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Wetteraussichten: Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels - der Frühling ist nicht von Dauer

| M. Hoffmann

Hoher Luftdruck verlagert sich über Deutschland und wird für ein paar Frühlingstage sorgen. Zeitgleich aber führt ein Major-Warming mit anschließendem Final-Warming zu einem etwas verfrühten Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe, was auch Auswirkungen auf die unteren – wetterwirksamen – Schichten des Polarwirbels haben wird. Bekommt der Frühling einen Dämpfer verpasst, gelingt dem Spätwinter doch noch der Durchbruch, oder kippt die Großwetterlage in den Frühsommer? Wir haben uns das einmal genauer angeschaut.

Das Spektrum der kommenden Wetterentwicklung liegt zwischen trockenem Frühlingswetter und einem turbulentem Spätwinter
Das Spektrum der kommenden Wetterentwicklung liegt zwischen trockenem Frühlingswetter und einem turbulentem Spätwinter

Ein Frühlingshoch setzt sich in den kommenden Tagen über Deutschland durch. Noch bis Mitte der Woche trüben über dem Norden Wolken- und Hochnebelfelder den Sonnenschein (Wolkenradar), bevor – wie bereits über dem Süden – die Sonne nahezu ungehemmt auf Deutschland herabscheinen kann.

Frühlingshaft warmes Wetter

Nächtliche Nebelfelder lösen sich über dem Süden meist noch in den Vormittagsstunden auf, und der Sonnenschein lässt im Verbund mit einer auf südliche Richtungen drehenden Grundströmung die Temperaturen von heute mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +12 Grad bis Freitag kommender Woche auf +12 bis +16 Grad und örtlich auf bis zu +18 Grad ansteigen. Mancherorts kann das Erreichen der frühsommerlichen +20-Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. In den Nächten ist weiterhin mit leichtem Frost zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März.

Der Frühling macht sich im März bemerkbar
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Der Frühling macht sich im März bemerkbar © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage - Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels verpasst dem Frühling einen Dämpfer

Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass sich im Moment in Stratosphärenhöhe ein kräftiges Minor Warming ausbildet und sich bis zum 8. März zu einem Major Warming – samt Windumkehr – weiterentwickeln kann.

Die aktuelle Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe beträgt im Moment +136 km/h und sackt mit -54 km/h bis zum 10. März regelrecht in sich zusammen. Anders formuliert: Die Winde in der Stratosphäre drehen sich ab dem 10. März in eine andere Richtung als die unteren Schichten des Polarwirbels. Damit ist klar, dass der Polarwirbel insgesamt eine massive Schwächung erfahren wird.

Kuriose Wetterentwicklungen möglich

Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden Tagen mit einer weiteren Sprunghaftigkeit der Vorhersagemodelle zu rechnen, die von einer frühsommerlichen Südwetterlage bis hin zu Winterwetter reichen können. Generell gilt jedoch, diese Extrema mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten.

Beide Vorhersagemodelle berechnen heute eine Variante, die einer vollständig gestörten Zirkulation gleichkommt. Der Grund ist ein Hoch auf dem Atlantik, das bis zum 10. März weit nach Norden in Richtung Island und Grönland aufstrebt und auf dem Atlantik eine Blockade aufbaut. Mit einer Westwetterlage ist so schnell nicht zu rechnen.

Kaltlufttropfen und Ostwetterlage

Stattdessen wird in diesem Prozess ein Trog zwischen dem europäischen Nordmeer und Spanien initialisiert, der zügig von dem Hoch abgeschnürt wird und bereits zum 9. März als Kaltlufttropfen (Höhentief) über Westeuropa umherwabert. Die Grundströmung dreht über Deutschland kurz auf Ost und lässt die Temperaturen vom 10. März mit +12 bis +16 Grad bis zum 13. März auf +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich absinken. Die Schneefallgrenze sinkt wieder bis auf die mittleren Lagen ab.

Der Frühling bekommt zum Beginn der zweiten Märzdekade einen Dämpfer verpasst
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modells bis zu 12. März: Der Frühling bekommt zum Beginn der zweiten Märzdekade einen Dämpfer verpasst © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Frühling, Frühsommer oder Spätwinter?

Fraglich ist, ob die Prognose der obenstehenden Wetterkarten zutreffen wird. Doch nehmen wir an, das Blockadehoch auf dem Atlantik kommt und strebt zu Beginn der zweiten März-Dekade in den Polarwirbel hinein vor. In diesem Fall wird der bisherige Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland geschwächt bzw. aufgelöst, da mit dem Hoch die polaren Luftmassen über Kanada in Richtung Amerika abgeführt werden.

Spätwinter

Zugleich destabilisiert dieser Vorgang den Polarwirbel, was im Wesentlichen auf den Prozess des Major-Warmings zurückzuführen ist. Sollte sich das Hoch auf dem Atlantik dauerhaft als Blockadehoch etablieren können, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine meridional verlaufende Großwetterlage einstellen, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine Nordströmung gelangen. Sind die Umstände perfekt, kann mit einem Arctic Outbreak der Winter einen Gruß absetzen.

Frühling

Kippt das Blockadehoch auf dem Atlantik stattdessen nach Osten ab, wird sich das Hoch bis Mitte März über Deutschland verlagern und im Zusammenspiel mit der atlantischen Frontalzone zu einer Südwestanströmung der Luftmassen führen. Bei einer leicht erhöhten Niederschlagsneigung schwanken die Temperaturen zwischen +14 und +18 Grad.

Frühsommer

Sollte sich das Hoch nach Osten verlagern und über Mitteleuropa einen autarken Hochdruckkern platzieren können, stellt sich das andere Extrem ein. Das Hoch füllt sich zügig von oben herab mit warmen Luftmassen auf, und im Verbund mit der Frontalzone stellt sich eine Südströmung ein, was die Temperaturen sehr nah an bzw. auch über die frühsommerliche +20-Grad-Marke ansteigen lassen kann. In diesem Fall ist nicht mit Niederschlag zu rechnen. Extrem aber auch hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung - war der Februar bereits erheblich zu trocken, so setzt sich die Trockenheit mindestens bis zum 20. März fort. Sollte sich das Schema nicht ändern, bildet diese Variante den Beginn einer Dürrephase ab.

Nachfolgend eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Varianten mithilfe ausgesuchter Kontrollläufe.

Der Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe kann im Verlauf der zweiten Märzdekade die Wetterentwicklung auf den Kopf stellen
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Der Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe kann im Verlauf der zweiten Märzdekade die Wetterentwicklung auf den Kopf stellen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Der Frühling zeigt Schwächen

So ist es auch heute wieder. Der Frühling macht sich bis zum Ende der kommenden Woche über Deutschland bemerkbar, doch mit dem Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels kommt eine unbekannte Variable ins Spiel, die erst dann von den Vorhersage-Modellen erfasst werden kann, sobald sich die Winde entlang des 60. Breitengrades in eine andere Richtung drehen. Die Frage aber steht im Raum – kann der Spätwinter Akzente setzen, oder ist eine winterliche Wetterphase mit dem rasch ansteigenden Sonnenstand nicht mehr möglich?

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe sind klar strukturiert und berechnen vom 3. bis 12. März eine Anomalie der Temperaturen von +2 bis +4 Grad mit einem Höhepunkt von bis zu +8 Grad am 7. März. Klar insbesondere deshalb, weil die kalten Varianten in den vergangenen 24 Stunden zurückgenommen wurden und die frühlingshafte Temperaturentwicklung nicht mehr nur bis zum 9. März, sondern bis zum 12. März anhalten kann.

Zwischen dem 12. und 14. März sinkt das Temperaturniveau kurzzeitig ab und verweilt nachfolgend bis zum 18. März in einem Anomaliespektrum von +1 bis +3 Grad. Also ja, eine spätwinterliche Wetterentwicklung ist zwar möglich, doch wenig wahrscheinlich. Wahrscheinlicher hingegen ist bei einer schwachen Niederschlagsleistung eine anhaltende Hochdruckdominanz und eine für die Jahreszeit zu warme bis deutlich zu warme Witterung. Schaut man genauer hin, so erkennt man im Mittelwert aller Kontrollläufe ein Displacement des Polarwirbels (eine der möglichen Folgen eines Major-Warmings).

Auch einem Major-Warming wird bis zu 18. März ein Final-Warming - daraus folgt der vollständige Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels, was in der Wetterentwicklung zu Turbulenzen führen kann. Eine Möglichkeit ist ein Displacement des Polarwirbels
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Auch einem Major-Warming wird bis zu 18. März ein Final-Warming - daraus folgt der vollständige Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels, was in der Wetterentwicklung zu Turbulenzen führen kann. Eine Möglichkeit ist ein Displacement des Polarwirbels Rolle spielt © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
8. März +11 bis
+19 Grad
+12 bis
+15 Grad
12. März +0 bis
+15 Grad
+9 bis
+11 Grad
16. März +4 bis
+21 Grad
+10 bis
+12 Grad
Diagramm Temperaturen März 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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