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Wetteraussichten: Näher dran am Frühling, als am Winter?

| M. Hoffmann

Die Großwetterlage stellt sich um und das Atlantikwetter nimmt mit Sturm, Wind und Regen mehr Einfluss auf das Wetter über Deutschland. Doch was bedeutet diese Veränderung für den Winter im Februar - ist noch etwas zu erwarten?

Der Polarwirbel dreht auf - welche Konsequenzen hat das auf den Winter über Deutschland?
Der Polarwirbel dreht auf - welche Konsequenzen hat das auf den Winter über Deutschland?

Heute zieht hohe Schichtbewölkung über Deutschland auf und trübt den Sonnenschein zunehmend ein. Am Abend und in der Nacht setzt von Nordwesten Niederschlag ein, der sich schnell nach Osten und Südosten ausbreitet und im Alpenvorland stärker ausfallen kann. Der Wind nimmt zu und kann zu kräftigen Böen führen. Stürmische Winde können über exponierten Lagen auftreten. An den Küsten von Nord- und Ostsee sowie in höheren Lagen sind sogar orkanartige Winde möglich. Bis Mittwoch wird dieses turbulente Wetter anhalten. Die Temperaturen werden auf +10 bis +14 Grad ansteigen und örtlich sogar bis +16 Grad erreichen, was frühlingshaften Temperaturen entspricht.

Weiterhin unbeständiges Wetter

Ab Donnerstag versucht sich ein Hochdruckkeil über Deutschland aufzubauen, muss sich aber noch gedulden, bis die letzten Reste des Sturmtiefs abgezogen sind. So ist am Donnerstag und Freitag mit weiterem Niederschlag zu rechnen. Der Wind bleibt böig und über den Küsten auch stürmisch. Die Temperaturen erreichen mit +10 bis +14 Grad und örtlich mit bis +16 Grad für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Werte. Mehr dazu: Wetter Januar.

Die Entwicklung der Großwetterlage bis zum 27. Januar
Die Entwicklung der Großwetterlage bis zum 27. Januar © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose: Der Polarwirbel verhindert den Winter über Deutschland

Der Polarwirbel stabilisiert sich nicht nur, er zentralisiert sich zur gleichen Zeit und festigt auf diese Art und Weise das Strömungsmuster, was zu einer Erhaltungsneigung führen kann.

Warme Luft aus südwestlichen Richtungen

Freunde des Winterwetters wissen, dass die Positionierung des Wirbels zwischen Kanada und Grönland im Hinblick auf den Winter äußerst ungünstig ist. Warum? Tiefdrucksysteme drehen sich gegen den Uhrzeigersinn und so lange der Wirbel über Kanada wirken kann, wird der Zufluss kalter Luftmassen auf dem Atlantik nicht gestoppt und so entsteht ein Tiefdrucksystem nach dem anderen, was das System weiter stabilisiert und auf seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz führt. Da bleibt bis Februar kein Platz für den Winter.

Zwar sind die Wettervorhersagen der Prognose-Modelle im Detail noch unterschiedlich, doch ist die Großwetterlage ähnlicher Struktur, was die Temperaturen am 1. Februar auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +14 Grad einpendeln lässt. Damit ist die Wetterprognose auch heute wieder deutlich näher dran am Frühling, als am Winter.

Kein Winterwetter bis Februar
Kein Winterwetter bis Februar © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die Chancen für den Winter

Führt man den Wettertrend der Europäer fort, so wird sich der Polarwirbel über kurz oder lang über Skandinavien ausdehnen und so zu einer zonal dominierten Grundstruktur führen können - die Westwetterlage. Das ist alles andere als Winter. Zwar lässt sich eine winterliche Wetterentwicklung nicht ausschließen, doch dauert das seine Zeit.

Displacement des Polarwirbels

Anders die Wettervorhersage der Amerikaner, welche im Bereich von Sibirien, der Karasee, Barentssee, Skandinavien bis nach Spanien herunter eine Hochdruckzone simulierten, welche dem Polarwirbel als Konterpart gegenübersteht. Die Hochdruckzone sorgt dafür, dass der Polarwirbel an Ort und Stelle verweilt und sich nur unter erschwerten Bedingungen nach Osten ausdehnen kann. Man spricht von einem Displacement des Polarwirbels.

Zwar ist die zugrunde liegende Konstellation alles andere als winterlich, doch ergeben sich auch Chancen für eine winterliche Entwicklung. Das ist immer dann der Fall, wenn sich die Hochdruckzone über Skandinavien etabliert und so zu einer gestörten Zirkulation führen kann.

Kein Winterwetter

Doch handelt es sich bei den winterlichen Wetterentwicklungen zumeist um Hypothesen, welche zwar möglich, doch zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich sind. Selbst die Amerikaner, die häufiger offen für kalte Wetterentwicklungen sind, berechnen eine bis zum 5. Februar mit Temperaturen von +8 bis +12 Grad und örtlich von bis +14 Grad unwinterliche Wetterentwicklung.

Der Winter hat kaum eine Chance, sich gegen den Druck der Frontalzone durchzusetzen. Das gelingt nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen
Der Winter hat kaum eine Chance, sich gegen den Druck der Frontalzone durchzusetzen. Das gelingt nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: So schnell ist nicht mehr mit Winterwetter zu rechnen

Das Potential für den Winter bleibt erhalten, doch werden mit dem sich über Kanada eindrehenden Polarwirbel Fakten geschaffen, welches das Potential für den Winter über Deutschland mindern. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum.

Was wahrscheinlich ist

Der Wettertrend der Kontrollläufe bestätigt eine unwinterliche Wetterentwicklung seit einigen Tagen und daran hat sich auch heute nichts geändert. Das Temperaturspektrum schwankt im Zeitraum vom 22. Januar bis 5. Februar in der Höhe von 1.500 Meter im Bereich von +5 bis -3 Grad. Für den Flachlandwinter sind in der ersten Februar-Dekade jedoch Höhenwerte von -5 bis -7 Grad eine Grundvoraussetzung und das unterstreicht einmal mehr, wie weit weg der Winter von Deutschland ist.

Um noch einmal die oben stehende Hypothese zu erwähnen. Ganz ohne Chancen ist der Winter auch wieder nicht, das zeigt sich auch in den Kontrollläufen an einer zunehmenden Anzahl an kälteren Entwicklungen, doch sind diese - für den Moment - äußerst spekulativ. Deutlicher ist da der nachfolgende Mittelwert aller Kontrollläufe - unwinterlicher kann man eine Wetterentwicklung nicht berechnen. Schaun mer mal.

Erst das Displacement, dann die Regenerierung des Polarwirbels
Erst das Displacement, dann die Regenerierung des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
27. Januar +3 bis
+10 Grad
+6 bis
+8 Grad
31. Januar +1 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
5. Februar +0 bis
+14 Grad
+6 bis
+8 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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