Wetter April - Frühling, Frühsommer oder spätwinterliche Turbulenzen?
Der Frühling kommt und streckt seine Fühler in Richtung Deutschland aus - doch wie lange hält sich der Frühling und wie steht es um die Kapriolen des Polarwirbels Anfang April?

Über manchen Regionen konnte sich in der Nacht mithilfe lokaler Schneeschauer eine dünne Schneedecke ausbilden (Schneehöhen Deutschland), die jedoch nicht lange Bestand haben wird. Der Temperatursturz von +23,9 Grad am Montag auf +0 Grad von heute Morgen ist imposant - aber jetzt erfolgt der nächste markante Temperatursprung.
Der Frühling auf dem Sprung
Ein Hochdruckkeil dehnt sich in den kommenden Tagen über Deutschland aus, während auf dem Atlantik die Frontalzone mit einem kräftigen Tiefdrucksystem nach Osten drängt und dabei voll auf den Hochdruckkeil aufläuft. Infolge daraus entsteht eine ungewöhnlich warme Vorderseitenanströmung der Luftmassen, was die Temperaturen über Deutschland am Freitag und Samstag auf +14 bis +18 Grad und über dem Süden örtlich auch, bzw. knapp über die +20 Grad-Marke ansteigen lassen kann. Ab Samstagabend erreicht die atlantische Frontalzone Deutschland und sorgt mit einem unbeständigen und zunehmend windigen Wettercharakter für eine Korrektur der Temperaturen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.

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Die Regenprognose
Schauer werden über dem Norden in den kommenden Tagen immer wieder für etwas Abwechslung sorgen können. Viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten. Weiter nach Süden bleibt es bis einschließlich Samstag trocken. Erst in der Nacht auf Sonntag und zum Start in die neue Woche zieht von Westen Niederschlag auf, der auch als solches bewertet werden kann.

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Wie wird das Wetter im April?
Das aktuelle Auf und Ab der Temperaturen ist schon bemerkenswert. Nicht die Sprünge an sich, sondern der kurze Zeitraum, in dem sich diese vollziehen. Der Frühling rückt näher an Deutschland heran, der Spätwinter weicht aber noch nicht - kommt jetzt das typische Aprilwetter?
Typisches Aprilwetter
Die Landmassen erwärmen sich mit dem zunehmend hohen Sonnenstand rascher als die Wassermassen. Zudem befindet sich der Polarwirbel in seinem winterlichen Finale und in Kombination kommt es bis zum 10. April immer zu Kapriolen, welche über Deutschland zu turbulenten Wetterlagen führen können. Neben Schneefall und Frost sind auch Gewitter und ungewöhnliche warme Luftmassen nicht auszuschließen - doch was davon ist im April 2023 zu erwarten?
Vorstoß polarer Kaltluftmassen
Das Wetter im April 2021 hat gezeigt, dass er doch noch zu kalt ausfallen kann, wenn die Rahmenbedingungen passen. Auch in diesem Jahr hat es zum Beginn der letzten Februar-Dekade ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe gegeben. Zwar erfolgte kein Polarwirbelsplit, sondern lediglich ein Displacement des Polarwirbels, doch zum aktuellen Stand liegt der dominierende Teil des Polarwirbels nicht über Kanada, sondern im Bereich zwischen der Kara- und der Barentssee, während sich über Kanada immer wieder einmal ein Hoch ausdehnt.
Kaltstart
Sollte sich der Polarwirbel noch bis Ende März über der Barentssee befinden, sind Kaltluftdurchbrüche samt spätwinterlicher Wetterereignisse im April nicht auszuschließen. Warum? Tiefdrucksysteme drehen sich gegen und Hochdruckgebiete im Uhrzeigersinn. Auf diese Art und Weise gelangen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden und sorgen für einen apriltypischen Wettercharakter. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den letztjährigen April, als ein Wintereinbruch oberhalb etwa 300 Meter noch für eine winterliche Überraschung sorgte?
Bedingung für einen Arctic Outbreak im April ist, dass sich westlich von Deutschland ein Hoch nach Norden aufstellt und der Polarwirbel über der Kara- und Barentssee weiterhin aktiv ist. Wir haben diese Varianten einmal gegenübergestellt. Die linke Variante ist im Übrigen die aktuelle Wetterprognose der Amerikaner für Anfang April!

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Durchbruch der atlantische Frontalzone
Was man aus den obenstehenden Wetterkarten entnehmen kann, ist die meridional verlaufende Grundströmung (Nord-Süd, Süd-Nord), welche im weiteren Verlauf mit einer entsprechenden Erhaltungsneigung auch für einen zu kalten oder normalen April sorgen kann.
Die Zonalisierung
Für gewöhnlich aber setzt sich im zweiten Frühlingsmonat die atlantische Frontalzone durch - so war das zumindest in Zeiten vor der Klimaerhitzung. Dabei übernimmt die atlantische Frontalzone die Regie und treibt mit viel Wind immer wieder Tiefdrucksysteme über Deutschland hinweg, die rückseitig ebenfalls für die Zufuhr kühler bis kalter Luftmassen sorgen kann. Vorderseitig aber werden zunächst warme Luftmassen zugeführt, was zu dem typischen Auf und Ab der Temperaturen führt (der April macht, was er will
). Die Kaltluftdurchbrüche aber spielen eine eher untergeordnete Rolle.
Regenperiode
Viel entscheidender ist, dass mit der Durchführung einer zonalen Wetterlage die Niederschlagsneigung auf einem hohen Niveau liegen wird und im April für ausreichend Niederschlag sorgen kann. Zudem steigt mit einer Westwetterlage das Potential von Starkwindereignissen an und da es sich um frische Atlantikluft handelt, kann das Temperaturniveau als normal bewertet werden.

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Erheblich zu warm
Kein anderer Monat im Jahr ist so von der Klimaerhitzung betroffen, wie der April, der in den letzten 30 Jahren um satte +1,6 Grad wärmer geworden ist (gefolgt vom Juli, August und Januar mit +1,4 Grad). In den letzten 20 Jahren waren 5 Prozent der Aprilmonate zu kalt, 20 Prozent normal und 75 Prozent zu warm. Das ist - nach der Statistik - eine klare Ansage, was in diesem April von einer wahrscheinlichen Temperaturentwicklung zu erwarten ist.
Extreme mit einer meridional ausgerichteten Wetterlage
Aber nicht nur das, die warmen Aprilmonate waren meist durch eine Wetterlage geprägt, die man so vom April nicht kannte - einer meridionalen Grundströmung, bei der sich untypischerweise ein Hoch über Mitteleuropa positionierte und 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021 für ein erhebliches Niederschlagsdefizit sorgte und ja, man bekommt so langsam ein Gespür dafür, welches Wetter im April 2023 mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann.
April | Sollerfüllung |
---|---|
2021 | 62,6 Prozent |
2020 | 28,3 Prozent |
2019 | 50,8 Prozent |
2018 | 72,4 Prozent |
2017 | 72,8 Prozent |
2015 | 70,5 Prozent |
2014 | 77,3 Prozent |
2013 | 69,7 Prozent |
2012 | 76 Prozent |
2011 | 44 Prozent |
2010 | 37,5 Prozent |
2009 | 50,7 Prozent |
Hochdruckblase über Europa
Eine markant zu warme und trockene Wetterentwicklung ist also nur mit einem Hoch über Mitteleuropa zu bewerkstelligen. Das entspricht einer meridionalen Grundströmung, die in diesem Fall die warmen Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Norden führt, während auf dem Atlantik die Frontalzone blockiert wird und nach Süden austrogt. Kommt es zur Stabilisierung des Hochdrucksystems, kann von einer dominierenden Omegawetterlage (Ω) mit einem erheblichen Niederschlagsdefizit ausgegangen werden.

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Auf den Punkt gebracht: Der Frühling kommt - aber bleibt er auch?
Die Vorhersage-Modelle und auch die Kontrollläufe sind sich einig - der Frühling kommt. Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe erreichen bis zum 26. März ein Niveau, das zwischen +4 und +8 Grad schwanken und über tieferen Lagen Temperaturen von +12 bis +16 Grad und phasenweise bis +20 Grad möglich machen kann.
Was wahrscheinlich ist
Damit liegen die Werte mit einer Abweichung von +2 bis +4 Grad über dem, was von der letzten März-Dekade im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu erwarten ist - das Wetter im März wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit um +1,5 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen können. Interessant aber ist in den Kontrollläufen die Zunahme an kalten Varianten Anfang April. Auf andere Art formuliert, ist typisches - abwechslungsreiches - Aprilwetter eine für den Moment durchaus wahrscheinliche Wetterentwicklung, bei der ein Frühling nochmals einen Dämpfer verpasst bekommt.

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Wettertrend April des Langfristmodell CFSv2: zu warm
Gemessen am Mittelwert von 1961 und 1990 soll das Wetter im April 2023 mit einer Abweichung von +2,0 bis +2,5 Grad und im Trend bis zu +3,0 Grad zu warm ausfallen können. Im Vergleich zum - wärmeren - Mittelwert von 1991 und 2020 ist mit einer Differenz von +0,4 bis +1,4 Grad ein leicht bis deutlich zu warmer April zu erwarten. Die Niederschlagsprognose fällt im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu trocken aus.
Wettertrend Langfristmodell NASA: Durchwachsenes Aprilwetter
Die NASA berechnet mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad ein deutlich zu warmes Wetter (91/20: -1,1 bis -0,1 Grad), der in der Niederschlagsprognose zu nass ausfallen kann.
Wettertrend europäisches Langfristmodell: ein zu warmer Frühlingsmonat
Die Wetterprognose des europäischen Langfristmodells berechnet den April mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm (91/20: -0,6 bis +0,4 Grad). Die Niederschlagsentwicklung ist neutral und im Trend über dem Süden etwas zu nass zu bewerten.
Übrigens: Ostern fällt auf den 9. und 10. April. Das liegt exakt in dem Zeitraum, wo der April sich noch in seiner launischen Phase befindet. Ob es so kommt, klären wir zu gegebener Zeit in der Wetterprognose Ostern.