Wetterprognose: Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront - ungewöhnliches Herbstwetter über Deutschland
Mithilfe einer markanten Südanströmung der Luftmassen setzt sich das warme Herbstwetter weiter fort. Mitverantwortlich für die Warmluftzufuhr ist ein Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland, welcher sich im Verlauf der letzten Oktoberdekade verlagert. Kippt das Wetter in den Vollherbst, oder bleibt die viel zu warme Witterung bis November erhalten?

Deutschland liegt in den kommenden Tagen zwischen den Fronten eines Hochdrucksystems über Osteuropa und einer Tiefdruckfront auf dem Atlantik. Mithilfe einer kräftigen Südanströmung der Luftmassen steigen die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad an und können unter bestimmten Voraussetzungen bis +23 Grad möglich machen. Selbst die Nächte verlaufen mit +10 bis +15 Grad ungewöhnlich mild.
Leicht wechselhaftes Herbstwetter
Dem Hoch gelingt es nicht, das Tief auf Abstand zu halten und so wabern von Süden und Westen immer wieder Wolkenfelder über Deutschland hinweg, welche den Sonnenschein über dem Westen häufiger und über dem Osten gelegentlich eintrüben können. Mancherorts kann sich bei einer schwachgradientigen Witterung auch zäher Nebel behaupten. Ist das ganztägig der Fall, steigen die Temperaturen nicht über die +15 Grad-Marke. Etwas Niederschlag ist etwa westlich einer Linie von Hamburg und dem Saarland bis zum 21. Oktober in Form von Schauern immer wieder möglich, nennenswerter Niederschlag beschränkt sich jedoch auf das Saarland, sowie dem Westen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober 2024.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
Der Polarwirbel - und das berechnen mittlerweile beide Vorhersage-Modelle - beginnt sich im Verlauf der letzten Oktoberdekade zu zentralisieren. Der Antriebsmotor ist ein Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland, welcher unentwegt kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden in Richtung Neufundland ausströmen lässt. Das löst - bedingt durch die gewaltigen Temperaturunterschiede - eine Kettenreaktion auf dem Atlantik aus. Ein Tief nach dem anderen entsteht und so dreht sich der Cluster über Kanada und Grönland weiter ein. Ein zunächst sich selbst erhaltendes System.
Cluster des Polarwirbels verlagert sich in Richtung Skandinavien
Im Zeitraum vom 22. bis 26. Oktober verlagert sich der Schwerpunkt des Clusters von Kanada und Grönland weiter nach Osten und positioniert sich zum 26. Oktober zwischen Grönland und der Barentssee. Dieser Verlagerung hat zur Folge, dass sich ein Keil des Azorenhochs vorderseitig aufwölbt und bis zum 26. Oktober über Mitteleuropa für eine hochdruckdominierte Wetterlage sorgen kann.
Doch gelingt - aufgrund der hohen Tiefdruckdynamik - es dem Hoch nicht, für eine nachhaltig stabile Wetterentwicklung zu sorgen. Immer wieder gelangen Ausläufer des Clusters nach Deutschland und trüben mit ihren Wolkenfeldern den Sonnenschein gelegentlich ein. Mit nennenswertem Niederschlag ist jedoch nicht zu rechnen. Abgesehen von dem äußersten Westen und Nordwesten bleibt es trocken.
Warmes Herbstwetter
Über Deutschland, Österreich und der Schweiz bleibt die Südwestanströmung der Luftmassen über bi zum 25. Oktober weitgehend erhalten und so werden mit Temperaturen von +15 bis +20 Grad und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +23 Grad möglich sein. Das ist weit von dem entfernt, was für die Jahreszeit typisch wäre.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kippmuster in Richtung Vollherbst
Ein deutlich zu warmes Herbstwetter wird bis zum 25. Oktober auch in der Wetterprognose der Amerikaner favorisiert. Die Südwestwetterlage erhält sich und treibt die Temperaturen ordentlich in die Höhe. Das Temperaturmaximum erreicht meist Werte von +15 bis +20 Grad und kann mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +23 Grad möglich machen. Die Niederschlagsneigung ist bis zum 24. Oktober als gering einzustufen und konzentriert sich vornehmlich auf die westlichen Landesteile.
Markanter Wetterwechsel in den Vollherbst
Damit stimmen die beiden Vorhersage-Modelle in ihren Prognosen bis zum 25. Oktober weitgehend überein. Der Unterschied zeigt sich jedoch im Verhalten des Polarwirbels, welcher nach der Vorhersage der Amerikaner seinen Hauptcluster nicht in Richtung Skandinavien verlagert, sondern ihn mit einer weiteren Intensivierung bis zum 1. November zwischen Grönland, Kanada und Alaska berechnet.
Theoretisch ergibt sich hieraus auch die Möglichkeit einer Fortsetzung der für die Jahreszeit deutlich zu warmen Wetterentwicklung bis weit in den November hinein. Das amerikanische Wettermodell berechnet jedoch ein auf dem Atlantik aufkeilendes Hochdrucksystem, welches sich der enormen Wucht des Polarwirbels entgegenstellt und somit entlang der Polarfront eine hohe Wellenbewegung auslöst. Das fördert die Entwicklung eines weiteren Hochdruckkeils über dem westlichen Russland. Das Strömungsmuster meridionalisiert und über Mitteleuropa entsteht zwischen den beiden Hochdrucksystemen eine Lücke, in welche aus nördlichen Richtungen schwache Tiefdruckausläufer nach Süden vordringen und vergleichsweise kühle Luftmassen in Richtung der Alpen führen.
Absinkende Schneefallgrenze und unbeständiges Wetter
Die Bewölkung nimmt ab dem 25. Oktober weiter zu und mit zeitweiligem Niederschlag ist zu rechnen. Der Wind kommt phasenweise böig aus nordwestlichen Richtungen und sorgt für eine Temperaturspanne von +6 bis +12 Grad. In den Nächten sinken die Temperaturen auf +4 bis +10 Grad ab. Klart es auf, kann mit Werten und den Gefrierpunkt schwankend auch leichter Frost möglich sein. Die Schneefallgrenze sinkt allmählich bis auf die 1.000 Meter-Grenze ab.

Auf den Punkt gebracht: Der goldene Oktober mit Absturz in den Herbst?
Das klassische Herbstwetter hat bisweilen wenige Akzente setzen können. Zur Halbzeit hat der Herbst eine durchschnittliche Temperatur von +13,7 Grad erzielt und ist im Vergleich zum vieljährigen Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +1,82 Grad zu warm (91/20: +1,32 Grad). An diesem deutlich zu warmen Herbstwetter wird sich mit einer Anomalie von +3 bis +6 Grad und phasenweise von bis +10 Grad bis zum 25. Oktober nichts ändern. Also ja, der Oktober wird am Ende deutlich zu warm ausfallen können und damit der 38. zu warme Monat in Folge sein (Abweichung ≥ 0). Spannend aber wird der Zeitraum nach dem 25. Oktober - gelingt es dem Herbst der Durchbruch bis November?
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe stützen die für die Jahreszeit deutlich zu warme Wetterentwicklung bis zum 25. Oktober. Interessant ist jedoch, dass nachfolgend mehrheitlich ein signifikanter Temperaturrückgang simuliert wird, welche nicht nur dem typischen Herbst nahe kommt, sondern mit einer zunehmend nasskalten Witterung und einer absinkenden Schneefallgrenze auch den Vollherbst ins Spiel bringt. Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe sacken vom 26. Oktober bis 1. November auf +0 bis +3 Grad ab, was die Schneefallgrenze bis auf 1.300 Meter absinken lassen kann. Wohlgemerkt kein Winter, aber dennoch eine leicht zu kühle Wetterentwicklung, welche dem Vollherbst sehr nahekommt.
Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe ist bis zum 26. Oktober schwacher Ausprägung. Jedoch zeigen sich mancherorts erhöhte Niederschlagssignale, was den Rückschluss auf eine hochdruckdominierten Südwestwetterlage mit gelegentlichen Schauern zulässt. Zwischen dem 25. und 28. Oktober steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit in den leicht erhöhten Bereich an. Zusammen mit den zurückgehenden Temperaturen ist das ein starkes Signal in Richtung typisches Herbstwetter. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
22. Oktober | +10 bis +22 Grad |
+14 bis +16 Grad |
26. Oktober | +6 bis +14 Grad |
+9 bis +11 Grad |
31. Oktober | +8 bis +11 Grad |
+9 bis +12 Grad |
