Wetteraussichten: Kuriose Entwicklung des Polarwirbels - schlägt der Winter am Ende noch einmal zu?
Der Frühling macht sich in der zweiten Februar-Dekade über Deutschland bemerkbar und lässt den Temperaturüberschuss weiter ansteigen. War es das mit dem Winter und was kann ein Warming in Stratosphärenhöhe noch bewirken?
Das Wetter der kommenden Tage verläuft überwiegend in einem gradientenschwachen Wetterumfeld im zunehmenden Einflussbereich der atlantische Frontalzone. Die erste Wochenhälfte verläuft zunächst ruhig und mit ein paar gelegentlichen Schauern am Montag verhältnismäßig trocken und zeitweilig sonnig. Die Temperaturen erreichen +6 bis +10 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +12 Grad möglich sein.
Zunehmend unbeständiges und ungewöhnlich warmes Wetter
Die atlantische Frontalzone greift mit ihren Ausläufern ab Mittwoch auf Deutschland über, was den Sonnenschein weiter eintrübt und bis zum Wochenende zu einer seltenen Erscheinung macht. Viele Wolken dominieren das Himmelsbild und mit zeitweiligem Regen ist zu rechnen, der nördlich einer Linie von Köln und Dresden für nennenswerte Regensummen sorgen kann. Weiter nach Süden tritt der Niederschlag nur sporadisch in Erscheinung. Der Wind dreht auf südwestliche Richtungen und führt bis zum Ende der Woche mit Temperaturen von +10 bis +15 Grad und örtlich mit bis +17 Grad frühlingshaft warme Luftmassen nach Deutschland. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Hochdruckblase über England
Der Winter tut sich auch nach der aktuellen Wetterprognose der Europäer schwer und wird sich bis zum 22. Februar nicht über Deutschland durchsetzen können.
Eher das Gegenteil ist mit einer ungewöhnlich warmen Südwestanströmung zunächst der Fall, bei der die Witterung dem Frühling deutlich zugeneigter als dem Winter ist. Erst mit Beginn der letzten Februar-Dekade wölbt sich das Hoch weiter nach Norden auf und positioniert sich mit einem autarken Hochdruckkern über England. Diese Hochdruckposition blockiert die atlantische Frontalzone und zwingt diese auf eine nördlichere Zugbahn.
Hochdruckwetter
Somit gelangt Deutschland, die Schweiz und Österreich erst einmal nicht mehr in den Fokus der Tiefdrucksysteme und verweilt am östlichen Hochdruckgradienten in einer zunehmend nördlichen Grundströmung. Die sonnigen Momente mehren sich ab dem 16. Februar und bleiben unter gelegentlicher Eintrübung bis zum 22. Februar erhalten. Die Temperaturen erreichen am 18. Februar noch +10 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad und sinken bis zum 22. Februar auf +4 bis +8 Grad ab.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Polarwirbel dreht am großen Rad
Das Major-Warming in Stratosphärenhöhe sorgt nach der Wetterprognose der Amerikaner für ein Spektakel, welches man in dieser Form seltener zu Gesicht bekommt. Es handelt sich um ein Displacement des Polarwirbels der besonderen Art. Aber der Reihe nach.
Der Polarwirbel zentralisiert sich bis zum 20. Februar im Bereich zwischen Kanada und Grönland. Diese Position befeuert die atlantische Frontalzone und entsendet ein Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa. Das Azorenhoch drückt von Süden etwas gegen die Frontalzone und sorgt so für einen Erhalt der warmen Südwestanströmung der Luftmassen, was die Temperaturen am 17. Februar auf +5 bis +10 Grad und über dem Südwesten auf bis +14 Grad und am 20. Februar auf +4 bis +8 Grad und örtlich auf bis +10 Grad einpendeln lässt. Winterwetter ist auch in der zweiten Februar-Dekade ein Ding der Unmöglichkeit.
Kippmuster - ungewöhnliches Displacement des Polarwirbels
Im Zeitraum vom 17. bis 21. Februar staut sich über Kanada so viel an Kälteenergie an, dass diese sich in einem mächtigen Wirbel bis zum 21. Februar über Grönland, zum 22. Februar über Island und das europäische Nordmeer und zum 23. Februar über Skandinavien verlagert. Der mächtige Tiefdruckcluster wird über Kanada und Sibirien von zwei Hochdruckzonen flankiert und betrachtet man die nachfolgenden Wetterkarten, so handelt es sich um ein Displacement des Polarwirbels (Verschiebung) in eine zentral agierende Position über Skandinavien.
Chaotisches Wetter - Polarwirbel über Nordeuropa - Winterwetter über Deutschland?
Die Wetteraktivität ist nicht zu unterschätzen und sollte die Wetterprognose der Amerikaner exakt so eintreten, so prallt die Kälteenergie des Polarwirbels auf die feucht warmen Luftmassen über Europa. Was folgt, ist ein hohes Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen, deren Höhepunkt zwischen dem 23. und 25. Februar erreich werden kann.
Bedingt durch die Flankierung der Hochdrucksysteme, beginnt der Polarwirbel über Mitteleuropa nach Süden auszutrogen und dehnt sich mit seiner kalten Luftmasse bis zu den Alpen aus. Die Temperaturen sinken bis zum 23. Februar auf +4 bis +8 Grad und zum 26. Februar auf -2 bis +5 Grad ab. Die höheren Werte werden über dem Norden und Westen und die tieferen über dem Süden und Osten berechnet. Über tieferen Lagen lassen sich Schnee und Schneeregen nicht ausschließen und ab den mittleren Lagen kann mit winterlichen Wetterbedingungen gerechnet werden.
Auf den Punkt gebracht: Welche Optionen hat der Winter noch?
Winterwetter ist bis zum 22. Februar nach den Prognosen der Vorhersage-Modelle nicht zu erwarten. Doch zeigen sich Verschiebungen innerhalb des Polarwirbels in die unterschiedlichen Richtungen, was für eine Veränderung der Großwetterlage im Verlauf der letzten Februar-Dekade spricht.
Was wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe stützen eine für die Jahreszeit erheblich bis extrem zu warme Wetterentwicklung bis zum 20. Februar, mit einem Maximum der Anomalie von bis zu 10 Grad am 16. Februar. Nachfolgend sinkt das Temperaturspektrum ab und normalisiert sich zum 25. Februar gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990. Vom 26. bis 28. Februar sinken die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe auf -5 bis -7 Grad ab, was Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab und winterliche Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen ermöglicht.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Die nachfolgenden Wetterkarten sind imposant. Der Mittelwert aller Kontrollläufe bestätigt eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien mit einem Trogansatz nach Süden. Das verbessert die Grundlagen für einen Durchbruch des Spätwinters bis an die Alpen. Die zweite Stufe des Warmings in Stratosphärenhöhe wird zudem am 20. Februar erreicht, was mitverantwortlich für die Verwerfungen innerhalb des Polarwirbels ist. Schaun mer mal, was sich in den kommenden Stunden noch so verändern wird.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
18. Februar | +2 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
22. Februar | -1 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
27. Februar | -3 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Was vom Wetter im April zu erwarten ist