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Wetteraussichten Winter: Frühlingssprung und Wintersturz - chaotische Wetterentwicklung

| M. Hoffmann

Der Winter macht sich bis Samstag insbesondere über dem Süden ab den mittleren Lagen bemerkbar. Entscheidend, ob nachfolgend der Hochwinter über Deutschland Einzug halten kann, hängt jedoch von einem Cluster des Polarwirbels und einem Hoch auf dem Atlantik ab.

Winter - Frühling - Winter - Hochwinter? Eine spannende Wetterentwicklung steht bevor © Martin Bloch
Winter - Frühling - Winter - Hochwinter? Eine spannende Wetterentwicklung steht bevor © Martin Bloch

Ein Niederschlagsband dehnt sich im Moment nach Süden aus und treibt die Temperaturen – kurz bevor der Niederschlag einsetzt – auf bis +10 Grad hoch. Mit dem Niederschlag gehen die Temperaturen auf +4 bis +6 Grad und zum Abend auf -1 bis +4 Grad zurück. Die Schneefallgrenze senkt sich bis auf die mittleren Lagen ab, und oberhalb etwa 300 bis 600 Meter können sich südlich einer Linie von Stuttgart – Nürnberg – Dresden winterliche Wetter- und Straßenverhältnisse einstellen.

Winterwetter über dem Süden

Zwar beruhigt sich das Wetter am Freitag und Samstag, doch gelangen aus nördlichen Richtungen weiterhin labil geschichtete Kaltluftmassen bis an die Alpen, was bei Temperaturen von -2 bis +2 Grad den Schnee über dem Süden weitgehend konservieren dürfte. Insbesondere am Freitag können regionale Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer erwartet werden, die die dünne Schneedecke weiter anwachsen lassen könnten. Weiter nach Norden sind am Freitag ebenfalls kräftige Schnee- oder Graupelschauer möglich – örtlich sogar von Gewittern begleitet – doch sind die Temperaturen mit +1 bis +4 Grad zu hoch, als dass eine Schneedecke über den temporären Zustand hinaus bestehen bleibt. Ab Samstagabend ist es mit dem regionalen Winterzauber auch schon wieder vorbei: Die nächste Front rauscht mit kräftigem Niederschlag - anfangs noch als Schnee niedergehend - nach Deutschland und sorgt mit ansteigenden Temperaturen von +10 bis +15 Grad für Tauwetter bis auf die höheren Lagen, bevor sich zum Dienstag der nächste Temperatursturz ankündigt. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.

Wetterprognose bis zum 8. Januar der Vorhersage-Modelle: Der Frühling währt nur kurz - bereits am 7. Januar schiebt sich polare Luft in Richtung der Alpen
Wetterprognose bis zum 8. Januar der Vorhersage-Modelle: Wetterprognose bis zum 8. Januar der Vorhersage-Modelle: Der Frühling währt nur kurz - bereits am 7. Januar schiebt sich polare Luft in Richtung der Alpen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zonalisierung verworfen - Winter bekommt seine Chance

Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, weiß, dass die Prognose der Europäer in den vergangenen 96 Stunden eine Variante berechnet hatte, welche die atlantische Frontalzone – und damit die Westwetterlage – bis nach Skandinavien hätte durchbrechen lassen können. Winterwetter wäre so nicht mehr möglich gewesen. Doch die Randfaktoren – allen voran ein negativer NAO-Index – lassen eine Westwetterlage nicht zu, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Europäer anpassen. Das ist in den vergangenen 6 Stunden geschehen.

Hoch keilt westlich von Mitteleuropa nach Norden auf

Das Hoch, welches aktuell vonm Sturm- und Niederschlagsband von Deutschland aus nach Westen gedrückt wird, spielt in der kommenden Wetterentwicklung eine Schlüsselrolle. Denn nur wenn es auf dem Atlantik als Blockadehoch erhalten bleibt, entsteht ein meridional verlaufendes Strömungsmuster, das den Winter nach Deutschland führen kann.

Die obenstehenden Wetterkarten aller drei Vorhersagemodelle bringen es gut auf den Punkt: Das Hoch westlich von Europa, der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien mit Trogabsatz nach Süden in Richtung der Alpen. Ab dem 7. Januar wird es zunehmend winterlich. Wie winterlich es werden kann, hängt wiederum vom Hoch zwischen dem Atlantik und Grönland ab.

Abkippendes System - Eisige Nordwetterlage?

Nach der Wetterprognose der Europäer kippt das Hoch nach Durchzug des Schneeclusters nach Osten ab und positioniert sich zum 12. Januar zwischen England und Frankreich. Das bringt Deutschland, die Schweiz und Österreich in den Einflussbereich des östlichen Hochdruckgradienten. Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn, und so werden aus nördlichen Richtungen – unter Hochdruckeinfluss – kalte Luftmassen an die Alpen geführt. Nachfolgend verlagert sich das Hoch weiter in Richtung Skandinavien und sorgt mit einer vollständig gestörten Zirkulation über Deutschland, der Schweiz und Österreich für eine eisige Ostwetterlage.

Die Temperaturen sinken bis zum 13. Januar auf -1 bis -9 Grad ab – wohlgemerkt die Höchstwerte. In den Nächten sind Tiefstwerte von -2 bis -10 Grad und über Schnee von bis zu -14 Grad möglich. Apropos Schnee – der wird von den Europäern in ausreichender Menge berechnet. Doch sollte man den Details noch mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Erst muss die Entwicklung der Großwetterlage klar sein, dann werden die Details interessant. Aber ja, sollte die Wetterlage so kommen, wie berechnet, hätte das verbreitet Winterwetter zur Folge.

Die Wetterprognose der Europäer bis zum 15. Januar: keine Westwetterlage, stattdessen eisiges Winterwetter
Die Wetterprognose der Europäer bis zum 15. Januar: Die Wetterprognose der Europäer bis zum 15. Januar: keine Westwetterlage, stattdessen eisiges Winterwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Schneechaos möglich - Fragezeichen zum Hochwinter

Auch die Wetterprognose der Amerikaner zeigt eine Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Europa. Zwischen dem 7. und 10. Januar kommt es zu wiederholtem Schneefall mit winterlichen Wetter- und Straßenbedingungen – insbesondere über den südlichen Landesteilen, wo mancherorts unwetterartige Neuschneemengen simuliert werden.

Hoch kippt ab - Winterwetter über Teilen von Deutschland

Im Zeitraum vom 10. bis 13. Januar versucht sich das Hoch in Richtung Skandinavien zu entwickeln, kippt jedoch nach Süden ab und positioniert sich zum 14. Januar zwischen England, Frankreich und Deutschland. Über Deutschland führt dies zu einer geschwächten Nordost- bis Ostströmung, welche in der Simulation von heute Nachmittag bestätigt wurde. Nachfolgend verweilt das Hoch weiter über dem Atlantik und startet Mitte Januar einen weiteren Vorstoß in Richtung Island und Grönland.

Die Temperaturen erreichen am 7. Januar +2 bis +6 Grad, am 10. Januar -4 bis +3 Grad und am 14. Januar -4 bis +3 Grad, über Schnee sogar bis -8 Grad. Die höheren Werte gelten für den Norden, die tieferen für den Süden. In den Nächten sinken die Werte über dem Norden knapp unter den Gefrierpunkt, während sie im Süden auf -3 bis -8 Grad und bei Aufklaren sowie über Schnee auf -16 Grad und weniger fallen können. Hochwinter mit angezogener Handbremse.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bis zum 15. Januar: Insbesondere über den südlichen Landesteilen ist mit unwetterartigen Neuschneemengen zu rechnen - nachfolgend konserviert eine hochwinterähnliche Großwetterlage den Schnee
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bis zum 15. Januar: Insbesondere über den südlichen Landesteilen ist mit unwetterartigen Neuschneemengen zu rechnen - nachfolgend konserviert eine hochwinterähnliche Großwetterlage den Schnee © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Kleine Unterschiede, große Wirkung

Die Sprunghaftigkeit zeigt sich heute in der Prognose der Europäer – von einer angedachten Westwetterlage ist nicht mehr viel übrig, und eine hochwinterliche Wetterlage wird favorisiert. Das mit der Sprunghaftigkeit wird auch noch eine Weile so weitergehen. Warum das so ist und wie es um die Rahmenbedingungen für eine hochwinterliche Wetterentwicklung steht, dazu heute Abend mehr. Zum aktuellen Stand lässt sich festhalten, dass die Frühlingsluft von Sonntag und Montag nur eine vorübergehende Erscheinung und wohl nichts von Dauer ist.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Dass die Frühlingsluft zwischen Sonntag und Montag kommt, daran gibt es keinen Zweifel mehr. Die Temperaturprognose der Kontrollläufe berechnet nur noch eine Differenz von 3 Grad, was für eine Wettervorhersage absolut tauglich ist. Und ja, der Temperaturanstieg in 1.400 Meter Höhe auf bis zu +8 Grad hat über tieferen Lagen Temperaturen von +10 bis +15 Grad zur Folge.

Bereits zum 7. Januar rauschen die Werte in der Höhe auf -4 bis -7 Grad ab und pendeln sich nachfolgend auf -4 bis -8 Grad ein. Die tieferen Werte sind in diesem Fall über dem Norden zu erwarten. Der Flachlandwinter kommt bei Höhenwerten von -5 bis -7 Grad ins Spiel, wobei das mit einer nachrückenden Hochdruckzone weniger ins Gewicht fällt. Entscheidender sind die Höhenwerte in der Niederschlagszeit, und die sind über dem Norden schwach und über dem Rest mäßiger Ausprägung. Ob es also zum Winter bis auf das Flachland herabreicht, bleibt noch abzuwarten – für die mittleren Lagen oberhalb von etwa 500 bis 700 Metern sieht es im Hinblick auf den Winter vielversprechend aus.

Interessant ist jedoch zu beobachten, dass die Kontrollläufe die teils hochwinterlichen Prognosen beider Vorhersagemodelle nicht wirklich stützen. Beide Prognosemodelle bilden jeweils die kältesten Varianten ab. Ein gesundes Maß an Skepsis ist im Hinblick auf den Hochwinter absolut angebracht!

Eine hochwinterliche Wetterlage hat durchaus Potential - wahrscheinlicher aber ist eine nasskalte Wetterentwicklung
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine hochwinterliche Wetterlage hat durchaus Potential - wahrscheinlicher aber ist eine nasskalte Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
8. Januar -4 bis
+9 Grad
+1 bis
+3 Grad
12. Januar -7 bis
+12 Grad
+0 bis
+3 Grad
17. Januar -9 bis
+13 Grad
+0 bis
+3 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Update der Wetterprognose von 20:25 Uhr

Aktuell schneit es noch über dem Süden, und auch der Freitag und Samstag werden sich ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 300 bis 600 Meter winterlich präsentieren können. Ab Samstagabend erreicht dann ein weiteres Schneefallgebiet den Südwesten und zieht rasch nach Norden. Anfangs fällt der Niederschlag noch als Schnee, doch werden aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden geführt, was die Temperaturen am Sonntag über dem Südwesten auf bis zu +12 Grad und am Montag über ganz Deutschland auf +6 bis +12 Grad ansteigen lassen kann. Über dem Westen sind sogar bis zu +15 Grad möglich. Der anfängliche Schnee geht somit rasch bis auf die höheren Lagen in Regen über!

Turbulentes Wetter mit Temperatursturz und absinkender Schneefallgrenze

Doch hält sich die Frühlingsluft nicht lange und gehört eigentlich zur Vorderseitenanströmung eines Clusters des Polarwirbels, welcher im weiteren Verlauf der Woche über Deutschland hinwegrauscht und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schwankend für zeitweiligen Schneefall - teils bis in tiefere Lagen herab - sorgen kann. Oberhalb etwa 300 bis 600 Meter kann es richtig winterlich werden - zumindest gilt diese Aussage nach den Prognosen der Vorhersagemodelle von heute Abend.

Nach dem angetäuschten Frühling macht sich der Winter bemerkbar
Wetterprognose nach den Prognose-Modellen bis zum 14. Januar (Deutsche 11. Jan.): Nach dem angetäuschten Frühling macht sich der Winter bemerkbar © www.meteociel.fr

Warming in Stratosphärenhöhe und die Sprunghaftigkeit der Vorhersage-Modelle

Die Vorhersagemodelle schwanken seit dem 29. Dezember teils kräftig zwischen einer hochwinterlichen Wetterlage und einer deutlichen Milderung mit Tauwetter bis auf die höheren Lagen. Der Grund hierfür liegt in der Stabilität des Polarwirbels, die aktuell nicht sonderlich hoch ist und eben zu diesen Störungen entlang der Polarfront neigt.

Getriggert werden diese Störungen jedoch in Stratosphärenhöhe - ausgelöst vom QBO, der am 22. Dezember seine östliche Strömungsphase begonnen hat. Erfahrungsgemäß wird das Phänomen bis Mitte Januar entweder zu einem kräftigen Minor- oder zu einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe führen. Die Muster zwischen den beiden Warmings sind ähnlich, jedoch beinhaltet das Major-Warming die Windumkehr entlang des 60. Breitengrades, die wichtig für einen vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe ist.

Warum ist dieses Phänomen im Hinblick auf den Winter so wichtig? Für gewöhnlich bricht der Polarwirbel Mitte März zusammen und löst sich mit einem Final-Warming bis Mai vollständig auf. Ein Major-Warming, dazu noch ein kräftiges, kann bereits im Januar zum Zusammenbruch des Polarwirbels führen. Je früher das der Fall ist, desto höher sind die Wahrscheinlichkeiten auf turbulente Wetterlagen.

Zum aktuellen Stand bleiben die Winde bis zum 15. Januar in Stratosphärenhöhe positiv geprägt. Es handelt sich (noch) nicht um ein Major-Warming. Jedoch ist ein kräftiges Minor-Warming zu erwarten, und auch die Windumkehr zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher.

Der Stratosphärenwirbel erfährt durch den QBO-Ost und einem Warming eine Schwächung - doch erst mit einem Major-Warming wird es so richtig interessant
Der Stratosphärenwirbel erfährt durch den QBO-Ost und einem Warming eine Schwächung - doch erst mit einem Major-Warming wird es so richtig interessant © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Launisches Winterwetter

So ist es und so bleibt es vorerst. Die Grundvoraussetzungen für den Winter sind so gut wie schon lange nicht mehr. Der NAO-Index (Verhältnis Islandtief zu Azorenhoch) ist im Moment deutlich negativ und bleibt bis Mitte Januar negativ geprägt. Ein nachhaltiger Durchbruch einer Westwindströmung ist so schnell nicht zu erwarten.

Der AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels) bleibt ebenfalls negativ, und ja, mit dem Warming in Stratosphärenhöhe kommt noch ein Effekt hinzu, der nicht gerade zur Stabilisierung des Polarwirbels beitragen wird.

Kontrollläufe: Kein Winterwetter

Interessant ist heute Abend aber auch zu beobachten, dass die Kontrollläufe in den vergangenen 6 Stunden deutlich milder geworden sind und eine winterliche Wetterentwicklung über der Südhälfte bis Mitte Januar komplett in Frage stellen. Die winterliche Wetterentwicklung der Amerikaner ist dabei ein deutlich zu kalter Ausreißer, und auch die Europäer bilden das untere Spektrum der möglichen Temperaturen ab. Die Temperaturprognose der Kontrollläufe berechnet über dem Süden einen Mittelwert von +4 bis +6 Grad und für den Norden von +3 bis +5 Grad. Das ist weit von einer hochwinterlichen Wetterentwicklung entfernt.

Abwarten ist im Moment angesagt, und ja, der Trend geht im Moment erneut in die milde Richtung. Wie weit das Spektrum jedoch auseinandergeht und welche Extreme möglich sind, haben wir nachfolgend einmal gegenübergestellt.

Die markantesten Wetterentwicklungen - Blockadehoch Skandinavien (Displacement des Polarwirbels), Blockadehoch Mitteleuropa und der Ansatz zu einem Polarwirbelsplit
Die markantesten Wetterentwicklungen - Blockadehoch Skandinavien (Displacement des Polarwirbels), Blockadehoch Mitteleuropa und der Ansatz zu einem Polarwirbelsplit © www.meteociel.fr

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