Zum Hauptinhalt springen

Wetteraussichten: Verschiebung des Polarwirbels - Spätwinter, nasskalt oder Frühling?

| M. Hoffmann

Ein Warming in Stratosphärenhöhe intensiviert sich Anfang März und wird für ein Final-Warming und damit für einen vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe sorgen können. Mit einem gewissen Zeitversatz wird sich dieses Phänomen auch auf die unteren Schichten des Polarwirbels bemerkbar machen. Was aber für Konsequenzen hat das auf die zunächst frühlingshafte Wetterentwicklung über Deutschland?

Ein nachhaltiger Durchbruch des Frühlings? © Martin Bloch
Ein nachhaltiger Durchbruch des Frühlings? © Martin Bloch

Ein Trog über Frankreich und ein Hoch über Osteuropa dominieren das Wettergeschehen noch bis zum 3. März. Fraglich ist, wie weit der Trog über Frankreich nach Deutschland übergreifen und damit die südliche Grundströmung noch unterbinden kann. Die Vorhersage-Modelle sind sich da bislang nicht ganz einig, doch stellt sich zunächst einmal eine südlich orientierte Grundströmung ein.

Zunehmend frühlingshafte Temperaturen

Bei einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken, dominieren heute noch die Wolken und über dem Westen kann mit zeitweiligem - meist leichtem und im Tagesverlauf nachlassendem - Niederschlag gerechnet werden. Sonst zeigt sich das Wetter bis zum Freitag von seiner trockenen Seite, bevor zum Wochenende Schauerfelder auf Deutschland übergreifen und so für etwas Abwechslung sorgen können. Die Temperaturen erreichen heute +7 bis +10 Grad und nach Süden bis +12 Grad. Im Verlauf der Woche steigen die Temperaturen auf +10 bis +15 Grad an und können mit Sonnenschein mancherorts mit bis +18 Grad für frühlingshafte Temperaturen sorgen. Mehr dazu: Wetter März.

Die Entwicklung der Großwetterlage ist bis zum 3. März klar definiert - Deutschland liegt zwischen den Fronten in einer warmen Südanströmung - dennoch ergeben sich im Detail teils markante Unterschiede
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Die Entwicklung der Großwetterlage ist bis zum 3. März klar definiert - Deutschland liegt zwischen den Fronten in einer warmen Südanströmung - dennoch ergeben sich im Detail teils markante Unterschiede © www.meteociel.fr

Ein Major-Warming mit Übergang zum Final-Warming

Momentan lässt sich in Stratosphärenhöhe eine Entwicklung wie aus dem Lehrbuch beobachten. Nach einem ersten Warming am 15. Februar, folgte ein erster Höhepunkt mit einem Major-Warming zum 20. Februar nach. Aktuell entwickelt sich ein weiteres Warming mit Höhepunkt zum 3. März und ein weiteres folgt zum 8. März bereits nach. Damit steht fest, dass der Polarwirbel mithilfe eines Final-Warmings in Stratosphärenhöhe frühzeitig in sich zusammenbricht. Das hat auch für das Wetter über Deutschland Konsequenzen.

Die Windgeschwindigkeiten betragen in Stratosphärenhöhe aktuell +36 km/h und erreichen ihr Maximum mit bis +54 km/h Anfang März. Bereits zum 4. März bricht die Höhenströmung mit +0 km/h zusammen und dreht sich ab dem 5. März von West-Ost auf Ost-West um. Bis zum 10. März betragen die Winde -54 km/h.

Polarwirbel - Oberschicht gegen Unterschicht

Die obere Schicht dreht sich Anfang März zunehmend schneller in eine komplett andere Richtung, als die untere Schicht des Polarwirbels und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die untere Schicht des Polarwirbels in sich zusammenbricht und zu chaotischen Verformungen neigt. Doch zunächst einmal die Übersicht.

Das Major-Warming mit Übergang zum Final-Warming
Das Major-Warming mit Übergang zum Final-Warming © www.meteociel.fr

Wie reagieren die Vorhersage-Modelle auf das Phänomen?

Klar ist, dass wenn sich die oberen Schichten in eine entgegengesetzte Richtung drehen, wie die unteren, so kommt es zu Turbulenzen, welche sich auf einen Zeitraum von zunächst einmal 10 Tagen nicht so ohne Weiteres bestimmen lassen. Aber es gibt seit Tagen einen Trend, der sich in der weiteren Wetterentwicklung beobachten lässt.

Verschiebung des Polarwirbels

Eine zunächst wahrscheinliche Wetterentwicklung nach einem Major-Warming ist ein Displacement des Polarwirbels (Verschiebung), welches seit einigen Tagen in den Prognosemodellen favorisiert wird.

Das ist auch heute wieder der Fall. Das Hoch bläht sich weiter auf und zentralisiert sich zunehmend im Bereich zwischen Skandinavien und Mitteleuropa. Deutschland, die Schweiz und Österreich werden bis zum 7. März mit einer hohen Wahrscheinlichkeit inmitten der Hochdruckzone liegen können.

Frühlingswetter?

Die Hochdruckzone blockt alles ab, was zur atlantische Frontalzone gehört. Fraglich ist noch, wie und ob sich das Hoch von oben herab mit warmen Luftmassen auffüllt, oder ob doch noch ein Störimpuls in Form eines wenig wetteraktiven Kaltlufttropfens eine Rolle spielen kann.

Einerlei - die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells berechnet bis zum 4. März eine Temperaturentwicklung von +8 bis +12 Grad und über den Regionen mit Sonnenschein von bis +19 Grad. Die Amerikaner und auch die Europäer lassen die Werte auf +8 bis +12 Grad ansteigen, wobei auch hier mit einer längeren Sonnenscheindauer mit bis +15 Grad die frühlingshaften Temperaturen ins Spiel gebracht werden. Die Niederschlagsentwicklung ist nach allen drei Vorhersage-Modellen bis zum 7. März als schwach einzustufen.

Ein Displacement des Polarwirbels als Reaktion auf ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Displacement des Polarwirbels als Reaktion auf ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling

So ist es und so bleibt es - Die Entwicklung der Großwetterlage ist mit der Hochdruckzone auf Frühling getrimmt. Doch die Ursache hierfür ist ein Polarwirbel, der im weiteren Verlauf vor dem Zusammenbruch steht und so ist ein nachhaltiger Durchbruch des Frühlings alles andere als gesichert.

Was wahrscheinlich ist

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe berechnet im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 bis zum 13. März eine Anomalie von +2 bis +4 Grad, welche Ende Februar kurzzeitig auch bis +6 Grad betragen kann. Also ja, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die erste März-Dekade bereits deutlich zu warm ausfallen kann. Die Kontrollläufe zeigen vereinzelt aber auch eine zunehmende Instabilität des Polarwirbels, was noch in eine launische und nasskalte Witterung umschwenken kann.

Zudem ist die Niederschlagsleistung ab dem 3. März auf einem leicht erhöhten Niveau, was nicht unbedingt den Rückschluss auf eine allumfassende Hochdruckdominanz zulässt. Da gibt es noch viel Spielraum und wie das - trotz Displacement des Polarwirbels und einer hochdruckdominierten Großwetterlage aussehen kann, haben wir nachfolgend dem Mittelwert aller Kontrollläufe gegenübergestellt. Schaun mer mal.

Viele Möglichkeiten ergeben sich in der Entwicklung der Großwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Viele Möglichkeiten ergeben sich in der Entwicklung der Großwetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
3. März +1 bis
+14 Grad
+5 bis
+9 Grad
7. März +1 bis
+16 Grad
+8 bis
+10 Grad
12. März +2 bis
+17 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen März 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen