsintensität insgesamt ab. Der Wind kommt kräftig aus westlichen Richtungen und kann über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee für stürmische Windböen sorgen.
Die Temperaturen erreichen am 13. Oktober über dem Norden +12 bis +17 Grad und nach Süden sind bis +24 Grad möglich. Bis zum 15. Oktober pendeln sich die Werte auf +12 bis +16 Grad und über dem Süden auf bis +20 Grad ein und am 18. Oktober sind Werte von +8 bis +14 Grad möglich. Ein großer Schritt in Richtung Herbst.
Hochdruckblase mit vollständig gestörter Zirkulation
Im Zeitraum vom 15. bis 18. Oktober beginnt das Hoch über Kanada sich in den Polarwirbel hinein zu entwickeln und bildet bis zum 18. Oktober in nördlich von Alaska und den Aleuten einen autarken Hochdruckkern aus. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, wird ein Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada in Richtung Atlantik in Gang gesetzt. Dort angekommen, werden durch die Temperaturgegensätze kräftige Tiefdrucksysteme initialisiert.
Durch das Hoch innerhalb des Polarwirbels aber werden die Tiefdrucksysteme an Ort und Stelle gebunden und trogen zum 19. Oktober weit nach Süden aus. Auf der anderen Seite wird über Mitteleuropa ein Hochdrucksystem nach Norden gedrückt, welches zum 20. Oktober zum Polarhoch Kontakt aufnimmt und sich bis zum 22. Oktober in Form eines Omegahochs (Ω) über Skandinavien festigen kann. Das Hoch füllt sich rasch von oben herab mit warmen Luftmassen auf und lässt die Temperaturen über Deutschland auf +15 bis +20 Grad ansteigen. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +22 Grad möglich sein. Mit Niederschlägen ist bei einem böigen Ostwind nicht mehr zu rechnen. Der goldene Oktober.
Warum gestörte Zirkulation? Das Hoch blockt sämtliche Wetteraktivität ab und verhindert mit Ostwind die zonale Grundströmung. Deswegen spricht man auch von einer vollständig gestörten Zirkulation.

Auf den Punkt gebracht: Das Ende der außergewöhnlichen Temperaturen
Die Vorhersage-Modelle haben sich vorerst von den ganz kalten Varianten distanziert, sodass mit winterlichen Wettererscheinungen ab den höheren mittleren Lagen vorerst nicht zu rechnen ist. Das Potential hierfür bleibt mit der meridional verlaufenden Großwetterlage und dem instabilen Polarwirbel grundsätzlich erhalten. In Summe aber sind die Vorhersagemodelle sich weitgehend einig darüber, dass die sommerlich temperierten Luftmassen über dem Süden zur Monatsmitte ausgeräumt werden. Die Temperaturen normalisieren sich allmählich.
Welche Wetterlage wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe stützen bis zum 15. Oktober eine Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad und über dem Süden von phasenweise bis +8 Grad. Über dem Norden und Osten fallen die Schwankungen in den Differenzen mit +0 bis +5 Grad größer ins Gewicht, was einen erhöht maritimen Einfluss bestätigt. Vom 16. bis 22. Oktober normalisiert sich das Temperaturniveau mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,0 Grad weiter und die Schwankungen nehmen ab. Nach Süden zeichnet sich ab dem 18. Oktober eine ähnliche Temperaturentwicklung ab. Der Sommer endet, der Herbst beginnt.
Wann kommt Regen?
Über dem Norden und Osten ist in den kommenden Tagen immer wieder mit Regen zu rechnen, der regional auch schauerartig verstärkt und entlang der Luftmassengrenze auch länger andauernd ausfallen kann. Nach Süden und Westen bleibt es bis zum 12. Oktober weitgehend trocken. Überdies ist über ganz Deutschland mit einer erhöhten Niederschlagsaktivität zu rechnen. Ein Wetterwechsel wird bis Mitte Oktober zunehmend wahrscheinlicher. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
13. Oktober | +10 bis +26 Grad |
+15 bis +20 Grad |
15. Oktober | +10 bis +23 Grad |
+14 bis +17 Grad |
22. Oktober | +8 bis +22 Grad |
+12 bis +14 Grad |
