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Wetter Winter 2021/2022: Keine Westwetterlage - kommt jetzt der Winter?

| M. Hoffmann
Wie steht es um den Winter? © Martin Bloch

Der nachhaltige Durchbruch der Westwetterlage scheint vom Tisch zu sein und insbesondere ein Vorhersage-Modell berechnet eine hochwinterliche Wetterentwicklung. Doch wie sieht es tatsächlich um den Winter?

Sonnenschein. Der Wind strömt aus nördlichen Richtungen über Deutschland hinweg und führt in den kommenden Tagen mit Temperaturen von +0 bis +4 Grad kühlere Luftmassen nach Deutschland, was oberhalb etwa 400 bis 600 Meter zu Dauerfrost führen kann. Die Wolkendecke lockert auf und können sich die regionalen Nebel- und Hochnebelfelder auflösen, scheint verbreitet die Sonne.

Weiße Weihnachten bleiben ein Thema

Die Wolken werden in der Vorweihnachtszeit zahlreicher und können über dem Norden und Nordosten für geringfügigen Niederschlag sorgen. Über die Weihnachtsfeiertage baut sich über Deutschland eine Luftmassengrenze auf, die milde Luftmassen über dem Süden von kalten über dem Norden trennt. Den exakten Verlauf der Luftmassengrenze interpretieren die beiden Vorhersage-Modelle noch unterschiedlich, doch könnten unter optimalen Bedingungen über Teile von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Neuschneemengen von 5 bis 30 cm zusammenkommen. Weiter nach Süden ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer grünen, windigen und milden Weihnachtszeit auszugehen. Weitere Informationen: Wetter Weihnachten 2021.

Der Verlauf der Luftmassengrenze nach dem europäischen (li.) und amerikanischen Wettermodell (re.)
Der Verlauf der Luftmassengrenze nach dem europäischen (li.) und amerikanischen Wettermodell (re.)
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Von mild Südwest auf nasskalt Nordwest

Die Europäer berechnen bis zum 27. Dezember den Durchbruch der atlantischen Frontalzone nach Skandinavien und auf dem Atlantik etabliert sich - zaghaft - die Tiefdruckrinne. Deutschland gelangt zunächst auf die milde Vorderseitenanströmung.

Mild, wild und regnerisch

Die kalten Luftmassen über dem Norden werden von einem strammen Wind aus südwestlichen Richtungen zum 27. Dezember weggeblasen und über ganz Deutschland stellt sich ein Temperaturniveau ein, dass mit Werten von +4 bis +8 Grad und über dem Westen und Südwesten bis +12 Grad deutlich zu warm ist. Dazu gibt es einen böigen Wind, der zum 28. Dezember ein erhöhtes Sturmpotential aufweist.

Absinkende Schneefallgrenze

Die zaghaft zustande kommende Tiefdruckrinne auf dem Atlantik bleibt zu schwach und dem Azorenhoch gelingt es, sich nach Norden aufzustellen und so einen Impuls für eine Nordwestwetterlage zu geben. Das Tief über Skandinavien trogt vom 29. bis 31. Dezember nach Süden aus und leitet im Zusammenspiel mit dem Hoch auf dem Atlantik über Deutschland, Österreich und der Schweiz ein nordwestlich orientiertes Strömungsmuster ein.

Die Temperaturen sinken mit +2 bis +6 Grad etwas ab und die Schneefallgrenze schwankt zwischen 600 und 800 Meter. Nasskaltes Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen.

Links die milde Südwestströmung, rechts die nasskalte Nordwestwetterlage
Links die milde Südwestströmung, rechts die nasskalte Nordwestwetterlage
© www.meteociel.fr

Die Wetterprognose der Amerikaner: Wintereinbruch über Deutschland

Den nachhaltigen Durchbruch der Westwetterlage findet auch der Wettervorhersage der Amerikaner nicht statt und das erhöht das Potential einer winterlichen Wetterentwicklung, die - je nach Verlauf der Luftmassengrenze über Weihnachten - über den nördlichen Regionen zu einer hochwinterlichen Wetterlage führen kann.

Blockadeachse auf dem Atlantik

Seit einigen Tagen weisen wir auf die Wichtigkeit der Blockadeachse auf dem Atlantik hin, da diese der entscheidende Faktor für oder gegen den Winter ist.

Die Amerikaner simulieren bis zum 28. Dezember die Verlagerung des Hochdrucksystems auf dem Atlantik und keilt zudem noch nach Norden auf. Der zarte Versuch, die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik zu etablieren scheitert kläglich und so scheitert auch der x-te Versuch, die Zonalisierung nach Deutschland zurückzubringen. Das wäre dann der 21. Monat in Folge, in der keine nachhaltige Westwetterlage zu erwarten ist.

Im Zeitraum vom 29. bis 31. Dezember dehnt sich das Hoch weiter nach Norden aus, kippt aber aufgrund der zunehmenden Tiefdruckdynamik in Richtung europäisches Nordmeer und Skandinavien nach Osten ab. Da östlich des Hochdrucksystems aber ein Tief nach Süden austrogt, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz nach Weihnachten in eine nördliche Grundströmung.

Dauerfrost und Schneefall

Die Temperaturen erreichen am 27. Dezember über dem Norden -5 bis +0 Grad und über dem Süden +0 bis +5 Grad. Bis zum 31. Dezember pendeln sich die Werte mit -7 bis -1 Grad in einen Bereich ein, der dem Hochwinter nahekommt. In den Nächten kann die -10 Grad-Marke angepeilt werden und klart es in den Nächten über Schnee auf, so können die Temperaturen auf bis -18 Grad absacken. Zeitweiliger Schneefall vollendet den winterlichen Wettercharakter.

Gestörte Zirkulation

Zum Jahreswechsel verlagert sich das Hoch weiter nach Skandinavien und nimmt eine von Ost nach West verlaufende Hochdruckachse und führt aus östlichen Richtungen kalte Luftmassen nach Deutschland. Bis zum 4. Januar können die Temperaturen auf -8 bis -4 Grad absinken.

Bis Silvester winterliche Wetteraussichten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Bis Silvester winterliche Wetteraussichten
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wann kommt der Winter?

Sollte alles optimal verlaufen, so könnte sich über dem Norden - bereits zu Weihnachten - eine winterliche Wetterlage einstellen, die sich nach den Feiertagen nach Süden ausdehnt. Doch optimal verläuft das Wetter selten. Da gehören noch ein paar Fragezeichen dahinter gestellt, zumal diese in Teilen hochwinterliche Wetterprognose von den Amerikanern stammt, die gestern - im gleichen Zeitraum - noch Temperaturen von bis +15 Grad simuliert haben. Ein klassischer Umfaller, der so auch zu erwarten war. Was aber ist von der winterlichen Variante zu halten?

Und es dürfte den einen oder anderen nicht verwundern, dass die Wetterprognose der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen heute zu den kältesten Varianten zählt - auch über Weihnachten. Das mit dem Schnee über dem Norden ist also eine mehr als unsichere Entwicklung.

Der Winter bleibt optional

Der Mittelwert aller Kontrollläufe liegt im Zeitraum vom 24. bis 26. Dezember in 1.400 Meter Höhe über dem Norden zwischen +0 bis -1 Grad, über dem Osten und Westen zwischen 0 und +3 Grad und über dem Süden zwischen +2 bis +4 Grad. Für den Flachlandwinter aber werden Höhentemperaturen von -5 bis -7 Grad benötigt und das zeigt, wie wenig wahrscheinlich weiße Weihnachten - auch über dem Norden - sind.

Nach Weihnachten sinkt das Temperaturniveau in der Höhe ab und pendelt sich mit -4 bis -7 Grad in einen Bereich ein, der dem Winter sehr nahe kommt und über Lagen oberhalb etwa 200 bis 400 Meter für winterliche Verhältnisse sorgen kann. Anders formuliert ist die nasskalte Variante der Europäer - zum aktuellen Stand - plausibler als der hochwinterliche Wettertrend der Amerikaner.

Nach Weihnachten wieder kühler
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nach Weihnachten wieder kühler
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
26. Dezember -2 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
30. Dezember -6 bis
+12 Grad
+0 bis
+2 Grad
4. Januar -6 bis
+12 Grad
+1 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle mit einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr

Weiße Weihnachten möglich. Zwar wird es an Heiligabend mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad für die Jahreszeit zu mild sein und Schnee zur Bescherung nicht möglich machen, doch das ändert sich am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag, wenn von Norden kühlere Luftmassen einsickern und sich bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag etwa nördlich der Linie von Bremen und Leipzig eine Schneedecke von 1 bis 5 cm und örtlich bis 10 cm ausbilden kann.

Die Amerikaner lassen die kalte Luft weiter nach Süden einsickern, sodass sich in einem breiten Streifen von Köln und dem Bayerischen Wald eine Schneedecke von 1 bis 5 cm und über den höheren Lagen von bis 20 cm ausbilden kann. Wie kalt kann es werden? Im Bereich der kalten Luftmassen sind am 2. Weihnachtsfeiertag zwischen -4 und +0 Grad und nach Süden bis +6 Grad möglich. Mit weiter nach Süden sind Baden-Württemberg und Bayern gemeint.

Die Wetterentwicklung bis Silvester

Es ist wenig verwunderlich, dass es ausgerechnet die Amerikaner sind, die für den 31. Dezember gestern noch +15 Grad und heute -8 Grad simulierten. Wir wurden in den letzten Tagen des Öfteren gefragt, ob die Wetterprognose der Amerikaner unseriös sei. Nein, unseriös sind diese Berechnungen nicht. Diese Simulationen sind - auch in dieser Spannbreite - plausibel und es zeigt, was passieren kann, wenn die Blockadeachse auf dem Atlantik erhalten bleibt, oder eben nicht.

Dem Winter nicht fern

In der Wetterprognose von heute Abend kann sich die Blockadeachse auf dem Atlantik nicht behaupten und kippt über Weihnachten nach Osten ab. Gleichzeitig gewinnt die atlantische Frontalzone an Intensität und drückt gegen das Hoch. Doch das Hoch stemmt sich nach Norden auf und bezieht über Skandinavien Stellung. Mit einem vollständig gestörten Zirkulationsmuster wird die atlantische Frontalzone über Europa vollständig blockiert. Es stellt sich eine östliche Grundströmung ein, was über dem Westen Temperaturen von +2 bis +6 Grad und über dem Osten von -4 bis +0 Grad ermöglicht. Dazu gibt es zeitweilige Niederschläge, die über dem Westen als Regen und nach Osten als Schnee niedergehen können.

Links die Grenzwetterlage zu Weihnachten, rechts die Luftmassengrenze zu Silvester
Links die Grenzwetterlage zu Weihnachten, rechts die Luftmassengrenze zu Silvester
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Die nasskalte Nordwestwetterlage

Unser heimlicher Favorit ist eine Variante, die von den Europäern in den letzten Tagen immer wieder berechnet wurde . Das Hoch wölbt sich nicht über Europa oder Skandinavien auf, sondern versucht auf dem Atlantik die Blockadeachse aufrechtzuerhalten. Damit fehlt die Hochdruckstütze über Mitteleuropa und die Tiefdrucksysteme ziehen vom europäischen Nordmeer aus nach Südosten und so entsteht über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine nasskalte Nordwestwetterlage, was den Winter ab den mittleren Lagen optional machen kann.

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe an, so wird die nasskalte Nordwestwetterlage nach den Feiertagen bis Silvester favorisiert. Mehrheitlich liegt der Hochdruckkern westlich von Mitteleuropa. Der Mittelwert der Temperaturen liegt am 27. Dezember zwischen +1 bis +4 Grad und am 31. Dezember zwischen -2 und +2 Grad. Schneefall ist bis auf die tieferen Lagen möglich und oberhalb etwa 100 bis 300 Meter kann mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden (Schneeprognose).

Nasskalt Nordwest ist nach den Europäern (li.) und dem Mittelwert aller Kontrollläufen (re.) die wahrscheinlichste Wetterentwicklung
Nasskalt Nordwest ist nach den Europäern (li.) und dem Mittelwert aller Kontrollläufen (re.) die wahrscheinlichste Wetterentwicklung
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Stratosphärenwirbel - vom Minor- zum Major-Warming?

Die extremere Variante einer Windumkehr in Stratosphärenhöhe zum Januar 2022 wurde heute nicht bestätigt. Bestätigt wurde hingegen ein Minor-Warming, das zu Weihnachten beginnt und zu einem kräftigeren Minor-Warming zum Jahreswechsel werden kann. Der Ansatz zu einem Major-Warming bleibt erhalten. Für die Wetterentwicklung ist das weniger interessant und hat für den Moment keinerlei Auswirkungen auf das Wetter. Erst wenn der Sprung zu einem Major-Warming gelingt, darf man in der zweiten Januardekade von einer spannenden Wetterentwicklung ausgehen.

Eine Entwicklung zu einem kräftigen Minor-Warming mit einem Ansatz für ein Major-Warming
Wetterprognose des Stratosphärenwirbels: Eine Entwicklung zu einem kräftigen Minor-Warming mit einem Ansatz für ein Major-Warming
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Um es auf den Punkt zu bringen, ist an Weihnachten über dem Norden in Sachen Schnee noch was möglich, auch wenn die Kontrollläufe im Mittel eine nur geringe Wahrscheinlichkeit hierfür eröffnen. Immerhin aber sind diese vorhanden. Nahezu vom Tisch ist eine weiße Weihnacht über dem Süden. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe liegen im Mittel bei +4 Grad und es gibt kaum Varianten, die darunter liegen.

Nach Weihnachten sinkt das Temperaturniveau auch über dem Süden ab, doch verharrt bei der -5 Grad-Grenze und das reicht eben nicht für den Flachlandwinter, wo Höhentemperaturen von -5 bis -7 Grad benötigt werden. Für den Moment einfach nur ein nasskalter Wettertrend mit winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen.

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