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Wettertrend Winter 2021/2022: Betonhoch oder die nasskalte Nordwestwetterlage?

| M. Hoffmann
Hochdruckwetter auch im Dezember? © M. Bloch

Dem Novemberwetter steht in seiner letzten Dekade möglicherweise ein radikaler Umbruch bevor, der das Wetter bis weit in den Dezember hinein dominieren könnte.

Leicht unbeständiges Novemberwetter. Eine kleine Tiefdruckstörung hat Deutschland erreicht und sorgt bis Sonntag für etwas Niederschlag, der im Schwerpunkt südlich der Linie von Hamburg und dem Bayerischen Wald niedergehen kann. Über dem Osten von Deutschland bleibt es trocken und die Temperaturen erreichen milde +6 bis +12 Grad.

Der Sonne-, Wolken, Nebelmix

Ab Sonntag dominiert ein Hoch das Wetter über Deutschland und so setzt sich das ruhige Novemberwetter bei einem Mix aus Sonne, Wolken und Nebel weiter fort, bevor zur Wochenmitte eine schwache Störung Deutschland erreicht und für etwas Abwechslung sorgen kann. Die Temperaturen erreichen bei schwachen Windbewegungen +6 bis +12 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer sind bis +14 Grad möglich. Bei zähem Nebel ist bei +5 Grad Schluss und in den Nächten kann regional mit leichtem Frost gerechnet werden. Mehr dazu: Wetter November 2021.

Zur Wochenmitte greift eine Tiefdruckstörung auf Deutschland über
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Zur Wochenmitte greift eine Tiefdruckstörung auf Deutschland über
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Ein Hoch ist immer in der Nähe

Das wetterbestimmende Hoch über Deutschland verlagert sich zur Wochenmitte weiter auf den Atlantik und positioniert sich zwischen den Azoren und England. Deutschland gelangt kurzzeitig in den Einflussbereich eines Tiefdrucksystems zwischen dem europäischen Nordmeer und Skandinavien. Für den weiteren Verlauf der Wetterlage ist es von entscheidender Bedeutung, wie sich das Hoch auf dem Atlantik verhalten wird.

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Hoch und Tief im Wechsel

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells simuliert vom 18. bis 20. November die Verlagerung des Hochdrucksystems weiter nach Osten, sodass der Hochdruckkern am 20. November über Frankreich liegt. Gleichzeitig etabliert sich zwischen Island und der Barentssee ein ordentliches Tiefdruckzentrum. Würde sich das Hoch nur etwas nach Westen verlagern, so könnte das Skandinavientief nach Süden austrogen und über Deutschland, Österreich und der Schweiz für frühwinterliche Wettererscheinungen sorgen. Das passiert aber nicht und so verbleibt Deutschland bis zum Start in die letzte Novemberdekade im Einflussbereich des Hochdrucksystems.

Kühle Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen

Die Tiefdruckaktivität über Skandinavien zeigt dennoch Wirkung. Das Hoch kann sich vom 20. bis 22. November nicht über Europa behaupten und zieht sich in einem Bereich zwischen Island, England und den Azoren zurück. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am östlichen Gradienten des Hochdrucksystems und mithilfe des Tiefs über Skandinavien gelangen kühlere Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen nach Deutschland.

Nasskaltes Novemberwetter

Die Wolken werden zahlreicher und die Niederschlagstätigkeit nimmt in Form von Schauern zu. Der Wind frischt auf und die Luftmassen kühlen bis zum 22. November auf +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich ab. Sind die Schauer entsprechend kräftig, so können Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen nicht ausgeschlossen werden. In den Nächten ist mit leichtem Frost zu rechnen.

Das Hoch über Europa (li.) weicht nach Westen aus und leitet mit einem Tief über Skandinavien eine nordwestliche Grundströmung ein (re.)
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die Hochdruckzone innerhalb des Polarwirbels schafft Fakten - hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Betonhoch

Die Wetterprognose der Amerikaner weiß immer wieder auf das Neue zu überraschen. War es in den letzten Tagen stets ein Trog, für die ersten winterlichen Wetterverhältnisse hätte sorgen sollen, so handelt es sich bei der heutigen Wettervorhersage um eine 180-Grad-Kehrtwende.

Kurze Störung

Die Amerikaner haben die Störung zur Mitte der kommenden Woche im Programm und ein Hoch lauert zwischen den Azoren und England nur darauf, dass sich die Störung nach Osten verlagert und der Übergriff auf Europa erfolgen kann. Gleichzeitig werden über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt und initialisieren bei Neufundland ein kräftiges Tiefdrucksystem.

Hochdruckbombe

Entschuldigung für diese Wortwahl, aber es handelt sich exakt um das, was die Amerikaner heute berechnen. Ungewöhnlich und extrem im Ablauf. Das Tief bei Neufundland ist dermaßen kräftig konstituiert, dass es mit voller Wucht nach Europa strebt, dabei jedoch über das Hoch stolpert und auf dem Atlantik nach Süden austrogt. Gleichzeitig verlagert sich die Tiefdruckaktivität über Skandinavien weiter nach Osten und so ergibt sich der Spielraum für das Hoch, sich über Europa auszudehnen. Dieser Prozess geschieht innerhalb 24 Stunden und zum 20. November zeigt sich ein Gesamtbild der Großwetterlage, der an eine Omegawetterlage (Ω) erinnert.

Das Betonhoch über Europa

Und exakt das ist es. Ein Hoch im November in dieser Konstellation hat das Zeug dazu, das Wetter bis weit in den Dezember hinein zu beeinflussen. Und schaut man sich die Wetterprognose der Amerikaner an, so erkennt man auch, wie das ablaufen kann.

Das Hoch festigt über Europa seine Position bis zum 22. November und strebt bis zum 26. November weiter nach Norden auf, sodass sich am 26. November die formvollendete Omegawetterlage über Europa präsentiert. Das Schreckgespenst für alle Freunde des gepflegten Winterwetters. Das Hoch sorgt für einen weiterhin trockenen und zu Nebel neigenden Wettercharakter. Löst sich der Nebel auf, ist mit längerem Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen sacken in den Nächten in den leichten Frostbereich ab und erreichen am Tage +4 bis +8 Grad und mit Sonnenschein bis +10 Grad. Bei Dauernebel orientiert sich das Spektrum zwischen +0 und +5 Grad.

Links das Tiefdruckfeuerwerk bei Neufundland, was nachfolgend das Hoch nach Mitteleuropa drückt und zu einer Omegawetterlage führt (re.)
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Links das Tiefdruckfeuerwerk bei Neufundland, was nachfolgend das Hoch nach Mitteleuropa drückt und zu einer Omegawetterlage führt (re.)
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Winterwetter?

Wer bei uns regelmäßig zu Gast ist, der hat in den letzten Tagen wunderbar beobachten können, wie so ein kalter Ausreißer, den die Amerikaner stets berechneten, eingefangen werden kann. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass die Amerikaner einen Blödsinn berechneten, nein, es war eine plausible Entwicklung mit einer geringen Eintreffwahrscheinlichkeit. Nasskalt war Trumpf und das wird weiterhin berechnet. Insofern hat sich am Wettertrend der letzten Tage wenig verändert, nur das Betonhoch der Amerikaner erscheint heute ein wenig merkwürdig.

Was wahrscheinlich ist

Ganz abwegig aber ist die Berechnung der Amerikaner dennoch nicht. Warum? Das zeigt sich in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, die ihre Niederschlagserwartung in den letzten 24 Stunden ordentlich zurückgeschraubt haben und einen weitgehend trockenen - und damit hochdruckdominierten - Wettercharakter bis zum 25. November simulieren. Das Hoch ist somit beständiger und kann weite Strecken der letzten Novemberdekade dominieren.

Am Temperaturniveau hat sich kaum etwas verändert. Die Temperaturen sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 vom 13. bis 22. November um +2 bis +4 Grad zu warm und weisen vom 22. bis 28. November einen Temperaturüberschuss von +1 bis +2 Grad auf. Spannend wird nur sein, wo sich der Nebel längere Zeit halten und so das regionale Temperaturniveau drücken kann. Auch die klaren Nächte werden eine Rolle spielen, wie warm der November am Ende wird ausfallen können. Kumuliert man die aktuellen Werte, so wird der November am Ende um +1,0 bis +1,5 Grad zu warm ausfallen können. Aktuell hat der November einen Temperaturüberschuss von +2,0 Grad.

Im Vergleich zu den Kontrollläufen jedoch, spielt die Wetterprognose der Amerikaner erneut eine Außenseiterrolle. Das Omegahoch (Ω) ist zwar möglich, doch zum aktuellen Stand wenig wahrscheinlicher. Der Mittelwert der Kontrollläufe berechnet mehrheitlich den Verbleib der Hochdruckzone auf dem Atlantik mit einer schwachen Tendenz, sich in Richtung Mitteleuropa auszudehnen. Der Favorit bleibt die nasskalte Temperaturentwicklung.

Das Hoch züngelt nach Europa
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Hoch züngelt nach Europa
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
19. November +4 bis
+15 Grad
+6 bis
+12 Grad
23. November +1 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
28. November -2 bis
+12 Grad
+3 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen November 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Was das Wetter im Januar 2022 zu bieten hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:00 Uhr.

Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr

Das wohl kürzeste Update, dass wir jemals gemacht haben. In den Berechnungen der Vorhersage-Modelle hat es keinerlei Veränderungen gegeben. Die Europäer favorisieren ein Gemengelage, bei der Deutschland zwischen den Fronten eines Hochdrucksystems westlich und eines Tiefdrucksystems östlich von Europa liegen kann. Favorisiert wird hier eine nasskalte Nordwestwetterlage. Die Temperaturen erreichen bspw. am 22. November +4 bis +8 Grad und am 23. November +0 bis +5 Grad. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind bis auf tiefere Lagen herab möglich.

Die Amerikaner berechnen ebenfalls die Hochdruckzone westlich von Europa, doch wird das Hochdrucksystem kräftiger und stabiler simuliert und erinnert heute Abend erneut an das Omegakonstrukt. Durch den Umstand aber, dass das Hochdruckzentrum weiter westlich liegt, können kühlere Luftmassen nach Deutschland einströmen und das Temperaturspektrum am 22. November auf +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad und am 23. November auf +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich absinken lassen. Dennoch gehören die Amerikaner - und auch Europäer - zu den kälteren Varianten, was von den Kontrollläufen so nicht gestützt wird. Abwarten, ob es zu einem frühwinterlichen Geplänkel reicht, oder ob da mehr dahintersteckt.

Der Favorit ist und bleibt die nasskalte Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen Wettermodell im Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufe (re.): Der Favorit ist und bleibt die nasskalte Wetterentwicklung
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