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Wettertrend: Sommerwetter, Störimpulse und die Regenerierung der Frontalzone

| M. Hoffmann

Weitere Störimpulse sorgen in den kommenden Tagen für kräftigen Niederschlag, welcher mancherorts unwetterartig ausfallen kann. Das Unwetterpotential von Hochwasser, Überflutungen und Sturzfluten bleibt auch im Juni noch auf einem hohen Niveau - wann ändert sich das Wetter und wie steht es um den Sommer?

Das Prinzip der Schafskälte - oder der Erhalt einer unwetterträchtigen Großwetterlage
Das Prinzip der Schafskälte - oder der Erhalt einer unwetterträchtigen Großwetterlage

Das Problem der kommenden Großwetterlage ist ein erneut quasistationäres Verhalten. So dreht ein Tief in den letzten Mai-Tagen seine Runden über Deutschland und kann sich im Juni - insbesondere über der Südhälfte - weiter intensivieren und so für einen regnerischen Wettercharakter sorgen, welche die Flüsse weiter anschwellen und auch für Überflutungen und lokale Sturzfluten sorgen kann. An den Sommer erinnert das erst einmal wenig.

Kein Sommerwetter

Also nein, man braucht gar nicht über einen sommerlichen Start in den Juni zu spekulieren. Die kommende Wetterlage lässt das einfach nicht zu. Zudem pendeln sich die Temperaturen - je nach Niederschlagsintensität - mit +14 bis +18 Grad mehr in den Bereich des Frühlings ein. Nur mit einer länger andauernden Sonnenscheindauer kann die frühsommerliche +20 Grad-Marke überschritten werden. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Juni.

Ein Tiefdrucksystem dreht sich über Deutschland ein und sorgt auch im Juni noch für teils unwetterartige Regensummen
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Tiefdrucksystem dreht sich über Deutschland ein und sorgt auch im Juni noch für teils unwetterartige Regensummen © wxcharts.com

Quasistationäres Verhalten

Noch einmal auf den Störimpuls eingehend, da diese Wetterlage nicht allzu häufig vorkommt. Es handelt sich um eine Erhaltungsneigung, welche zwar von einem Hoch dominiert wird, doch sind in diesem Hoch Störungen eingelagert. Es handelt sich um eine schwachgradientige Wetterlage mit einem quasistationärem Verhalten. Das bedeutet, dass die Niederschlagsfelder sich kaum fortbewegen und so an Ort und Stelle abregnen, was zu unwetterartigen Wetterereignissen führen kann. Außergewöhnlich auch vor dem Hintergrund, da es sich seit Mitte Mai um eine ausgeprägte Erhaltungsneigung handelt. Auf eine Regenerierung der atlantischen Frontalzone wartet man vergebens.

Atlantische Frontalzone

Und diese atlantische Frontalzone ist der Schlüssel zur Veränderung der Großwetterlage. Regeneriert sich diese, so wird das schwachgradientige Muster aufgeräumt und nach einer turbulenten Phase ergeben sich neue Möglichkeiten für den Aufbau der Großwetterlage.

Kommt die Regenerierung der atlantische Frontalzone nicht in Gang, so bleibt das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz unverändert. Können sich die Störimpulse behaupten, bleibt das Wetter chaotisch und mit weiteren unwetterartigen Niederschlagsereignissen kann gerechnet werden. Stabilisiert sich das Hoch mit steigendem Sonnenstand jedoch, so bricht der Sommer über Deutschland durch.

Die drei möglichen Ansätze für die kommende Großwetterlage
Die Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die drei möglichen Ansätze für die kommende Großwetterlage © www.meteociel.fr

Westwetterlage?

Man muss in den Kontrollläufen schon lange suchen und ein wenig Phantasie haben, um die Regenerierung der atlantischen Frontalzone ausfindig zu machen. Es gibt bis in die zweite Juni-Dekade hinein lediglich Ansätze einer Regenerierung. Insofern lässt sich eine Westwetterlage zunächst einmal ausschließen.

Unwetterartiger Dauerregen auch in der zweiten Juni-Dekade?

Sowohl die Wetterprognose der Amerikaner, als auch die der Europäer berechnen heute mehrheitlich den Erhalt einer meridional getriggerten und schwachgradientigen Großwetterlage, bei der sich ein Tief im Bereich zwischen England, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien eindrehen kann.

Zur gleichen Zeit dehnt sich auf dem Atlantik - über Island und Grönland - ein Hochdrucksystem weit in Richtung der Polarregion aus und vereitelt so eine Regenerierung der Frontalzone bereits im Ansatz. Mehr gestört kann eine Großwetterlage nicht sein. Meridional hat eine von Nord nach Süd oder Süd nach Nord verlaufende Grundströmung und da sich das Hoch westlich von Deutschland befindet und das Tief sich in Richtung Skandinavien eindreht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Tief nach Süden austrogt und für weitere - teils unwetterartige Wetterereignisse sorgen wird.

Kein Sommerwetter

Mit dem Trogverhalten kippt das Strömungsmuster auf Nord-Süd und führt frischere Luftmassen vom europäischen Nordmeer in Richtung der Alpen. Die Temperaturen pendeln sich mit +14 bis +18 Grad mehr im Bereich des Frühlings ein. Sommerwetter sieht anders aus.

Sommerwetter sieht anders aus - die Großwetterlage erinnert mehr an die Schafskälte
Die Wetterprognose nach dem europäischen und dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Sommerwetter sieht anders aus - die Großwetterlage erinnert mehr an die Schafskälte © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Unwetter bis weit in den Juni hinein?

Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bleibt noch bis zum 3. Juni das Potential von unwetterartigen Wetterereignissen erhalten. Ferner heißt es abwarten und hängt davon ab, ob sich das Hoch über Mitteleuropa stabilisieren kann.

Was wahrscheinlich ist

Beide Vorhersage-Modelle halten von einer Stabilisierung der Großwetterlage wenig und lassen mit einer Nord-Süd-Strömung die Temperaturen weiter zurückgehen. Weder die Westwetterlage noch Sommerwetter. Die Kontrollläufe stützen eine solche Wetterentwicklung nur bedingt und im direkten Vergleich bilden die Amerikaner und die Europäer die kältesten Entwicklungen ab. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist die Ausbildung einer Südwestwetterlage, bei der sich der Trog nicht über Mitteleuropa, sondern über Westeuropa nach Süden entwickelt und auf seiner Vorderseite instabile, jedoch vergleichsweise warme Luftmassen nach Deutschland führt.

Schauer und Gewitter bleiben bei Temperaturen von +20 bis +24 Grad erhalten. Ist ein Schauer kräftiger und länger andauernd, so sinken die Werte auf bis +16 Grad ab. Mit anderen Worten formuliert - der Frühsommer hat im Juni ein hohes Potential sich durchzusetzen. Schaun mer mal.

Eine nachhaltig sommerliche Wetterentwicklung ist nicht zu erwarten - die wechselhafte Südwestwetterlage bleibt ein Favorit
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine nachhaltig sommerliche Wetterentwicklung ist nicht zu erwarten - die wechselhafte Südwestwetterlage bleibt ein Favorit © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
2. Juni +10 bis
+24 Grad
+15 bis
+20 Grad
6. Juni +14 bis
+31 Grad
+20 bis
+22 Grad
11. Juni +14 bis
+28 Grad
+21 bis
+23 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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