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Wetteraussichten: Außergewöhnlich heftiges Warming und die Auswirkungen auf das Wetter

| M. Hoffmann

Der Frühling befindet sich auf dem Rückzug. Das Wetter der kommenden Tage wird wechselhafter und spürbar kälter, was wieder Schneeregen- und Graupelschauer bis in tiefere Lagen möglich macht, bevor ein Vb-Tief zum Ende der Woche über Süddeutschland für eine ab mittleren Lagen winterliche Überraschung sorgen kann. Gleichzeitig kommt es in Stratosphärenhöhe zu einer ungewöhnlich heftigen Erwärmung, die den Polarwirbel in den unteren Schichten weiter destabilisieren wird.

Unter bestimmten Voraussetzungen kann es über dem Süden ab den mittleren Lagen und insbesondere über den Alpen kräftigen Schneefall geben
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es über dem Süden ab den mittleren Lagen und insbesondere über den Alpen kräftigen Schneefall geben

Halbwegs frühlingshaft präsentieren sich heute die Temperaturen mit +10 bis +15 Grad über dem Süden, während sich von Norden die Höhenkälte mit Werten von +5 bis +10 Grad bemerkbar macht. Bei starker bis wechselnder Bewölkung sind immer wieder Schauer zu erwarten, deren Schwerpunkt über Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hessen und Baden-Württemberg liegt. Die Schauer können in ihrer Intensität regional stark variieren und sich am Abend sowie in der Nacht nach Nordosten ausdehnen. Kurze Gewitter (Gewitterradar) sind nicht auszuschließen, und bei entsprechender Intensität sind Graupelgewitter möglich.

Spätwinter zwingt den Frühling zum Rückzug

Bereits in der Nacht auf Mittwoch erreicht die Höhenkälte den Süden und lässt die Temperaturen auf +7 bis +12 Grad absinken. Bis einschließlich des Wochenendes bleibt die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs mit einem böigen Wind aus nördlichen bis nordöstlichen Richtungen bestehen, was die Temperaturen mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad weiter in den nasskalten Bereich absinken lässt. Von Mittwoch bis einschließlich Freitag ist immer wieder mit Schauern zu rechnen, die teils bis in tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen können. Am Wochenende schwappt dann ein Vb-Tief (Mittelmeertief) über die Alpen und kann südlich einer Linie von Stuttgart und München für länger andauernden und ergiebigen Niederschlag sorgen, der oberhalb etwa 500 bis 800 Metern in Form von Schnee fällt und so für winterliche Wetterverhältnisse sorgt. Weiter nördlich klingt der Niederschlag ab, und bei auflockernder Bewölkung kommt häufiger die Sonne zum Vorschein. In den Nächten ist wieder mit Frost zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März.

Der Frühling weicht zurück und ab den mittleren Lagen kann es winterlich werden
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Der Frühling weicht zurück und ab den mittleren Lagen kann es winterlich werden © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose der Vorhersagemodelle: Eine Verschiebung des Polarwirbels bringt den Frühling zurück

Mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe war bereits Ende Februar abzusehen, dass sich nach einer frühlingshaften Wetterphase Anfang März im Verlauf der zweiten Märzdekade launisches Aprilwetter – teils mit winterlichen Wettererscheinungen – einstellen wird. Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten an, so erkennt man, dass sich das Hoch von Island löst und weiter in Richtung Skandinavien abdriftet – das hat unmittelbare Konsequenzen für das Wetter über Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Displacement des Polarwirbels sorgt für Frühlingsluft

Das Hoch verhält sich gegenüber dem Polarwirbel als Störimpuls und sucht eine Lücke, um einen Split zu provozieren. Diese Lücke wird (noch) nicht gefunden, sodass sich das Hoch nach der Wetterprognose beider Vorhersagemodelle zu einer mächtigen Hochdruckzone organisiert, die sich von Spanien über Deutschland, Osteuropa und Russland bis nach Kasachstan erstrecken kann. Nach der Vorhersage der Europäer keilt das Hoch bis zum 21. März weiter nach Norden in Richtung Skandinavien auf.

Die Polarfront wird ein ganzes Stück nach Norden verschoben, und Tiefdrucksysteme werden nahezu vollständig blockiert. Gleichzeitig füllt sich das Hoch von oben herab mit warmen Luftmassen auf. Die Temperaturen steigen ab dem 17. März mit +2 bis +6 Grad und über dem Norden mit bis zu +12 Grad zum 19. März auf +10 bis +15 Grad. Bis zum 21. März werden +12 bis +16 Grad erreicht, örtlich sogar bis zu +18 Grad, womit der frühlingshafte Bereich erreicht wird. Mit nennenswertem Niederschlag ist nicht mehr zu rechnen, und nördlich einer Linie von Köln bis Berlin bleibt es weitgehend trocken.

Eine Hochdruckzone sorgt für eine Verschiebung des Polarwirbels und über Deutschland für Frühlingswetter
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Eine Hochdruckzone sorgt für eine Verschiebung des Polarwirbels und über Deutschland für Frühlingswetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Weitere Wetteraussichten: Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront

Gut möglich, dass sich die imposante Hochdruckzone noch bis Ende März erhält. Allerdings schwächt sich der Polarwirbel von oben herab (Top-Down-Entwicklung) weiter ab und wird im Verlauf der letzten Märzdekade eine Lücke offenbaren, in die die Hochdruckzone vordringen und dem Polarwirbel weiter zusetzen kann.

Launisches Aprilwetter möglich

Mit anderen Worten: Der Polarwirbel wird entlang seiner Polarfront zunächst zu einer höheren Wellenbewegung neigen, was mit einem meridionalen Verlauf kräftige Kaltluftdurchbrüche nach Süden und Warmlufteinschübe nach Norden ermöglichen wird. Entscheidend wird also sein, auf welcher Seite des Hochdrucksystems Deutschland liegt.

Betrachtet man den Wettertrend der Vorhersagemodelle bis zum 27. März, so wird das Prinzip der Wellenbewegung deutlich hervorgehoben. Nach den Amerikanern liegt das steuernde Hoch westlich, nach den Europäern östlich. Beide Varianten berechnen eine wenig frühlingshafte Temperaturentwicklung, wobei diese nach der Prognose der Amerikaner deutlich weniger wahrscheinlich ist. Die Europäer lassen dem Frühling zumindest noch einen Spielraum.

Einerlei – was sich im Wettertrend zeigt, ist ein sich weiter destabilisierender Polarwirbel, der das Wetter mit einem Auf und Ab der Temperaturen zwangsläufig abwechslungsreicher gestalten wird. Ob ausreichend Niederschlag möglich ist, hängt letztlich von der Hochdruckposition ab.

Der Polarwirbel destabilisiert sich auch in den unteren Schichten - launisches Aprilwetter wird im Verlauf der letzten Märzdekade wahrscheinlicher
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel destabilisiert sich auch in den unteren Schichten - launisches Aprilwetter wird im Verlauf der letzten Märzdekade wahrscheinlicher © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Fortschreitende Zersetzung des Polarwirbels

So lautet das Resümee auch heute wieder. Die Stratosphärenwinde drehen sich mit -75 km/h von Ost nach West, während die Strömung in den unteren Schichten noch von West nach Ost verläuft. Die Winde in der Stratosphäre intensivieren sich weiter und erreichen bis Ende April eine Geschwindigkeit von -97 km/h. Das ist außergewöhnlich und liegt weit entfernt von dem, was für den 20. März normal (+33 km/h) oder noch im üblichen Bereich liegt (-7 bis +82 km/h). Da kommt auf den Polarwirbel in den unteren Schichten einiges zu, und die Berechnung der Vorhersagemodelle erscheint im Vergleich zu den Kontrollläufen noch harmlos.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen zunächst den Temperaturrückgang der kommenden Tage, der sein Minimum am 17. März mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad erreichen wird. Die Schneefallgrenze schwankt zwischen 500 und 900 Metern.

Nachfolgend steigt das Temperaturniveau rasch an und erreicht am 21. März eine Anomalie von +4 bis +6 Grad. So lässt sich auch die nacheilende Hochdruckzone mit einem neuen Anlauf des Frühlings als wahrscheinliche Wetterentwicklung bei gleichzeitig rückläufiger Niederschlagstätigkeit bestätigen. Ab dem 23. März ist allerdings wieder alles offen – sowohl für launisches Aprilwetter als auch für einen fast schon frühsommerlichen Wettercharakter oder noch einmal spätwinterliche Wettererscheinungen. Zur Verdeutlichung des ungewöhnlich heftigen Final-Warmings in Stratosphärenhöhe haben wir heute Ausnahmsweise nicht den Mittelwert aller Kontrollläufe, sondern ausgesuchte Berechnungen gegenübergestellt, um zu zeigen, was dem Polarwirbel im Extremfall bevorstehen kann.

Das Warming in Stratosphärenhöhe ist ungewöhnlich heftig, was frühzeitig zum Zusammenbruch des Polarwirbels in den unteren Schichten zur Folge haben kann
Die Wetterprognose nach dem ausgesuchten Kontrollläufen: Das Warming in Stratosphärenhöhe ist ungewöhnlich heftig, was frühzeitig zum Zusammenbruch des Polarwirbels in den unteren Schichten zur Folge haben kann © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
17. März +0 bis
+10 Grad
+5 bis
+8 Grad
21. März +3 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
26. März +2 bis
+17 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen März 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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