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Was vom Wetter im Herbst und Winter 2023/24 zu erwarten ist

| M. Hoffmann

Wie wird der Winter 2023/2024? Der Frühling und der Sommer waren noch geprägt von einem meridionalen Zirkulationsmuster, was gerade im Mai und im Sommer über weite Strecken zu ungewöhnlich hohen Temperaturen und einer außergewöhnlichen Dürre führte. Welche Auswirkungen hat das auf das Wetter im Herbst und Winter und wie stehen die Chancen auf Schnee, Eis und Frost - und wie steht es um die Westwetterlage?

Wie wird der Herbst und wie der Winter 2023/24 © Martin Bloch
Wie wird der Herbst und wie der Winter 2023/24 © Martin Bloch

Trockenes und heißes Wetter im Sommer 2023. Das Sommerwetter war bislang mit einer Sollerfüllung von rund 39 Prozent extrem zu trocken und gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +2,9 Grad deutlich zu warm (Stand 26. Juli). Auffällig: seit einer längeren Zeit hat es keine Westwetterlage mit ausgeprägter Tiefdruckrinne mehr gegeben, die ihrem Namen auch gerecht wird - dafür dominierte bislang eine meridionale Wetterlage das Geschehen über Deutschland (Anomalie: Extrem warmer Nord-Atlantik - Hitze, Dürre, Unwetter - was sind die möglichen Folgen für Deutschland?). Der Sommer 2023 hat jedenfalls hat mit 27 Sommertagen (normal: 22,8 Tage) und 6 Hitzetagen (normal 4 Tage) sein Soll bereits übererfüllt. Interessant ist auch die Frage, ob die Großwetterlage im August auf eine westlich getriggerte Grundströmung kippt - denn das könnte bereits der Wegweiser für den Herbst und Winter sein. Gelingt das nicht, so ist der Erhalt einer meridionalen Grundströmung (Nord-Süd, Süd-Nord) über den Herbst und Winter anzudenken. Freud und Leid liegen bei den Freunden des Winterwetters dann eng beieinander.

Wie in den vergangenen Jahren auch, haben wir uns in diesem Jahr dazu entschieden, unsere Wetterberichte für den Herbst und Winter mit dem meteorologischen Herbstbeginn im September zu starten und die Wetterprognosen entsprechend zusammenzufassen. Und der September ist nicht mehr weit entfernt - Zeit also, sich ein paar Gedanken zu machen.

Wie wird der Winter?

Freunde des Winterwetters warten sehnlichst auf einen normalen bis zu kalten Winter. Andere wiederum fragen sich, was mit dem Winterwetter los ist. Rückblickend waren die Wintermonate der letzten zehn Jahre allesamt zu warm. Rechnet man die nur leicht zu warme Wintersaison von 2012/2013 (+0,1 Grad) noch hinzu, so sind es schon zwölf Winter in Folge, welche zu warm ausgefallen sind. Kein Wunder also, dass die durchschnittliche Abweichung der Wintermonate der letzten 20 Jahre mit +1,6 Grad über dem langjährigen Mittelwert lag.

Das erklärt auch, warum der Flachlandwinter immer seltener wird und auch die mittleren Lagen zwischen 300 und 600 Meter den Schnee nicht mehr so häufig zu Gesicht und den Frost zu spüren bekommen. Die Frostgrenze schwankte in den letzten Wintern meist zwischen 500 und 800 Meter, früher lag diese zwischen 300 und 600 Meter. Den einen freut es, den anderen nicht. Winterwetter polarisiert - keine Frage.

Klimaerhitzung macht dem Winter besonders zu schaffen

Wir haben in unseren Daten und Fakten über den Winter eine interessante Aufstellung gemacht, die einen kausalen Rückschluss zulässt.

Das Klimamittel von 1991 und 2020 unterscheidet sich im Vergleich zu 1961 und 1990 um +1,2 Grad. Das bedeutet, dass die Winter deutlich wärmer geworden sind. Parallel dazu gingen die Schneetage - also Tage, an denen eine geschlossene Schneedecke vorherrschend war - um 10 Tage zurück. Auf andere Art formuliert schwinden mit jedem Grad die Schneetage um 8,5 Tage.

Ähnliches zeigt sich mit den anderen Parametern im Winter. Kurzum - selbst optimale Voraussetzungen - wie im Winter 2021/22 - reichen nicht mehr aus, um einen Winter normal ausfallen zu lassen.

Temperatur (ohne Nachtwerte), Regen, Regentage, Sonne, Schneetage und Wintertage (Eistage) gegenüber dem Mittelwert 1961 und 1990. In Klammer der Mittelwert von 1991 und 2020
Region Temperatur
(Grad)
Regen
(l/m²)
Regentage
(>1 l/m²)
Sonne
(Stunden)
Schneetage
(Tage)
Wintertage
(Tage)
Deutschland +9,0
(+10,0)
174,6
(188,9)
32,3
(34,1)
157
(172)
34,9
(23,7)
22,7
(16,3)

Winterprognose nach der Statistik

Berücksichtigt man nur die statistischen Zahlen, so lässt sich daraus eine klar zu warme Wintersaison 2023/2024 ableiten. Noch deutlicher wird das, wenn man die Monate Dezember bis Februar der letzten 20 Jahre in eine statistische Relation setzt: Gerade einmal 15 Prozent der Winter waren zu kalt, 15 Prozent normal und ganze 70 Prozent waren zu warm - teils deutlich zu warm - darunter auch der Rekordwinter aus dem Jahre 2007, welche mit einer Abweichung vom langjährigen Mittelwert von +4,18 Grad den Rahmen komplett sprengte.

Betrachtet man die Anzahl der Frosttage, so zeichnet sich ebenfalls ein klarer Trend ab. Frosttage sind definiert, wenn binnen 24 Stunden die Werte - auch nur kurzzeitig - unter die +0 Grad-Grenze fallen. Von 1961 bis 1990 betrug der Schnitt 56,7 Tage und in den vergangenen 20 Jahren waren es 50,5 Tage. Ein Rückgang um 6,2 Tage!

Erschreckend war sicherlich für viele Winterfans der Winter 2019/2020. Mehr wie 3,7 Tage Schnee gab es nicht, was zugleich ein neuer Negativrekord war/ist.

Um es auf den Punkt zu bringen: Man benötigt keinen Propheten oder Experten. Allein die Tatsache der Klimaerhitzung begünstigt zu warme Winter überproportional und mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent ist das schon eine Hausnummer. Kurzum - nach der Statistik ist mit höherer Wahrscheinlichkeit ein zu warmer Winter 2023/2024 zu erwarten.

Das Wetter hält sich nicht an die Statistik

Aber so einfach ist das nicht und das Wetter hält sich nicht an Statistiken - wäre zu schön - und so gibt es immer wieder Ausreißer. Schaut man sich den Winterverlauf über Deutschland einmal genauer an, so beginnt der Winter nasskalt, wird in der zweiten Dezember-Dekade kurz mal kälter und um die Weihnachtszeit wieder milder. Der Januar ist dann gut für den Hochwinter und wenn er denn kommt, ist auch der Februar davon betroffen. Fällt der Hochwinter hingegen aus, bleibt der Wettercharakter nasskalt.

Und das ist auch das Ergebnis. Die Winter in Deutschland sind selten extrem, sie sind gemäßigt - häufig nasskalt und mehr maritim geprägt (Westwetterlage).

Was für einen kalten bis normalen Winter 2023/2024 spricht

Die Faktoren, welche für einen normalen oder gar zu kalten Winter sprechen, sind für die kommende Wintersaison alles andere als gut. Einzig die meridional verlaufende Grundströmung kann unter bestimmten Voraussetzungen für einen zu kalten Winter sorgen.

Wer uns kennt, der weiß, dass wir kaltes Wetter einer Hitze vorziehen. Winterwetter fasziniert uns durch seine Vielzahl an Facetten und spannenden Wetterlagen. Kurzum - bei einem richtigen Winter mit viel Eis und Schnee geht - zumindest uns - das Herz auf. Das ist aber nicht jedermanns Sache und wir versuchen, soweit es geht, eine Neutralität zu bewahren. Manches Mal aber geht einem dann doch der Gaul durch, wenn sich am 60. Wintertag noch immer keine Wetterkarte mit winterlichen Wetteraussichten zeigte.

Aber gut, kommen wir zu einer Entwicklung der Großwetterlage, die einen richtig knackig kalten und schneereichen Winter über Deutschland zur Folge haben kann. Die dazugehörige Wetterlage gehört zu den meridionalen Strömungen, welche seit 2018 vermehrt auftreten und die Entwicklung einer Westwetterlage erschweren.

Was zu einem kalten Winter führen kann: In diesem - speziellen Fall - stellt sich im Herbst eine meridionale Nord-Süd-Wetterlage ein, die sich über den Winter hinweg behaupten kann. Aus nördlichen Richtungen werden über die warme Nord- und Ostsee immer wieder feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt und mit entsprechenden Hebungen sind Stauniederschläge möglich, die überwiegend als Schnee niedergehen können. Das wären sozusagen ideale Rahmenbedingungen. Ähnlich war das Wetter in den kälteren Jahren von 2008 bis 2012.

Wie stehen die Chancen für eine meridionale Wetterlage? Grundsätzlich gut. Seit 2018 sind diese dominierend. Es gibt aber einen Haken!

Ein rekordwarmer Winter

Meridional bedeutet entweder eine Nord-Süd- oder eine Süd-Nord-Strömung. Sollte man also in dieser Wintersaison erneut das Pech haben, in die Süd-Nord-Anströmung zu gelangen, wird es richtig warm. Folgt man der Annahme einer meridionalen Grundströmung, so könnten die Herbst- und Wintermonate wie folgt aussehen.

Theoretische Annahme
Monat Temperatur­trend
August 2023 zu warm
September 2023 etwas zu mild
Oktober 2023 erheblich bis extrem zu warm
November 2023 zu warm
Dezember 2023 normal bis zu warm
Januar 2024 etwas zu warm
Februar 2024 normal bis leicht zu kalt

Wie erwähnt - eine These, welche sich an dem bisherigen Verlauf aus 2023 orientiert. Mit Spannung bleibt zudem abzuwarten, ob mit der langsam zunehmenden Stabilisierung des Polarwirbels im Oktober und November das meridionale Strömungsmuster erhalten bleibt! Die Weichen könnten für den Winter 2023/24 sodann frühzeitig gestellt werden.

Ausgleichsverhalten und Erhaltungsneigung

Um diese zwei Langzeitkorrelationen wird es auch in der Wintersaison gehen. Was das ist? Stark vereinfacht zusammengefasst spricht man von wiederholt auftretenden und stabilen Großwetterlagen von einer Erhaltungsneigung, welche sich über Monate mit dem immer gleichen (oder ähnlichen) Muster in Erscheinung treten können. Kommt der Wechsel, spricht man vom Ausgleichsverhalten, welcher seinerseits nach einer längeren Dauer wiederum in eine Erhaltungsneigung übergehen kann.

Warum sind die Winter so warm geworden?

Auffällig waren in den deutlich zu warmen Wintermonaten die Strukturen innerhalb des Polarwirbels, was sich gut anhand einer Wetterkarte darstellen lässt. Der Polarwirbel war äußerst instabil, doch das sog. Displacement sorgte mit den Hochdruckzentren zwischen dem westlichen Kanada und Alaska, sowie Sibirien für einen Kaltlufttransport über das östliche Kanada. Diese Grundströmung hat sich auch in den Jahren 2018/19, 2019/20, 2020/21 und 2022/23 beobachten lassen.

Setzt sich diese Grundströmung erst einmal in Gang, so ist vom mitteleuropäischen Winter nicht viel zu erwarten. Warum? Unentwegt werden Kaltluftmassen in Richtung Kanada gepumpt und gelangen bei Neufundland auf den warmen Atlantik, was wiederum die Tiefdruckproduktion in Gang setzt und das System zur Erhaltung zwingt. Ein Tief nach dem anderen zieht so in Richtung Mitteleuropa und sorgt für einen feuchten und milden Winter. Spielt sich das System schon frühzeitig ein, so liegen die Nerven der Winterfans ebenso frühzeitig blank.

Kaltluftausbrüche über dem östlichen Kanada sorgen über Mitteleuropa für turbulente Wetterlagen und einen häufig zu milden Winter
Kaltluftausbrüche über dem östlichen Kanada sorgen über Mitteleuropa für turbulente Wetterlagen und einen häufig zu milden Winter © www.meteociel.fr

Ein weiterer Erklärungsversuch liegt im Rückgang der arktischen Meereisfläche. Wer will, kann sich tiefer in das Thema einlesen (Warum die Winter immer wärmer werden). Zusammengefasst aber verlagert sich die Tiefdruckaktivität weiter nach Norden und der Hochdruckgürtel wandert nach. Mitteleuropa liegt zunehmend unter dem Einfluss hohen Luftdrucks, was im Verbund mit den Tiefdruckgebieten zu einer vermehrt südwestlichen - und damit milden - Grundströmung führt.

Die Sonnenaktivität

Umstritten sind die Auswirkungen auf das Wetter durch die Sonnenaktivität. Sicherlich hat diese einen Einfluss auf das Wetter, doch in Zeiten der Klimaerhitzung sind die Effekte äußerst gering geworden. Dreht man es aber um, so kann eine ansteigende Sonnenaktivität den Klimawandel noch verstärken.

Die Sonnenflecken - welche eine Interpretation über die Aktivität der Sonne zulässt - haben einen festen 11 Jahres Zyklus und wie man in der Grafik gut sehen kann, befindet sich die Sonnenaktivität derzeit in einem ansteigenden Zustand.

Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto aktiver ist die Sonne, ein Minimum ist ein Indiz eine schwächelnde Sonne. Und die Folge daraus? Die Annahme besagt stark vereinfacht:

Wenn Sonnenflecken im Minima sind, strahlt die Sonne weniger UV-Strahlung. Weniger Strahlung bedeutet geringere Erwärmung der Erdatmosphäre, die eine Änderung in der Zirkulation der beiden niedrigsten Atmosphäre hervorruft, der Troposphäre und Stratosphäre…

American Geophysical Union

Kurzum werden bei einer schwachen Sonnenaktivität Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels begünstigt und somit die - weiter oben erwähnten - meridionale Großwetterlagen häufiger auftreten können. Das wiederum erhöht die Schwankungen im Wetterablauf und so ergeben sich größere Chancen für Kaltluftausbrüche über Mitteleuropa mit Frost, Eis und Schnee. Doch auf die Hochdruckposition kommt es an. Die schönste meridionale Grundströmung nützt nichts, wenn sich das Hoch über Europa, oder gar dem östlichen Europa befindet. Optimal für einen kalten und schneereichen Winter wäre hingegen die Hochdruckposition auf dem Atlantik in blockierender Formation auf die Tiefdrucksysteme.

Sonnenaktivität und Sonnenzyklus 2023
Sonnenaktivität und Sonnenzyklus 2023 © Spaceweatherlive.com

Warum wir - trotz geringerer Einflüsse, die Sonnenaktivität erwähnen? Schaut man sich die Statistik an, so fällt auf, dass in den Jahren, in denen das Minimum auftrat, die Winter kurz nach dem Minimum eine Häufung von zu kalt, oder normal aufzeigten, kurz zuvor aber eine Häufung von zu warmen Wintern hatten (Ausnahme der Zyklus Mitte der 70er-Jahre). Ähnliches ließ sich schon für den Sommer 2021 ableiten: Schwache Sonnenaktivität - durchschnittlicher Sommer? Aktuell aber strebt die Aktivität der Sonne auf ein Maximum zu, was die These eines zu warmen Winters stützt.

Temperaturabweichungen Winter zum Sonnenfleckminimum
Winter Tem­peratur Ab­weichung
83/84 +0,5 Grad +0,25 Grad
84/85 -2,44 Grad -1,69 Grad
Minimum: 85/86 -0,86 Grad -1,11 Grad
86/87 -1,36 Grad -1,61 Grad
93/94 +2 Grad +1,8 Grad
94/95 +2,8 Grad +2,6 Grad
Minimum: 95/96 -2,3 Grad -2,5 Grad
96/97 -0,3 Grad -0,5 Grad
06/07 +4,38 Grad +4,2 Grad
07/08 +3 Grad +2,8 Grad
Minimum: 08/09 -0,2 Grad -0,4 Grad
09/10 -1,3 Grad -1,5 Grad
10/11 -0,6 Grad -0,8 Grad

Ein Einfluss: QBO - Quasi zweijährige Schwingung

Nicht unwesentlich ist die Bedeutung der QBO. Sie beschreibt einen Vorgang, welcher sich etwa alle 2,2 Jahre wiederholt und die zonalen Winde in ca. 20 bis 25 km Höhe von West-Ost nach Ost-West umkehren lässt. Stark vereinfacht ausgedrückt ist bei normalem Zustand häufiger eine warme West- bis Südwestwetterlage über Deutschland, Österreich und der Schweiz und bei einer Umkehr auf Ost-West eine Nordwest- bis Ostwetterlage zu beobachten.

Der letzte Umschwung begann im Spätsommer 2022 und hat sich im Herbst vollzogen. Ein QBO-Ost wird in diesem Winter nicht zu erwarten sein. Ein QBO-Ost würde eine gestörte Zirkulation stützen, die im Winter gerne mit einem Skandinavienhoch - gestützt durch das Kontinentalhoch - oder einem Blockadehoch auf dem Atlantik einhergeht. Mehr zum Thema QBO. In jedem Fall ist die QBO-Drehung ein wesentlich stärkerer Faktor, als die Sonnenaktivität. Aber auch dieser ist nur ein stützender und kein in Stein gemeißelter Faktor und in Zeiten der Klimaerhitzung bleibt abzuwarten, wie stark der Effekt letztlich ausfallen wird - wenn überhaupt, denn auch ein QBO-Ost hat nicht zwingend einen eisig kalten und schneereichen Winter zur Folge - er verbessert lediglich die Wahrscheinlichkeiten hierfür. Findet keine Umkehr der Höhenströmung statt, so ist das ein stützender Faktor für einen zu warmen Winter.

Was spricht für eine zu warme Winterperiode 2023/24?

Man kann es bereits an den Randfaktoren erkennen, dass vieles für einen milden bis warmen und wenig für einen normalen bis kalten Winter spricht. Auch ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe ist in dieser Wintersaison weniger wahrscheinlich, da dieser sich zum Ausklang der letzten Wintersaison ergeben hat und den März und den April beeinflussen konnte.

Wie weiter oben bereits erwähnt, spricht die Klimaerhitzung eine ganz klare Sprache und hat einen weit größeren Einfluss als alle Randfaktoren zusammen zum Quadrat. Auf andere Art formuliert können die Rahmenbedingungen noch so gut sein, aber ein im Schnitt +1,5 Grad zu warmer Winter drückt die Schneefallgrenze um 180 bis 250 Meter nach oben, was einen Falschlandwinter und eine hochwinterliche Wetterphase wenig wahrscheinlich macht.

Die Klimaerhitzung bringt aber auch andere Faktoren, wie die Meereisausdehnung der Arktis aus dem Tritt. Die Folgen hieraus sind noch nicht abzusehen und können in der Theorie sowohl zu kühleren Winter (geschwächter Polarwirbel mit meridionalen Mustern) oder zu wärmeren Wintern führen (eingefahrenes Strömungsmuster über östliches Kanada/Neufundland, was über Europa milde Großwetterlagen zur Folge haben kann).

Extremer Rückgang der arktischen Meereisfläche

Die Meereisausdehnung ist im Vergleich zum Mittelwert so schwach wie selten zuvor und ist weit entfernt vom Durchschnittswert der Jahre von 1981 bis 2010! Auch das ist ein Problem für den Winter, auf welches wir in den kommenden Tagen noch näher eingehen werden.

Meereisausdehnung Arktis auf niedrigstem Stand
Meereisausdehnung Arktis auf niedrigstem Stand © National Snow & Ice Data Center

Die Klimaerhitzung hat mit dem Wetter nichts zu tun

Das wird immer wieder und gerne durcheinandergebracht. Der Klimaerhitzung hat mit dem Wetter wenig gemeinsam. Die Klimaerhitzung aber beeinflusst das Wetter über lange Zeit hinaus. Dabei sind zu kalte Wetterphasen nicht auszuschließen, doch nehmen die wärmeren Monate im Verlauf stets zu. Deutlicher wird das in der folgenden Grafik. Die Mitteltemperatur der Winter im Vergleich zu den Vorjahren werden in jüngster Zeit immer wärmer. Übrigens - und das ist nur am Rande erwähnt - wird mit der Klimaerhitzung der Sommer 2023 der 27. zu warme Sommer in Folge zu erwarten sein (Abweichung > +0 Grad).

Die Winter werden immer wärmer
Die Winter werden immer wärmer
© Michael Theusner www.mtwetter.de

Immer wärmer

Zudem wird gerne verwechselt, dass regionale Ereignisse mit der globalen Klimaerhitzung ebenso wenig gemeinsam haben. So kann z.B. ein Sommer und Winter regional zu nass und zu kalt ausfallen, das ändert aber nichts daran, dass es global gesehen immer wärmer wird.

Global steigen die Temperaturen immer weiter an
Global steigen die Temperaturen immer weiter an
© www.ncei.noaa.gov

Extreme Anomalien

Und noch zwei Grafiken hinterher - momentan herrscht im Nordatlantik eine enorme Temperaturanomalie vor, die es seit Messbeginn so noch nicht gegeben hat. Zum anderen liegt die globale Durchschnittstemperatur weit über dem, was normal ist und liegt zudem weit über dem Maximum der letzten Jahre. Das lässt aufhorchen - mehr dazu in Kürze.

Extreme Anomalien der Luft- und Wassertemperaturen
Extreme Anomalien der Luft- und Wassertemperaturen
© www.ncei.noaa.gov

Die Herbst- & Winterprognose 2023/24 der Langfristmodelle

Wie aber wird das Wetter im Herbst und Winter 2023/24 gibt es schon erste Wettertrends der Prognosemodelle? Die gibt es, sind zwar noch nicht vollständig und zum aktuellen Stand mit großer Vorsicht zu genießen:

Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA

Das Langfristmodell der NASA berechnet die Monate September, Oktober und November mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad deutlich zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). In der Niederschlagssimulation werden die Herbstmonate unauffällig und im Trend etwas zu nass berechnet.

Für die Wintermonate von Dezember 2023 bis Februar 2024 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +0,5 bis +1,5 Grad im leicht zu milden Bereich simuliert (91/20: -0,7 bis +0,3 Grad=. Der Dezember beginnt deutlich zu warm, doch der Januar und der Februar haben nach dieser Wetterprognose ein erhöhtes Potential etwas zu kalt auszufallen. Die Niederschlagsprognose ist als unauffällig zu bewerten.

Wetterprognose Herbst und Winter nach dem CFSv2 Modell

Der Herbst fällt nach dieser Wetterprognose mit einer Differenz zum langjährigen Mittelwert (61/90) von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm aus. Im Vergleich zur wärmeren Periode von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0,5 und +1,5 Grad. Die Niederschlagsbilanz über den September, Oktober und November ist als unauffällig zu bewerten.

Der Winter 2023/24 wird gegenüber 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm simuliert (91/20: -0,2 bis +0,8 Grad). Die Niederschlagsleistung ist als unauffällig zu interpretieren.

Herbst und Winter nach dem europäischen Langfristmodell

Der Herbst soll mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend bis zu +3,0 Grad erheblich zu warm ausfallen (91/20: +1,0 bis +2,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist als durchwachsen und gegenüber dem vieljährigen Mittelwert als normal zu bewerten.

Der erste Wintermonat Dezember 2023 wird mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm und der Januar 2024 mit einer Differenz von nur +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu warm berechnet. Die Daten für den Februar liegen noch nicht vor und werden in einer Aktualisierung nachgereicht. Besonders der Januar zeigt deutlich mehr kühlere Phasen als der Dezember. Der Dezember wird in der Niederschlagsbilanz als neutral und der Januar etwas zu nass simuliert.

Die Herbstprognose des Deutschen Wetterdienstes

Mit einer Abweichung von +2,0 bis +3,0 Grad soll der Herbst nach den Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes im Vergleich zu 1961 und 1990 erheblich zu warm ausfallen können (91/20: +1,5 bis +2,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt neutral aus und ist über dem Norden von Deutschland als leicht zu trocken zu bewerten.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2023 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Oktober 2023 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
November 2023 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: normal bis etwas zu nass
Dezember 2023 +1,0 bis +2,5 Grad Trend: normal bis etwas zu nass
Januar 2024 +0,5 bis +1,5 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Februar 2024 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2023/2024  vom 27.07.2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2023/2024 vom 27.07.2023

Auf den Punkt gebracht

Mit einer gewissen Spannung wird die Wintersaison 2023/2024 erwartet. Gelingt mit einem meridionalen Strömungsmuster zu einem normalen oder gar etwas zu kühlen Winter - oder wird sich in den Wintermonaten die zonale Struktur mit der atlantische Frontalzone und einer West- bis Südwestwetterlage durchsetzen?

Die Langfristmodelle werden in den kommenden Wochen in ihren Wetterprognosen für den Herbst und Winter sicherlich noch einige Male hin und her springen, zeigen aber dennoch einen - nicht überraschenden - deutlich zu warmen Wettertrend für den Winter. Da gibt es also in den kommenden Wochen einiges zu berichten, sodass wir die Wetterprognosen für den Herbst und Winter 2023/2024 zunächst nach Bedarf, ab Mitte August regelmäßiger und zum September täglich aktualisieren werden.

Wissenswertes zum Wetter im Herbst und Winter

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