Wetter: Displacement des Polarwirbels über Europa
Ein kräftiger Sturm zieht auf und sorgt über Deutschland für unwetterartige Wettererscheinungen. Nachfolgend stellt sich ein Displacement des Polarwirbels ein, dass nur unter bestimmten Voraussetzungen den Winter nach Deutschland führen kann.
Das Wetter stellt sich in den kommenden Tagen um und wird zunehmend turbulenter. Stürmische Böen fegen über Deutschland hinweg und können über exponierten Lagen zu schweren Sturmböen führen. Über den Küstenregionen von Nord- und Ostsee, sowie über den höheren Lagen sind orkanartige Winde nicht ausgeschlossen (Windprognose).
Ansteigende Unwettergefahr
Der Wind treibt aus nordwestlichen Richtungen kommend immer wieder Niederschlagsfelder nach Deutschland, die sich Anfang Februar an den Alpen anstauen und so über der Südhälfte zu ergiebigen Dauerniederschlag führen kann. In Kombination mit dem Wind steigt das Potential unwetterartiger Witterungsverhältnisse an. Die Temperaturen steigen langsam an und können bis zum 3. Februar +4 bis +8 Grad und über dem Westen örtlich bis +10 Grad erreichen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.
Die Regen- und Schneeprognose - Schneesturm über den höheren Lagen
Die aktiv-dynamische Wetterentwicklung ist in der kommenden Woche keine einfache für die Niederschlagsprognose. Die Vorhersage-Modelle interpretieren die Niederschlagsmengen unterschiedlich, doch zeichnet sich ein Schwerpunkt über den südlichen Landesteilen ab.
Knifflig ist auch die Schneeprognose, die mit einem ansteigenden Temperaturtrend die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen ansteigen lassen kann. Insofern ist die nachfolgende Schneeprognose mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten. Das deutsche Vorhersage-Modell hat unserer Meinung die Schneeprognose bis zum 3. Februar relativ gut erfasst. Über den höheren Lagen - wo der Niederschlag durchweg als Schnee niedergehen kann - ist in Kombination mit dem stürmischen Wind mit erheblichen Schneeverfrachtungen zu rechnen. Entsprechend hoch ist das Unwetterpotential über diesen Regionen.
Displacement des Polarwirbels über Europa
Ab dem 3. Februar - und darin sind sich die Vorhersage-Modelle einig - beginnt ein Hoch auf dem Atlantik damit, sich in Richtung Mitteleuropa auszudehnen und schiebt in diesem Prozess den stürmischen Trog weiter in Richtung Osteuropa.
Hochdruckblock - die Position ist entscheidend
Die nachfolgenden Wetterkarten zeigen das Dilemma des Winters. Der Hochdruckblock bildet sich aus, kann sich aber aufgrund einer enormen Tiefdruckaktivität über dem skandinavischen Raum nicht nach Norden ausdehnen.
Eine Ostwetterlage - wie sie in den letzten Tagen ins Spiel gebracht wurde - ist zwar weiterhin möglich, doch weniger wahrscheinlich. Sollte sich das Hoch so durchsetzen, wie berechnet, dann wäre ein vom 4. bis 8. Februar ruhiger, sonniger und auch trockener Wettercharakter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erwarten. Die Temperaturen würden sich mit +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich bewegen können.
Verschiebung des Polarwirbels
Was heute auffällt - und das zeigt sich den oben dargestellten Wetterkarten mehr als deutlich - ist die Verlagerung des aktiven Teil des Polarwirbels in Richtung Skandinavien, Barentssee und der Karasee.
These: Arctic Outbreak - kann, muss aber nicht sein
Man kann nun Überlegungen anstellen, was aus dieser Position heraus für Wetterentwicklungen möglich sein können. Zuallererst die Variante, welche die Amerikaner bis zum 13. Februar berechnen. Das Hoch bleibt an Ort und Stelle und lässt sich von den turbulenten Entwicklungen weiter nördlich nicht beeindrucken. Über Deutschland, der Schweiz ist mit einem überwiegend ruhigen, sonnigen und teils nebligen Wettercharakter zu rechnen.
Schon gewusst?
Der Januar ist aktuell im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +4,3 Grad extrem zu warm (91/20: +2,9 Grad).
Spannender wird es, wenn das Hoch den Turbulenzen nichts entgegenzusetzen hat und nach Westen ausweicht. Solche Varianten wurden in den letzten Tagen immer wieder einmal berechnet und stellen aus der Sicht der Freunde des Winterwetters
eine spannende Möglichkeit dar.
Deutlicher zeigt sich das in den Kontrollläufen. Das Hoch ist etwas weiter nördlich positioniert und beginnt mit Ende der ersten Februar-Dekade damit, sich über Grönland nach Norden auszudehnen und eine - durch den Polarwirbel hindurch - Querverbindung mit einem Hoch über Alaska einzugehen. Der Polarwirbelsplit wäre vollzogen und der aktive Teil des Polarwirbels über der Barentssee hätte das Potential um nach Süden auszutrogen (Arctic Outbreak), was in der zweiten Februar-Dekade über Deutschland zu winterlichen Wetterbedingungen bis auf tiefere Lagen herab führen kann.
In der abgewandelten Variante kommt ein Polarwirbelsplit nicht zustande, dafür ein Hochdruckblock über Grönland, der - ähnlich wie Anfang Dezember - zu einer absolut gestörten Zirkulation führt, was über Deutschland ebenfalls eine winterliche Wetterlage bis auf das Flachland zur Folge hätte.
Auf den Punkt gebracht: Für die Jahreszeit zu warm - aber…
Entscheidend, ob der Winter über Deutschland noch einmal eine Rolle spielen kann, ist die Position des Hochdrucksystems und klar wird auch, dass sich das Hoch entweder weiter nach Norden oder westlich von Europa positionieren muss. Alle anderen Wetterlagen werden nicht zum Erfolg des Winters beitragen können.
Was wahrscheinlich ist
In den Kontrollläufen zeigen sich die kalten Varianten und spreizen das Temperaturspektrum im Zeitraum vom 3. bis 13. Februar in 1.400 Meter Höhe von -14 bis +6 Grad auf. Ja, da sind wirkliche Winterknaller
dabei, keine Frage und diese sollte man in den kommenden Tagen auch nicht außer Acht lassen, doch aus einer Möglichkeit ergibt sich nicht zwangsläufig eine Wahrscheinlichkeit.
Geht es nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so liegt der Mittelwert aller Kontrollläufe in 1.400 Meter Höhe vom 3. bis 13. Februar in einem Bereich, der zwischen +0 und -3 Grad schwankt. Das ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +3 Grad zu warm. Für den Flachlandwinter bedarf es Anfang der zweiten Februar-Dekade Höhenwerte von -6 bis -8 Grad und das unterstreicht eindrücklich, was wahrscheinlich ist.
Ruhiges Hochdruckwetter
Betrachtet man die Niederschlagsprognose, so ist bis zum 3. Februar mit reichlich Niederschlag zu rechnen, der im Zeitraum vom 4. bis 13. Februar nachlässt und den Rückschluss auf eine hochdruckdominierte Wetterlage über Deutschland zulässt.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. Februar | -4 bis +10 Grad |
+2 bis +6 Grad |
8. Februar | -6 bis +12 Grad |
+2 bis +5 Grad |
13. Februar | -3 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Weder heute Nachmittag noch heute Abend hat sich in den Prognosen des Amerikanischen und Deutschland Vorhersage-Modells eine winterliche Wetterentwicklung ergeben. Stattdessen wird nach der Sturm- und Drangphase Anfang Februar ein Displacement des Polarwirbels berechnet, bei der Deutschland, die Schweiz und Österreich weitgehend im Einflussbereich der Hochdruckzone liegen.
Hochdruckwetter
Bereits die Kontrollläufe hatten im Zeitraum vom 3. bis 12. Februar eine hochdruckdominierte Wetterlage favorisiert. Die eigentliche Wetteraktivität wird so um Deutschland herum vorbeigeleitet und die Luftmassen füllen sich in der Höhe von 1.400 Meter mit Wärme auf und können bis +4 Grad ansteigen. Solange die Hochdruckzone über Deutschland liegt, kann man vom Winter nicht viel erwarten.
Was heute Abend aber erneut bestätigt wird, ist die Verlagerung vom Schwerpunkt des Polarwirbels von Kanada/Grönland in Richtung Skandinavien, Barentssee und Karasee.
Warming in Stratosphärenhöhe
In knapp 72 Stunden wird der Höhepunkt der zweiten Phase des Warmings in Stratosphärenhöhe erwartet, doch wie man in den nachfolgenden Berechnungen des Warmings erkennen kann, zündet die dritte Phase nicht wirklich und der Stratosphärenwirbel kann sich in der zweiten Februar-Dekade wieder stabilisieren.
Die Randfaktoren
Die Tiefdruckdynamik ist in vollem Gang und der Polarwirbel erhält im eigentlichen Sinne mit einer Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada eine Unterstützung, welche in den Druckanomalien deutlich erkennbar wird.
Vergleicht man das Schema bis zum 8. Februar mit dem Mittelwert der Kontrollläufe, so findet man eine Übereinstimmung. Der tiefe Luftdruck konzentriert sich im Bereich von Kanada, Island und der Barentssee. Zur gleichen Zeit aber befindet sich das Azorenhoch da, wo es hingehört und wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass in diesem Fall der NAO-Index positiv besetzt sein sollte und ja, das ist er auch. Es gibt keine einzige Variante, die einen negativen Verlauf des NAO-Index berücksichtigt.
Im Umkehrschluss wäre der Winterbringer ein Hoch auf dem Atlantik, das nach Norden - in Richtung Island und Grönland - aufstrebt. Das hätte einen negativen NAO-Index zur Folge und jetzt kann man in etwa abschätzen, wie die Chancen für den Winter stehen - richtig, schlecht, oder lässt man das Komma weg: richtig schlecht! Doch das Displacement lässt noch eine Option offen, die auch mit einem negativen NAO-Index in Betracht zu ziehen ist.
Der Spielraum für den Winter
Ja, die Hoffnung für die Freunde des Winterwetters
bleibt das Warming in Stratosphärenhöhe, was die Wetterentwicklung mit einem Zeitversatz von 4 bis 7 Tagen noch beeinflussen kann. Das wäre dann im Zeitraum vom 6. bis 9. Februar.
Diese Hoffnung aber erfüllen eine schwindende Anzahl an Kontrollläufen, was den Milderungstrend der letzten Tage grundsätzlich unterstützt und eine winterliche Wetterlage weniger wahrscheinlich macht. Das aber ist nichts Neues. Doch schauen wir uns einmal kurz die winterlichen Varianten an.
Was fällt auf? Richtig, das Displacement des Polarwirbels (Verschiebung), bei der das Hoch weit nach Norden verschoben ist und am südlichen Gradienten kalte Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland führen kann. In diesem Fall wäre bereits am 8. Februar mit Dauerfrost und zeitweiligem Schneefall zu rechnen. Das aber ist wirklich nur ein Strohhalm
, an den man sich als Winterfreund
noch klammern kann.
Nachtrag: Wetterprognose der Europäer
Immerhin zeigt sich in der Wetterprognose der Europäer von heute Abend ein zum 5. Februar aufkeilendes Hoch, dass versucht, der atlantische Frontalzone Paroli zu bieten, doch anstatt sich das Hoch über das europäische Nordmeer in Richtung der Karasee ausdehnt und das Tief über Skandinavien abschnürt, kippt der Hochdruckkeil bis zum 8. Februar nach Süden ab und eröffnet dem Kaltluftklops zwischen Kanada und Grönland einen größeren Spielraum. Ein Ansatz, mehr nicht - im Kern wenig winterlich, mehr nasskalt.