Wetter Frühling Deutschland 2024: Rekordwarm, sehr nass bei normaler Sonnenscheindauer
Nach einem rekordwarmen Februar, folgte ein rekordwarmer März. Die Temperaturanomalie konnte weder mit einem deutlich zu warmen April noch mit einem erheblich zu warmen Mai nicht mehr ausgeglichen werden und so folgte ein rekordwarmer Frühling.
Eigentlich sollten sich die Wetterlagen in regelmäßigen Abständen abwechseln. Zudem sind zonale Wetterlagen über Europa normal
, bei der aus westlichen Richtungen immer wieder Tiefdrucksysteme mit Wind und Regen in Richtung Deutschland drängen.
Keine Zonalisierung
Doch diese Zonalisierung blieb in diesem Frühling aus. Eine Regenerierung der atlantische Frontalzone fand schlichtweg nicht statt. Und so dominierte eine meridional verlaufende Grundströmung das Frühlingswetter über Deutschland. Zwischendurch kam es zu einer gestörten Zirkulation, die deshalb so genannt wird, da sie eine Westwetterlage verhindert und mit einer Ost-West-Strömung das exakte Gegenteil davon ist.
Daten und Fakten Wetter Frühling 2024
Temperatur
- Durchschnittstemperatur: +10,87 Grad
- Abweichung 1961 und 1990: +3,22 Grad
- Abweichung 1991 und 2020: +2,0 Grad
Regen
- Durchschnittliche Niederschlagsmenge:
230,6 l/m² - Sollwert: 185 l/m²
- Prozentuale Sollerfüllung: 123 Prozent
Sonne
- Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 486 Stunden
- Sollwert: 459 Stunden
- Prozentuale Sollerfüllung: 103 Prozent
Ein Frühling der Gegensätze - Rekordwarmer März
Eine meridionale Grundströmung sorgt aber nicht grundsätzlich für kaltes Wetter, sondern ist auch für warme und trockene Wetterlagen verantwortlich. Entscheidend ist die Position des Hochdrucksystems und die war im März noch in der Konstellation, dass dieser im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Anomalie von +4,0 Grad extrem zu warm ausfiel und damit schon einmal eine Ansage war (91/20: +2,9 Grad). Damit stellte dieser März bisher alles in den Schatten, was an Temperaturen seit 1881 aufgezeichnet wurde. Rekordwarm.
Die Wärme im März war einer meridionalen Grundströmung zu verdanken. Im April kam prompt der Umschwung. Zwar begann der Monat noch mit teils sommerlichen Temperaturen und am 6. April konnte mit +30,1 Grad über Ohlsbach (Baden-Württemberg) auch der erste Hochsommertag des Jahres verbucht werden, doch Mitte des Monats sorgte kalte Luft aus nördlichen Richtungen für einen markanten Wetterumschwung. Ein Tief positionierte sich im Bereich zwischen Skandinavien, der Barentssee und Karasee, während sich das Hoch auf den Atlantik zurückzog und dort als Blockadehoch agierte. Die Folge war klassisches Aprilwetter mit ungewöhnlich zahlreichen und örtlich gewittrigen Schnee- und Graupelschauern bis auf tiefere Lagen herab. Die tiefste Temperatur des Frühlings entstammte kurioserweise nicht aus dem März, sondern wurde mit -8,8 Grad über Deutschneudorf-Brüderwiese am 23. April über Sachsen registriert.
Im Mai zeigte sich ein außergewöhnlicher Temperatursprung und lies die Temperaturen am 1. Mai auf bis +28 Grad ansteigen. Zwar konnte der Hochsommertag aus dem April nicht mehr überboten werden, doch waren die +29,8 Grad über Manschnow (Brandenburg) am 22. Mai nah dran.
Sommer-, Frost- und Eistage
Im Frühling 2024 gab es über Deutschland insgesamt 0,18 Eistage (normal: 1,9 Tage), 8,9 Frosttage (normal: 20,6 Tage) und 20 Bodenfrosttage (normal: 30,4 Tage). An 5,5 Tagen gab es Sommertage (normal: 2,4 Tage).
Saison | Eistage | Frosttage | Bodenfrosttage | Sommertage |
---|---|---|---|---|
Frühling 2024 | 0,18 (1,9) Tage | 8,9 (20,6) Tage | 20 (30,4) Tage | 5,5 (2,4) Tage |
Das Wetter im Frühling 2024 - Rekordwarm
Am Ende schaffte es der Frühling 2024 auf eine durchschnittliche Temperatur von +10,87 Grad und lag mit +3,2 Grad über dem Durchschnittswert von 1961 und 1990.
Anders sieht es aus, wenn man den - wärmeren - Bezugszeitraum von 1991 und 2020 heranzieht. In diesem Fall war das Frühjahr 2024 mit einer Differenz von +2,0 aber noch immer deutlich zu warm.
Im Verhältnis zueinander waren im Vergleich zu 1961 und 1990 in den vergangenen 20 Jahren die Frühlingsmonate in 80 Prozent der Fälle zu warm, 15 Prozent normal und in 5 Prozent zu kalt.
Das wärmste Bundesland war mit einer durchschnittlichen Temperatur von +11,8 Grad Brandenburg (Anomalie: +3,8 Grad). Frischer war es mit +10,3 Grad über Bayern und Baden-Württemberg (Anomalie: +2,6 Grad Baden-Württemberg; +3,0 Grad Bayern).
Monat | Temperatur | Temperatur-Abweichung (1961/1990) | Temperatur-Abweichung (1991/2020) |
---|---|---|---|
März 2024 | +7,5 Grad | +4,0 Grad | +2,9 Grad |
April 2024 | +10,5 Grad | +2,72 Grad | +1,12 Grad |
Mai 2024 | +15,04 Grad | +2,93 Grad | +1,93 Grad |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961–1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +3,8 Grad |
Baden-Württemberg | +2,6 Grad |
Bayern | +3,0 Grad |
Hessen | +2,9 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +3,7 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +3,6 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +3,1 Grad |
Rheinland-Pfalz | +2,7 Grad |
Schleswig-Holstein | +3,4 Grad |
Saarland | +2,3 Grad |
Sachsen | +3,5 Grad |
Sachsen-Anhalt | +3,6 Grad |
Thüringen | +3,4 Grad |
Ein nasses Frühjahr 2024
Trotz - oder gerade wegen - der Wärme gab es immer wieder Niederschlag unterschiedlichster Intensität. Nur der März war zu trocken, der Rest zu nass. Im Mai gab es zudem regional sintflutartigen Regen, welcher zunächst den Westen und Südwesten und später den Süden unter Wasser setzte. Teilweise mit unwetterartigen Regensummen, welche in manchen Regionen zu Jahrhunderthochwassern zu einem hohen Schaden führte. Keller liefen voll, Straßen wurden unter- und überspült und Hänge rutschten ab. Ein Extremwetterereignis nach dem anderen.
Der meiste Niederschlag wurde mit 809,3 l/m² über Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) gemessen, während sich mit gerade einmal 54,8 l/m² über Neutrebbin (Brandenburg) eine Dürre bemerkbar machte. Den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden gab es mit 140,8 l/m² am 31. Mai über Sontheim (Baden-Württemberg).
Das nasseste Bundesland war mit einer Regensumme von 378 l/m² das Saarland (175 Prozent), während über Brandenburg gerade einmal 116 l/m² erzielt wurden (90,3 Prozent).
Also ja, die Niederschläge waren ungleich verteilt, wie man unschwer aus der unten stehenden Bilanz entnehmen kann.
Monat | Niederschlag | Sollerfüllung Niederschlag |
---|---|---|
März 2024 | 45,6 l/m² | 80 Prozent |
April 2024 | 66,1 l/m² | 116,7 Prozent |
Mai 2024 | 196 l/m² | 105 Prozent |
Niederschlagsbilanz
Im Flächenschnitt gibt es im Frühling normalerweise an 7,3 Tagen eine Schneedecke zu bestaunen. In diesem Frühling gab es an 0,61 Tagen eine Schneedecke, die nur kurz und phasenweise bis auf das Flachland Bestand hatte.
Im Schnitt gab es im Frühling an 6,34 Tagen Dauerregen mit mehr als 10 l/m². An 33 Tagen gab es Niederschlag mit mehr als 1 l/m².
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961–1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 90,3 % |
Baden-Württemberg | 135,8 % |
Bayern | 126,9 % |
Hessen | 123,5 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 125,9 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 124,2 % |
Nordrhein-Westfalen | 138,5 % |
Rheinland-Pfalz | 151,7 % |
Schleswig-Holstein | 139,2 % |
Saarland | 175,5 % |
Sachsen | 75,8 % |
Sachsen-Anhalt | 103,2 % |
Thüringen | 106,7 % |
Viel Sonne über dem Osten und Südosten
Während über dem Westen und Norden und Teile vom Südwesten eine ausgeglichene Sonnenscheinbilanz im Frühling vorweisen konnten, gab es über dem Osten und Südosten ein Überschuss an Sonnenschein. Den meisten Sonnenschein aber konnte sich mit 641 Stunden Berlin-Dahlem sichern.
Vergleichsweise wenig Sonnenschein gab es mit 338 Stunden über dem Feldberg (Schwarzwald; Baden-Württemberg).
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 und 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 112,1 % |
Baden-Württemberg | 97,4 % |
Bayern | 106,3 % |
Hessen | 97,6 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 106,4 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 106,4 % |
Nordrhein-Westfalen | 104,1 % |
Rheinland-Pfalz | 90,9 % |
Schleswig-Holstein | 103,1 % |
Saarland | 92,9 % |
Sachsen | 114,8 % |
Sachsen-Anhalt | 109,3 % |
Thüringen | 105,5 % |
Ein rekordwarmer Frühling
Es mag einem vielleicht nach dem unwetterartigem Niederschlag so vorkommen, doch war dieser Frühling extrem zu warm - so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das ist nach dem Rekordjahr 2023, dem Rekordmonaten Februar und März dann doch äußerst ungewöhnlich und in Kombination mit dem Extremwetterereignis ein klares Resultat der fortschreitenden Klimaerhitzung. Insbesondere vor dem Hintergrund der sich nicht mehr regenerierenden atlantische Frontalzone, dem Erhalt einer schwachgradientigen Großwetterlage und einem quasistationärem Verhalten der Störimpulse.
Auf der nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter im Sommer 2024 entwickeln kann.