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Wetterprognose Winter 2021/2022: Ein frühwinterliches Spektakel

| M. Hoffmann
Der Winter macht sich ab den mittleren Lagen bemerkbar © Martin Bloch

Kommt der Winter, oder kommt er nicht? Ein Trogvorstoß zeigt einen ersten Ansatz einer winterlichen Wetterlage und dieser Trog nimmt Kurs auf Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Grau-trübes Novemberwetter. Ja, man darf nicht vergessen. Der November gehört noch zum meteorologischen Herbst und der Dezember ist der eigentliche Übergangsmonat, der vom Spätherbst in den Winter überleitet. Dazwischen sind frühwinterliche Wettererscheinungen üblich und ein waschechter Wintereinbruch eher selten. In den kommenden Tagen geht das grau-trübe Wetter zunächst in eine Verlängerung.

Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer

An dem Mix aus Sonne, Wolken, Nebel und Hochnebel ändert sich vorerst nichts. Was sich aber ändert, sind die Temperaturen. Die werden mit einer nördlichen Strömungskomponente kühler. Erreichen die Temperaturen heute +4 bis +8 Grad und mit Sonnenschein bis +12 Grad, so sind es am Ende der Woche +2 bis +6 Grad. Die Wolken werden dichter und etwas Niederschlag ist zum Wochenausklang zu erwarten. Der Niederschlag kann - bis auf tiefere Lagen herab - als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter kann der Schnee auch liegen bleiben und mit winterlichen Straßenverhältnissen ist zu rechnen. Die Nächte werden zunehmend frostig. Mehr dazu: Wetter November 2021.

Ein Trog nimmt Kurs auf Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein Trog nimmt Kurs auf Deutschland
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Kommt jetzt der Winter?

Die auf der obenstehenden Karte ersichtliche Konstellation der Wettersysteme zueinander ist aus Sicht des Winters so günstig wie schon lange nicht mehr. Manch einer vergleicht das mit dem Winter im Jahre 2010, was nach einer frühen Einwinterung zu weißen Weihnachten geführt hat. Doch der direkte Vergleich hinkt hinten und vorne und es lassen sich keinerlei Parallelen erkennen. Die einzige Gemeinsamkeit liegt darin, dass 2010 und 2021 das Jahr eins nach Durchgang des Sonnenminimums waren und die Großwetterlage häufiger zu meridionalen Wetterlagen neigt. Unter dem Abschnitt Die Sonnenaktivität können Sie das in dieser Winterprognose nachlesen.

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Der Trog rauscht auf Deutschland zu

Die Großwetterlage besteht am 28. November aus einem Hoch auf dem Atlantik, das sich nach Grönland ausdehnt und so als Blockadehoch gegenüber der atlantischen Frontalzone agiert. Auf der anderen Seite befindet sich zwischen dem europäischen Nordmeer und der Barentssee ein Tiefdruckkomplex, der mithilfe des Hochdrucksystems nach Süden austrogt und so eine meridional verlaufende Grundströmung einleitet, bzw. erneuert.

Der Trog erreicht zum 28. und 29. November mit seinem Zentrum Deutschland und führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs über das Land. Nun ist es aber so, dass das Wetter im November 2021 im Vergleich zu 1961 und 1990 um +2,0 Grad zu warm war und diese Luftmassen müssen erst einmal abgekühlt werden - das kostet Energie. Zudem muss der Trog - zwingend - über die noch warme Nord- und Ostsee geführt werden, was auch zu Energieverlusten führt. Anders formuliert ist so ein Trog im Hochwinter um ein Vielfaches effizienter, als im Spätherbst.

Winterwetter oder nasskalt?

Die Temperaturen gehen bis zum 29. November auf +0 bis +5 Grad zurück und befinden sich im Höhepunkt des Trogvorstoßes im nasskalten Bereich. Die zahlreichen Schauer können - dank der Höhenkaltluft - bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Die Schneefallgrenze senkt sich bis auf die tieferen mittleren Lagen zwischen 300 und 500 Meter ab und es wird oberhalb davon zunehmend winterlich.

Spürbar milder

Jetzt kommen wir zu dem, was wir seit ein paar Tagen beschreiben und für einen frühwinterlichen Trogvorstoß so typisch ist. Er wird berechnet, verzögert, abgemildert und streift am Ende Deutschland nur. Das passiert im Übrigen häufiger, als dass ein Trog Deutschland tatsächlich voll trifft und sich als nachhaltig erweist. Das Spektakel im Jahre 2010 war da eine großartige Ausnahme.

Der Trog versucht sich zum 30. November mithilfe eines Tiefs über dem europäischen Nordmeer zu verstärken, doch intensiviert sich das Tief zu schnell und bleibt zwischen England und Skandinavien stecken. Das Tief hat das Potential den Trog zu verstärken und den Winter in der ersten Dezemberdekade nach Deutschland zu führen, doch in der aktuellen Wetterprognose führt das Tief mit einer westlichen bis südwestlichen Grundströmung warme Luftmassen nach Deutschland, sodass die Temperaturen am 1. Dezember über dem Osten zwischen +0 bis +5 Grad und über dem Westen bis +10 Grad betragen können.

Die Auswirkungen des polaren Vorstoßes machen sich an zwei Tagen mit einer über tieferen Lagen nasskalten Witterung bemerkbar. Entscheidend wird jedoch sein: gelingt es dem Tief noch weiter nach Süden auszutrogen und so die meridionale Grundströmung zu verstärken oder endet das früher oder später in einer Zonalisierung der Wetterlage?

Der nasskalte Trog sorgt an zwei Tagen für frühwinterliche Wettererscheinungen (li.), bevor es von Westen milder wird (re.)
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der nasskalte Trog sorgt an zwei Tagen für frühwinterliche Wettererscheinungen (li.), bevor es von Westen milder wird (re.)
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Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Trog regeneriert sich

Seit einigen Tagen wollte die Wetterprognose der Amerikaner nicht mehr viel von dem Trog wissen. Dieser hatte nur eine kurze Verweildauer und außer ein nasskalten Witterung kam nicht viel dabei heraus. Nachfolgend legte sich ein Hoch über Mitteleuropa und verpasste dem Winter einen frühen aber sehr effizienten Dämpfer.

Winterwetter?

Das an der oben aufgestellten These der Europäer etwas dran sein kann, zeigt sich heute in den Simulationen der Amerikaner. Der Trog kommt zustande und erreicht seinen vorläufigen Höhepunkt zum 29. November. Darüber stimmen die Vorhersagemodelle überein und so ist dieses Ereignis sehr wahrscheinlich. Die Temperaturen gehen auf -2 bis +4 Grad zurück und Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind bis auf tiefere Lagen herab möglich. Der Winter senkt sich südlich einer Linie von Köln und Dresden auf 200 bis 400 Meter ab und es stellen sich winterliche Witterungsverhältnisse ein. Anders formuliert erfolgt die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach den Amerikanern effizienter.

Der Trog erneuert sich

Gestern noch kam die Entwicklung des Tiefdrucksystems über dem europäischen Nordmeer nicht zustande, heute hat das die Wettervorhersage der Amerikaner im Programm. Der Trog zieht sich vom 30. November bis zum 2. Dezember etwas nach Norden zurück, doch verbleibt Deutschland - wenn auch sehr knapp - im Einflussbereich der kalten Luftmassen. Die Temperaturen erreichen am 2. Dezember +0 bis +5 Grad, was die winterlichen Witterungsverhältnisse auf Lagen oberhalb etwa 500 bis 700 Meter ansteigen lässt.

Zum 3. Dezember zieht das Tief vom europäischen Nordmeer südwärts und erreicht am 4. Dezember die Mittelmeerregion. Das sorgt zugleich dafür, dass das Blockadehoch auf dem Atlantik nicht nach Osten abkippen kann und weiterhin kalte Luftmassen nach Deutschland geführt werden können. Die Temperaturen gehen bis zum 4. Dezember auf -2 bis +4 Grad zurück. Die Dauerfrostgrenze schwankt zwischen 300 und 500 Meter, sodass oberhalb mit weiterem Neuschneezuwachs gerechnet werden kann.

Kein Trog für die Ewigkeit

Im Zeitraum vom 4. bis 6. Dezember kippt die Wetterlage. Der Nachschub für den Trog fehlt und das Blockadehoch auf dem Atlantik rückt näher an Mitteleuropa heran und positioniert sich am 6. Dezember zwischen dem Atlantik, England, Frankreich und Deutschland. Die Grundströmung kippt von Nord auf Nordwest und mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad werden mildere Luftmassen zugeführt.

Der Trog wird initialisiert (li.), wird erneuert (Mi.) und wird nachfolgend von einem Hoch nach Osten weggedrückt (re.)
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Trog wird initialisiert (li.), wird erneuert (Mi.) und wird nachfolgend von einem Hoch nach Osten weggedrückt (re.)
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Auf den Punkt gebracht: Nasskalte Wetteraussichten

Der Wettertrend sieht aus Sicht eines frühwinterlichen Spektakels ab den mittleren Lagen vielversprechend aus. Die nasskalte Witterung hat sich in den letzten 72 Stunden mehrfach bestätigt und auch die Kontrollläufe ziehen mit.

Was wahrscheinlich ist

Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwanken im Zeitraum vom 21. bis 28. November zwischen -1 und -4 Grad, was den Winter bis auf Lagen oberhalb etwa 800 Meter bringen kann. Im Zeitraum vom 28. November bis 1. Dezember sinken die Höhenwerte auf -4 bis -6 Grad ab, was vielversprechend für winterliche Wetterverhältnisse ab 200 bis 400 Meter ist. Darunter bleibt es nasskalt. Bis zum 5. Dezember steigen die Temperaturen in der Höhe auf -1 bis -3 Grad an und so verlagert sich der Winter über die höheren mittleren Lagen. Anders formuliert wird die nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Ambitionen zum meteorologischen Winteranfang wahrscheinlicher, ist jedoch nicht von langer Dauer.

Die Schneeprognose

Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe sieht ebenfalls vielversprechend aus. Bis zum 28. November bleibt es weitgehend trocken. Überdies steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit in den mäßig erhöhten Bereich an und schwächt sich erst zum 4. Dezember ab.

Schaut man sich die Schneeprognose für den 1. Dezember an, so liegt diese über dem Norden und Nordwesten bei 0 bis 15 Prozent. Südlich der Linie von Köln und Berlin steigt die Wahrscheinlichkeit für Schneefall über tieferen Lagen auf 20 bis 30 Prozent, ab 200 bis 500 Meter auf 25 bis 50 Prozent und zwischen 500 und 800 Meter auf bis 70 Prozent an.

Der Trog wird vom Mittelwert aller Kontrollläufe bestätigt (li.). Rechts die Schneeprognose für den 1. Dezember
Der Trog wird vom Mittelwert aller Kontrollläufe bestätigt (li.). Rechts die Schneeprognose für den 1. Dezember
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
27. November +0 bis
+7 Grad
+3 bis
+5 Grad
1. Dezember -4 bis
+10 Grad
+1 bis
+4 Grad
6. Dezember -8 bis
+11 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Heute Abend erfolgt gegen 20:00 Uhr ein weiterer Ausblick auf das Wetter im Dezember 2021.

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