Wetteraussichten: Setzt sich nach den Unwettern der Spätsommer über Deutschland durch?
Extremwetter ist in den kommenden Tagen über weite Teile von Ost- und Südeuropa zu erwarten. Teils mit unwetterartigen Niederschlagssummen, teils mit extremen Schneemengen über den Alpen. Deutschland wird von diesem Unwetter lediglich gestreift und währenddessen baut sich über Skandinavien ein Hochdrucksystem auf, welches noch weitreichende Folgen auf das Herbstwetter haben kann.
Einmal hin und wieder zurück. Eine Tiefdruckstörung hängt im Moment über den Alpen fest, zieht jedoch von Freitag bis Samstag weiter nach Südosten und intensiviert sich in diesem Prozess. Das führt dazu, dass es südlich einer Linie der Zugspitze - Nürnberg und Dresden zu länger andauerndem und nach Südosten auch zu ergiebigen und unwetterartigem Dauerniederschlag kommen kann. Regensummen von 20 bis 40 l/m² und nach Südosten von bis zum 110 l/m² sind binnen 68 Stunden möglich. Über dem Rest von Deutschland bleibt es - einmal abgesehen von ein paar Schauern - weitgehend trocken und bei auflockernder Bewölkung sind auch ein paar sonnige Momente möglich.
Hochdruckzone schließt sich über Skandinavien, Unwettertief kommt zurück
Im Zeitraum von Sonntag bis Montag schließen sich über Skandinavien zwei Hochdrucksysteme zu einer Hochdruckzone zusammen und drücken - durch ihre Drehbewegung im Uhrzeigersinn - das Unwettertief von Südwest zurück in Richtung Südeuropa und streift in diesem Prozess Deutschland erneut. Insbesondere in der Nacht auf Montag können sich nochmals unwetterartige Niederschlagsereignisse über dem Südosten ergeben, was über dem äußersten Südosten zu einer Gesamtniederschlagsmenge von bis zu 200 l/m² und mehr führen kann. Neben Hochwasser werden auch Überflutungen, Hangrutschungen und Sturzfluten, sowie überspülte Straßen und volllaufende Keller eine Rolle spielen. Da mit dem Niederschlag die Temperaturen auf +7 bis +12 Grad absinken, geht der Niederschlag etwa oberhalb von 1.000 Meter allmählich in Schnee über, was hauptsächlich über den Zentralalpen zu katastrophalen Wetterbedingungen führen kann, während der Rest von Deutschland so gut wie nichts davon mitbekommen wird. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September
Extremwetterlage über weite Teile von Süd- und Osteuropa
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Extremwetterlage den Südosten von Deutschland nicht nur streift, sondern auch erfasst, hat sich in den vergangenen 24 Stunden erhöht, ist im Detail jedoch noch variabel. Anders sieht es hingegen über weite Teile von Südost- und Osteuropa aus. Über diesen Regionen liegt der Schwerpunkt des sich quasistationär verhaltenden Störimpuls, welcher an Ort und Stelle abregnet.
Extremniederschlag mit Hochwasser
So können in den kommenden 120 Stunden über weite Teile von Österreich, Tschechien, dem Südwesten von Polen, dem Westen der Slowakei und Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien Regensummen 80 bis 140 l/m² und im Zentrum von bis zu 280 l/m² erwartet werden. Das ist - im Hinblick auf den Zeitraum - ein deutliches zu viel an Niederschlag, sodass neben katastrophalen Bedingungen auch mit Extremhochwasser zu rechnen sein wird.
Absinkende Schneefallgrenze - Durchbruch des Winters in den Alpen
Die Null-Grad-Grenze sinkt während der Tiefdruckaktivität bis auf 1.500 Meter ab und der Niederschlag geht etwa oberhalb etwa 1.000 Meter in Schnee über. Neuschneemengen von 35 bis 54 cm über den Schweizer Alpen, hin zu 80 bis 150 cm über den Zentralalpen binnen 120 Stunden ist auch für diese Regionen eine absolute Herausforderung. Wer für seine Region die Neuschneemengen ermitteln möchte, kann dies in der Schneeprognose machen. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Abkühlung durch die Niederschlagsaktivität des Störimpulses und nicht um die Zuführung kalter Luftmassen polaren Ursprungs. Ist die Störung durch, wird kräftiges Tauwetter einsetzen. Für den Moment aber puffern die Alpen einen gewichtigen Teil der Extremniederschläge ab, was jedoch in Form von Schnee zu weiteren Herausforderungen und mancherorts auch zu katastrophalen Bedingungen führen wird.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Hochdruckzone über Nordeuropa, Dauerregen über Südeuropa
Die Grundlage für die Entwicklung der Extremwetterlage ist der Aufbau einer Hochdruckzone, welche den Störimpuls einkapselt und ihn und über der Mittelmeerregion an Ort und Stelle hält. Das ungewöhnlich warme Mittelmeer bietet zudem die Grundlage, dass sich der Störimpuls nicht einfach auflöst, sondern sich immer wieder von Neuem mit feuchtwarmen Luftmassen vollziehen und in Niederschlag umwandeln kann.
Störimpuls dreht sich über Südeuropa ein, Deutschland zwischen den Fronten
Weder die Hochdruckzone noch der Störimpuls wird sich bis zum 22. September auflösen. Vielmehr ist es so, dass sich beide Wettersysteme in Schach halten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, was das quasistationäre Verhalten erhält und im Schwerpunkt über der Mittelmeerregion zu weiterem - unwetterartigem - Dauerregen führen kann.
Weiter nach Norden setzt sich zunehmend die Hochdruckzone durch und versucht die Störung weiter über die Mittelmeerregion zu drücken. Deutschland liegt überwiegend im Einflussbereich der Hochdruckzone. Bei auflockernder Bewölkung ist ab dem 18. September mit einer abklingenden Niederschlagsaktivität und mit einer zunehmenden Sonnenscheindauer zu rechnen. Bei Temperaturen von +18 bis +24 Grad und örtlich von bis zu +26 Grad stellt sich verbreitet eine spätsommerliche Wetterentwicklung ein.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Störimpuls in Dauerschleife
Der Störimpuls wird sich auch nach der Wetterprognose der Amerikaner nicht so schnell auflösen können, da er über der Mittelmeerregion reichlich Energie findet. Zudem schafft es der Störimpuls erfolgreich seiner Bestimmung nachzukommen, um eine Hochdruckzone von Skandinavien in Richtung der Mittelmeerregion zu stören. Damit ist klar, dass es sich um eine vollkommen bis absolut gestörte Zirkulation handelt.
Absolut gestörte Zirkulation?
Gestört ist die Zirkulation immer dann, wenn sich auf dem Atlantik keine zonal verlaufende Struktur durchsetzen kann. Im absolut gestörtem Zustand wird die atlantische Frontalzone bereits in ihrer Entstehungsphase außer Kraft gesetzt.
Jedenfalls bestätigen die Amerikaner die Ausdehnung der Hochdruckzone über Nord- und Mitteleuropa und drückt den Störimpuls an seinem südlichen Gradienten im Zeitraum vom 17. bis 22. September von der östlichen Mittelmeerregion bis nach Frankreich. Das Zirkulationsmuster verläuft von Ost nach West und nicht wie für gewöhnlich von West nach Ost.
Hochdruckzone löst sich auf, kalte Luftmasse polaren Ursprungs dehnen sich nach Deutschland aus
Der Wettercharakter kann über Deutschland im Zeitraum vom 18. bis 23. September mit Temperaturen von +18 bis +24 Grad und nach Norden und Osten mit bis +28 Grad als spätsommerlich bis sommerlich bewertet werden. Da sich der Störimpuls jedoch in Richtung Frankreich und England verlagert, und sich auf dem Atlantik erneut regenerieren kann, wird das eine Lücke in die Hochdruckzone reißen können und wo eine Lücke ist, stößt zu dieser Jahreszeit gerne einmal ein Ausläufer des sich im Aufbau befindenden Polarwirbels vor.
Ob es so kommt, bleibt abzuwarten, doch für den Moment berechnet der Wettertrend der Amerikaner in der Höhe den Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs, was die Temperaturen unter einer zunehmenden Niederschlagsaktivität bis zum 25. September auf +10 bis +16 Grad zurückgehen lassen kann. Nachfolgend gibt es für das Tief - welches sich als autarkes Tiefdruckgebiet zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien positioniert - zwei Möglichkeiten. Entweder kippt seine Achse nach Südwesten ab, dann stellt sich über Deutschland, der Schweiz und Österreich eine vergleichsweise warme Südwestwetterlage ein, oder das Tief setzt sich mit seinem Zentrum weiter in Richtung Skandinavien durch, so wird unbeständiges Herbstwetter eine Rolle spielen können.
Auf den Punkt gebracht: Spätsommermonsun oder Spätsommerwetter?
Das Resümee der vergangenen 168 Stunden bleibt erhalten. Eine sowohl als auch Entwicklung, ist nach wie vor möglich. Deutschland wird von den monsunartigen Niederschlägen erfasst, nachfolgend steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine spätsommerliche Wetterentwicklung an.
Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Obwohl alle drei Vorhersage-Modelle die Extremniederschläge über dem Südosten von Deutschland berechnen und somit als ein erwartbares Ereignis darstellen, bleiben die Hauptläufe im Vergleich zu den Kontrollläufen die nassesten Varianten. Gesichert ist noch nichts und Veränderungen sind in den kommenden Stunden noch möglich. Woher die Unsicherheiten kommen? Ganz einfach - Deutschland liegt an der Grenze der Extremwetterlage und da sind kleinräumige Verschiebungen im zeitlichen Verlauf von entscheidender Bedeutung. Über dem Rest von Deutschland stellt sich vom 12. bis 28. September eine nur schwach erhöhte Niederschlagsentwicklung ein. Verbreitet wird es trocken bleiben.
Die Temperaturprognose:
Die Temperaturen haben mit einer Anomalie von -2 bis -4 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 aktuell ihren Tiefpunkt erreicht und steigen ab dem 14. September kräftig an, um sich in einem um +1 bis +3 Grad für die Jahreszeit zu warmen Bereich einzupendeln. Also ja, der Spätsommer bekommt eine Chance. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
18. September | +10 bis +25 Grad |
+15 bis +22 Grad |
22. September | +11 bis +24 Grad |
+17 bis +20 Grad |
27. September | +8 bis +25 Grad |
+15 bis +18 Grad |