Wetterprognose Winter 2022: Wintersturm, nasskalt oder milder Weststurm - ein breites Entwicklungsspektrum
Ein Hoch dehnt sich im Verlauf der Woche über Deutschland aus und dominiert vorerst das Wetter. Doch so bleibt es nicht. Das Hoch verlagert sich auf den Atlantik und kann damit zu einem Wesentlichen Baustein des Winters werden.
Unbeständiges und windiges Wetter ist heute noch über weite Teile von Deutschland zu erwarten. Immer wieder kann mit Niederschlagsereignissen unterschiedlichster Intensität und Dauer gerechnet werden. Mancherorts können kurze Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Die Schneefallgrenze schwankt bei Tageswerten von +1 bis +5 Grad zwischen 500 und 800 Meter (Schneeprognose).
Ruhiges Januarwetter
Kurz war ich in der Versuchung den Abschnitt mit ruhiges Winterwetter
zu betiteln, jedoch wäre Winterwetter zu weit gegriffen, wie man an den aktuellen Schneehöhen von heute Morgen erkennt. Zum Start in die neue Woche lässt der Wind und der Niederschlag nach und lösen sich die Nebel- und Hochnebelfelder der Nacht auf, ist in der kommenden Woche mit viel Sonnenschein zu rechnen. In den Nächten wird es mit -0 bis -5 Grad frostig und über den Regionen mit Schnee können die Werte auf bis -10 Grad absinken. Am Tage steigen die Werte über dem Nordwesten auf +2 bis +6 Grad und mancherorts auf bis +8 Grad an, während es bis Donnerstag über dem Süden und Osten kühler wird und sich über den Regionen mit Schnee Dauerfrost einstellen kann. Weitere Informationen: Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Das Scheitern des Winters
Winterlich waren die Wetterprognosen der Europäer in den letzten Tagen nicht. Was jedoch simuliert wurde, waren die Vorbereitungen auf ein mögliches Winterereignis zum Start in die letzte Januardekade. Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt der heutige Wettertrend.
Das Hoch auf dem Atlantik
Ein Hoch auf dem Atlantik, dass sich von den Azoren bis nach Island reichend als Blockadehoch positioniert, ist eine Grundvoraussetzung für eine winterliche Wetterlage. Klappt das nicht, wird das auch mit dem Winter nichts. Das Hoch, dass sich in der kommenden Woche über Deutschland aufbaut, versucht sich bis zum 15. Januar auf den Atlantik zu verlagern, doch ist dieser Vorstoß zu zaghaft und dieses Zögern erkennt die atlantische Frontalzone und drückt das Hoch rasch zurück. Bevor überhaupt eine winterliche Struktur entstehen kann, wird diese zerstört.
Die atlantische Frontalzone
Durch die schwache Hochdruckaktivität wird die atlantische Frontalzone nicht wirklich blockiert, lediglich auf eine nördlichere Zugbahn gelenkt. Und so entsteht vom 15. bis 17. Januar eine über Deutschland nordwestlich dominierte Großwetterlage, bei der die Temperaturen sich mit Werten von +1 bis +6 Grad und über dem Norden bis +8 Grad im nasskalten Spektrum bewegen können.
Doch damit nicht genug, die atlantische Frontalzone gewinnt bis zum 19. Januar an Kraft und entsendet ein weiteres Tiefdrucksystem, dass sich zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien positionieren kann. Ein Austrogen ist für den Moment zwar nicht auszuschließen, doch ist eine Fortführung der nasskalten Witterung wahrscheinlicher, als ein nachhaltiger Wintereinbruch bis auf das Flachland herab.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter setzt zum Sprung an
In Sachen Winterwetter sind die Prognosen der Amerikaner wesentlich interessanter. Bereits zum 15. Januar hat sich das Hoch vollständig auf den Atlantik verlagert und zwischen Island, England und Spanien Position bezogen. Das reicht aus, um einen Trogprozess über der Barentssee nach Süden einzuleiten.
Dauerfrost und Schneefall
Der Winter befindet sich in der Mittelfrist auf dem Sprung nach Deutschland, doch ist das Hoch noch ein Tick zu nah an Deutschland und der Hauptstrom der kalten Luftmassen geht östlich an Deutschland vorbei. Dennoch reicht es, um die Temperaturen bis zum 18. Januar auf -5 bis +0 Grad absinken zu lassen. Etwas milder bleibt es mit +0 bis +4 Grad etwa nördlich der Linie von Köln und Hamburg.
Details sind für den Moment eher zweitrangig. Viel wichtiger ist die Entscheidung, ob sich das Hoch auf dem Atlantik entfalten kann - oder auch nicht. Davon hängt im Wesentlichen die Wetterentwicklung für die letzte Januardekade ab und wenn der Sprung für den Winter nicht gelingt, läuft diesem so langsam die Zeit davon. Denn zum aktuellen Stand ist der Winter gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +2,5 Grad zu warm (91/20: +1,3 Grad) und in Sachen Schneetage liegt der Winter mit 6 Tagen weit hinter dem Durchschnittswert von 35 Tagen zurück. Aber er hat ja noch etwas Zeit.
Der Durchbruch der atlantische Frontalzone
Zurück zur Wetterprognose der Amerikaner. Das Hoch versucht sich im Zeitraum vom 18. bis 22. Januar auf dem Atlantik als Störimpuls gegenüber der atlantische Frontalzone zu etablieren, doch das gelingt nicht wirklich nachhaltig. Der Grund ist eine Hochdruckzone, die sich im Bereich von Sibirien und Kanada aufbauen kann. Durch die Drehbewegung des Hochs im Uhrzeigersinn werden kalte Luftmassen nach Kanada transferiert und trogen über dem östlichen Kanada auf den milden
Atlantik auf und auf diese Art und Weise wird die atlantische Frontalzone bestärkt und das Blockadehoch geschwächt.
Das wäre dann der x-te Versuch, die Zonalisierung nach Deutschland zu bringen. Ob es funktioniert, bleibt abzuwarten, doch sollte das gelingen, so wäre die letzte Januardekade von stürmischen Winden und einem milden und unbeständigen Wettercharakter geprägt.
Auf den Punkt gebracht: Winterwetter oder doch die nasskalte Variante?
Lassen wir das Resümee von gestern noch einmal so stehen, denn es bringt den Wettertrend auf den Punkt. Der Winter setzt zum Sprung an, doch ob dieser von Erfolg gekrönt sein wird und die zweite Winterhälfte doch noch drehen kann, ist für den Moment jedenfalls mit vielen Fragezeichen versehen.
Der Wettertrend der Kontrollläufe war in den letzten Tagen nasskalt geprägt, bei der sich über dem Süden und Osten so etwas wie leichter Dauerfrost hätte einstellen können. Das ist mit viel Wohlwollen noch als winterlich zu bewerten, doch nasskalt trifft es besser. In den letzten 12 Stunden sind die Kontrollläufe einen Tick milder geworden. Über dem Süden und Osten hat das im Zeitraum vom 12. bis 23. Januar einen Mittelwert von -1 bis +2 Grad und über dem Norden und Westen von +2 bis +4 Grad zur Folge. Eben nasskalt, bei dem der Winter ab den mittleren Lagen oberhalb von 500 bis 700 Meter eine Rolle spielen kann.
Ansteigende Niederschlagstätigkeit
Der Zeitraum vom 10. bis 17. Januar wird von den Kontrollläufen als weitgehend trocken bewertet, was für das Hoch über Mitteleuropa spricht. Zeitgleich füllt sich das Hoch von oben herab mit warmen Luftmassen auf und kann die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe auf +0 bis +2 Grad ansteigen lassen. Zwischen dem 18. und 24. Januar nimmt die Niederschlagstätigkeit zu und ein abwechslungsreicher Wettercharakter ist zu erwarten, der gemäß dem Mittelwert aller Kontrollläufe von einer nordwestlichen Grundströmung geprägt sein kann. Nasskalt eben.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
16. Januar | -2 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
19. Januar | -6 bis +9 Grad |
+0 bis +2 Grad |
24. Januar | -8 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
Das Schmankerl
zum Schluss
Ist der Winter damit chancenlos? Nein, ist er nicht, wie die Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag beweist. Das Hoch auf dem Atlantik wird deutlich stärker berechnet, was den Trogausbruch stützt und intensiviert. Ein Wintersturm wäre demnach nicht auszuschließen. Es hängt eben vieles davon ab, was das Hoch auf dem Atlantik anstellt, oder auch nicht und entsprechend breit ist das Spektrum. Und auch die Kontrollläufe sind sich untereinander alles andere als einig und es gibt nach dem 15. Januar eine breite Streuung. Das Hoch spielt im Zeitraum vom 13. bis 15. Januar definitiv eine Schlüsselrolle, wie es mit dem Winter weitergehen wird.
Was sich in den Prognosen im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr
Die Amerikaner haben es heute geschafft, binnen 12 Stunden zweimal eine 180-Grad-Wende zu berechnen. Von einer Hochdruckzone hin zu einem Arctic Outbreak und heute Abend wieder eine Großwetterlage, die mit hohem Luftdruck den Winter aus Deutschland regelrecht verbannt.
Hochdruckblock
Und so ist es. Das Hoch verlagert sich nur kurz auf den Atlantik, kann sich jedoch dort nicht behaupten und zieht sich über Europa zurück. Anders formuliert ist in der Wetterprognose von heute Abend bis zum 25. Januar nicht mit winterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen. Im Gegenteil - je nach Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen bspw. am 24. Januar +2 bis +6 Grad und örtlich bis +10 Grad. Das ist für die Jahreszeit viel zu warm.
Rekordwarmer Januar?
Wir sind das heute mehrfach gefragt worden und da die erste Januar-Dekade bald rum ist, ein kurzes Resümee. Die erste Januardekade war im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um sage und schreibe um +5,2 Grad zu warm. Der bisherige Rekord stammte aus dem Jahre 2007 mit einer Abweichung von +5,25 Grad. Kumuliert man die gemäßigt milden Werte der aktuellen Berechnungen bis zum 24. Januar auf, so kommt man auf eine Temperaturabweichung von +2,1 bis +2,4 Grad. Das ist zwar noch immer viel zu warm, doch weit vom Rekord entfernt. Insofern ist nicht damit zu rechnen, dass der Januar alte Rekorde einstellen wird.
Kalt und Warm prallen aufeinander
Was man in den letzten Tagen gut beobachten konnte, dass die Prognose-Modelle hin und her schwanken. Mal verbleibt das Hoch auf dem Atlantik, mal flacht es nach Süden ab und ein anderes Mal legt es sich quer über Mitteleuropa. Diese Schwankungen sind nichts Außergewöhnliches und wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass der Hochdruckposition für den weiteren Verlauf des Winters eine gewichtige Rolle zukommt.
Schaut man sich die Kontrollläufe an, so erkennt man die Zunahme der Unsicherheiten ab dem 16. Januar. Das Temperaturspektrum in 1.400 Meter Höhe erstreckt sich am 18. Januar zwischen -15 und +6 Grad. Die Differenz beträgt 21 Grad. Zum Vergleich: für eine halbwegs brauchbare Wettervorhersage ist eine Differenz von +2 bis +4 Grad und für eine Wetterprognose bis +6 Grad wünschenswert. Unglücklicherweise schwankt der Mittelwert mit -4 bis -7 Grad exakt in dem Bereich, der zwischen einem Flachlandwinter so entscheidend ist. Die Wetterprognose der Amerikaner gehört heute Abend im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den wärmsten Varianten.
Die winterlichen Varianten
Die haben es in der Tat in sich und schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten an, so haben die winterlichen bis hochwinterlichen Varianten jeweils das Hoch auf dem Atlantik als gemeinsamen Ursprung. Ein anderer Weg, der zum Winter führen kann, ist für den Moment nicht ersichtlich. Das Hoch muss raus auf den Atlantik und sich als Blockadehoch positionieren.
Die Wetterprognose der Europäer
Das Hoch kann sich nach der Wetterprognose der Europäer bis zum 18. Januar nicht auf den Atlantik verlagern und versumpft regelrecht im Bereich zwischen den Azoren, Spanien und der Mittelmeerregion. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen auf diese Art und Weise in den Einflussbereich der atlantische Frontalzone, was die Temperaturen bis zum 19. Januar mit +2 bis +6 Grad zu mild ausfallen lässt. Immerhin bleibt aus Sicht der Freunde des Winterwetters
der Ansatz einer winterlichen Option erhalten.
Soweit der Stand.