Winterprognose: Polarwirbelsplit - oder der Versuch, die Großwetterlage auf den Kopf zu stellen
Eine kleinräumige Störung kann im Verlauf der kommenden Woche mancherorts für winterliche Wetterverhältnisse sorgen. Gleichzeitig erfährt der Polarwirbel eine massive Störung, und ein Polarwirbelsplit versucht, die Großwetterlage vollständig auf den Kopf zu stellen. Gelingt das Vorhaben, und welche Rolle spielt dabei der Winter?

Interessant wird im Verlauf der kommenden Woche das Verhalten einer kleinräumigen und sich quasistationär verhaltenden Störung sein. Warum? Dieses Kleinstkonstrukt an Störung dreht sich direkt über Deutschland ein und etabliert sich in der Hochdruckzone als Kaltlufttropfen. Je nachdem, wie sich das Tief nun eindreht, ist mit Dauerfrost und nennenswertem Schneefall sowie winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen – oder aber mit einer nasskalten Witterung und Regen.
Luftmassengrenze und Winterwetter
Alle drei Vorhersagemodelle berechnen diesen Störimpuls, dessen Durchmesser kaum größer als 300 km ist, in einer unterschiedlichen Position. Da sich das Höhentief gegen den Uhrzeigersinn dreht, ist es im Hinblick auf den Winter essenziell, wo es sich eindreht, denn vorderseitig werden warme Luftmassen nach Norden geführt. Entsprechend hoch sind die Unsicherheiten, und die Prognosen können sich in den Details noch verändern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber wird sich eine Luftmassengrenze ausbilden, welche über Baden-Württemberg und Bayern zwar mehr Niederschlag bringt, dieser jedoch erst oberhalb von 500 bis 700 Metern bei nasskalten Werten von +2 bis +5 Grad für eine winterliche Landschaft sorgen kann. Nördlich etwa einer Linie vom Saarland bis Berlin schwanken die Temperaturen hingegen um den Gefrierpunkt, was bis in tiefere Lagen Schneefall ermöglichen kann. Oberhalb von etwa 200 bis 400 Metern lässt sich die Ausbildung einer dünnen Schneedecke nicht ausschließen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Wettervorhersage - Winter ist möglich - jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen
Ja, diese Wintersaison ist geprägt von Voraussetzungen – und warum sollte es dieses Mal anders sein? Zwar bildet sich im Verlauf der kommenden Woche ein Polarwirbelsplit ab, doch für Klarheit sorgt das nicht. Die Vorhersagemodelle bringen Tag für Tag neue Varianten ins Spiel, die sich im Spektrum von Hochwinter mitsamt Arctic Outbreak und kräftigem Schneefall bis hin zu frühlingshaften Temperaturen bewegen.
Kippmuster innerhalb des Polarwirbels
Der Polarwirbel ist der Taktgeber – daran ändert sich auch heute nichts. Das Hoch innerhalb des Polarwirbels wird jedoch auch über den Achsverlauf bestimmen, und da kann im Hinblick auf den Winter einiges schieflaufen. Allen voran die Wetterprognose der Europäer, die einen Klassiker
berechnen und Freunde des Winterwetters
zur Verzweiflung bringen.
Die Hochdruckachse kippt über Grönland in Richtung Atlantik ab. Das blockiert zwar die Frontalzone, doch die polaren Luftmassen werden über das europäische Nordmeer in Richtung Island abgeleitet, treffen auf den warmen Atlantik
und lassen zum 18. Februar ein kräftiges Tief zwischen Island und England entstehen. Das Tief dreht sich gegen den Uhrzeigersinn und führt von Süden warme Luftmassen nach Deutschland. Bevor der Winter also Fuß fassen kann, werden mit +4 bis +8 Grad und über dem Süden mit bis zu +10 Grad ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland gelenkt. Ob das auch bis über den Nordosten gelingt, bleibt abzuwarten – ebenso, ob diese Variante in den kommenden 12 Stunden noch eine Relevanz hat.
Würde sich dieses Szenario dennoch durchsetzen, so wäre im nachfolgenden Zeitraum nicht nur eine Regeneration des Polarwirbels, sondern auch der Frontalzone zu erwarten – und damit ein Ende des Winters.

Wetteraussichten: Keine klaren Verhältnisse
Anders – komplett anders – verläuft der Wettertrend der Amerikaner. Das Hoch dreht sich zwischen dem 17. und 20. Februar zwischen Grönland und der Barentssee ein und zieht den Cluster des Polarwirbels – und damit die polare Luftmasse – vom westlichen Russland und Finnland über das europäische Nordmeer in Richtung Island. Ein sonderbares Konstrukt, und auch nach dieser Prognose läuft es für einen möglichen Durchbruch des Winters nicht ganz rund.
Deutschland zwischen den Fronten
Der Durchbruch des Winters gelingt nicht, da sich die Hochdruckzone zu weit nach Norden verlagert. Deutschland liegt zwischen den Fronten der Hochdruckzone sowie des Polarwirbelclusters über dem Osten und dem Westen.
Wenn man so will, eine gradientenschwache Pattsituation. Die Temperaturen erreichen am 17. Februar +2 bis +6 Grad und über dem Westen bis +8 Grad. Bis zum 24. Februar ändert sich an diesem Temperaturspektrum nur wenig – über dem Westen sind bis zu +10 Grad möglich. Nicht wirklich winterlich.

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter
Auch nach Tag 15 bleibt das Resümee bestehen. Die Vorhersagemodelle sind sich einig – der Polarwirbel wird massiv gestört, was die Grundlage für einen Durchbruch des Winters verbessert, diesen jedoch keineswegs sicherstellt. Zu groß sind die Unterschiede innerhalb und zwischen den Vorhersagemodellen – da ist noch keine Konsistenz zu erkennen, was ein weiteres Abwarten erforderlich macht.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Vergleicht man die Prognosen der Europäer und Amerikaner mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so bilden diese die wärmeren Varianten ab. Möglich ja, wahrscheinlich eher nicht – insbesondere was die Regenerierung der Frontalzone anbelangt.
Die Kontrollläufe berechnen im Verlauf der kommenden Woche einen stetigen Rückgang der Temperaturen, dessen Tiefpunkt am 18. Februar erreicht sein soll. Die Temperaturen in 1.400 Metern Höhe liegen im Bereich zwischen -4 und -7 Grad. Für den Flachlandwinter sind Mitte Februar Höhenwerte von -7 bis -9 Grad eine Grundvoraussetzung, was zeigt, wie knapp die Angelegenheit im Hinblick auf den Winter auch dieses Mal wird.
Interessant sind jedoch zwei Entwicklungen: Zum einen wurde der Mittelwert aller Kontrollläufe in den vergangenen 24 Stunden wieder leicht nach oben korrigiert, zum anderen haben sich die kalten Varianten weiter intensiviert. Also ja, eine Richtungsentscheidung für den Winter steht unmittelbar bevor. Schaun mer mal, was draus wird.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. Februar | -1 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
19. Februar | -8 bis +11 Grad |
+1 bis +3 Grad |
24. Februar | -6 bis +15 Grad |
+4 bis +6 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 17:00 Uhr: Warmes, schneearmes und hochdruckdominiertes Winterwetter. Hat das mögliche Auswirkungen auf das Wetter im Frühling und Sommer und wie steht es um die Wahrscheinlichkeit eines Dürre- und Hitzesommers?
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr
Zunächst einmal der Blick auf die Kurzfrist, bei der eine kleinräumige Störung im Verlauf der kommenden Woche über Deutschland eine Luftmassengrenze aufbaut, was über dem Süden für verbreitet nasskaltes Wetter sorgen wird. Weiter nach Norden schwanken die Temperaturen um den Gefrierpunkt, wodurch der Niederschlag teils bis auf tiefere Lagen herab als Schnee niedergehen und regional für winterliche Wetterverhältnisse sorgen kann.
Über dem Süden wird der Niederschlag verbreitet in flüssiger Form erwartet und erst zum Ende der Woche – wenn die Niederschlagsaktivität nachlässt – bis auf die tieferen mittleren Lagen in Schnee übergehen. Unter dem Strich eine nasskalte Wetterwoche mit winterlichen Akzenten über dem Norden, wobei die Europäer heute Abend eine Ausnahme sind, bei der eine winterliche Witterung sich auch über dem Süden durchsetzen kann.

Der Polarwirbelsplit und der Winter über Deutschland
Da die weitere Entwicklung der Großwetterlage nach wie vor äußerst unsicher ist, folgt zunächst ein Blick auf die Wetterlage bis zum 17. Februar. Der Polarwirbelsplit erreicht am 15. Februar seinen Höhepunkt. Ab diesem Zeitpunkt ist entscheidend, wo und wie sich das Splithoch positioniert.
Die Prognosemodelle sind sich weitgehend einig: Mit hoher Wahrscheinlichkeit bildet sich ein Trogabsatz zwischen Skandinavien und Osteuropa, wobei Deutschland nur gestreift wird. Kein winterlicher Volltreffer, doch können die Temperaturen mit -4 bis +2 Grad noch weiter absinken und damit dem heutigen Nachmittagstrend widersprechen. Die schwachen Niederschläge könnten nach aktuellem Stand bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. Oberhalb von etwa 100 bis 400 Metern macht sich der Winter bemerkbar, doch allzu viel Niederschlag ist nicht zu erwarten.

Zusammenfassung: Polarwirbelsplit kommt - Unsicherheiten bleiben
In den vergangenen 120 Stunden hat sich an diesem abendlichen Resümee nichts verändert. Sämtliche regenerativen Aktionen des Polarwirbels und der Frontalzone wurden heute Abend - erwartungsgemäß - wieder verworfen. Die Amerikaner berechnen bis zum 21. Februar zunächst einen Arctic-Outbreak, der sich bis zum 25. Februar in eine eisige Ostwetterlage wandelt. Die Europäer haben eine 180-Grad-Wende vollzogen und berechnen jetzt eine vollständig bis absolut gestörte Zirkulation, bei der ein Arctic-Outbreak noch nicht vom Tisch ist.
Warming in Stratosphärenhöhe - Beginn eines Final Warmings?
Und die Ursache für die erneute Sprunghaftigkeit lässt sich zum einen in einem instabilen Polarwirbel, aber auch in destruktiven Prozessen in Stratosphärenhöhe ableiten. Denn wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass nach einem Warming ein weiteres - und im Spätwinter meist stärkeres - Warming folgt.
Und ja, der Polarwirbel macht zum Beginn der letzten Februardekade in allen Schichten keine gute Figur mehr. Obs aber für Winterwetter reicht? Abwarten! Langweilig wird es in den kommenden Tagen jedenfalls nicht.
