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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 12.01.2021 - Hochwinter oder doch die Wintermöhre?

| M. Hoffmann
Teils winterliche Wetterverhältnisse

Das Major-Warming ist nun in den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle angekommen und vieles spricht für einen Polarwirbelsplit mit einem Arctic Outbreak - doch trifft dieser auch Deutschland?

Viele Straßen und Landesteile sind derzeit schneebedeckt, doch das aktuelle Tiefdrucksystem führt kurzzeitig mildere Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze im Tagesverlauf auf bis 800 Meter ansteigen lassen kann. Bis es aber soweit ist, kann es zu chaotischen Straßenverhältnissen kommen.

Es wird kälter

Bereits zum Abend sinkt die Schneefallgrenze über dem Süden bis auf die tieferen mittleren und in der Nacht auf die tieferen Lagen ab und nachfolgend lässt der Niederschlag nach (Schneeprognose). In den Folgetagen kommt es immer wieder zu Niederschlagsereignissen, die teils als Regen, überwiegend aber als Schnee niedergehen können. Besonders der Zeitraum von Mittwochabend bis Donnerstagfrüh wird über dem Süden und Südwesten zu einer spannenden Angelegenheit, bevor zum Wochenende verbreitet Dauerfrost einsetzt und die Nächte zunehmend eisig werden. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

Zum Wochenende wird es frostig
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zum Wochenende wird es frostig
© www.meteociel.fr

Die Großwetterlage ist entschieden, das Wetter über Deutschland nicht

Das große Rad, was das Major-Warming in Stratosphärenhöhe gedreht hat, ist seit dem 11. Januar in den Vorhersage-Modellen angekommen. Der Ablauf ist klar umrissen, doch für Deutschland, Österreich und der Schweiz alles andere als eindeutig.

Der Arctic Outbreak

Der Arctic Outbreak wird kommen. Das Azorenhoch keilt weit nach Norden auf und schließt sich über Island und Grönland mit dem Polarhoch zusammen. An der Ostflanke des Hochdrucksystems werden kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden - auf den Atlantik - geführt.

Die milde und unwinterliche Variante

An den kniffligen Details aber hat sich weiterhin wenig verändert und im Grunde werden nur wenige hundert Kilometer den Unterschied zwischen dem Winter und einer Milderung ausmachen. In der milden Variante geht der Trog zu weit westlich nieder und Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen entweder in die nasskalte und windige Westkomponente oder in die milde bis warme Südwestströmung.

Polarwirbelsplit: Knappe Kiste!

Wie eng das zugeht und wie die kommende Wetterlage von dieser Hochdruckachse abhängt, zeigt sich in der heutigen Wetterprognose des europäischen Wettermodells. Da passt zwischen tiefwinterlichen und milden Wetterverhältnissen kaum mehr ein Blatt Papier. Zudem strebt das Azorenhoch weiter in den Polarwirbel hinein und sorgt für eine Dipolausbildung. Auch wenn die Rahmenbedingungen nahezu perfekt für einen Wintereinbruch über Deutschland sind, reicht es derzeit nicht über nasskalte Witterungsverhältnisse hinaus.

Die Europäer berechnen für den 18. Januar Tageswerte von +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad und für den 21. Januar +0 bis +5 Grad und örtlich bis +7 Grad. Das ist für Winterwetter viel zu mild!

Trotz idealer Bedingungen und einem Polarwirbelsplit reicht es über Deutschland nur für eine nasskalte Witterung
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Trotz idealer Bedingungen und einem Polarwirbelsplit reicht es über Deutschland nur für eine nasskalte Witterung
© www.meteociel.fr

Der Vollwinter

Was passiert, wenn der Trog - nur ein paar hundert Kilometer - weiter östlich niedergeht? Dann herrscht über Deutschland für einen längeren Zeitraum Vollwinter und der Wettercharakter würde dem Hochwinter gerecht werden können. Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simuliert diese Variante hin und wieder, letztmalig heute Morgen.

Dauerfrost mit Schnee und Eis

Im Trogprozess steigen die Werte kurzzeitig auf bis +10 Grad an, sinken nachfolgend zügig ab und erreichen nach dem 21. Januar Höchstwerte von -7 bis +0 Grad. Dazu gibt es immer wieder Niederschlagsereignisse, die bis auf tiefere Lagen herab als Schnee niedergehen und für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen können.

Polarwirbelsplit an der richtigen Stelle

Interessant ist, dass sich die Wetterprognose der beiden Vorhersage-Modell kaum mehr unterscheiden, doch steckt der Teufel im Detail. Das Hoch zwischen Grönland, Island und den Azoren, sowie die Achsverbindung zum Polarhoch wird zum elementaren Gebilde für die kommende Wetterlage. Nach den Amerikanern geht der Trog etwas östlicher nieder und die Wetterlage stabilisiert sich bis weit in die letzte Januar-Dekade hinein. Hochwinter pur!

Im Trogprozess kurz milder, dann mit einem Polarwirbelsplit tiefwinterliche Wetteraussichten für Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Im Trogprozess kurz milder, dann mit einem Polarwirbelsplit tiefwinterliche Wetteraussichten für Deutschland
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: nasskalt mit winterlichen Optionen

Die Europäer bleiben ihrer Linie mit einer milden Variante treu, doch ziehen die Kontrollläufe nur bedingt mit. In gleicher Anzahl gibt es die tiefwinterlichen Varianten zu bestaunen.

Im Zweifel mild

Immer wenn sich eine knappe Kiste abzeichnet, liegt man in der Wetterprognose ganz gut, wenn man auf die milde Variante setzt. Warum? Die Wahrscheinlichkeiten sprechen klar dafür. Zum einen sind extreme Varianten selten, zum anderen kommt es häufiger vor, dass der Trogprozess ab Deutschland entweder westlich oder östlich vorbeigeführt wird. Das sollte man als Freund der winterlichen Wetterverhältnisse - auch ganz abseits der Klimaerhitzung - berücksichtigen. Wenn es also Zweifel gibt, gewinnt mild zunehmend häufiger. Das aber nur nebenbei bemerkt.

Nasskaltes Winterwetter

Die Kontrollläufe stützen eine Temperaturentwicklung in 1.400 Meter Höhe, die im Zeitraum vom 17. bis 26. Januar zwischen +5 bis -15 Grad liegt. Ja, da ist eine Menge Spielraum vorhanden. Und auch in der Betrachtung des Mittelwerts gibt es eine Spannbreite von -2 bis -8 Grad. Ab -3 Grad senkt sich der Winter auf die mittleren und ab -7 Grad auf die tieferen Lagen ab. In Summe aber spricht das für Tageswerte, die sich im Bereich von -1 bis +5 Grad bewegen können. Das ist zu mild für den Flachlandwinter. Erst ab den mittleren Lagen wird es interessanter. Im Umkehrschluss berechnen die Kontrollläufe mehrheitlich eine Zwischenlösung zwischen der extrem winterlichen Variante der Amerikaner und der milden Lösung der Europäer.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
18. Januar -5 bis
+6 Grad
-1 Grad bis
+1 Grad
22. Januar -14 bis
+9 Grad
-1 bis
+1 Grad
27. Januar -12 bis
+10 Grad
-1 bis
+3 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2021 von zu kalt, normal, zu warm

Noch ist alles offen, doch festigt sich so langsam ein Trend. Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:13 Uhr

Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle von heute Abend liefern mit einem Arctic Outbreak und einer nachfolgenden Grenzwetterlage weiterhin keine Lösung, die für eine Wettervorhersage zufriedenstellend ist. Anders formuliert schwankt das Spektrum zwischen sehr mild und tiefwinterlich oder wie es heute Abend die Amerikaner berechnen: beide Varianten zugleich.

Grenzwetterlage - mit einer winterlichen und warmen Entwicklung zugleich
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Grenzwetterlage - mit einer winterlichen und warmen Entwicklung zugleich
© www.meteociel.fr

Grenzwetterlage - was wäre möglich

In der oben gezeigten Wetterkarte würde es nördlich der Linie von Münster und Dresden zu Dauerfrost kommen, während über Baden-Württemberg und Bayern die Werte auf +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad ansteigen können. Zwischen den beiden Luftmassen könnte es zu kräftigen, ergiebigen und länger andauernden Niederschlägen kommen. Teils Schnee, teils Regen.

Südwestwetterlage

Die Europäer bleiben ihrer Linie auch heute Abend treu. Der Arctic Outbreak geht westlich von Europa nieder und lässt die Tiefdrucksysteme in einer solchen Position, dass diese auf Ihrer Vorderseite milde Luftmassen nach Deutschland führen können. Simuliert werden örtlich Tageswerte von bis +12 Grad.

Trotz Atlantikblock, Arctic Outbreak und Polarwirbelsplit reicht es über Deutschland nicht für Winterwetter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Trotz Atlantikblock, Arctic Outbreak und Polarwirbelsplit reicht es über Deutschland nicht für Winterwetter
© www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit!

Kommen wir zu dem Punkt der den Freunden des Winterwetters ab der letzten Januar-Dekade ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte. In den letzten 24 Stunden festigt sich zunehmend die Wahrscheinlichkeit eines Polarwirbelsplits, was nach einem Major-Warming zu erwarten ist. Ein Displacement wird zunehmend unwahrscheinlicher. Interessant sind die Varianten, die hieraus entstehen können. Wir haben einmal die extremeren Entwicklungen herausgesucht.

Ein Polarwirbelsplit wird zum Beginn der letzten Januar-Dekade zunehmend wahrscheinlich
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Polarwirbelsplit wird zum Beginn der letzten Januar-Dekade zunehmend wahrscheinlich
© www.meteociel.fr

Und nun? Nasskalt mit winterlichen Optionen!

Solange keine klare und eindeutige Linie vorgegeben wird, bleiben die extremeren Varianten - sowohl in die milde, als auch winterliche Richtung plausibel und gehören besprochen, zumal eine Großwetterlage bevorsteht, wie sie es schon lange nicht mehr gegeben und weiterhin ein hochwinterliches Niveau hat.

Der Wettertrend selbst aber ist - so lange keine Klarheit herrscht - als nasskalt zu bewerten. Das bedeutet über dem Norden und Westen Tageswerte von +0 bis +5 Grad und über dem Süden und Osten von -2 bis +2 Grad. Niederschläge sind über dem Süden und Osten in Form von Schnee zu erwarten und oberhalb etwa 300 bis 500 Meter kann der Schnee auch liegen bleiben (Schneeprognose).

Über dem Norden und Westen ist von Regen über Schneeregen bis hin zu Schneefall alles möglich und die Ausbildung einer Schneedecke ist nicht auszuschließen, doch wird sich diese oberhalb erst etwa 400 bis 600 Meter dauerhaft behaupten können. Soweit der Stand!

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