Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 03.01.2021 - Der Winter mit voller Wucht?

Nur über den südlichen Landesteilen und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann man derzeit von Winterwetter sprechen. Darunter ist es verbreitet nasskalt. Die kommende Wetterentwicklung hat aber das Zeug zum Vollwinter und eben auch einer nachhaltigen Milderung - gesichert ist nichts.
Manche Portale rufen den Schockwinter
oder die Schneebombe
aus und viele Anfragen erreichen uns, was denn da Wahres dran ist. Die Antwort: Nichts - es ist Clickbaiting. Das Erhaschen von Klicks mit extremen Überschriften, die etwas suggerieren sollen, was nicht kommt oder existiert.
Etwas Winter
Die Realität abseits der Clickbaitlandschaft sieht so aus, dass die kommenden Tage über dem Norden deutlich milder werden und über dem Nordosten und Osten können die Werte am 6. und 7. Januar auch über die +5 Grad Marke hinaus ansteigen. Zeitweilige Niederschläge sind dort in überwiegend flüssiger Form zu erwarten. Anders die Situation nach Süden. Dort stellt sich oberhalb etwa 200 bis 300 Meter Dauerfrost ein. Dafür klingen die Niederschläge ab und es kommt bis zum 8. Januar nur wenig Neuschnee hinzu. Anders formuliert handelt es sich hierbei um einen ganz gewöhnlichen Start in den Januar, der sich nah am Mittelwert von 1961 bis 1990 orientiert. Eine Schneebombe
oder ein Schockwinter
sieht anders aus. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

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Das Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Über dieses Phänomen berichten wir seit Weihnachten immer wieder und die Vorhersage-Modelle hatten dieses Phänomen ganz gut im Griff. Aus dem Warming vom 30. Dezember folgt zum 4. Januar das Major-Warming in Stratosphärenhöhe nach. Denn ab diesem Zeitpunkt drehen sich die Winde entlang des 65. Breitengrades in die entgegengesetzte Richtung wie die unteren Luftschichten, was wiederum den Polarwirbel zunächst abschwächt und im weiteren Verlauf massiv stört. Das kann so weit gehen, dass der Polarwirbel komplett zusammenbricht und sich in dieser Wintersaison nicht mehr erholt.

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Windumkehr
Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe noch +30 km/h. Zum 5. Januar werden -36 km/h und bis Mitte Januar -126 km/h simuliert. Nach dem Mittelwert der Kontrollläufe erreicht der Tiefstwert -102 km/h. Das ist ungewöhnlich heftig und wird rund 3 bis 7 Tage nach Windumkehr (7. bis 11. Januar) den Polarwirbel und damit auch das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz beeinflussen können.
Die Vorhersage-Modelle reagieren darauf
Nun sind bei einem Major-Warming sowohl sehr warme - ja fast schon frühlingshaft milde - als auch tiefwinterliche Wetterlagen möglich. Entscheidend ist, wie sich der Polarwirbel auf die neue Situation wird einstellen können. Und da gibt es momentan die abenteuerlichsten Wetterprognosen. Eine faszinierende zeigte bspw. das amerikanische Wettermodell heute Nacht, bei der ein Arctic Outbreak - über Deutschland auf den Frühling trifft.
Im Ergebnis hätte das ein chaotisches Wetter zur Folge gehabt. Ein paar Stunden später aber sind diese extremen Varianten verschwunden und tauchen an anderer Stelle wieder auf. Das ist typisch für das Major-Warming und wird in den kommenden 3 bis 7 Tagen noch so weitergehen. Eine Verlässlichkeit ist nicht zu erwarten.

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Warum ist das so?
Im Winter gibt der Polarwirbel den Takt für die Großwetterlage vor. Ist der Polarwirbel in seiner Struktur kräftig und stabil aufgestellt, so haben Westwetterlagen ihre Hochsaison. Ist der Polarwirbel hingegen gestört oder instabil, kommt es entlang der Polarfront zu erheblichen Wellenbewegungen, die zu Trogwetterlagen oder auch gestörten Zirkulationsmustern führen können.
Anders formuliert: Stellen Sie sich den Polarwirbel als einen Kreisel vor. Dreht man den Kreisel, so läuft er eine Zeit lang stabil und selbst ein Stupser
mit dem Finger kann den Kreisel nicht aus der Ruhe bringen. Am Ende aber wird der Kreisel zunehmend instabiler und fängt an rum zu eiern
und chaotische Laufbahnen einzuschlagen. Exakt diesen Verhalten wird vom Polarwirbel bis Mitte Januar erwartet.

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Was berechnen die Vorhersage-Modelle?
Es ist derzeit wenig sinnvoll die Wetterprognose über den 10. Januar hinaus auszudehnen. Zu extrem und zu verschieden sind die Wettervorhersagen der Modelle. Besonders deutlich wird das heute im Vergleich zwischen dem europäischen und amerikanischen Wettermodell.
Winterwetter
Das amerikanische Vorhersage-Modell berechnet eine bis zum 13. Januar wintertypische Großwetterlage mit Schnee, Eis und Dauerfrost über der Südhälfte, während es über dem Norden mit der warmen Nord- und Ostsee nicht ganz für Dauerfrost reichen wird, dafür aber sinkt die Schneefallgrenze auch dort bis auf tiefere Lagen ab.
Nachhaltige Milderung?
Anders sieht es die Wetterprognose des europäischen Wettermodells. Der Trog kommt über Mitteleuropa nicht zustande und ab dem 9. Januar führt eine West- bis Südwestströmung mildere Luftmassen nach Deutschland. Die Tageshöchstwerte können sich vom Dauerfrostbereich langsam auf bis +5 Grad erwärmen. Mit richtigem Winterwetter wäre in der zweiten Januar-Dekade dann nicht mehr zu rechnen.

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Auf den Punkt gebracht: Winter oder nicht Winter?
Das bleibt die Frage und die wird auch nicht so schnell zu beantworten sein. Was als gesichert gilt, ist eine bis zum 12. Januar weitgehend winterliche Landschaft über den Regionen südlich der Linie von Köln und Dresden, wo sich verbreitet oberhalb etwa 200 Meter Dauerfrost wird einstellen können. Weiter nach Norden bleibt es eher nasskalt.
Keine durchgreifende Milderung
Auch wenn die Prognose-Modelle immer wieder einmal warme Varianten einwerfen, so zeigt sich im Vergleich zu den Kontrollläufen keine Relevanz einer nachhaltigen Milderung. Die Kontrollläufe berechnen bis zum 16. Januar in 1.400 Meter Höhe Temperaturen von -4 bis -8 Grad und der Flachlandwinter wird definitiv zum Thema werden. Ob es auch über dem norddeutschen Tiefland und den Ballungsgebieten über dem Westen zu Winterwetter reichen wird, bliebt abzuwarten.
Der Temperaturmittelwert der Kontrollläufe bewegt sich in 2 Meter Höhe über dem Norden und Westen zwischen +1 bis +4 Grad und über dem Süden und Osten zwischen -2 und 0 Grad. Und auch das ist typisch für den Januar. Anders formuliert ist bis zum 13. Januar mit einer normalen Wetterentwicklung zurechnen.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
9. Januar | -4 bis +3 Grad |
-2 Grad bis +2 Grad |
13. Januar | -4 bis +7 Grad |
-1 bis +2 Grad |
18. Januar | -6 bis +9 Grad |
+1 bis +3 Grad |

Spannend in jeder Hinsicht. Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.
Update der Wetterprognose von 20:09 Uhr
So wirklich winterlich waren die Wetterprognosen der Vorhersagemodelle heute nicht wirklich. Von einem Vollwinter mit Schnee, Eis und Frost bis auf das Flachland herab sind die Vorhersagen ein ganzes Stück weit entfernt.
Zudem bilden die Hauptläufe der Vorhersage-Modelle jeweils eine Variante ab, die bis Mitte Januar statt den Hochwinter die Westwetterlage bringen kann. Das amerikanische Wettermodell berechnet bspw. heute Abend eine bis zum 12. Januar winterliche Wetterentwicklung über den Gebieten oberhalb etwa 200 bis 400 Meter, bzw. südlich einer Linie von Köln und Dresden. Weiter nach Norden bleibt es eher nasskalt. Darüber hinaus setzt sich mit einer Westströmung eine Milderung durch.

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Das Major-Warming, Polarwirbelsplit und trotzdem mild?
Wir haben den obenstehenden Kartenausschnitt bewusst etwas größer gewählt, weil hier sehr schön deutlich wird, dass - trotz optimaler Voraussetzungen - der Winter über Mitteleuropa nicht Einzug halten kann. Zu beachten ist die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada/Alaska.
Kommt sie Zustande, so war es das mit dem Winter. Warum? Ganz einfach - die Störeinflüsse haben keine Chance mehr auf Mitteleuropa überzugreifen und transportieren stattdessen kalte Luftmassen nach Kanada, die über dem östlichen Kanada nach Neufundland abtropfen und das System der Westwetterlage in Gang setzen können. Wie so etwas im Detail aussehen kann, haben wir hier einmal näher erläutert: Warum die Winter so warm geworden und woran warme Winter frühzeitig zu erkennen sind.
Hauptlauf zu warm
Die Kontrollläufe stützen eine Wetterentwicklung, die den Winter im Zeitraum vom 4. bis 14. Januar nahe an das Flachland heranbringt - doch ist es ein zögerlicher Winter, der vor allem ab den mittleren Lagen so benannt werden kann und im Flachland nicht wirklich mit einem Wintereinbruch zu vergleichen ist.
Schneeprognose
Die Schneeprognose war in den letzten Tagen mit 15 bis 40 cm viel zu optimistisch und ist sie auch heute noch. Doch der Mittelwert passt sich mehr und mehr dem an, was realistisch ist.
Anders formuliert sollte es bis zum 12. Januar über weite Teile von Deutschland zu einer Schneedecke von 1 bis 7 cm und mancherorts von bis 15 cm reichen. Über Staulagen der Mittelgebirge können es örtlich bis 30 cm sein. Die Schneedecke über dem Osten ist zu optimistisch und entstammt Niederschlagsereignissen, die überwiegend in flüssiger Form niedergehen sollten. Alles andere wäre eine Überraschung.

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Interessanter Ansatz der Druckanomalien
Die oben dargestellte Variante des amerikanischen Wettermodells mit einer Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada/Alaska wird in den Druckanomalien nicht gestützt. Stattdessen baut sich durch den schwachen Polarwirbel eine Tiefdruckzone auf, deren Achse über Deutschland für Trogwetterlagen sorgen kann. Interessanter Ansatz und so bleibt im Fazit von heute Abend nur zu sagen: Abwarten, welche Auswirkungen das Major-Warming auf den Polarwirbel haben wird.

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