Wetteraussichten Oktober - Die Großwetterlage kippt, Vollherbst oder Altweibersommer?
Die Großwetterlage kippt im Verlauf der kommenden Woche mit einem nach Süden austrogenden Polarwirbel. Der Herbst wird sich mit Wind, Sturm, Regen und zurückgehenden Temperaturen bemerkbar machen. Doch die Frage steht im Raum - handelt es sich um einen vorübergehenden Einfluss mit einer nachfolgenden Hochdruckentwicklung samt Altweibersommer, oder setzt sich der Herbst im Oktober vollständig über Deutschland durch?
Eine Hochdruckzone zwischen Skandinavien und Island dominiert gegenwärtig das Wetter über Deutschland und sorgt noch bis einschließlich Sonntag für einen weitgehend trockenen und mit Temperaturen von +20 bis +25 Grad spätsommerlich warmen Wettercharakter. Ab Sonntagnachmittag mehren sich von Westen die Wolken und kündigen eine Störung an, welche noch in der Nacht auf Montag auf Deutschland übergreift, sodass über dem äußersten Westen mit den ersten Schauern und Gewittern zu rechnen ist. Der Wind schwächt sich ab und dreht von Ost auf Süd.
Markanter Wetterwechsel - Stürmisch herbstliches Wetter
Seit einigen Tagen zeichnet sich im Wettertrend ein markanter Wetterwechsel ab, welcher nun in der sog. Kurzfristprognose angekommen und bestätigt wird. Das Hoch dehnt sich von Island weiter in Richtung Grönland aus und strebt nachfolgend in Richtung Nordpol. Der Polarwirbel weicht in Richtung der Kara- und Barentssee aus und beginnt zur Wochenmitte - über Skandinavien - nach Süden auszutrogen. Das Strömungsmuster meridionalisiert und aus nördlichen Richtungen gelangen kühle Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland. So beginnt die kommende Woche wechselhaft und wird unbeständig enden. Der Wind intensiviert sich und kann in der zweiten Wochenhälfte zu stürmischen Windböen führen. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen. Da es sich bis Donnerstag noch um eine Vorderseitenanströmung der Luftmassen handelt, verweilen die Temperaturen mit +16 bis +21 Grad auf einem vergleichsweise hohen Niveau, sinken zum Ende der Woche mit +8 bis +15 Grad weiter ab - ebenso die Schneefallgrenze über den Alpen. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September
Das Wetter wird auf den Kopf gestellt - Vom Spätsommer in den Vollherbst
Ja, die aktuelle Temperaturentwicklung ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990, sowie von 1991 und 2020 etwa um +3 bis +6 Grad zu hoch. Und noch einmal ja, der September ist bis jetzt um +3,1 Grad deutlich zu warm (91/20: +2,6 Grad). Kumuliert man die Temperaturprognose bis zum Ende des Monats, so wird auch der September mit einer Anomalie zwischen +1,9 und +2,4 Grad deutlich zu warm ausfallen, was im Übrigen dann der 37. zu warme Monat in Folge ist (Abweichung 61/90: ≥). Die Frage ist berechtigt - wo bleibt der Herbst und kommt dieser jetzt mit voller Wucht?
Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten an, so erkennt man eine markante Umstellung der Großwetterlage, welche auch noch Auswirkungen auf das Wetter im Oktober haben kann. Das Strömungsmuster meridionalisiert und führt aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Süden. Was man auch erkennt ist, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der noch warmen Vorderseitenanströmung des Troges liegen. Das Problem - sollte sich der Trog noch etwas weiter nach Westen verlagern und sich mehr dem Hoch über Grönland zuwenden, so kann die meridionale Grundströmung schnell von Nord-Süd auf Süd-Nord kippen und mit den herbstlichen Temperaturen wird das erst einmal nichts.
Bleibt es ungewöhnlich warm?
Nachfolgend eine These, welche die Vorhersage-Modelle so (noch) nicht berechnen, diese sich jedoch häufiger bei solchen Wetterentwicklungen beobachten lässt und auch diesem Grund auch vorgestellt werden muss. Sollte der Trog auf dem Atlantik niedergehen, wird auf der anderen Seite - über Mitteleuropa - ein Hochdruckkeil nach Norden streben und so das Wetter Anfang Oktober mit einem zu Schauer und Gewittern neigenden Wettercharakter beeinflussen können. Die Temperaturen schwanken mit +18 bis +24 Grad erneut im spätsommerlichen Bereich. Auf diese Art und Weise kann der Herbst im Oktober noch vereitelt werden. Wir haben diese Varianten einmal gegenübergestellt.
Das endgültige Ende des Spätsommers - der Herbst zieht ein
Was man auf den oben stehenden Wetterkarten aber auch erkennen kann ist, dass mit rasant sinkendem Sonnenstand nicht nur die Tage kürzer werden, sondern der Polarwirbel allmählich voll aufdreht und an Intensität rasch hinzugewinnen kann. Ein typischer Vorgang, welcher seinen Höhepunkt zwischen Dezember und Januar erreicht haben wird. Mit anderen Worten formuliert, kommt mit dem Oktober auch allmählich der Zeitraum, wo Turbulenzen in der Entwicklung der Großwetterlage zunehmen werden.
Schaut man sich die Wetterprognose der Europäer und die der Amerikaner genauer an, so können diese nicht unterschiedlicher sein. Die Europäer stützen mit einem auf dem Atlantik abkippenden Trog im Ansatz die oben vorgestellte These, während die Amerikaner den Trog weiter östlich niedergehen und somit die herbstliche Variante verfolgen. Sollte der Trog tatsächlich über Osteuropa niedergehen, so erhält sich die meridionale Grundströmung und ein Hoch keilt auf dem Atlantik - in Richtung Island - auf. Deutschland liegt in diesem Fall in einer nördlich ausgerichteten Grundströmung, was unter bestimmten Voraussetzungen kühle Luftmassen polaren Ursprungs bis an die Alpen führen kann. Bei starker bis wechselnder Bewölkung, zeitweiligem Niederschlag, einem böigen Wind und Temperaturen von +8 bis +14 Grad ist der Herbst dann über Mitteleuropa eingezogen.
Auf den Punkt gebracht: Markanter Wetterumschwung?
Die Frage bleibt heute bestehen. Die Vorhersage-Modelle zeigen im Verlauf der kommenden Woche den ersten Vorstoß des winterlichen Polarwirbels in Richtung Europa. Entscheidend wird jedoch sein, an welcher Stelle der Trog niedergehen wird und davon hängt letztlich die meridional verlaufende Grundströmung ab - Entweder startet der Oktober mit einer Süd-Nord-Strömung ungewöhnlich warm, oder mit einer kühlen Nord-Süd-Wetterlage herbstlich frisch.
Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Mit ein Indikator ist der NAO-Index, welcher das Verhältnis zwischen Islandtief und Azorenhoch widerspiegelt. Ist der NAO-Index positiv, so ist eine Westwetterlage eine wahrscheinliche Wetterentwicklung. Im negativen Fall ist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine meridional verlaufende Grundströmung zu erwarten. Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index negativ (Hochdruckzone Island - Skandinavien) und wird bis zum 26. September seinen Tiefpunkt erreichen (Hochdruckzone Island - Grönland). Bis Oktober ist ein positiver Entwicklungstrend zu beobachten, doch ist der NAO-Index weit von einer positiven Ausprägung entfernt. Mit anderen Worten formuliert, ist die oben vorgetragene These einer westlichen Austrogung des Polarwirbels nicht unwahrscheinlich, welche über Deutschland, Österreich und der Schweiz letztlich eine unbeständige, aber im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu warme Wetterentwicklung Anfang Oktober zur Folge haben kann.
Schaut man sich die Temperaturprognose der Kontrollläufe an, so bestätigt sich zwischen dem 27. September und 1. Oktober ein markanter Temperaturrückgang. Die Temperaturanomalie liegt im Vergleich zu 1961 und 1990 zwischen -2 und -4 Grad im zu kalten Bereich. Gleichzeitig ist die Niederschlagsaktivität vom 24. bis 27. September mäßig erhöht. Anfang Oktober steigt das Temperaturniveau rasch an und die Niederschlagssignale gehen bereits ab dem 28. September in den leicht bis schwach erhöhten Bereich zurück. Die Temperaturanomalie beträgt +1 bis +2 Grad. Das spricht mehr für die These der Südwestwetterlage und auch wenn der Herbst im Verlauf der kommenden Woche einmal das Wettergeschehen dominiert, so ist ein nachhaltiger Durchbruch von herbstlichem Wetter so schnell nicht zu erwarten. Ob´s für den Altweibersommer im Oktober reicht? Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
27. September | +8 bis +20 Grad |
+13 bis +15 Grad |
1. Oktober | +8 bis +22 Grad |
+13 bis +15 Grad |
6. Oktober | +8 bis +25 Grad |
+14 bis +16 Grad |