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Wetterprognose: Nach Sommerwetter - wie wahrscheinlich ist ein Temperatursturz?

| M. Hoffmann

Sommerwetter am Wochenende mit einem nachfolgenden Temperatursturz. Typisch April möchte man meinen, doch zeigen sich in der Entwicklung der Großwetterlage Strukturen, welche dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer verpassen können.

Nach Sommerwetter - noch einmal Schneeschauer im April
Nach Sommerwetter - noch einmal Schneeschauer im April

Nach einem rekordwarmen Februar und März startet auch der April ungewöhnlich warm und wird am Wochenende für den ersten Sommertag des Jahres sorgen können. Ob es zu einem Hitzetag mit mehr als +30 Grad reichen wird, bleibt abzuwarten und ist im Moment weniger wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen. Der Grund für den markanten Temperatursprung ist eine Vorderseitenanströmung zwischen einem Tief auf dem Atlantik und einem Hoch, welches sich von der Mittelmeerregion über Osteuropa nach Norden ausdehnt.

Temperatursturz

Die Luftmasse wird aus südlichen Richtungen zugeführt und beinhaltet in Form von Saharastaub viele Kleinstpartikel, was für regional spektakuläre Sonnenuntergänge sorgen kann. Zudem ist die Luftmasse labiler Schichtung, was immer wieder für Schauer gut sein wird. Im Schwerpunkt sind diese etwa nördlich einer Linie vom Saarland und Berlin zu erwarten - örtlich von Gewittern begleitet. Zum Start in die neue Woche greift die Frontalzone auf Mitteleuropa über und führt aus westlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland. Die Temperaturen erreichen über den östlichen Landesteilen am 9. April noch bis +27 Grad und gehen bis zum 10. April auf einheitliche +10 bis +15 Grad zurück. Das ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 für Anfang April zwar immer noch zu warm, doch im Vergleich zu den sommerlichen Temperaturen vom Wochenende dann doch ein markanter Temperatursturz von 10 bis 15 Grad. Weitere Informationen: Wetter April.

Ein Tiefdruckgebiet nähert sich Deutschland und sorgt bis Mitte der Woche für einen markanten Temperatursturz
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Tiefdruckgebiet nähert sich Deutschland und sorgt bis Mitte der Woche für einen markanten Temperatursturz © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Wettersturz und Graupelschauer

Die Wetterprognose der Europäer hatte in den vergangenen Tagen stets eine frühsommerliche Variante favorisiert. Der Ansatz hierfür ist immer noch vorhanden, doch ergibt sich an anderer Stelle eine Veränderung, was das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz um 180 Grad drehen lassen kann.

Aufbau einer Hochdruckzone

Die Abkühlung bis Mitte der kommenden Woche ist nur vorübergehend. Das verantwortliche Tief zieht sich rasch nach Norden in Richtung Skandinavien zurück, während sich die atlantische Frontalzone auf dem Atlantik formiert und auf ihrer Vorderseite einem Keil des Azorenhochs nach Mitteleuropa drückt.

Über Deutschland hat das eine nachlassende Niederschlagsaktivität und eine Zunahme an Sonnenstunden zur Folge. Die Temperaturen steigen bis zum 12. April auf +14 bis +18 Grad an und können mit entsprechender Sonnenscheindauer bis +20 Grad ermöglichen. Frühlingswetter.

Temperatursturz

Im Unterschied zu den vergangenen Tagen ist die Dynamik der Frontalzone höher bewertet und greift bis zum 11. April in direkter Linie auf Skandinavien über. Das drückt den Keil des Azorenhochs nach Westen zurück und lässt ihn auf dem Atlantik nach Norden aufstreben. Was folgt, ist nicht nur eine Blockadestruktur auf dem Atlantik, sondern eine stark meridionalisierendes Strömungsmuster. Zudem nimmt der Tiefdruckcluster über Skandinavien Kontakt zu einem weiteren Cluster des Polarwirbels über der Karasee auf.

Damit werden die nahezu perfekten Rahmenbedingungen für einen sog. Arctic Outbreak geschaffen, welcher für das turbulente und teils chaotische Aprilwetter so berühmt und berüchtigt sind. Die Temperaturen sinken bis zum 15. April auf +6 bis +12 Grad ab und mit entsprechender Schauerintensität sind bis auf tiefere Lagen herab Graupelschauer oder Graupelgewitter nicht auszuschließen. In den Nächten ist leichter Frost möglich - insbesondere dann, wenn die Wolkendecke auflockert und die Sterne funkeln lässt.

Eine Hochdruckzone über Mitteleuropa kann dem Frühsommer auf die Sprünge helfen
Die Wetterprognosenach dem europäischen Wettermodell: Eine Hochdruckzone über Mitteleuropa kann dem Frühsommer auf die Sprünge helfen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Polarwirbelsplit - ein Dämpfer für den Frühling

Die Wetterentwicklung der vergangenen Tage war stets unsicher und hält sich hartnäckig in unserem Resümee. Zwar hatten die Vorhersage-Modelle eine frühlingshafte bis frühsommerliche Wetterentwicklung favorisiert, doch zogen die Kontrollläufe nicht mit und offerierten auch kühlere Varianten. Die logische Konsequenz daraus ist, dass die Vorhersage-Modelle irgendwann einmal die kälteren Varianten simulieren, was auch bei den Amerikanern heute der Fall ist.

Aufbau einer meridionalen Grundströmung

Die Wetterprognose der Amerikaner unterscheidet sich bis zum 13. April wenig von den Europäern. Der Hochdruckkeil des Azorenhochs strebt in Richtung Mitteleuropa und wird rasch nach Westen - auf den Atlantik - zurückgedrängt. Die Meridionalisierung des Strömungsmusters beginnt.

Infolgedessen trogt im Zeitraum vom 15. bis 17. April ein Tiefdruckcluster von Skandinavien bis über die Mittelmeerregion nach Süden aus und führt kühlere Luftmassen nach Süden. Die Temperaturen sinken über Deutschland, der Schweiz und Österreich auf +5 bis +10 Grad ab. In den kurzen sonnigen Momenten können bis +12 Grad möglich sein. Diese Temperaturen sind im Übrigen das, was man vom April normalerweise erwarten kann.

Der Polarwirbel zersetzt sich weiter

Das Hoch auf dem Atlantik aber erkennt die Schwäche des Polarwirbels und stößt weiter nach Norden vor. Bis zum 20. April kommt eine Hochdruckzone zwischen den Azoren, Island, Grönland und den Aleuten zustande. Der Polarwirbel zerfällt gleich in mehrere Teile. Gleichzeitig stärkt dieser Vorgang eine meridionale Grundströmung und da Deutschland, Österreich und die Schweiz bereits im Einflussbereich eines Troges liegen, wird sich am launischen Aprilwetter bis zum 21. April auch nichts verändern.

Bei Tageswerten von +8 bis +14 Grad sind immer wieder Schauer zu erwarten. Sind die Schauer kräftiger, so können Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich sein. In diesem Fall kühlt es auf bis +5 Grad ab. Länger andauernd können die Schauer über den Alpen sein, wobei die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen absinken und so für eine winterliche Witterung sorgen können. Sonnige Momente sind möglich und ist das der Fall, können die Temperaturen auch bis +16 Grad möglich machen - launisches - und in Teilen chaotisches - Aprilwetter.

Der Polarwirbel zerfällt und erteilt dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel zerfällt und erteilt dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Unsichere Wetterentwicklung

Man sieht heute eindrucksvoll, dass die kommende Wetterentwicklung alles andere als gesichert ist. Das bestätigt das Resümee der vergangenen Tage - mit einem schwächer werdenden Polarwirbel ist selten eine stabile und nachhaltig agierende Großwetterlage zu erwarten.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe favorisieren das Auf und Ab der Temperaturen. Das Maximum wird mit einer Anomalie von bis 18 Grad (!!!) im Zeitraum vom 6. bis 9. April berechnet. Nachfolgend kommt es zu einem Temperatursturz von bis 15 Grad. Das Temperaturniveau normalisiert sich jedoch nur kurzzeitig und steigt vom 11. bis 15. April auf eine Anomalie von +2 bis +5 Grad in den dann doch zu warmen Bereich an und sinkt vom 16. bis 20. April auf eine Differenz gegenüber dem vieljährigen Mittelwert auf +1 bis +2 Grad ab.

Die Kontrollläufe stützen zwar einen launischen April mit einem Auf und Ab der Temperaturen, doch bleiben diese im Vergleich zum Mittelwert im zu warmen Bereich. Die kühleren Varianten der Vorhersage-Modelle bilden im Vergleich zum Mittelwert die kältesten Varianten ab. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist in den kommenden Stunden eine weitere Korrektur.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagssignale sind vom 8. bis 12. April mäßig erhöht und sinken bis zum 20. April in den leicht erhöhten Bereich ab. Eine stabile Wetterentwicklung ist nach wie vor nicht zu erwarten. Eine schwachgradientige Struktur ist deutlich wahrscheinlicher geworden. Schaun mer mal.

Hochdruckblase mit frühsommerlichen Temperaturen, oder doch launisches Aprilwetter?
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Hochdruckblase mit frühsommerlichen Temperaturen, oder doch launisches Aprilwetter? © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
11. April +7 bis
+18 Grad
+13 bis
+15 Grad
15. April +7 bis
+24 Grad
+12 bis
+14 Grad
20. April +5 bis
+23 Grad
+12 bis
+14 Grad
Diagramm Temperaturen April 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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