Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 06.01.2021 - In welche Richtung kippt der Winter?

Der Winter wagt sich langsam bis auf die tieferen Lagen vor, doch wie der Winter weiter verlaufen wird, hängt vom Zustand des Polarwirbels und der Ausrichtung eines Polarhochs ab.
Schneefall ist in den kommenden Tagen auch über den tieferen Lagen zu erwarten, wenngleich dieser etwa nördlich der Linie von Münster und Leipzig nicht liegen bleiben wird. Dafür sind die Tageswerte mit +0 bis +3 Grad zu mild.
Zunehmend winterlich
Anders die Situation über dem Süden. Dort stellt sich zum Wochenende zunehmend Dauerfrost ein und konserviert eine mögliche Schneedecke bis auf die tieferen Lagen herab (Schneeprognose). Zudem dehnt sich von Süden ein neuerliches Schneefallgebiet über Baden-Württemberg und Bayern aus und kann für etwas Neuschnee sorgen. In den Nächten ist mit mäßigem Frost zu rechnen. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

© www.meteociel.fr
Breites Spektrum an Entwicklungsmöglichkeiten
Wir weisen ja nun schon eine gewisse Zeit lang auf den Umstand des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe hin, das im Moment mit Windgeschwindigkeiten von -68,4 km/h seine Windrichtung von West-Ost auf Ost-West gedreht hat und fortan die unteren Luftschichten und damit die Stabilität des Polarwirbels beeinflusst. Infolgedessen kommt es zu Entwicklungen, die erst in den kommenden Tagen ein komplettes Bild des Polarwirbels abgeben und weitere Schlussfolgerungen ermöglichen werden. Bis es so weit ist, werden die Vorhersagemodelle weiterhin schwanken und sprunghaft bleiben.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Von einer milden West- zu einer gemäßigt kalten Nordwetterlage
Wie weit die einzelnen Varianten auseinanderliegen können, zeigt das amerikanische Wettermodell in seiner Wetterprognose von heute Nacht und am Morgen.
Heute Nacht wurde eine vom 13. bis 21. Januar astreine Westwetterlage berechnet. Bedingt durch die Hochdruckverbindung zwischen Alaska/Kanada und Sibirien werden kalte Luftmassen nach Kanada transferiert, die über dem östlichen Kanada nach Neufundland ausströmen und auf dem Atlantik ein wahres Feuerwerk an Tiefdrucksystem initialisieren kann. Infolgedessen gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine milde, windige und nasse Westströmung. Der Winter wäre vorerst auf Eis gelegt.
Heute Morgen nun die Umkehr. Das Polarhoch bleibt im Zentrum bestehen und baut eine Achse nach Süden aus. Somit kann der aktive Teil des Polarwirbels über der Barents- und Karasee nicht nach Kanada transferiert werden. Stattdessen strebt das Azorenhoch in Richtung Island und gelingt nun der Kontakt zum Polarhoch, so entspräche das im Ansatz einem Polarwirbelsplit.
In der Interpretation dessen wäre eine Milderung vom 13. bis 21. jeweils nur von kurzer Dauer und nur bedingt nach Süden durchgreifend. Nachfolgend werden rasch kühlere Luftmassen zugeführt. Eine Nordwetterlage ist für den Norden mit der warmen Nord- und Ostsee weiterhin kein Garant für Winterwetter.

© www.meteociel.fr
Wer denkt die Europäer sind besser, der irrt
Aus einer mehr subjektivem Beobachtung heraus kommen die Wetterprognosen des europäischen Wettermodells besser mit gestörten und meridionalen Großwetterlagen zurecht, doch zeigt sich aktuell auch hier keine Konsistenz. Gestern Abend noch eine winterliche Nordwetterlage, heute nun der Ansatz einer beginnenden Zonalisierung (Westwetterlage). Deutlicher zeigt sich die Veränderung innerhalb des Polarwirbels und spätestens jetzt sollte klar sein, warum ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe die Vorhersage-Modelle sprunghaft macht.

© www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Eine Milderung hat gute Chancen
Ganz gleich wie man es dreht und wendet, eine Nord-Südachse des Polarhochs gehört zu den ungewöhnlichen Varianten. Zudem müsste das Azorenhoch noch mitspielen, was letztlich auf ein Polarwirbelsplit hinauslaufen wird. Und ja, in diesem Fall wäre mit Vollwinter mit Schnee, Eis und Frost bis aus die tieferen Lagen herab zu rechnen. Das aber ist eher ungewöhnlich und die Wahrscheinlichkeit für ungewöhnliche Wetterlagen schwindet in Zeiten der Klimaerhitzung. Anders formuliert gewinnt warm zunehmend häufiger
.
Kontrollläufe: amerikanisches Wettermodell zu kalt
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells kann durchaus für winterliche Wetterverhältnisse sorgen, doch geht es hier um Wahrscheinlichkeiten und die sind für zu kalte Varianten deutlich schlechter geworden. Im Vergleich zu den Kontrollläufen bildet der Hauptlauf die kältesten Varianten ab. Die Kontrollläufe selbst haben einen ab dem 13. Januar langsam ansteigenden Temperaturtrend, der bis auf 800 Meter für Tauwetter sorgen kann. Anders formuliert ist für Deutschland typisches Winterwetter bis zum 13. Januar nahezu gesichert - darüber hinaus wird es mit einer höheren Wahrscheinlichkeit milder.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
12. Januar | -5 bis +5 Grad |
-3 Grad bis +3 Grad |
16. Januar | -8 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
21. Januar | -6 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |

Mit einem Major-Warming bleibt das nur eine Momentaufnahme und man wird frühestens am 7. Januar Gewissheit darüber haben, wohin die Reise des Winters gehen wird. Was sich im Tagesverlauf verändert hat und wie sich die Randfaktoren für Rückschlüsse zulassen, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.
Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr
Wie zu erwarten war, haben sich die Wetterprognosen im Tagesverlauf mehrfach geändert und eine Hochdruckverbindung zwischen Kanada/Alaska und Sibirien kann nach wie vor infrage gestellt werden. Heute Abend überrascht das amerikanische Wettermodell etwas mit einem vollständigen Polarwirbelsplit, und zwar nicht in Form eines Zweier- (Dipol), sondern Dreierfeldes. Deutschland würde - für den Moment vom Arctic Outbreak gestreift werden. Eine Westwetterlage wäre in diesem Fall vom Tisch.
Welche Temperaturen wären zu erwarten? Weitgehend winterlich wäre der Abschnitt bis zum 13. Januar zu bewerten. Im Umstellungsprozess wird es bis zum 17. Januar milder und die Werte können über dem Norden auf +4 bis +8 Grad und über dem Süden auf -1 bis +3 Grad ansteigen. Ob dann der Winter Einzug hält, kommt auf die Trogposition an.
Diese Prognose aber kann in den kommenden 6 Stunden schnell zur Makulatur werden. Wichtig ist, dass innerhalb des Polarwirbels für den Moment gar nichts geregelt und von einem Polarwirbelsplit bis hin zu einem Displacement des Polarwirbels alles möglich ist. Exakt so, wie es von einem Major-Warming auch zu erwarten ist.

© www.meteociel.fr
Hochdruckachse Kanada - Sibirien
Schaut man sich die Druckanomalien bis zum 15. Januar an, so erkennt man nicht unbedingt den Willen einer Hochdruckverbindung zwischen Kanada und Sibirien, was über kurz oder lang über Deutschland zu einer Westwetterlage führen könnte. Zudem werden der NAO-, als auch AO-Index weitgehend im negativen Bereich berechnet. Eine Milderung würde in diesem Fall aus südwestlichen Richtungen kommen. Wahrscheinlicher aber sind meridionale oder gestörte Zirkulationsmuster.

© www.climatereanalyzer.org
Was möglich ist
Schaut man sich die einzelnen Kontrollläufe an, so wird in einer Vielzahl ein Polarwirbelsplit berechnet, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz nicht zwingend auf der kalten Seite liegen müssen. Ein Polarwirbelsplit aber hat meridionale oder gestörte Zirkulationsmuster zur Folge. Eine Westwetterlage wäre dann nur möglich, wenn der Split zwischen Sibirien und Kanada verläuft. Wir haben die extremeren Varianten einmal herausgezogen.

© www.meteociel.fr
Was wahrscheinlich ist
Der Knackpunkt ist zum 15. Januar auszumachen, wenn das Polarhoch zur Höchstform aufläuft und nachfolgend seine Achse ausrichten wird. Nach den Kontrollläufen zeichnet sich die Möglichkeit eines Arctic Outbreaks ab, doch wahrscheinlicher ist die Achsausbildung zwischen Kanada und Sibirien - zumindest zum aktuellen Stand!

© www.meteociel.fr
Kontrollläufe kühler
Im Vergleich zu den letzten 24 Stunden sind die Kontrollläufe insgesamt wieder kühler geworden. Tauwetter würde sich nicht mehr bis auf 800 Meter, sondern nur noch auf 500 bis 700 Meter durchsetzen können. Ist zwar ernüchternd für alle Freunde des Winterwetters, es ist aber vieles derzeit nur eine Momentaufnahme und zeigt, wie das Major-Warming wirken und alles auf den Kopf stellen kann. Das Temperaturspektrum reicht bspw. am 20. Januar von -7 bis +9 Grad. Der Mittelwert der Kontrollläufe liegt exakt im Bereich des vieljährigen Mittelwertes von 1961 bis 1990. Da wird sich noch einiges verändern können.
Und um dem noch eines obendrauf zu setzen, wird innerhalb des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe zum 18. Januar in den Prognose-Modellen der Ansatz gezeigt, der darüber hinaus zu einem Final-Warming führen kann. Man darf weiterhin gespannt sein!

© www.meteociel.fr