Wettertrend: Vollständig gestörte Zirkulation mit optionalem Dauerfrost und etwas Schnee?

Die Tiefdruckproduktion auf dem Atlantik läuft auf Hochtouren. Würde diese entfesselt werden, wäre eine windige, stürmische und regnerische Westwetterlage zu diskutieren. Doch hat die atlantische Frontalzone einen mächtigen Gegenspieler in Form eines über Europa liegenden Hochdrucksystems, das zudem auch den Polarwirbel reizt. Überraschungen und markante Wetterumschwünge sind möglich, doch sticht eine Variante besonders hervor.
Ein Hoch dominiert das Wetter über Deutschland bis Mitte der Woche. Zwar versucht die atlantische Frontalzone weiter nach Osten voranzukommen, doch beißt diese sich am Hoch regelrecht die Zähne
aus.
November auf Rekordkurs
Früher einmal war der November als windiger, stürmischer, trüber und nasskalter Spätherbstmonat berühmt-berüchtigt und Ende November konnte man schon in manchen Jahren die ersten Schneeflocken vom Himmel tanzen sehen. Doch in Zeiten der Klimaerhitzung wird der November sonniger, trockener und deutlich wärmer. Aktuell hat der November gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 ein Temperaturüberschuss von +5,4 Grad (91/20: +4,4 Grad) und ist damit extrem zu warm. Zum Vergleich: der wärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aus dem Jahr 1881 wurde 2015 mit einer Abweichung von +3,51 Grad (91/20: +2,71 Grad) registriert. Sollte sich also in der zweiten November-Hälfte kein markanter Wetterumschwung einstellen, so ist der November 2022 - wie schon der Oktober - auf Rekordkurs (weitere Daten und Fakten zum Wetter November).
Etwas Regen
An dem für die Jahreszeit erheblich zu warmen Wettercharakter ändert sich bis Mitte der Woche wenig. Am Wochenende können die Temperaturen auf +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad ansteigen und sinken in der kommenden Woche mit aufziehender Bewölkung und gelegentlich leichtem Niederschlag auf +10 bis +14 Grad und örtlich bis +8 Grad ab. Klart es in den Nächten auf, ist regional mit leichtem Frost zu rechnen, sonst pendeln sich die Tiefstwerte auf +0 bis +5 Grad und örtlich bis +8 Grad ein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Die Regenprognose
Es bleibt abzuwarten, wie weit die Niederschlagsfronten der Tiefdruckausläufer nach Deutschland vorankommen werden. Nach der aktuellen Niederschlagsprognose zieht am Montagabend von Südwesten Niederschlag auf und bis Mitte der Woche westlich der Linie von Bremen und München für etwas Niederschlag sorgen kann, der sich nach Osten allmählich auflöst. Kumuliert man die Regensummen bis einschließlich Mittwoch, so sind westlich der Linie von Bremen und München 4 bis 8 l/m² und örtlich bis 15 l/m² an Regen möglich. Weiter nach Osten bleibt es weitgehend trocken.

Die Wettervorhersage der Europäer: Der Hochdruckblock in Dauerschleife
Die Wetterprognose der Europäer hat in den letzten Tagen hinsichtlich eines Polarwirbelsplits oder einem Displacement (Verschiebung des Polarwirbels) einen gewissen Spielraum gelassen. Im Raum stand aber auch immer die Wahrscheinlichkeit einer Erhaltungsneigung, bei der - außer viel Getöse - am Ende nicht viel passieren wird.
Die Erhaltungsneigung
Die Erhaltungsneigung speist sich durch einen nicht enden wollenden Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada in Richtung Atlantik. Aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen den polaren Luftassen und dem warmen Atlantik entstehen kräftige Tiefdrucksysteme. Der Gegenspieler der atlantische Frontalzone zeigt sich in Form eines Hochdrucksystems über Europa. Und dieses Hoch blockt alles ab, was vom Atlantik kommen mag.
Südlich gelagerte Grundströmung
Die Tiefdrucksysteme kommen nicht weiter nach Osten voran und dehnen sich auf dem Atlantik weiter nach Süden aus. Infolge daraus wird das Hoch über Europa weiter gestärkt und da sich Hochdrucksystem im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, bleibt über Deutschland, Österreich und der Schweiz die Anströmung der Luftmassen aus südlichen Richtungen bis zum 22. November erhalten.
Wenig Niederschlag
Zwar züngeln
die Tiefdrucksysteme immer wieder nach Deutschland, doch ein Durchbruch mag nicht gelingen. Vielmehr wird ein überwiegend trockener und ruhiger Wettercharakter bis zum 22. November in die Verlängerung gehen, bei dem über den westlichen Landesteilen der eine oder andere Schauer nicht auszuschließen ist. Lösen sich die Nebelfelder der Nacht auf, so erreichen die Temperaturen am 17. November noch +12 bis +16 Grad und über dem Westen sind mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +18 Grad möglich, während es über den östlichen Landesteilen +8 bis +12 Grad frischer bleiben kann. Bis zum 22. November dominiert in einem gradientenschwachen Wetterumfeld zunehmend der Nebel das Himmelsbild und die Temperaturen haben in den Nächten ausreichend Zeit, sich auf -2 bis +4 Grad abzukühlen. Die Sonne schafft es dann am Tage, die Temperaturen auf bis +8 Grad ansteigen zu lassen. Von den gestern noch berechneten Randtiefentwicklung samt Schnellläufersystem hat die Wetterprognose der Europäer - wie erwartet - Abstand genommen.

Die Wetterprognose der Amerikaner: Displacement des Polarwirbels
Aber auch die Amerikaner hatten in den letzten Tagen immer wieder Berechnungen im Programm, die einen Polarwirbelsplit oder ein Displacement favorisierten. Heute nun eine beeindruckende Variante, die das Wetter über Deutschland noch bis in den Dezember hinein beeinflussen könnte.
Betonhoch über Skandinavien
Die Begrifflichkeit eines Betonhochs
entstammt seiner Beharrlichkeit und einer ausgeprägten Erhaltungsneigung, die das Wetter über weite Strecken beeinflussen kann. Mit anderen Worten formuliert, sorgt so ein Betonhoch
für eine stabile und nachhaltige Wetterlage.
Ostwetterlage mit Schneefall?
Ein Hoch über Skandinavien gehört zudem zum Wesen einer gestörten Zirkulation, da dieses Hoch alles abblockt, was von Westen naht und durch seine Drehrichtung im Uhrzeigersinn die Luftmassenzufuhr auf östliche Richtungen kippen lässt. Da die Grundströmung über Deutschland normalerweise
aus westlichen Richtungen erfolgt, bildet die Ostwetterlage eine Anomalie ab und wird aus diesem Grund auch als vollständig gestörte Zirkulation
definiert.
Das Spannende am einen Skandinavienhoch ist dessen Achsausrichtung. Verläuft diese von Nord nach Süd, so ändert sich an dem ruhigen und zu Nebel neigenden Wetter über Deutschland wenig. Sollte die Achse nach Süden aber nicht zustande kommen, so wird eine von Ost nach West verlaufende Großwetterlage eine dominante Rolle spielen können.
Kaltlufttropfen aus östlichen Richtungen
Mit einer Ost-Westausrichtung wird das Hoch an seiner Südflanke anfällig für Störimpulse. Ein solcher Störimpuls kann Deutschland zum 20. November in Form eines Kaltlufttropfens (Höhentief) erreichen. Die Temperaturen sinken bis zum 21. November auf +4 bis +8 Grad ab und können über den östlichen Landesteilen kaum mehr die +0 Grad-Marke übersteigen. Dauerfrost kann in dieser Variante durchaus eine Rolle spielen.
Kommt Schnee?
Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, doch sollte sich die Wetterlage exakt so einstellen können, wie die Amerikaner diese im Moment berechnen, ist etwas Schneefall - zumindest über den östlichen Landesteilen nicht auszuschließen (Schneeprognose).
Dauerfrost mit Hochdruck
Das Hoch wird nach der Wetterprognose der Amerikaner das Wetter über Deutschland in der letzten Novemberdekade dominieren können. Es gelingt dem Hoch sogar, sich noch weiter nach Westen auszudehnen und so den Bereich von Island bis über das westliche Russland zu beherrschen. Am südlichen Gradienten aber nistet sich ein Störimpuls ein, der seine Energie immer wieder aus der warmen Mittelmeerregion bezieht und im Zusammenspiel mit dem Hoch zu einer fortwährenden Ostwetterlage führen kann. Aufgrund der fehlenden Durchmischung der Luftmassen sinken die Temperaturen weiter ab und pendeln sich über Deutschland auf für Ende November-typische +1 bis +6 Grad ein. Ist Dauernebel im Spiel, wird die +0 Grad-Marke kaum mehr überschritten und mit Dauerfrost kann gerechnet werden.
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten der Amerikaner genauer an, so erkennt man die Verschiebung des Polarwirbels (Displacement) und die ungewöhnliche Dominanz des Hochdrucksystems.

Auf den Punkt gebracht: Hochdruckblock mit interessanten Ansätzen
Auch am vierten Tag hintereinander bleibt die Überschrift unverändert. Der Hochdruckblock über Europa hat viel Potential, das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf verschiedene Art und Weise zu beeinflussen. Vom Polarwirbelsplit bis hin zu einer vollständig gestörten Zirkulation ist alles möglich, was aber ist wahrscheinlich?
Rückgang der Temperaturen
Die Temperaturen bleiben nach dem Wettertrend der Kontrollläufe noch bis zum 18. November in einem für die Jahreszeit um +2 bis +6 Grad und phasenweise bis +10 Grad zu hohem Niveau. Nachfolgend sinkt das Temperaturspektrum in einem Bereich ab, der bis zum 28. November noch immer um +1 bis +2 Grad und über dem Süden und Westen um bis +3 Grad zu warm ausfallen kann. Die Wetterprognose der Amerikaner gehört im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den mit Abstand kältesten Varianten. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine Mischform, bei der Deutschland zwischen den Fronten der atlantische Frontalzone und dem Hochdruckblock liegen wird. Auf andere Art formuliert ist eine südlich gelagerte Anströmung der Luftmassen - für den Moment jedenfalls - eine deutlich wahrscheinlichere Variante.
Kommt Regen?
Deutlicher zeigt sich die Mischform in der Niederschlagsprognose, die ab dem 14. November ansteigende Signale berechnet und so bis zum 28. November für einen leicht wechselhaften Wettercharakter sorgen kann.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
18. November | +7 bis +12 Grad |
+8 bis +10 Grad |
22. November | +2 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
27. November | +2 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |

Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,5 bis +3,5 Grad (+1,6 bis +2,6 Grad) |
Trend: extrem trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken | Norwegen deutlich zu nass, West- und Südeuropa extrem trocken |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu trocken | Westliches Russland außergewöhnlich warm |
Februar 2023 | +1,0 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,4 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | England und Norwegen zu nass, Spanien und Portugal, sowie die östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |
