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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 09.01.2021 - Arctic Outbreak - oder?

| M. Hoffmann
Bringt ein Arctic Outbreak den Hochwinter nach Deutschland?

Nach einem verbreitet winterlichen Wochenende setzt über Deutschland eine vorübergehende Milderung ein, was für Tauwetter bis auf die höheren mittleren Lagen sorgen kann. Doch kurze Zeit später wird es wieder spürbar kühler. Welche Optionen hat der Winter und welche Rolle spielt ein Arctic Outbreak?

Winterlandschaft - oberhalb etwa 300 bis 500 Meter verschärft sich der Dauerfrost am Wochenende und mehr wie -4 bis +0 Grad werden nicht zu erwarten sein. In Lagen darunter und über den nördlich gelegenen Regionen können die Werte auf +0 bis +4 Grad ansteigen. Niederschläge sind keine zu erwarten und in den Nächten sinken die Werte auf -5 bis 0 Grad ab. Bei Aufklaren und über Schnee sind bis -10 Grad möglich.

Turbulentes und spannendes Wetter

Zum Start in die neue Woche nimmt der Ausläufer eines Sturmtiefs über Skandinavien Kurs auf Deutschland und sorgt für kräftige Windböen, die über exponierten Lagen und der Küstenregionen zu stürmischen Windböen führen können. Mit dem Wind werden mildere Luftmassen nach Deutschland geführt, was die Tageswerte zum Dienstag auf +0 bis +5 Grad und über dem Norden und Westen örtlich auf bis +10 Grad ansteigen lassen kann. Kräftige Niederschläge gehen zunächst noch als Schnee, Schneeregen oder Eisregen nieder, gehen nachfolgend mehr und mehr in die flüssige Form über. Ab der Wochenmitte wird es spürbar frischer und über einigen Regionen kann der Dauerfrost wieder eine Rolle spielen. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

Eine Milderung ist nur von kurzer Dauer
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Eine Milderung ist nur von kurzer Dauer
© www.meteociel.fr

Welche Richtung schlägt der Winter ein?

Es ist und bleibt faszinierend, wie die Vorhersage-Modelle versuchen eine Richtung zu finden, doch gelingt das für den Moment (noch) nicht, da noch immer nicht klar ist, wie der Polarwirbel auf das Major-Warming in Stratosphärenhöhe reagieren wird. Da gibt und gab es kuriose Wetterentwicklungen und das Spektrum reichte von frühlingshaft milden bis tiefwinterlichen Varianten. Im Grunde aber läuft es weiterhin auf zwei Wetterentwicklungen hinaus.

Zonalisierung mit nachfolgender Milderung

Diese Variante taucht immer wieder auf und wird zu einem gewissen Prozentsatz von den Kontrollläufen gestützt, was eine Zonalisierung nach dem 13. Januar plausibel macht und in Betracht gezogen werden sollte.

Displacement des Polarwirbels

Der Grund für die Westwetterlage ist ein Hoch, dass sich zunächst von den Azoren in Richtung Grönland und nachfolgend in Richtung Kanada verlagert. Das Hoch verliert dabei seine Hochdruckachse zu den Azoren und damit die blockierende Wirkung auf die atlantische Frontalzone. Diesen Vorteil nutzen die Tiefdrucksysteme für sich aus und unterwandern das Hoch an seinem südlichen Gradienten. Damit wird der aktive Teil des Polarwirbels in Richtung der Barentssee und Karasee verlagert. Das steuernde Tiefdruckzentrum befindet sich zwischen Skandinavien und der Barentssee.

Bedingt durch diese Verschiebung des Polarwirbels rauscht ein Tief nach dem anderen über Deutschland, Österreich und der Schweiz hinweg und neben Sturm und viel Niederschlag kommt es zu Temperaturen, die der +10 Grad näher als der +0 Grad-Marke sind.

Displacement des Polarwirbels für über Deutschland zu einer Zonalisierung
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Displacement des Polarwirbels für über Deutschland zu einer Zonalisierung
© www.meteociel.fr

Arctic Outbreak

Kommen wir zur zweiten Wetterentwicklung, die in den letzten Tagen immer wieder in den Vordergrund trat. Typisch für ein Major-Warming ist eine zunächst unscheinbare Wetterentwicklung, die in den Vorhersage-Modellen aber - schlagartig - in eine Richtung kippt. Der Zeitraum für diese Wandlungen war zwischen dem 7. und 11. Januar datiert (3 bis 7 Tage nach den Major-Warming).

Diese - kuriosen - Wetterentwicklungen gab es in den letzten 12 Stunden zu genüge und zeigt, wie schnell sich das in der zweiten Januar-Dekade in Richtung Winterwetter bis auf das Flachland herabwandeln kann. Allen voran die Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells.

Vollwinter

Als Vollwinter bezeichnen wir eine Wetterlage, die den Winter mit Schnee, Eis und Frost bis auf die tieferen Lagen bringt. Doch was ist der Grund hierfür? Ein kleines, aber entscheidendes Detail. Die Achse des Polarhochs. In der winterlichen Variante driftet das Hoch nicht in Richtung Kanada ab, sondern baut eine Verbindung über das europäische Nordmeer zum Polarhoch auf. Die atlantische Frontalzone bleibt somit blockiert und das Tiefdruckzentrum über der Barentssee kann mithilfe des Hochdrucksystems in aller Ruhe nach Süden austrogen und - auch über Deutschland, Österreich und der Schweiz - für Winterwetter sorgen.

Was wäre zu erwarten?

Das Wetter über Deutschland bleibt in diesem Fall bis zum 20. Januar tiefdruckdominiert und aus östlichen bis nordöstlichen und später nördlichen Richtungen werden kalte Luftmassen nach Europa geführt. Die zeitweiligen Niederschläge gehen bis auf tiefere Lagen in Schnee über und die Ausbildung einer Schneedecke ist nicht auszuschließen.

Die Temperaturen erreichen bspw. am 18. Januar - Tageshöchstwerte - von -12 bis -2 Grad. In den Nächten wäre von Tiefstwerten von bis -20 Grad auszugehen. Ein klassischer Arctic Outbreak mit allen dazugehörigen Konsequenzen.

Ein Arctic Outbreak könnte den Hochwinter nach Deutschland bringen
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Arctic Outbreak könnte den Hochwinter nach Deutschland bringen
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Auf den Punkt gebracht: Hop oder Top

So sieht es aus. Die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels wird darüber entscheiden, ob mit einem Arctic Outbreak der Hochwinter nach Deutschland geführt wird, oder ob eine Zonalisierung für eine nachhaltige Milderung wird sorgen können.

Winter und Milderung jeweils plausibel

Häufiger stellt sich mit einem Major-Warming ein meridionales bis gestörtes Zirkulationsmuster über Deutschland ein, was aber auch bedeutet, dass mildere Varianten sich durchsetzen können. Hier haben wir einmal aufgelistet, wann ein Major-Warming zu einem knackigen oder milden Winter führte. Insofern sind bei Varianten - zum aktuellen Stand - gleichberechtigt.

Die Kontrollläufe sind uneinheitlich und berechnen im Mittelwert das, was bei extremeren Wetterlagen als Mittelwert herauskommt: nasskaltes Schmuddelwetter mit dem Trend zu einer Grenzwetterlage.

Flachlandwinter?

Vergleicht man die Kontrollläufe der letzten 36 Stunden miteinander, so erkennt man, dass von Prognose zu Prognose die kalten Varianten zunehmen. Die Höhentemperaturen betragen nach einer kurzen Milderungsphase vom 12. bis 14. Januar zwischen -4 und -7 Grad. Ab -3 Grad senkt sich der Winter bis auf die mittleren und ab -6 Grad auf die tieferen Lagen ab. Der Flachlandwinter steht nach dem 15. Januar wieder zur Diskussion und es gibt auch die Option, dass die Milderung Anfang der kommenden Woche komplett ausfallen kann.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
15. Januar -4 bis
+8 Grad
+1 Grad bis
+3 Grad
19. Januar -6 bis
+8 Grad
-11 bis
+3 Grad
24. Januar -9 bis
+11 Grad
-1 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2021 von zu kalt, normal, zu warm

Mehr Spannung geht aus Sicht der Freunde des Winterwetters nicht! Zudem endet die spekulative Phase des Major-Warmings, was in den kommenden Stunden für Gewissheit sorgen kann, welche Richtung der Winter einschlagen wird. Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr

Das Hin und Her geht weiter. Mal ist es der Westdrift, dann wieder der Arctic Outbreak. Zuletzt schwenkten heute Nachmittag die Amerikaner auf den Ausbruch arktischer Kaltluftmassen um, um ihn heute Abend wieder zu verwerfen. Anstatt Tageswerte vom -10 Grad sind es nun +15 Grad.

Das zeigt, dass noch gar nicht gesichert ist. Interessant aber ist, dass die Variante des Arctic Outbreaks zunehmend häufiger berechnet wird und in den Kontrollläufen Beachtung findet.

Der Arctic Outbreak von heute Nachmittag wurde heute Abend wieder verworfen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Arctic Outbreak von heute Nachmittag (li.) wurde heute Abend (re.) wieder verworfen
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Welche Chancen hat ein Arctic Outbreak

Der Ausbruch Luftmassen arktischen Ursprungs gehört zu den extremeren Wetterentwicklungen und wer hier regelmäßig zu Gast ist, der weiß, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz von der geografischen Lage her nicht so sehr anfällig für extreme Wetterlagen sind. Da muss schon viel zusammenkommen. Aber es kommt vor und zusammen mit dem Major-Warming in Stratosphärenhöhe sollte dieser Entwicklung Beachtung geschenkt werden.

Der Ausbruch arktischer Kaltluftmassen gelingt dann, wenn sich ein Tiefdruckwirbel zwischen der Barentssee und der Karasee befindet und zugleich das Azorenhoch auf dem Atlantik nach Norden aufkeilt und die atlantische Frontalzone blockiert. Gelingt das nicht, so wird der Westdrift in Gang gesetzt. Kommt die Blockierung zustande, so meridionalisiert das Muster und die Kaltluftmassen strömen nach Süden aus. Besonders gut wird das im Mittelwert aller Kontrollläufe von heute Abend simuliert und zeigt zugleich, wie knapp das Ganze ist.

Auf Messers Schneide - sowohl der Arctic Outbreak, als auch die Westwetterlage haben ihre Chance
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Auf Messers Schneide - sowohl der Arctic Outbreak, als auch die Westwetterlage haben ihre Chance
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Das Major-Warming

Aktuell beträgt die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe -54 km/h und erreicht zum15. Januar mit -108 km/h seinen vorläufigen Höhepunkt. Nachfolgend schwächt sich das Major-Warming auf -18 km/h ab, die Ost-West Drehbewegung aber bleibt erhalten. Anders formuliert erfährt der Polarwirbel bis zum 24. Januar von oben herab eine Schwächung. Interessant ist dabei, dass zum Wechsel in die letzte Januar-Dekade ein weiteres Warming berechnet wird, was unter bestimmten Voraussetzungen dem Polarwirbel den Rest geben kann (Final-Warming).

Ein weiteres Warming in Stratosphärenhöhe mit Ansatz zum Final-Warming
Wetterprognose Stratosphärenhöhe nach dem amerikanischen Wettermodell: ein weiteres Warming in Stratosphärenhöhe mit Ansatz zum Final-Warming
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Nasskalt bis winterlich

Der grundsätzlich nasskalte Wettercharakter erhält heute Abend einen Zusatz: winterlich. Denn die Kontrollläufe bestätigen heute Abend vom 12. bis 14. Januar nur eine kurze Milderung. Nachfolgend sinken die Werte wieder ab und ermöglichen oberhalb etwa 300 bis 500 Meter die Rückkehr des Winters. Ob Vollwinter mit Schnee, Eis und Frost bis auf die tieferen Lagen herab möglich ist, hängt vom Zustandekommen des Arctic Outbreaks ab. Soweit der Stand.

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